Gesellschaft

Der lange Schatten des Genozids

Hefteditorial iz3w 396 (Mai/Juni 2023)

Berge von alter Kleidung häufen sich auf den Bankreihen der ehemaligen katholischen Kirche in Nyamata. Die heutige Gedenkstätte erinnert an die Ermordeten des Genozids in Ruanda im Jahr 1994. Innerhalb von knapp hundert Tagen tötete das rassistische Hutu-Regime fast eine Million Menschen, die ihnen als Tutsi, gemäßigte Hutu oder Twa galten. Fast drei Jahrzehnte später lebt der ‚Konflikt‘ im Nachbarland fort: Tutsi-Vertreter*innen und Menschenrechtsbeobachter*innen berichten von systematischen Gewalttaten im angrenzenden Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK).

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„Mit dem Essen kommt der Appetit“

Stimmen von Israelis, die vor der Gründung Israels nach Palästina eingewandert waren

Seit Monaten demonstrieren in Israel hunderttausende Israelis gegen die Pläne der ultra-rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu. Allein am 5. März 2023 sind 250.000 Israelis auf die Straße gegangen. Die Regierungskoalition will die israelische Demokratie in ein autokratisches System umwandeln. Die Gewaltenteilung soll durch eine Justizreform abgeschafft werden, auch um die vielen Strafverfahren wegen Korruption gegen Netanjahu abzublocken.

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Mit dem Überleben beschäftigt

in (18.04.2023)

Es gab Zeiten – und es gibt nach wie vor einen Haufen Orte – auf dieser Welt, da war es Leistung genug, zu Überleben. Die Geburt, das Säuglingsalter, die Kindheit. Ganz zu schweigen davon, älter als 30, 40 zu werden. Diese Zeit, dieser Ort ist definitiv nicht jetzt und hier. Hier und jetzt fängt die (Über-)Lebensleistung ab dem 100. Lebensjahr an. Für die Jahre 0 bis 99 hat sich irgendwie die Verwertungslogik eingeschlichen, man weiß gar nicht, wann und wie das nur passieren konnte.

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Originalgesicht und Doing Aging

Über das Älterwerden im Kulturbereich

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und auch in Hinblick auf die weiterhin nicht eingelöste Geschlechtergerechtigkeit müssen wir uns fragen, ob unsere Gesellschaft den richtigen Umgang mit dem Älterwerden hat. Denn wir werden zunehmend auf die geistig-intellektuelle Kraft älterer Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft angewiesen sein. Passt dies zu unserem weitgehend undifferenzierten und marktgetriebenen Altersbild?

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Fachkräftemangel wegen fehlendem "Bock auf Arbeit"?

Arbeitgeberpräsident Steffen Kampeter forderte jüngst unter anderem längere Arbeitszeiten und mehr „Bock auf Arbeit“, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Ich befürchte“, so Kampeter, „die ganze Gesellschaft hat durch staatliche Fürsorge, durch Rettungsprogramme, Doppel-Wumms und alle möglichen Formen der staatlichen Abfederung vergessen oder verlernt, dass das Geld auch erwirtschaftet werden muss.“ Starker Tobak!

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Unipolar war gestern

Die multipolare Welt­ordnung befördert den Autoritarismus
Das Eintreten vieler Linker für das Konzept der Multipolarität verteidigt faktisch Autoritarismus. Derzeit werden autoritäre Staaten wie Indien, Russland, Pakistan, Türkei oder Iran regionale Hegemonialmächte. Die Volksrepublik China agiert als Weltmacht. Das macht die Welt nicht besser. Was sagt die Linke dazu? Ein Debatten-Beitrag, der zuerst in der Zeitschrift The India Forum erschien.
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Antje Vollmer, Salut

in (27.03.2023)

Es ist nicht einfach, Antje Vollmers zu gedenken, eines besonderen, reichen Lebens und Wirkens wegen, das man nicht kurz beschreiben kann und das doch lange in Erinnerung behalten werden wird. Als wir uns im Sommer 2012 in Berlin trafen, zum 100. Geburtstag von Carl Friedrich von Weizsäcker, da beklagte sie sich, dass in Wikipedia Dinge stünden, die nicht wahr, aber auch nicht korrigierbar wären. Trotzdem kann man dort einen Eindruck bekommen von einem ungewöhnlichen, sich treu gebliebenen Leben.

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Chinesische Gegenwartskunst

Zwischen westlicher Kunst und eigenkultureller Reflexion

Der Beitrag von Yan Xu-Lackner versucht einige Aspekte chinesischer im Zusammenprall mit westlicher Gegenwartskunst und eigenkultureller Reflexion zu beleuchten. Der Einstieg in die frühe Phase soll zum einen die Entwicklung und die offizielle Wahrnehmung der Gegenwartskunst - anfangs oft durch Misstrauen und gar Ablehnung gekennzeichnet - verdeutlichen, und zum anderen diesen schwierigen Prozess der Duldung bis hin zur Förderung begreiflich machen.

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Die "Weiße Rose" - studentischer Widerstand

Als die Geschwister Scholl im Februar 1943 bei ihrer antifaschistischen Flugblattaktion in München verhaftet und bereits wenige Tage später verurteilt und ermordet wurden, waren studentische Widerstandsaktionen in Deutschland extrem ungewöhnlich. Ulrich Schneider beschreibt den Kontext, in dem die Aktionen der "Weißen Rose" stattfanden und beleuchtet die gesellschaftliche Orientierung von Studierenden im faschistischen Deutschland.

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Studentische Protestbewegungen

Ein historischer Überblick

Studentische Bewegungen und Proteste bilden ein wiederkehrendes Phänomen politischer Kultur. Oft beherrschen kulturell und medial kolportierte Rezeptionsschemata, meist unterlegt durch Bilderwelten aus dem Kontext der antiautoritären "68er"-Bewegung, die Wahrnehmung dieses Phänomens. Dabei geraten mitunter aufschlussreiche und historisch tief verwurzelte Strukturmerkmale aus dem Blickfeld.

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