Oder einfach: Adbusting
Von der Hauswand gegenüber lächelt dich eine botoxvergiftete Mittfünfzigerin an, sagt dir du sollst dir die neuste Antifaltencréme kaufen, die Leuchtreklame drumherum versaut die Sicht auf den Sternenhimmel und in der Bushaltestelle will dir Alice Schwarzer weismachen, dass die Bildzeitung die Wahrheit erzählt. Werbung nervt!
Adbusting, eine politische Kunstform
Adbusterinnen und Adbuster unternehmen etwas gegen Werbung im
öffentlichen Raum. Adbusting heißt dabei soviel wie „Werbung
zerstören". Oft geht Adbusting jedoch weit über Zerstörung hinaus. Es
hat sich gar zu einer Kunstform entwickelt, die wie andere Formen von
Streetart, also Straßenkunst, mit einer Menge Kreativität aufwartet.
Die kreativen Köpfe hinter solchen Aktionen kritisieren, dass Werbung
falsche Bilder der Wirklichkeit verbreite. Als einfachstes Beispiel: so
gut wie kein Werbefoto spiegelt die Realität wieder. Models werden
durch Schminke und viel Bildbearbeitung schlanker, jünger und angeblich
hübscher gemacht. Nahrungsmittel werden für Fotos durch Plastik ersetzt
und Atomkraft wird zur Klimaretterin. AdbusterInnen machen solche
Werbung „unsichtbar", indem sie sie zum Beispiel einfach übermalen,
oder parodieren Werbung durch hinzufügen von Schriftzügen, Malereien
oder anderen kreativen Elementen. Die Umweltschutzorganisation
Greenpeace hat beispielsweise im Oktober diesen Jahres mehrere
Mercedes-Werbungen umgestaltet. Auf diesen - in Berlin sogar 50 Meter
breiten - Plakaten hat der Autohersteller ursprünglich seinen neusten
Geländewagen beworben. Die Greenpeace-AktivistInnen klebten dem
Klimaschwein rosa Öhrchen und eine Schweinenase an, um auf den hohen
Spritverbrauch und CO2-Ausstoß hinzuweisen.
Doch für ein gelungenes Adbusting braucht es nicht immer einen
Klettertrupp an einer 50 Meter-Plakatwand. Schon eine Spraydose und
eine kreative Idee können ungewünschte Werbung zu politischer Kunst
werden lassen.
Mehr Infos:
http://www.attacmarburg.de/adbusting/
http://www.rebelart.net/diary/?cat=12
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