Monatliches Archiv
Alfred Kerr als Chronist
Vom 1. Januar 1895 bis zum 25. November 1900 veröffentlichte Alfred Kerr in der Wochenendausgabe der Breslauer Zeitung regelmäßig mit lockerer Hand geschriebene Betrachtungen über das Leben in der Reichshauptstadt. Als Günther Rühle 1997 erstmals 134 dieser „Berliner Briefe“ herausgab, überschlug sich selbst Marcel Reich-Ranicki mit Lob: „Die Geschichte des deutschen Feuilletons muss neu geschrieben werden.“ Es handele sich um das wichtigste Buch des Jahres 1997.
Kindergerecht oder kapitalgetrieben?
Krisenmanagement im Corona-Kapitalismus
Seit Beginn der Corona-Pandemie stehen Schulen und Kindereinrichtungen immer wieder im Fokus der öffentlichen Debatte: Mal wurden Schulen über längere Zeit geschlossen, mal blieben sie trotz rasant steigender Infektionszahlen offen. Mit den Konsequenzen der Pandemie und des Krisenmanagements für Kinder und Jugendliche setzt sich der Beitrag von Michael Klundt auseinander. Dabei werden Implikationen erörtert, Ursachen und Anlässe unterschieden sowie Alternativen skizziert.
Strolling down the Class Avenue
Mit Badiou an den Intersektionen zur Hauptstraße
Der folgende Beitrag von Mai-Anh Boger besteht aus sechs Straßen-Notizen, die jeweils mit einer (kritischen) Rückfrage an den Diskurs um Klassismus einhergehen. Den durch den Entstehungskontext bedingten Skizzencharakter hat die Autorin beibehalten.
Wir kehren hier am Prado in Marseille an sechs Kreuzungspunkten ein und fragen mit drei Texten von Alain Badiou im Gepäck nach Klassenverhältnissen
1) in einer Jazz-Kneipe
2) am höchsten Punkt, von dem aus man die alle Milieus verschlingende und verbindende Hauptstraße überblickt
Der Zeit die Stirn bieten
Eine neue Möglichkeit, Heinrich und Thomas Manns Engagement für Zusammenhalt aufzunehmen
Dies war meine Art, lieber Heinrich, den letzten drei Jahren die Stirn zu bieten“, las Heinrich Mann in „Joseph der Ernährer“, als Bruder Thomas ihm im Oktober 1936 sein neuestes Werk schickte. „So viel Vertiefung und Beständigkeit sind unzweifelhaft die allerrühmlichste Art, den Zeiten zu begegnen“, beeilte er sich zu antworten. Gut drei Jahre zuvor waren Beiden die Grundlagen ihrer bisherigen Existenz entzogen worden. Keine drei Jahre später ging die Zerstörung der europäischen Zivilisation und Kultur, in denen sie wurzelten, in Krieg über.
Nach der Revolution ist vor dem Putsch
Hefteditorial iz3w 388 (Januar/Februar 2022)
Vom Patriarchat der Dinge
Nunmehr bereits in 4. Auflage beschreibt die Journalistin und Podcasterin Rebekka Endler Begebenheiten, die Frauen im Detail nur allzu gut kennen und doch in dieser Tragweite häufig nicht reflektieren. Es beginnt mit einer scheinbaren Banalität – der Nutzung eines Männerklos um der Schlange vor dem Damenklo zu entgehen … und führt zu einer Recherche von „patriarchalen Ideen, die unsere Gesellschaft prägen, […] über ihren Einfluss auf das ganz alltägliche Design in unserer Umwelt und unserem Leben“.