Millionen von Tieren leiden unter schlechten Transportbedingungen. Alles nur für die Profite der Fleischindustrie.
Acht Tage Fahrt bis in den Libanon, in einem zugigen Anhänger, dicht
gepresst an einen im Sterben liegenden Artgenossen und im eigenen Kot
stehend: Das haben die meisten Bullen noch vor sich, wenn sie in den
Tiertransport-Lkw über deutsche Autobahnen fahren.
Pferde, die von Osteuropa nach Süditalien verbracht werden, sind fünf
Tage unterwegs; viele von ihnen mit unerträglichen Schmerzen, da sie
sich während des Transportes Knochen brechen. Schafe werden in vier
Tagen von Portugal nach Griechenland gefahren, manche tragend oder
gebärend, oft ohne Wasser- und Nahrungsversorgung.
Mehr als 360 Millionen Tiere werden jedes Jahr unter den grausamsten
Bedingungen quer durch Europa ihrem Tod entgegen transportiert.
Geflügel ist dabei noch gar nicht eingerechnet. Egal welche Tierart sie
betreffen, diesen Transporten ist vieles gemein: Die Tiere sind
maßloser Qual, Todesangst und unvorstellbarem Leid ausgesetzt, sie
befinden sich auf dem Weg zum Schlachthof, und die Bedingungen ihrer
Fahrt bestimmen sich nur nach einem Maßstab: Dem Profit, der aus ihren
Körpern zu schlagen ist, beziehungsweise der möglichst kostensparenden
Verbringung zu Orten, an denen das Schlachten ein wenig günstiger ist
als in dem Land, in dem die Tiere aufgezogen und gemästet wurden.
Fleischkonsum als Ursache
Der Schlachttransport steht am Ende der langen
Fleischproduktions-Kette. Die Tiere kommen aus Massentierhaltung, haben
teilweise in ihrem ganzen Leben noch nie das Tageslicht gesehen. Meist
konnten sie grundlegendste Bedürfnisse wie ausreichend Schlaf und Ruhe
nicht befriedigen. „Vieh" ist eine Ware - in den Augen der Händlerinnen
und Händler handelt es sich nicht um schützenswerte Lebewesen, die
unseren Respekt verdienen, sondern um bloße Sachen, die möglichst
billig eingekauft, verarbeitet und mit möglichst viel Gewinn
weiterverkauft werden müssen.
In nordafrikanischen, süd- oder osteuropäischen Ländern ist das
Schlachten oft weitaus preiswerter als auf Schlachthöfen zum Beispiel
in Deutschland - nicht zuletzt aufgrund der niedrigeren Löhne für die
Angestellten. Das ist aber nur ein Grund, weshalb „Schlachtvieh" oft
tagelang herumgefahren wird, bis es getötet wird. Eine Rolle spielen
auch die geringeren Tierschutzstandards in den südlicher gelegenen
Ländern und die Tatsache, dass die Transporte dort seltener
kontrolliert werden.
Zwar gilt innerhalb Deutschlands für die Transporte eine Höchstdauer
von acht Stunden, außerhalb des Landes gibt es aber (bei Einhaltung von
Zwischenstopps) meist keine zeitliche Beschränkung - teilweise sind
regelmäßige Zwischenstopps verpflichtend. Die EU-Regelungen fordern
zwar Mindeststandards, was Anzahl der Tiere, Wasserversorgung oder Maße
der Fahrzeuge angeht, diese sind aber keinesfalls tierfreundlich.
Ganz offensichtlich können sich die Politikerinnen und Politiker nicht
dazu durchringen, eine Regelung zu treffen, die den Schutz der Tiere in
den Vordergrund stellt und sich nicht an den Gewinninteressen der
Transportunternehmen orientiert. Bis 2005 wurde die Ausfuhr von Rindern
wegen der Überproduktion in Europa sogar noch finanziell unterstützt!
Dafür kann jede/r selbst aktiv werden: Wer nicht ganz auf Fleisch
verzichten will, kann es zumindest beim örtlichen Biohof kaufen, der
die Tiere meist in der Region schlachten lässt. Dennoch: Wenn wir gar
kein Fleisch mehr essen, müssen auch keine Tiere mehr die grausamen
Transporte erleiden. Und man kann andere Menschen darüber informieren,
was für eine „Reise" ihr Steak schon hinter sich hat - zum Beispiel
durch Aktionen am 1. Juli, dem Tag gegen Tiertransporte.
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