Kim Stanley Robinson ist auch in dem Sinne ein Science-Fiction-Autor, dass „science“ oft die Arbeitswelt seiner Protagonisten darstellt. In seiner 2007 abgeschlossenen Trilogie über den Klimawandel (1) spekuliert er über ein intensives Zusammenwirken von Politik und Wissenschaft. Am Rande spielt dabei die sozio- und evolutionsbiologische Humanforschung eine Rolle, ein Wissenschaftsfeld, das den Autor zu faszinieren scheint, zu dem er aber auch eine ironische Distanz einnimmt. Was sagt der Schriftsteller zu den Erzählungen der Evolutionären Psychologie?
Interview mit Kim Stanley Robinson
Kim Stanley Robinson ist ein amerikanischer Science-Fiction-Autor mit einer Vorliebe für wissenschaftsnahe Themen. Am bekanntesten ist seine Mars-Trilogie (Roter Mars, Blauer Mars, Grüner Mars), in der er sich den ökologischen und politischen Dimensionen der Besiedlung dieses Planeten widmet.
In Ihrer „Science-in-the-Capital“-Trilogie taucht die Figur des Frank Vanderwaal auf, ein Wissenschaftler, der fasziniert von Themen ist, die von der menschlichen Evolutionsbiologie und der Evolutionären Psychologie (EP) abgedeckt werden. Was macht Ihr Interesse an diesen Wissenschaften aus?
Ich schreibe Romane und zwar Science-Fiction (SF) Romane. Sowohl als Romanautor als auch als SF-Autor ist die EP für mich interessant, denn sie legt einem einerseits bestimmte Methoden für die Beschäftigung mit dem menschlichen Charakter nahe und ist andererseits schon an sich ein geeignetes Thema für eine SF-Geschichte. Wenn ich so über meine Romane nachdenke, wie es beispielsweise ein Historiker tun würde, und mich dabei frage, warum die Menschen sich so verhalten, wie sie sich verhalten, besteht wohl die zufriedenstellendste Möglichkeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden, darin, die Menschen wissenschaftlich zu betrachten. Das bringt einen zur gewöhnlichen Soziologie und Psychologie, doch soweit man diese Felder mit dem der Biologie in Einklang bringt, werden sie zu evolutionstheoretischen Wissenschaften, und das bringt mich zur EP. Außerdem fand ich die Art von Fragen, die in der Soziobiologie und der EP gestellt werden, anregend für meine SF-Szenarien. Die Komplexität der Frage nach dem menschlichen Verhalten und die begrenzten Werkzeuge, die uns zu seiner wissenschaftlichen Untersuchung bereitstehen, haben Menschen schon oft zu voreiligen Schlussfolgerungen verleitet, zu übermäßiger Spekulation und sogar zu zweifelhaften Argumentationsweisen (wie zum Beispiel falschen Syllogismen), was oft zu unfreiwillig komischen Ergebnissen führt. Meine Figur des Frank Vanderwaal soll zum Beispiel am Anfang als ganz gewöhnliche Standardfigur erscheinen - ein Wissenschaftler, der versucht, die Ergebnisse seiner Arbeit allzu mechanisch auf seine Verhaltensweisen im echten Leben anzuwenden, was ihm mehr Probleme als Lösungen einträgt. Die Handlung hat dann den Zweck, ihm zu zeigen, welche Gefahren aus so einer reduktiven Anwendung neuer Wissenschaften entstehen können, um sowohl seine wissenschaftliche Arbeit als auch sein Verhalten feiner auf die Wirklichkeit abzustimmen. Mein persönlicher Zugang zu diesen Wissenschaftsbereichen kommt praktisch ausschließlich übers Lesen zustande, allerdings hat meine Frau als Studentin ein Jahr lang in Gombe, Tansania für Jane Goodall (2) gearbeitet. Viele Studenten aus der Gruppe, die in den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts mit Goodall zusammengearbeitet haben, sind später bekannte Wissenschaftler im Bereich der Tier-Verhaltensforschung geworden. Andere innerhalb dieses relativ kleinen Netzwerks von Freunden und Bekannten haben wichtige Arbeit im Bereich der EP geleistet. Darüber hinaus hat O. E. Wilsons Schülerin Sarah Hrdy (3), die inzwischen selbst eine wichtige Theoretikerin in der Soziobiologie ist, in meiner Heimatstadt an der UC Davis unterrichtet, was mir Gelegenheit gab, sie kennenzulernen. In diesen Zusammenhängen konnte ich einige Fragen stellen, die mich beschäftigten, und gleichzeitig beobachten, wie in diesem Feld geforscht und gedacht wird.
Was halten Sie von der Art und Weise, in der die EP den genetischen Determinismus beim menschlichen Verhalten im Gegensatz zur Rolle von Umwelteinflüssen hervorhebt?
Ich bin mir nicht sicher, ob die bestdurchdachten Formen der EP das wirklich tun. E. O. Wilson macht das in seinem zusammen mit Charles J. Lumsden verfassten Buch Promethean Fire vielleicht am deutlichsten. In ihm unternehmen die beiden Autoren größte Anstrengungen, um einen Prozess der Co-Evolution zwischen Genen und Umwelteinflüssen zu skizzieren, durch den ein Organismus herausgebildet wird. Die Genexpression wird durch die Umwelt deutlich begrenzt und stimuliert, und beide Elemente sind nötig, damit Leben entstehen kann. Im Allgemeinen habe ich den Eindruck, dass die besten Theorien der Soziobiologie und der EP sich von der alten Frage nach „Nature“ (Gene) oder „Nurture“ (Umwelt) als falscher Dichotomie verabschieden. Es handelt sich bei den beiden Alternativen eindeutig um zwei Teile eines Gesamtphänomens.
Was halten Sie von der Grundannahme, dass unser Verstand aus einer Reihe diskreter Mechanismen besteht, die ausgebildet wurden, um bestimmte im Evolutionsprozess aufgeworfene Probleme zu lösen?
Ich denke, dass das im Prinzip zutreffend ist, man muss allerdings hinzufügen, dass wir bei der Lösung evolutionärer Probleme, die mit dem Überleben und der Reproduktion zu tun haben, Gehirne herausgebildet haben, die eine große Menge von dem enthalten, was Stephen J. Gould als „Spandrels“ bezeichnet. Damit sind Fähigkeiten gemeint, die aus Überlebensstrategien herrühren, aber weit über ihren ursprünglichen Zweck hinausgewachsen sind. So führt die Notwendigkeit, Tierfallen zu stellen und zu wissen, wo man sich befindet, schließlich zu den Fähigkeiten eines hervorragenden Schachspielers. George Lakoff und Rafael Nunez (4) sind ebenfalls hochinteressant, wenn es um die Ursprünge unserer mathematischen Fähigkeiten in unserer körperlichen Realität geht. Sie zeigen, wie schnell wir mit mithilfe von Gehirnen, die mit einfachen, aber trotzdem abstrakten Konzepten zurechtkommen mussten, hochabstrakte Systeme erzeugen können, wie zum Beispiel die Vorstellung des morgigen Tags oder die Zahl zwanzig. Aber obwohl ich davon ausgehe, dass die Grundannahme zutrifft, glaube ich nicht, dass sie viel erklärt, weil unsere Intelligenz über ihre adaptiven Ursprünge hinausgeschossen ist und ein riesiges Universum von Spandrels ausgebildet hat. In diesem und auch in anderen Bereichen halte ich die Soziobiologie für wahrscheinlich hilfreicher und interessanter als die EP, wenn damit eine Konzentration auf die Gruppe einerseits und auf das Individuum andererseits gemeint ist. Mir kommt es oft so vor, als ob wir als Individuen so tief in Spandrels und Abstraktionen stecken, dass dadurch unser adaptives Verhalten vielleicht verschleiert oder schlicht bedeutungslos wird. Andererseits kommt mir Gruppenhandeln in vielerlei Hinsicht einfacher und adaptiver vor, und es ähnelt dem von Gruppen früherer menschlicher und vormenschlicher Spezies, so dass vielleicht hilfreichere Erkenntnisse für unser zeitgenössisches Handeln eher aus der Soziobiologie als aus der EP kommen.
Betrachten Sie den spekulativen Charakter der EP - zum Beispiel bezüglich der „Umwelt der evolutionären Anpassung“ - als problematisch?
Ja, in dem Sinne, dass es methodische Probleme gibt, wenn dieses Feld eine Wissenschaft bleiben soll. Ich beobachte dort oft die Sorte extrapolierenden Denkens, die ich selbst in meiner SF anwende, mitten in den langen Argumentationsketten und Spekulationen, die in gewissen Arbeiten zur EP auftauchen. Und wenn die Autoren dann auch noch versuchen, ihre Spekulation zu verbergen und so zu tun, als wäre jede einzelne Schlussfolgerung ihrer Argumentationskette felsenfest bewiesen, dann führt das oft zu schlechter Wissenschaft und in die Art häufig zu beobachtender Werbe-„Wissenschaft“, bei der lediglich autoritär ein rhetorischer Standpunkt eingenommen wird, der letztlich falsch ist. An diesem Punkt kommt mir das komödiantische Potential menschlicher Fehlbarkeit als Romanautor sehr zugute.
Was halten Sie von der auf diesem Wissensfeld verbreiteten Betonung des Unterschieds zwischen männlichen und weiblichen Menschen?
Ich glaube, es fängt damit an, dass diese Frage schon von sich aus interessant ist und dass sie sich als Prüfstein für die Grundannahmen der EP eignet: Wenn Anpassung Verhalten erklärt und das Gehirn gestaltet, dann sollten die biologischen Unterschiede, die mit sexueller Fortpflanzung zu tun haben, gewisse Auswirkungen auf Verhaltensweisen und Psyche haben. Wenn man also voraussetzt, dass wir (grob gesagt) zwei Grundtypen von Körpern haben, können diese als Testfall für die gesamte These dienen: Wie unterschiedlich sind ihre Gehirne? Es hat sich gezeigt, dass sie sich kaum unterscheiden. Wie unterschiedlich ist ihr Verhalten? An diesem Punkt ist der kulturelle Einfluss so stark, dass man sich nicht sicher sein kann, aber es gibt kulturübergreifende Verhaltenstypen, die gewisse Anpassungsstrategien vermuten lassen, wie sie von der Soziobiologie beschrieben werden. Allerdings denke ich auch, dass die dem Gegenstand innewohnende Unsicherheit, worüber wir da eigentlich forschen, die Sache um so interessanter macht.
Die von der EP aufgeworfenen Fragen betreffen sehr unmittelbar Fragen, die für uns alle von Interesse sind, und Wissenschaftler aus dem Bereich der EP haben ihr wissenschaftliches Unterfangen sehr erfolgreich popularisiert. Glauben Sie, dass das einen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit hat, die in diesem Bereich geleistet wird?
Ja, ich glaube, dass es Forscher dazu verleiten kann, bei den spekulativen Teilen ihrer Arbeit größere Risiken einzugehen. Wenn man eine Studie durchführt und meint, zu einem Ergebnis zu kommen, und dieses Ergebnis nicht nur vorträgt, sondern auch eine Verallgemeinerung anhängt oder eine Antwort auf einen Teil der Frage, warum wir so sind, wie wir sind, dann hat man bessere Chancen, von vielen Leuten gelesen und zitiert zu werden, was zum Beispiel bessere Chancen auf zukünftige Förderung mit sich bringt. Publicity ist ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeit, obwohl das nicht immer zugegeben wird, und die meisten Wissenschaftler befassen sich nur ungern mit ihr. Außerdem glaube ich, dass die Allgemeinheit sich sehr für Forschungsergebnisse interessiert, mittels derer sie sich besser einen Reim auf sich selbst machen kann. Wie der Dichter Alexander Pope sagte: „Der angemessene Forschungsgegenstand für den Menschen ist der Mensch.“ Viele Leute empfinden das nach wie vor genauso, während mir selbst diese Perspektive zu begrenzt erscheint. Insofern haben die Wissenschaften vom Menschen in dieser Beziehung einen kleinen Vorteil, da man in der von ihnen geleisteten Arbeit Erklärungen für die Wirklichkeit vorfinden kann, die wir Tag für Tag erleben, oder auch einfach nur guten Klatsch und Tratsch. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die wissenschaftliche Methode ein starkes Selbstkorrektiv besitzt, insofern man die Ergebnisse von Wissenschaftlern, die sich zu weit aus dem Fenster lehnen, für gewöhnlich nicht beachtet oder nur die brauchbaren Teile ihrer Arbeit ausschlachtet und den Rest ignoriert. Es ließe sich sagen, dass sowohl Freud als auch Jung Evolutionspsychologen waren, die sich bei ihren Aussagen sehr weit aus dem Fenster gelehnt, dabei aber im Prinzip Brücken über einen Abgrund geschlagen haben. In der Folge haben Wissenschaftler diesen Abgrund anders wahrgenommen, und sie haben die brauchbaren Teile der Brücken ihrer Vorläufer übernommen und auf ihrer Grundlage solidere Bauwerke errichtet, die gewissermaßen besser wissenschaftlich verstrebt waren.
Wo sehen Sie die gegenwärtigen und zukünftigen Einflüsse, die dieser Bereich der Wissenschaft ausübt?
Ich glaube die EP hat großes Potential dafür, uns dabei zu helfen, uns selbst besser zu verstehen. Was wir dann mit diesem Wissen anfangen ist unser Projekt und man kann sich da einiges an Ergebnissen vorstellen. Mein Traum sieht so aus: Wenn wir begriffen haben, dass unser Gehirn sich in den letzten halbe Million Jahren wie ein Ballon aufgeblasen hat, werden wir ganz genau hinschauen, was wir in dieser Zeit getan haben. Und dann werden wir zu dem Schluss kommen, dass genau diese Aktivitäten das sind, wozu wir „evolviert“ sind und dass genau das zu tun uns in der Gegenwart glücklich macht. Und ich meine exakt diese Aktivitäten - keine virtuellen oder „verbesserten“ Ersatzhandlungen. Also: Wandern befriedigt uns in einer Weise, wie es Flugreisen nicht tun und so weiter. Wenn wir die entsprechenden Fragen studiert haben, werden wir vielleicht zu dem Schluss kommen, dass ein relativ bescheidener Lebensstil im Hinblick auf CO2-Ausstoß sogar besser für das persönliche Wohlbefinden und gleichzeitig für das Wohlergehen der Biosphäre in dieser Ära hoher Bevölkerungsdichte ist. Wir würden unser Verhalten entsprechend anpassen, weniger Kohlenstoff verbrauchen, nicht als Entsagung, sondern aufgrund eines klareren, tieferen Verständnisses von dem, was uns wirklich befriedigt und wozu wir leben. Es würde zur Basis einer existentiellen Philosophie des täglichen Lebens. Andererseits könnte das Wissen aus diesem Forschungsbereich dazu benutzt werden, um Marketing-Techniken von Werbefirmen zu verbessern, indem tief verankerte Wahrnehmungsgewohnheiten und Anpassungsstrategien genutzt werden um mehr Konsum, CO2-Ausstoß, soziale Kontrolle, Kapitalanhäufung zu vermarkten. Also, wie immer bei der Wissenschaft: Das Wissen an sich ist sicher nützlich, aber potentiell eben nützlich für Gutes oder Schlechtes. Aber es ist interessant sich vorzustellen, dass EP sowohl eine philosophische Frage als auch eine Wissenschaft wäre, die fragt: Was würde uns freudig, erfüllt und glücklich machen? Was können wir mit Bestimmtheit darüber sagen? Wenn wir dabei sorgsam und ehrlich genug oder auch: wissenschaftlich genug wären, könnte es zum Beispiel die Ökonomie transformieren und dann also auch unsere alltäglich gelebte Realität.
Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen behandelt die Anwendung von EP im Marketingbereich. Was halten Sie davon?
Ich wusste das nicht, aber ich bin nicht überrascht. Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft nach ökonomischen Regeln, die auf philosophischen Annahmen beruhen, die wiederum auf Theorien vom menschlichen Wesen gründen, die falsch sind. Man könnte denken, dass das Wort „falsch“ hier übertrieben ist - aber man denke nur an die sehr alte Vorstellung, dass Vernunft und Gefühl einander diametral gegenüber stehen und dass man, um gute Entscheidungen zu treffen, Emotionen außen vor lassen und komplett rational sein muss. Die Theorie vom rationalen Akteur in der klassischen Ökonomie scheint ebenso wie andere Normen für modernes menschliches Verhalten auf dieser Vorstellung zu beruhen. In den letzten zwanzig Jahren hat die Neurowissenschaft schlüssig gezeigt, dass Emotionen ausschlaggebend für Entscheidungsprozesse sind. Und dass die vermeintliche Trennung von Vernunft und Emotion ein Fehler der Selbsterkenntnis war. Es war schlicht falsch. Die der kapitalistischen Ökonomie eingeschriebene Idee, dass Mehr immer besser ist, ist auch offensichtlich falsch, biologisch gesprochen. Meine Hoffnung ist, dass, je besser wir uns selbst begreifen, indem wir die ganze Kraft aller Geistes- und Naturwissenschaften zusammengenommen dem Problem widmen, diese alten, fehlgeleiteten Spekulationen korrigieren, die im Moment in unseren Gesetzen und Verhaltensweisen eingeschrieben sind.
Sind Sie besorgt darüber, wie Konzepte und Erkenntnisse der EP in politischen Auseinandersetzungen oder Marketing-Strategien benutzt werden könnten?
Wie gesagt, ja. Aber was diese Gefahren vermeidet, ist rigorosere Wissenschaftlichkeit. Es gibt auch einen Bedarf an Wissenschaftlern, die fähig sind, die Ergebnisse einer neuen Wissenschaft zu verstehen und so aufzuschreiben, dass sie informativ und überzeugend für die Öffentlichkeit sind. Ich denke, E. O. Wilson hat das ziemlich gut für die Soziobiologie getan, Jared Diamond für die Paläo-Soziologie oder Geographie (5) und Antonio Domasio (6) für seinen Teil der Hirnforschung. EP ist ungleich umstrittener, deswegen ist es vielleicht schwerer, diesen Job für dieses Forschungsfeld zu tun. Wir könnten aber gut ein großes „populär“ geschriebenes Buch gebrauchen, das erklärt, wo diese Wissenschaft gerade steht, das aber auch ihre Geschichte mitliefert. Das zugleich in die politischen Fragen eintaucht und uns von der EP ausgehend Antworten gibt, die uns als Spezies zu einem angepassteren Verhalten führen und uns die kommenden Jahrhunderte der ökologischen Krise überleben lassen.
Das Interview führte Uwe Wendling
Übersetzung: Jakob Schmidt
Fußnoten:
(1) Kim Stanley Robinson: Science in the Capital-Trilogie: Forty Signs Of Rain (2004), Fifty Degrees Below (2005), Sixty Days and Counting (2007).
(2) Jane Goodall ist eine bekannte Verhaltensforscherin, die seit den 60er Jahren das Leben der Schimpansen studierte.
(3) Susan Hrdy: Mütter und Andere: Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat, Berlin Verlag (2010).
(4) George Lakoff und Rafael Núñez: Where Mathematics Comes From: How the Embodied Mind Brings Mathematics into Being. Basic Books (2000).
(5) Jared Diamond: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften (1999)
(6) Antonio Domasio: Ich fühle, also bin ich - Die Entschlüsselung des Bewusstseins (2000).
Interview mit Kim Stanley Robinson
Kim Stanley Robinson ist ein amerikanischer Science-Fiction-Autor mit einer Vorliebe für wissenschaftsnahe Themen. Am bekanntesten ist seine Mars-Trilogie (Roter Mars, Blauer Mars, Grüner Mars), in der er sich den ökologischen und politischen Dimensionen der Besiedlung dieses Planeten widmet.
In Ihrer „Science-in-the-Capital“-Trilogie taucht die Figur des Frank Vanderwaal auf, ein Wissenschaftler, der fasziniert von Themen ist, die von der menschlichen Evolutionsbiologie und der Evolutionären Psychologie (EP) abgedeckt werden. Was macht Ihr Interesse an diesen Wissenschaften aus?
Ich schreibe Romane und zwar Science-Fiction (SF) Romane. Sowohl als Romanautor als auch als SF-Autor ist die EP für mich interessant, denn sie legt einem einerseits bestimmte Methoden für die Beschäftigung mit dem menschlichen Charakter nahe und ist andererseits schon an sich ein geeignetes Thema für eine SF-Geschichte. Wenn ich so über meine Romane nachdenke, wie es beispielsweise ein Historiker tun würde, und mich dabei frage, warum die Menschen sich so verhalten, wie sie sich verhalten, besteht wohl die zufriedenstellendste Möglichkeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden, darin, die Menschen wissenschaftlich zu betrachten. Das bringt einen zur gewöhnlichen Soziologie und Psychologie, doch soweit man diese Felder mit dem der Biologie in Einklang bringt, werden sie zu evolutionstheoretischen Wissenschaften, und das bringt mich zur EP. Außerdem fand ich die Art von Fragen, die in der Soziobiologie und der EP gestellt werden, anregend für meine SF-Szenarien. Die Komplexität der Frage nach dem menschlichen Verhalten und die begrenzten Werkzeuge, die uns zu seiner wissenschaftlichen Untersuchung bereitstehen, haben Menschen schon oft zu voreiligen Schlussfolgerungen verleitet, zu übermäßiger Spekulation und sogar zu zweifelhaften Argumentationsweisen (wie zum Beispiel falschen Syllogismen), was oft zu unfreiwillig komischen Ergebnissen führt. Meine Figur des Frank Vanderwaal soll zum Beispiel am Anfang als ganz gewöhnliche Standardfigur erscheinen - ein Wissenschaftler, der versucht, die Ergebnisse seiner Arbeit allzu mechanisch auf seine Verhaltensweisen im echten Leben anzuwenden, was ihm mehr Probleme als Lösungen einträgt. Die Handlung hat dann den Zweck, ihm zu zeigen, welche Gefahren aus so einer reduktiven Anwendung neuer Wissenschaften entstehen können, um sowohl seine wissenschaftliche Arbeit als auch sein Verhalten feiner auf die Wirklichkeit abzustimmen. Mein persönlicher Zugang zu diesen Wissenschaftsbereichen kommt praktisch ausschließlich übers Lesen zustande, allerdings hat meine Frau als Studentin ein Jahr lang in Gombe, Tansania für Jane Goodall (2) gearbeitet. Viele Studenten aus der Gruppe, die in den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts mit Goodall zusammengearbeitet haben, sind später bekannte Wissenschaftler im Bereich der Tier-Verhaltensforschung geworden. Andere innerhalb dieses relativ kleinen Netzwerks von Freunden und Bekannten haben wichtige Arbeit im Bereich der EP geleistet. Darüber hinaus hat O. E. Wilsons Schülerin Sarah Hrdy (3), die inzwischen selbst eine wichtige Theoretikerin in der Soziobiologie ist, in meiner Heimatstadt an der UC Davis unterrichtet, was mir Gelegenheit gab, sie kennenzulernen. In diesen Zusammenhängen konnte ich einige Fragen stellen, die mich beschäftigten, und gleichzeitig beobachten, wie in diesem Feld geforscht und gedacht wird.
Was halten Sie von der Art und Weise, in der die EP den genetischen Determinismus beim menschlichen Verhalten im Gegensatz zur Rolle von Umwelteinflüssen hervorhebt?
Ich bin mir nicht sicher, ob die bestdurchdachten Formen der EP das wirklich tun. E. O. Wilson macht das in seinem zusammen mit Charles J. Lumsden verfassten Buch Promethean Fire vielleicht am deutlichsten. In ihm unternehmen die beiden Autoren größte Anstrengungen, um einen Prozess der Co-Evolution zwischen Genen und Umwelteinflüssen zu skizzieren, durch den ein Organismus herausgebildet wird. Die Genexpression wird durch die Umwelt deutlich begrenzt und stimuliert, und beide Elemente sind nötig, damit Leben entstehen kann. Im Allgemeinen habe ich den Eindruck, dass die besten Theorien der Soziobiologie und der EP sich von der alten Frage nach „Nature“ (Gene) oder „Nurture“ (Umwelt) als falscher Dichotomie verabschieden. Es handelt sich bei den beiden Alternativen eindeutig um zwei Teile eines Gesamtphänomens.
Was halten Sie von der Grundannahme, dass unser Verstand aus einer Reihe diskreter Mechanismen besteht, die ausgebildet wurden, um bestimmte im Evolutionsprozess aufgeworfene Probleme zu lösen?
Ich denke, dass das im Prinzip zutreffend ist, man muss allerdings hinzufügen, dass wir bei der Lösung evolutionärer Probleme, die mit dem Überleben und der Reproduktion zu tun haben, Gehirne herausgebildet haben, die eine große Menge von dem enthalten, was Stephen J. Gould als „Spandrels“ bezeichnet. Damit sind Fähigkeiten gemeint, die aus Überlebensstrategien herrühren, aber weit über ihren ursprünglichen Zweck hinausgewachsen sind. So führt die Notwendigkeit, Tierfallen zu stellen und zu wissen, wo man sich befindet, schließlich zu den Fähigkeiten eines hervorragenden Schachspielers. George Lakoff und Rafael Nunez (4) sind ebenfalls hochinteressant, wenn es um die Ursprünge unserer mathematischen Fähigkeiten in unserer körperlichen Realität geht. Sie zeigen, wie schnell wir mit mithilfe von Gehirnen, die mit einfachen, aber trotzdem abstrakten Konzepten zurechtkommen mussten, hochabstrakte Systeme erzeugen können, wie zum Beispiel die Vorstellung des morgigen Tags oder die Zahl zwanzig. Aber obwohl ich davon ausgehe, dass die Grundannahme zutrifft, glaube ich nicht, dass sie viel erklärt, weil unsere Intelligenz über ihre adaptiven Ursprünge hinausgeschossen ist und ein riesiges Universum von Spandrels ausgebildet hat. In diesem und auch in anderen Bereichen halte ich die Soziobiologie für wahrscheinlich hilfreicher und interessanter als die EP, wenn damit eine Konzentration auf die Gruppe einerseits und auf das Individuum andererseits gemeint ist. Mir kommt es oft so vor, als ob wir als Individuen so tief in Spandrels und Abstraktionen stecken, dass dadurch unser adaptives Verhalten vielleicht verschleiert oder schlicht bedeutungslos wird. Andererseits kommt mir Gruppenhandeln in vielerlei Hinsicht einfacher und adaptiver vor, und es ähnelt dem von Gruppen früherer menschlicher und vormenschlicher Spezies, so dass vielleicht hilfreichere Erkenntnisse für unser zeitgenössisches Handeln eher aus der Soziobiologie als aus der EP kommen.
Betrachten Sie den spekulativen Charakter der EP - zum Beispiel bezüglich der „Umwelt der evolutionären Anpassung“ - als problematisch?
Ja, in dem Sinne, dass es methodische Probleme gibt, wenn dieses Feld eine Wissenschaft bleiben soll. Ich beobachte dort oft die Sorte extrapolierenden Denkens, die ich selbst in meiner SF anwende, mitten in den langen Argumentationsketten und Spekulationen, die in gewissen Arbeiten zur EP auftauchen. Und wenn die Autoren dann auch noch versuchen, ihre Spekulation zu verbergen und so zu tun, als wäre jede einzelne Schlussfolgerung ihrer Argumentationskette felsenfest bewiesen, dann führt das oft zu schlechter Wissenschaft und in die Art häufig zu beobachtender Werbe-„Wissenschaft“, bei der lediglich autoritär ein rhetorischer Standpunkt eingenommen wird, der letztlich falsch ist. An diesem Punkt kommt mir das komödiantische Potential menschlicher Fehlbarkeit als Romanautor sehr zugute.
Was halten Sie von der auf diesem Wissensfeld verbreiteten Betonung des Unterschieds zwischen männlichen und weiblichen Menschen?
Ich glaube, es fängt damit an, dass diese Frage schon von sich aus interessant ist und dass sie sich als Prüfstein für die Grundannahmen der EP eignet: Wenn Anpassung Verhalten erklärt und das Gehirn gestaltet, dann sollten die biologischen Unterschiede, die mit sexueller Fortpflanzung zu tun haben, gewisse Auswirkungen auf Verhaltensweisen und Psyche haben. Wenn man also voraussetzt, dass wir (grob gesagt) zwei Grundtypen von Körpern haben, können diese als Testfall für die gesamte These dienen: Wie unterschiedlich sind ihre Gehirne? Es hat sich gezeigt, dass sie sich kaum unterscheiden. Wie unterschiedlich ist ihr Verhalten? An diesem Punkt ist der kulturelle Einfluss so stark, dass man sich nicht sicher sein kann, aber es gibt kulturübergreifende Verhaltenstypen, die gewisse Anpassungsstrategien vermuten lassen, wie sie von der Soziobiologie beschrieben werden. Allerdings denke ich auch, dass die dem Gegenstand innewohnende Unsicherheit, worüber wir da eigentlich forschen, die Sache um so interessanter macht.
Die von der EP aufgeworfenen Fragen betreffen sehr unmittelbar Fragen, die für uns alle von Interesse sind, und Wissenschaftler aus dem Bereich der EP haben ihr wissenschaftliches Unterfangen sehr erfolgreich popularisiert. Glauben Sie, dass das einen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit hat, die in diesem Bereich geleistet wird?
Ja, ich glaube, dass es Forscher dazu verleiten kann, bei den spekulativen Teilen ihrer Arbeit größere Risiken einzugehen. Wenn man eine Studie durchführt und meint, zu einem Ergebnis zu kommen, und dieses Ergebnis nicht nur vorträgt, sondern auch eine Verallgemeinerung anhängt oder eine Antwort auf einen Teil der Frage, warum wir so sind, wie wir sind, dann hat man bessere Chancen, von vielen Leuten gelesen und zitiert zu werden, was zum Beispiel bessere Chancen auf zukünftige Förderung mit sich bringt. Publicity ist ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeit, obwohl das nicht immer zugegeben wird, und die meisten Wissenschaftler befassen sich nur ungern mit ihr. Außerdem glaube ich, dass die Allgemeinheit sich sehr für Forschungsergebnisse interessiert, mittels derer sie sich besser einen Reim auf sich selbst machen kann. Wie der Dichter Alexander Pope sagte: „Der angemessene Forschungsgegenstand für den Menschen ist der Mensch.“ Viele Leute empfinden das nach wie vor genauso, während mir selbst diese Perspektive zu begrenzt erscheint. Insofern haben die Wissenschaften vom Menschen in dieser Beziehung einen kleinen Vorteil, da man in der von ihnen geleisteten Arbeit Erklärungen für die Wirklichkeit vorfinden kann, die wir Tag für Tag erleben, oder auch einfach nur guten Klatsch und Tratsch. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die wissenschaftliche Methode ein starkes Selbstkorrektiv besitzt, insofern man die Ergebnisse von Wissenschaftlern, die sich zu weit aus dem Fenster lehnen, für gewöhnlich nicht beachtet oder nur die brauchbaren Teile ihrer Arbeit ausschlachtet und den Rest ignoriert. Es ließe sich sagen, dass sowohl Freud als auch Jung Evolutionspsychologen waren, die sich bei ihren Aussagen sehr weit aus dem Fenster gelehnt, dabei aber im Prinzip Brücken über einen Abgrund geschlagen haben. In der Folge haben Wissenschaftler diesen Abgrund anders wahrgenommen, und sie haben die brauchbaren Teile der Brücken ihrer Vorläufer übernommen und auf ihrer Grundlage solidere Bauwerke errichtet, die gewissermaßen besser wissenschaftlich verstrebt waren.
Wo sehen Sie die gegenwärtigen und zukünftigen Einflüsse, die dieser Bereich der Wissenschaft ausübt?
Ich glaube die EP hat großes Potential dafür, uns dabei zu helfen, uns selbst besser zu verstehen. Was wir dann mit diesem Wissen anfangen ist unser Projekt und man kann sich da einiges an Ergebnissen vorstellen. Mein Traum sieht so aus: Wenn wir begriffen haben, dass unser Gehirn sich in den letzten halbe Million Jahren wie ein Ballon aufgeblasen hat, werden wir ganz genau hinschauen, was wir in dieser Zeit getan haben. Und dann werden wir zu dem Schluss kommen, dass genau diese Aktivitäten das sind, wozu wir „evolviert“ sind und dass genau das zu tun uns in der Gegenwart glücklich macht. Und ich meine exakt diese Aktivitäten - keine virtuellen oder „verbesserten“ Ersatzhandlungen. Also: Wandern befriedigt uns in einer Weise, wie es Flugreisen nicht tun und so weiter. Wenn wir die entsprechenden Fragen studiert haben, werden wir vielleicht zu dem Schluss kommen, dass ein relativ bescheidener Lebensstil im Hinblick auf CO2-Ausstoß sogar besser für das persönliche Wohlbefinden und gleichzeitig für das Wohlergehen der Biosphäre in dieser Ära hoher Bevölkerungsdichte ist. Wir würden unser Verhalten entsprechend anpassen, weniger Kohlenstoff verbrauchen, nicht als Entsagung, sondern aufgrund eines klareren, tieferen Verständnisses von dem, was uns wirklich befriedigt und wozu wir leben. Es würde zur Basis einer existentiellen Philosophie des täglichen Lebens. Andererseits könnte das Wissen aus diesem Forschungsbereich dazu benutzt werden, um Marketing-Techniken von Werbefirmen zu verbessern, indem tief verankerte Wahrnehmungsgewohnheiten und Anpassungsstrategien genutzt werden um mehr Konsum, CO2-Ausstoß, soziale Kontrolle, Kapitalanhäufung zu vermarkten. Also, wie immer bei der Wissenschaft: Das Wissen an sich ist sicher nützlich, aber potentiell eben nützlich für Gutes oder Schlechtes. Aber es ist interessant sich vorzustellen, dass EP sowohl eine philosophische Frage als auch eine Wissenschaft wäre, die fragt: Was würde uns freudig, erfüllt und glücklich machen? Was können wir mit Bestimmtheit darüber sagen? Wenn wir dabei sorgsam und ehrlich genug oder auch: wissenschaftlich genug wären, könnte es zum Beispiel die Ökonomie transformieren und dann also auch unsere alltäglich gelebte Realität.
Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen behandelt die Anwendung von EP im Marketingbereich. Was halten Sie davon?
Ich wusste das nicht, aber ich bin nicht überrascht. Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft nach ökonomischen Regeln, die auf philosophischen Annahmen beruhen, die wiederum auf Theorien vom menschlichen Wesen gründen, die falsch sind. Man könnte denken, dass das Wort „falsch“ hier übertrieben ist - aber man denke nur an die sehr alte Vorstellung, dass Vernunft und Gefühl einander diametral gegenüber stehen und dass man, um gute Entscheidungen zu treffen, Emotionen außen vor lassen und komplett rational sein muss. Die Theorie vom rationalen Akteur in der klassischen Ökonomie scheint ebenso wie andere Normen für modernes menschliches Verhalten auf dieser Vorstellung zu beruhen. In den letzten zwanzig Jahren hat die Neurowissenschaft schlüssig gezeigt, dass Emotionen ausschlaggebend für Entscheidungsprozesse sind. Und dass die vermeintliche Trennung von Vernunft und Emotion ein Fehler der Selbsterkenntnis war. Es war schlicht falsch. Die der kapitalistischen Ökonomie eingeschriebene Idee, dass Mehr immer besser ist, ist auch offensichtlich falsch, biologisch gesprochen. Meine Hoffnung ist, dass, je besser wir uns selbst begreifen, indem wir die ganze Kraft aller Geistes- und Naturwissenschaften zusammengenommen dem Problem widmen, diese alten, fehlgeleiteten Spekulationen korrigieren, die im Moment in unseren Gesetzen und Verhaltensweisen eingeschrieben sind.
Sind Sie besorgt darüber, wie Konzepte und Erkenntnisse der EP in politischen Auseinandersetzungen oder Marketing-Strategien benutzt werden könnten?
Wie gesagt, ja. Aber was diese Gefahren vermeidet, ist rigorosere Wissenschaftlichkeit. Es gibt auch einen Bedarf an Wissenschaftlern, die fähig sind, die Ergebnisse einer neuen Wissenschaft zu verstehen und so aufzuschreiben, dass sie informativ und überzeugend für die Öffentlichkeit sind. Ich denke, E. O. Wilson hat das ziemlich gut für die Soziobiologie getan, Jared Diamond für die Paläo-Soziologie oder Geographie (5) und Antonio Domasio (6) für seinen Teil der Hirnforschung. EP ist ungleich umstrittener, deswegen ist es vielleicht schwerer, diesen Job für dieses Forschungsfeld zu tun. Wir könnten aber gut ein großes „populär“ geschriebenes Buch gebrauchen, das erklärt, wo diese Wissenschaft gerade steht, das aber auch ihre Geschichte mitliefert. Das zugleich in die politischen Fragen eintaucht und uns von der EP ausgehend Antworten gibt, die uns als Spezies zu einem angepassteren Verhalten führen und uns die kommenden Jahrhunderte der ökologischen Krise überleben lassen.
Das Interview führte Uwe Wendling
Übersetzung: Jakob Schmidt
Fußnoten:
(1) Kim Stanley Robinson: Science in the Capital-Trilogie: Forty Signs Of Rain (2004), Fifty Degrees Below (2005), Sixty Days and Counting (2007).
(2) Jane Goodall ist eine bekannte Verhaltensforscherin, die seit den 60er Jahren das Leben der Schimpansen studierte.
(3) Susan Hrdy: Mütter und Andere: Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat, Berlin Verlag (2010).
(4) George Lakoff und Rafael Núñez: Where Mathematics Comes From: How the Embodied Mind Brings Mathematics into Being. Basic Books (2000).
(5) Jared Diamond: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften (1999)
(6) Antonio Domasio: Ich fühle, also bin ich - Die Entschlüsselung des Bewusstseins (2000).