Wenn das Internet plötzlich Weltnetz heißt
Neonazis benutzen das weltumspannende Computer-Netzwerk um
ihre braune Ideologie zu verbreiten. Weil es ihnen an personellen und
finanziellen Mittel mangelt, ist das Internet für Neonazis eine
einfache Werbemöglichkeit, über die vor allem junge Menschen gut
erreicht werden können. Ein weiterer Vorteil für die Neonazis: Über das
Internet können Inhalte verbreitet werden, die in Deutschland verboten
sind. Die Server der rund 1.000 deutschen Neonazi-Websites stehen oft
im Ausland um der deutschen Justiz zu entgehen.
Da die Medien meist um eine objektive Berichterstattung über Neonazis
bemüht sind und deshalb deren Menschenfeindlichkeit klar benennen,
suchen die Neonazis nach eigenen Möglichkeiten ihre menschenverachtende
Propaganda ungefiltert zu verbreiten. Das Internet eröffnete ihnen da
ungeahnte Möglichkeiten. Die Website „Altermedia - Störtebeker Netz"
ist wohl das größte neonazistische deutschsprachige Nachrichtenportal
im Internet. Hier wird sowohl über aktuelle Ereignisse und öffentliche
Diskussionen als auch über szene-interne Dinge berichtet. Das Portal
fällt vor allem durch revisionistische Berichterstattung auf:
Holocaustleugner werden verteidigt und Opfer rechter Gewalt verhöhnt.
Dem Portal kommt dabei eine vernetzende Funktion zu. Neonazis
mobilisieren auf der Seite zu bevorstehende Aufmärschen und informieren
über den aktuellen Planungsstand. Das Portal hat seinen Ursprung in
Frankreich - mittlerweile gibt es in fast jedem europäischen Land ein
eigenes nationalistisches „Altermedia".
Online-Videos: Bei YouTube und anderswo
Auch den Erfolg von Internetvideos versuchen Neonazis für sich zu
nutzen. Neonazis können ihr Gedankengut fast ungestört auf Plattformen,
wie youtube verbreiten. Sie offerieren tiefe Einsichten in braune
Propaganda, historischen Revisionismus, Holocaustleugnung und
szeneinterne Veranstaltungen. Hunderte Besucher der Seiten hinterlassen
in ihren Kommentaren zu eingestellten Videos ihre menschenverachtenden
Einstellungen. Doch es gibt auch eigene Videoportale von Neonazis:
„Media pro patria" nennt sich eines dieser rechtsextremen Portale. Auf
der Website finden sich vor allem Videos von Neonazi-Aufmärschen, aber
auch zum Teil volksverhetzende Kurzdokumentationen. Auch die
rechtsextreme Partei NPD hat das Potential von Internetvideos erkannt
und unter dem Namen „Offensiv.tv - Hier sendet Deutschland" eine eigene
Videoreihe.
Nazis im Internet
Die Medienportale sind aber nur der eine Teil der Aktivitäten von
Neonazis im Internet. Beinahe jede Neonazi-Gruppe betreibt heute eine
eigene - mehr oder weniger aktuelle - Website. Auch Internetforen sind
ein wichtiges Element der Kommunikation zwischen den Nazigruppen
untereinander. Diese, wie auch die Datenbänke neonazistischer
Online-Shops, sind häufig Ziele antifaschistischer Aktivitäten. Im
August 2008 wurde beispielsweise das internationale Neonazi-Forum
„Blood&Honour" gehackt. Ebenso wie auf den Straßen ist auch im
World-Wide-Web kein Platz für Nazis.
Weitere Informationen:
www.antifa-gaming.de
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