Der feministische Protest nach der Berichterstattung zum Fall DSK zeigt Wirkung.
Die Berichterstattung war schauderhaft. In den ersten Tagen nach der Verhaftung von Dominique Strauss-Kahn war nur selten explizit vom Vorwurf der Vergewaltigung die Rede. Mit einem „Sex-Skandal“ oder einer „Sex-Affäre“ des ehemaligen IWF-Chefs wurde stattdessen getitelt. „Lebemann“, „kein Kind von Traurigkeit“ oder ein „Verführer französischer Schule“ wurde er dabei entschuldigend bis ehrfurchtsvoll genannt und augenzwinkernd fraternisierend von einem seiner letzten Bonmots in Freiheit berichtet: „Was für ein schöner Arsch!“, soll er auf der Reise nach New York über den Hintern einer Flugbegleiterin gesagt haben.
Der Journalist Jean-François Kahn versuchte die Vorwürfe gar allen Ernstes damit zu bagatellisieren, dass es alles andere als unüblich sei und eine lange Tradition habe, „Domestiken“ an die Wäsche zu gehen. Zahllose Kommentatoren sahen die sexuelle Libertinage überhaupt durch amerikanische Prüderie bedroht, und auch sozialistische Parteifreunde sprangen reflexartig für Strauss-Kahn in die Bresche. Es sei „schließlich niemand gestorben“, urteilte etwa der frühere Kultur- und Bildungsminister Jack Lang.
Das Opfer des mutmaßlichen Übergriffs hingegen, die 32-jährige, aus Guinea stammende Hotelangestellte Nafissatou D., Mutter einer 15-jährigen Tochter, firmierte nicht nur im Boulevard stets als das „afrikanische Zimmermädchen“.
Dass sich der mediale Tonfall inzwischen merklich verändert hat, verdankt sich vor allem den feministischen Protesten, die diesen Entgleisungen folgten. „Wir wissen nicht, was am 14. Mai in New York geschehen ist“, schrieben mehrere Organisationen in einer gemeinsamen Petition, die in kürzester Zeit von zehntausenden Frauen unterzeichnet wurde, „aber wir wissen, was in der letzten Woche in Frankreich los war“.
Tausende Feministinnen gingen in Paris mit aufgeklebten Bärten und Slogans wie „Wir sind alle Zimmerfrauen“ auf die Straße, um den unverhohlenen Sexismus und die Verharmlosung sexualisierter Gewalt im öffentlichen Diskurs anzuprangern. Französische Politikerinnen demonstrierten mit umgebundenen Krawatten gegen Frauenfeindlichkeit im Parlament und sprachen erstmals darüber, dass weibliche Abgeordnete aus Angst vor Belästigungen kaum mehr im Rock in der Nationalversammlung erscheinen. Was vor allem auch damit zu tun habe, dass sie dort weiterhin in der Minderheit und nur mit etwa 18 Prozent vertreten sind. Nicht nur frühere Vergehen Strauss-Kahns werden nun erstmals öffentlich diskutiert, auch dass sich andere Politiker gegenüber Journalistinnen und Mitarbeiterinnen durchaus ähnliche Dinge erlauben, wird publik. Verteidiger des Ex-IWF-Chefs, die ihn als Opfer eines politischen Komplotts oder aufgrund seines Jüdischseins als „neuen Dreyfus“ inszenieren wollen, werden wieder leiser. Lauter jedoch diejenigen, die eine kritische, offene Debatte über Machismus und männliche Macht fordern.
Und so leidenschaftlich und breit wie derzeit wurde diese Debatte ‚’tatsächlich lange nicht geführt. Nicht nur in Frankreichs Zeitungen liefern feministische Autorinnen Analysen über den gefährlichen Zusammenhang zwischen politischer und sexueller Omnipotenz, in denen plötzlich Begriffe wie „Phallokratie“ vorkommen dürfen. Sogar in ganz konkreten Zahlen zeigen sich die Auswirkungen des Stimmungsumschwungs. Wurden bislang nur etwa zehn Prozent von geschätzten 75.000 Vergewaltigungen jährlich in Frankreich angezeigt, verzeichnen Frauenorganisationen zuletzt einen deutlichen Anstieg bei den Meldungen von sexualisierter Gewalt. Die feministische Aktivistin Magali de Haas prognostiziert angesichts dieser erfreulichen Entwicklungen gegenüber dem „Guardian“ sogar: „Ich bin zuversichtlich, dass wir ein neues Erwachen des Feminismus erleben werden.“
Auch andere kleine Erfolge geben Anlass zum Optimismus. In New York wird nun die Einführung eines Alarm-Knopfs für Hotelangestellte gefordert. Und die Hotelkette Sofitel, bei der Strauss-Kahn seine Suite gemietet hatte, hat bereits ihren Dresscode für Mitarbeiterinnen geändert. Durfte der weibliche Zimmerservice bislang ausschließlich kurze Röcke tragen, sind mittlerweile auch Hosen gestattet.
Der Journalist Jean-François Kahn versuchte die Vorwürfe gar allen Ernstes damit zu bagatellisieren, dass es alles andere als unüblich sei und eine lange Tradition habe, „Domestiken“ an die Wäsche zu gehen. Zahllose Kommentatoren sahen die sexuelle Libertinage überhaupt durch amerikanische Prüderie bedroht, und auch sozialistische Parteifreunde sprangen reflexartig für Strauss-Kahn in die Bresche. Es sei „schließlich niemand gestorben“, urteilte etwa der frühere Kultur- und Bildungsminister Jack Lang.
Das Opfer des mutmaßlichen Übergriffs hingegen, die 32-jährige, aus Guinea stammende Hotelangestellte Nafissatou D., Mutter einer 15-jährigen Tochter, firmierte nicht nur im Boulevard stets als das „afrikanische Zimmermädchen“.
Dass sich der mediale Tonfall inzwischen merklich verändert hat, verdankt sich vor allem den feministischen Protesten, die diesen Entgleisungen folgten. „Wir wissen nicht, was am 14. Mai in New York geschehen ist“, schrieben mehrere Organisationen in einer gemeinsamen Petition, die in kürzester Zeit von zehntausenden Frauen unterzeichnet wurde, „aber wir wissen, was in der letzten Woche in Frankreich los war“.
Tausende Feministinnen gingen in Paris mit aufgeklebten Bärten und Slogans wie „Wir sind alle Zimmerfrauen“ auf die Straße, um den unverhohlenen Sexismus und die Verharmlosung sexualisierter Gewalt im öffentlichen Diskurs anzuprangern. Französische Politikerinnen demonstrierten mit umgebundenen Krawatten gegen Frauenfeindlichkeit im Parlament und sprachen erstmals darüber, dass weibliche Abgeordnete aus Angst vor Belästigungen kaum mehr im Rock in der Nationalversammlung erscheinen. Was vor allem auch damit zu tun habe, dass sie dort weiterhin in der Minderheit und nur mit etwa 18 Prozent vertreten sind. Nicht nur frühere Vergehen Strauss-Kahns werden nun erstmals öffentlich diskutiert, auch dass sich andere Politiker gegenüber Journalistinnen und Mitarbeiterinnen durchaus ähnliche Dinge erlauben, wird publik. Verteidiger des Ex-IWF-Chefs, die ihn als Opfer eines politischen Komplotts oder aufgrund seines Jüdischseins als „neuen Dreyfus“ inszenieren wollen, werden wieder leiser. Lauter jedoch diejenigen, die eine kritische, offene Debatte über Machismus und männliche Macht fordern.
Und so leidenschaftlich und breit wie derzeit wurde diese Debatte ‚’tatsächlich lange nicht geführt. Nicht nur in Frankreichs Zeitungen liefern feministische Autorinnen Analysen über den gefährlichen Zusammenhang zwischen politischer und sexueller Omnipotenz, in denen plötzlich Begriffe wie „Phallokratie“ vorkommen dürfen. Sogar in ganz konkreten Zahlen zeigen sich die Auswirkungen des Stimmungsumschwungs. Wurden bislang nur etwa zehn Prozent von geschätzten 75.000 Vergewaltigungen jährlich in Frankreich angezeigt, verzeichnen Frauenorganisationen zuletzt einen deutlichen Anstieg bei den Meldungen von sexualisierter Gewalt. Die feministische Aktivistin Magali de Haas prognostiziert angesichts dieser erfreulichen Entwicklungen gegenüber dem „Guardian“ sogar: „Ich bin zuversichtlich, dass wir ein neues Erwachen des Feminismus erleben werden.“
Auch andere kleine Erfolge geben Anlass zum Optimismus. In New York wird nun die Einführung eines Alarm-Knopfs für Hotelangestellte gefordert. Und die Hotelkette Sofitel, bei der Strauss-Kahn seine Suite gemietet hatte, hat bereits ihren Dresscode für Mitarbeiterinnen geändert. Durfte der weibliche Zimmerservice bislang ausschließlich kurze Röcke tragen, sind mittlerweile auch Hosen gestattet.