Gesellschaft
„Das ist nicht mehr menschenwürdig“
Ein Gespräch mit Monika Sonnenberg, Ulrich Sigrist, Sven Vollmer und Ingo Schomburg über den Pflegenotstand und die Kommerzialisierung der Krankenhäuser
Der Pflegenotstand in Deutschland hat dramatische Züge angenommen. Die Ökonomisierung bzw. Kommerzialisierung des Gesundheitswesens hat u.a. zur Schließung von Krankenhäusern geführt. Gegen den neoliberal-kapitalistischen Ausverkauf des Gesundheitssystems haben sich Bürgerinitiativen organisiert, die den Kampf um den Erhalt der Krankenhäuser und gegen die Zentralisierung organisieren. Sie kämpfen gegen eine profitorientierte und für eine menschenfreundliche Krankenversorgung, für eine bedarfsgerechte, gemeinwohlorientierte Pflege, für Krankenhäuser statt Krankenfabriken.
Eine radikale Kapitalismuskritik
Was ist der Kapitalismus? Und was wäre eine Alternative? – Das sind die Hauptfragen, die Nancy Fraser in ihrem neuen Buch „Der Allesfresser“ behandelt. Sie beantwortet beide Fragen auf ihre Weise: politisch, feministisch, metaphorisch und äußerst zugespitzt. Den Ausgangspunkt dafür bildet ihr Verständnis der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung als „kannibalischer Kapitalismus“, als ein Regime, das nichts anderes mehr vorstellt als „eine institutionalisierte Fressorgie, deren Hauptgericht wir selbst sind“.
Zeitenwende ohne Vierte Gewalt
„Derzeit verhält sich Deutschland, einschließlich der sogenannten Qualitätsmedien, als ob wir im Krieg wären“, stellte der deutsche Soziologe Wolfgang Streeck kürzlich fest. Nachzulesen in der Wiener Zeitschrift für internationale Politik International. Die „kriegerische Disposition“ sieht er vor allem bei den deutschen Grünen.
Dein Bauch gehört mir
Der patriarchale Kern des Autoritarismus
Im Stechschritt verstolpert
Themeneditorial iz3w 396 (Mai/Juni 2023) zu "Autoritarismus"
Der lange Schatten des Genozids
Hefteditorial iz3w 396 (Mai/Juni 2023)
Berge von alter Kleidung häufen sich auf den Bankreihen der ehemaligen katholischen Kirche in Nyamata. Die heutige Gedenkstätte erinnert an die Ermordeten des Genozids in Ruanda im Jahr 1994. Innerhalb von knapp hundert Tagen tötete das rassistische Hutu-Regime fast eine Million Menschen, die ihnen als Tutsi, gemäßigte Hutu oder Twa galten. Fast drei Jahrzehnte später lebt der ‚Konflikt‘ im Nachbarland fort: Tutsi-Vertreter*innen und Menschenrechtsbeobachter*innen berichten von systematischen Gewalttaten im angrenzenden Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK).
„Mit dem Essen kommt der Appetit“
Stimmen von Israelis, die vor der Gründung Israels nach Palästina eingewandert waren
Seit Monaten demonstrieren in Israel hunderttausende Israelis gegen die Pläne der ultra-rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu. Allein am 5. März 2023 sind 250.000 Israelis auf die Straße gegangen. Die Regierungskoalition will die israelische Demokratie in ein autokratisches System umwandeln. Die Gewaltenteilung soll durch eine Justizreform abgeschafft werden, auch um die vielen Strafverfahren wegen Korruption gegen Netanjahu abzublocken.
Mit dem Überleben beschäftigt
Es gab Zeiten – und es gibt nach wie vor einen Haufen Orte – auf dieser Welt, da war es Leistung genug, zu Überleben. Die Geburt, das Säuglingsalter, die Kindheit. Ganz zu schweigen davon, älter als 30, 40 zu werden. Diese Zeit, dieser Ort ist definitiv nicht jetzt und hier. Hier und jetzt fängt die (Über-)Lebensleistung ab dem 100. Lebensjahr an. Für die Jahre 0 bis 99 hat sich irgendwie die Verwertungslogik eingeschlichen, man weiß gar nicht, wann und wie das nur passieren konnte.
Originalgesicht und Doing Aging
Über das Älterwerden im Kulturbereich
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und auch in Hinblick auf die weiterhin nicht eingelöste Geschlechtergerechtigkeit müssen wir uns fragen, ob unsere Gesellschaft den richtigen Umgang mit dem Älterwerden hat. Denn wir werden zunehmend auf die geistig-intellektuelle Kraft älterer Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft angewiesen sein. Passt dies zu unserem weitgehend undifferenzierten und marktgetriebenen Altersbild?