Klein, Wolfgang
Aktuelle Beiträge der Autorin / des Autors
Der Zeit die Stirn bieten
Eine neue Möglichkeit, Heinrich und Thomas Manns Engagement für Zusammenhalt aufzunehmen
Dies war meine Art, lieber Heinrich, den letzten drei Jahren die Stirn zu bieten“, las Heinrich Mann in „Joseph der Ernährer“, als Bruder Thomas ihm im Oktober 1936 sein neuestes Werk schickte. „So viel Vertiefung und Beständigkeit sind unzweifelhaft die allerrühmlichste Art, den Zeiten zu begegnen“, beeilte er sich zu antworten. Gut drei Jahre zuvor waren Beiden die Grundlagen ihrer bisherigen Existenz entzogen worden. Keine drei Jahre später ging die Zerstörung der europäischen Zivilisation und Kultur, in denen sie wurzelten, in Krieg über.
Ein erbitterter Idealist - Heinrich Mann
Von Heinrich Mann, der am 27. März vor 150 Jahren geboren wurde, wäre nicht mehr die Rede, hätte er seinem Vater gehorcht. Als ältester Sohn hätte er nach dessen Tod die „Johann Siegmund Mann Getreidehandlung. Kommissions- und Speditionsgeschäfte“ übernommen und es vielleicht sogar wie dieser zum Finanz- und Wirtschaftssenator gebracht. Oder wäre er wie Senator Buddenbrook aus dem Werk seines jüngeren Bruders in den besten Jahren verschieden?
Imaginäre Ansprache im Deutschen Bundestag
Herr Präsident, meine Damen und Herren!
Der Migrationspakt der Vereinten Nationen ist in diesem Haus mehrfach mit dem Hinweis verteidigt worden, er belasse die Souveränität über die Flüchtlingspolitik doch bei den einzelnen Staaten. Das ist richtig, und es ist schwachbrüstig. Der Pakt erfordert stärkere Fürsprache – unter anderem durch weitere Aufklärung über die Traditionen, in denen der Angriff auf ihn steht, und durch genauere Festlegungen zu einem Handeln in seinem Sinne.
Schriftstellerkongress vor 80 Jahren
Eine ältere Zeitgenossin fragte sich und mich neulich: „Wo sind die Intellektuellen heute? Gibt es diese noch, wie damals 1935, als alle nach Paris eilten, im Sinne von Julien Benda: ‚Das Gesetz des clerc lautet – selbst dann, wenn das ganze Universum vor dem zur Weltherrschaft gelangten Unrecht in die Knie fällt – aufrecht zu bleiben und ihm das menschliche Gewissen entgegenzuhalten.’“