Ich will den Kapitalismus lieben

Aber ich schaff es einfach nicht*

in (17.08.2008)

Dass Klimawandel, Hunger und Kriege wichtige Probleme sind, ist unumstritten. Eine Analyse und Kritik des Kapitalismus ist trotzdem - oder besser: gerade deswegen - dringend notwendig, da der Kapitalismus mit all diesen Problemen etwas zu tun hat, zum Teil sogar die Ursache dafür ist.

Was ist Kapitalismus?

Als Kapitalismus bezeichnet man das heute auf der Welt vorherrschende Wirtschaftssystem. Hauptmerkmal des Kapitalismus ist das Privateigentum an Produktionsmitteln. Produktionsmittel sind alles, was man zum Herstellen von Waren braucht, also Werkzeuge, Maschinen, Computer, Fabriken, Grund und Boden und vieles mehr. Diese Produktionsmittel gehören einigen Menschen, den so genannten KapitalistInnen, die Karl Marx, einer der bekanntesten Kapitalismuskritiker, als „Bourgeoisie" (Bürgertum) bezeichnet hat.

Dem gegenüber stehen die Menschen, die keine bzw. nicht genug Produktionsmittel besitzen, die so genannte ArbeiterInnenklasse, das Proletariat. Da diese Menschen trotzdem etwas zum Leben brauchen, sind sie gezwungen gegen einen Lohn bei KapitalistInnen zu arbeiten („Arbeitszwang"). Marx würde sagen: Sie müssen ihre Arbeitskraft verkaufen.

Die verschiedenen KapitalistInnen stehen meistens in Konkurrenz zueinander, und sind dadurch gezwungen möglichst viel Gewinn zu machen („Profitmaximierung"). Wenn eine Kapitalistin sich denkt „ich mache ab sofort keinen Gewinn mehr, und verteile mein Geld gerecht an alle ArbeiterInnen", dann dauert es wahrscheinlich nicht lange, bis das Unternehmen pleite geht, weil gleichzeitig die Produktionsprozesse weitergehen und andere KapitalistInnen ihren Gewinn in neues Kapital, also in noch mehr Maschinen und Fabriken, investieren. Sie häufen Kapital an („Akkumulation"), und verdrängen damit weniger profitable Unternehmen vom Markt.

Es sind folglich nicht alle KapitalistInnen „böse" Menschen, sie sind vielmehr meistens durch das System gezwungen, ihre ArbeiterInnen auszubeuten. Das funktioniert, indem sie die Produkte, die die ArbeiterInnen produzieren, verkaufen; den Erlös aus diesen Produkten aber nicht komplett den ArbeiterInnen geben, sondern einen Teil für sich behalten, um ihn danach teilweise neu anzulegen. Marx hat diesen Teil als „Mehrwert" bezeichnet.

Der Kapitalismus und seine Folgen

Eins muss man dem Kapitalismus lassen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Manchmal zumindest. Sie kann dazu motivieren, effizient zu produzieren oder neue Technologien zu entwickeln.

In vielen Fällen erweist sich Konkurrenz jedoch auch als sehr ineffektiv: Das zeigt sich beispielsweise bei der Nahrungsmittelvernichtung (siehe "Einfälle statt Abfälle" auf Seite 3) oder bei Werbung, die Unmengen Geld verschlingt, aber oft KonsumentInnen einfach nur täuscht. Bei der Entwicklung und Benutzung von Technologien ist Kooperation, also Zusammenarbeit, meistens sinnvoller als Konkurrenz.

Die Profitorientierung, die der Kapitalismus hervorbringt, kann in vielen Fällen als Ursache von Umweltzerstörung gesehen werden: Solange Unternehmen nicht vom Staat, den KonsumentInnen oder durch Aktionen zivilen Ungehorsams daran gehindert werden, die Natur zu ver- und missbrauchen, nehmen sie auf die Umwelt keine Rücksicht. Außerdem: Auch bei Kriegen geht es oft um kapitalistische Wirtschaftsinteressen, was inzwischen von offizieller Seite gar nicht mehr bestritten wird.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass der Kapitalismus unzählige Folgen hat, unser tagtägliches Leben in oft negativer Weise beeinflusst. Seit es den Kapitalismus gibt, wurden deshalb alternative Konzepte verschiedenster Art entwickelt.

Die Alternativen

Während die einen den Kapitalismus lediglich durch staatliche Maßnahmen (Auflagen, Verbote, Steuern usw.) „bändigen" wollen, fordern andere die Überwindung des Kapitalismus. Sie setzen dem Kapitalismus eine Vision einer solidarischen Gesellschaft entgegen, die wahlweise als Sozialismus, Kommunismus oder Anarchismus bezeichnet werden kann.

Oft wird behauptet, dass der so genannte „Realsozialismus" (also die Staatsform der Sowjetunion) gezeigt habe, solche nichtkapitalistischen Gesellschaftsformen könnten nicht demokratisch sein. Was Kapitalismus mit Demokratie zu tun hat, erscheint dabei jedoch fraglich: Was wie produziert wird, bestimmen im Kapitalismus diejenigen, die Kapital besitzen.

Mehr Infos: www.kapitalismuskritik.info

David W. (18) findet Kapitalismus doof.

 

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