Kultur
Tiefenverspannungen und moralische Paniken
Vom Auseinanderfallen gesellschaftlicher und gefühlter Problemlagen
Gemachtes Vergessen im Buch
Etwas vergessen zu machen bedeutet, etwas zum Verschwinden zu bringen, was einmal gewusst wurde. Nicht von allen sicherlich, aber doch als Wissen mit gesellschaftspolitischen Konsequenzen. Es kann nach Aleida Assmann in verschiedenen Praktiken wie Löschen, Verbergen, Verschweigen, Überschreiben, Ignonieren, Neutralisieren und Leugnen geschehen. Die Shoah spielte für den moralisch-politischen Bedeutungszuwachs des Erinnerns eine zentrale Rolle.
Vergessen gemachte Utopien
Anarchistisches Schreiben im Spanien der 1920er- und 1930er-Jahre
Geht es nach Umberto Eco, ist ein aktives Vergessen eine Sache der Unmöglichkeit. Seine Überlegungen zur ars oblivionalis halten klar fest: Bewusste Techniken des Vergessens gibt es nicht; das Vergessen ist viel mehr ein Resultat „natürlicher Ereignisse“. Dennoch zeigt sich mit Blick auf so manche kulturelle Bewegung, die heute nur mehr wenigen bekannt ist, der Aspekt der Vorsätzlichkeit.
Kunst schafft Erinnerung
Zur (Wieder-)Entdeckung verfemter Kunst und Künstler:innen
Der Beitrag jüdischer Künstler:innen zur westlichen Moderne ist im Anschluss an den Nationalsozialismus häufig dem Vergessen anheimgefallen. Damit sind Kontaktzonen der Geschichte verdrängt worden, die es wieder zu beleuchten gilt.
Grenzwertig
Hefteditorial iz3w 404 (September/Oktober 2024)
Wir können es nicht lassen: Einmal wieder schauen wir an die EU-Außengrenzen und die damit verbundene Migrationspolitik der EU. Bei der ganzen Polemik gegen Geflüchtete fällt es immer schwerer, die demokratischen und rechtsextremen Positionen auseinanderzuhalten. Hierzulande lässt Abschiebekanzler Scholz es ahnen: Rechte Asylpolitik machen auch die Parteien der sogenannten Mitte. Anfang Juli kündigt eine unscheinbare Meldung aus Polen an, wie Rechtsaußenpositionen in das ganz normale Behördenhandeln Einzug halten.
„Also habe ich mich für den Anarchismus entschieden“
Erinnerungen an den Regisseur, Autor und gewaltfreien Anarchisten Peter Lilienthal (1929-2023)
Am 28.4.2023 ist Peter Lilienthal im Alter von 93 Jahren in seiner langjährigen Wahlheimatstadt München gestorben. Peter war einer der bedeutendsten Filmemacher der Bundesrepublik. Von Tagesschau, Frankfurter Rundschau, FAZ, Welt bis Süddeutsche Zeitung sind zahlreiche Nachrufe auf ihn erschienen. Deshalb habe ich lange gezögert, auch einen Nachruf für ihn zu schreiben.
Bildungsversprechen, Integration und Widerständigkeit im Migrationskontext
Der Antifaschist Heinrich Mann
1930-1933
Schon im Kaiserreich demaskierte der Schriftsteller Heinrich Mann1 den deutschen Spießbürger in seinem "Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen" (1905) - im Jahre 1930 unter dem Titel "Der blaue Engel" erfolgreich verfilmt. Manns grandioser Roman "Der Untertan" über das Kaiserreich konnte nur noch teilweise bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als Vorabdruck erscheinen, vollständig als Buch erst nach Kriegsende. In der Weimarer Republik verteidigte Mann die junge Demokratie.
Die Kunst spricht
Die Integration von Sprache, Schrift und Text in die bildende Kunst ist so alt wie diese selbst. Gerade in moderner und zeitgenössischer Kunst aber bietet sie erst Möglichkeiten, die Bedingungen jeder Repräsentation zu hinterfragen.
Kunst spricht. Wer heutzutage eine Ausstellung moderner oder zeitgenössischer Kunst besucht, wird mit recht großer Wahrscheinlichkeit auf Werke treffen, die sich direkt oder indirekt mit Schrift, Text oder Sprache auseinandersetzen.