Theorie
Zur ästhetischen Ökonomie der Schulden im Buch
Der kürzlich verstorbene Anthropologe und Anarchist David Graeber hatte mit seinem Buch zur Geschichte der Schulden eine weltweit diskutierte und auch umstrittene Studie vorgelegt. Schulden werden darin im Kontext verschiedenster, komplexer Tauschbeziehungen beschrieben und schließlich als „die Perversion eines Versprechens“ definiert, „das von der Mathematik und der Gewalt verfälscht wurde“. Graeber kritisiert die vorherrschenden Geldtheorien und entwickelt eine beispielreiche Zusammenschau unterschiedlichster Verschuldungsszenarien über die Geschichte hinweg.
Queere Schulden
Jacques Derrida macht in seinen Überlegungen zu Zeit, Gabe und Kredit deutlich, dass es Phänomene gibt, die sich dem Tausch, der Dynamik des Gebens und Nehmens und damit der Schuldenökonomie entziehen. Es handelt sich um Phänomene, die weder besessen noch zurückgezahlt und auch nicht erlassen werden können.
Schulden, ohne Sühne
Man kann sich etwas zu Schulden kommen lassen und Schulden haben. Auch wenn hier das gleiche Wort verwendet wird, so liegen ihm ganz unterschiedliche gesellschaftliche Phänomene zugrunde. Im Folgenden soll es allein um das ökonomische Phänomen der Schulden gehen, die Schulden, die mit Geld beglichen werden können. Und damit ist man bereits mitten drin, denn Schulden bezeichnen wesentlich eine soziale Beziehung, eine zwischen Schuldnerïnnen und Gläubigerïnnen. Die Beziehung endet erst, wenn die Schuld beglichen wird, mit Geld. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Geld.
Zwischen Nakba, Shoah und Apartheid
Nachdenken über Komplizität und Erinnern
Die Wiederkehr des Verdrängten
Vom Sinn der Verschwörungstheorien
Strukturelle Parallelität von populistischen und verschwörungstheoretischen Politikmustern sorgt dafür, dass beide Effekte einander verstärken. Ist diese Parallelität reiner Zufall oder bedingen sich Verschwörungstheorien und eine Schwächung demokratischer Strukturen gegenseitig? Carsten von Wissel hat sich auf Spurensuche begeben.
Identität in der Ideologie der Neuen Rechten
In den letzten Jahren tritt die neu-rechte "Identitäre Bewegung" häufiger mit - zum Teil spektakulären - Aktionen in Erscheinung. Auch auf den "Corona-Demos" der letzten Wochen und Monate sind die meist jungen Akteure auffällig präsent. Neben diesen öffentlichen Auftritten beeinflussen sie auch strategische und ideologische Debatten der Neuen Rechten. Die Kategorie der "Identität" hat dort an Bedeutung gewonnen, wie Georg Auernheimer nachzeichnet.
Krise und Realitätsverlust
Sozialpsychologische Aspekte von Verschwörungsideologien
Warum erleben Verschwörungserzählungen in jüngster Zeit - besonders mit Blick auf die Klimakrise und die Corona-Pandemie - einen anscheinend wachsenden Zuspruch? Ist das nur eine Folge sich selbst verstärkender Internet-Blasen? Michael Zander analysiert die sozialpsychologischen Hintergründe verschwörungsideologischer Bewegungen.
Gegen die Korporatisierung des Feminismus
Empowerment und Ausbeutung für den Mode-Konzern Nike
Mitte der 1990er deckten Journalist_innen, Feminist_innen und Anti-Sweatshop-Aktivist_innen schwere Arbeitsrechtsverletzungen bei Nike-Lieferanten in Indonesien und Vietnam auf und ließen das Unternehmen zum „Synonym für Sklavenarbeit“ werden, wie der damalige CEO von Nike, Phil Knight, es formulierte. Der Ruf des Unternehmens litt erheblich, besonders da Nike sich immer als sozial verantwortlich vermarktet hatte.
Modethema im Buch
Die Mode habe eine „Art Schwellenexistenz zwischen Allgegenwärtigem Gebrauchsgegenstand im Alltag, kommerziellem Produkt und künstlerischem Entwurf“, schreibt Sonja Eismann. Nicht zuletzt deshalb sei sie „zentral für unser Verständnis von moderner Gesellschaft und Kultur“. Der von Eismann mit einem historisch-soziologischen Essay eingeleitete Band aus der absolute-Reihe versammelte kurze klassische Texte (Veblen, Simmel, Bourdieu, McRobbie u.v.a) und ermöglicht so einen schnellen wie intensiven Einstieg in den ganzen Diskurs.