Dekonstruktion als Selbstzweck?

Ein Aufruf zur theoretischen Reflexion

Tove Soiland ruft auf zur theoretischen Reflexion

Am Geschlechterverhältnis hat sich fast alles verändert - mit Ausnahme der Unterordnung der Frauen unter die Männer. Dieser einst geäußerte Satz hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, im Gegenteil. Eine hartnäckige Persistenz in den wichtigsten Eckdaten geschlechtlicher Segregation scheint heute problemlos mit einer weitgehenden Deregulierung geschlechtlicher Verhaltens- und Erscheinungsweisen zu koexistieren: zur Verfügung gestellt sind nahezu sämtliche Insignien patriarchaler Macht, doch an den wichtigsten Parametern der Ungleichheit zwischen den Geschlechter wie Lohndifferenz, Verteilung der Arbeit oder Zugang zu Ressourcen ändert sich wenig bis gar nichts, wenn nicht sogar ein Rollback zu verzeichnen ist wie im Falle der Medienpräsenz von Frauen oder in der Frage der Gewalt.1 Kann hier die Dekonstruktion geschlechtlicher Identitäten Abhilfe schaffen, wie ein Grossteil der gegenwärtigen Gender Studies nahe legt? Oder sind sie selbst zu einem Bestandteil dieser Entwicklung geworden, in der nach allem gefragt wird, außer eben nach der Unterordnung der Frauen unter Männer?

Das Leben als Projekt Â…

Ein Blick in die gegenwärtigen Forschungsprogramme von Gender Studies im deutschsprachigen Raum macht eines deutlich: eine erfreuliche Vielfalt von Forschungsfeldern und eine rege, meist empirisch ausgerichtete Forschungstätigkeit kontrastiert mit einer auffälligen Einförmigkeit in der Fragestellung: ob in Pädagogik, Literatur, Sozialarbeit oder Biologie gesucht wird, quer durch alle Sparten, nach "geschlechtlichen Konstruktionsmechanismen". Fragt sich nur, was damit tun, wenn sie einmal gefunden sind. Denn eigentlich ist das meiste ungeklärt: Was beispielsweise heißt es überhaupt zu sagen, das Geschlecht sei ein soziales Konstrukt? Und ist die Gender-Forschung mit ihrer Kritik an der Normativität geschlechtlicher Zuschreibungen nicht längst von einer neoliberalen Realität eingeholt, die die Menschen gerade nicht mehr zu einer bestimmten Lebensweise zwingt, sondern umgekehrt die Flexibilisierung sämtlicher Lebensbereiche auf ihre aggressiven Fahnen schreibt. "Das Leben als Projekt ist ein Experiment des Flexiblen," steht nicht etwa im Hartzbericht geschrieben, sondern in einem Kommentar der Gender-Expertin Marion Strunk zum Film Venus Boyz: Modeln wir den Body um nach unsrem Gusto und es wird sichtbar, dass die Geschlechter gemacht sind.2 "Gender Games" ist die Devise, das Geschlecht ist ein Spiel. Doch die Gewissheit, mit dem Aufzeigen des Konstruktionscharakters von Geschlecht auch bereits einen machtkritischen Beitrag zu leisten, lässt bislang im Dunkeln, worin dieser denn besteht. Der Normalverbraucherin mag es deshalb nicht ohne weiteres einleuchten, warum die Pluralisierung der Geschlechter ein revolutionärer Akt sein soll. Und das liegt nicht nur daran, dass sie zu wenig Derrida gelesen hat. Die Sache ist nämlich auch theoretisch kontingent.

Identität als politisches Problem

Kein Zweifel, die Kategorie Gender hatte ihre Nützlichkeit: Ursprünglich eingeführt zur Abwehr biologistischer Kurzschließungen, bediente die feministische Theorie sich ihrer, um klar zu machen, dass die soziale Existenzweise von Frauen und Männern sich in keiner Weise mit irgendwelchen biologischen Gegebenheiten erklären ließ. Umgekehrt wies Judith Butler in ihrer Erweiterung des Gender-Konzepts zurecht darauf hin, dass vielmehr selbst die Evidenz angeblich biologischer Zweigeschlechtlichkeit auf die Verdinglichungseffekte eines heterosexuell strukturierten Geschlechterverhältnisses zurückzuführen sei.3 Dass Identitäten respektive die damit verbundenen Subjektivierungsformen zutiefst in Macht eingebunden, wenn nicht sogar als deren privilegierter Ansatzpunkt zu betrachten sind, ist eine gesellschaftstheoretische Annahme, die zweifelsohne Sinn macht. Doch scheint mir, ist genau diese machttheoretische Verknüpfung aus dem forschungsmäßigen Blickfeld der Gender Studies verschwunden und damit die Fruchtbarkeit des Versuchs, Identitäten als politisches Problem wahrzunehmen. Ist es denn erwiesen, dass "Geschlechterrepräsentationen", "Weiblichkeitsvorstellungen", "Rollenverhalten", "kulturelle Codierungen" überhaupt für Prozesse geschlechtlicher Hierarchisierungen verantwortlich sind? Die Dekonstruktion geschlechtlicher Identitäten ist zu einem Selbstzweck geworden, dessen Hinblick machtanalytisch gesehen unklar bleibt: wäre es die Vorstellung, dass die Aufhebung geschlechtsspezifischer Sozialisation auch die Hierarchisierung zwischen den Geschlechtern beseitigte? Doch mit welchem Grund würde so etwas angenommen? Ist es die Vorstellung, dass die Heterosexualität den Kapitalismus stützt? Doch wer sagt, dass homosexuelle Strukturen nicht ebenso geschlechtliche Arbeitsteilungen portierten? Und wäre es jemals einem Marxisten eingefallen, die Ausbeutung des Arbeiters auf ein "arbeiter-spezifisches Verhalten", gar auf spezifische Repräsentationen "des Arbeiters" zurückzuführen? Zweifellos stand E. P. Thompson ein anderer Konstruktionsbegriff vor Augen, als er sein Buch The Making of the English Working Class nannte.4
Machtverhältnisse sind nicht immer und nicht notwendig auf die Machtwirkung normativer Vorgaben zurückzuführen. Doch nahezu ausschließlich als ein Problem solcher Vorgaben wird gegenwärtig in der Gender-Forschung das Geschlechterverhältnis diskutiert. Und man verrät kein Geheimnis, wenn man sagt, dass diese Vorstellung von der "disziplinären Erzeugung der Geschlechtszugehörigkeit" wesentlich auf den Einfluss Judith Butlers zurückgeht.5 So fasst beispielsweise Andrea Maihofer die Annahme des Geschlechtes als Effekt "disziplinierender Vereindeutigungs- und Vereigenschaftlichungs-Prozesse" auf, in dessen Verlauf das Individuum lerne, mittels gesellschaftlich zur Verfügung gestellter Gefühlsmuster und Körperpraxen sein Geschlecht überzeugend darzustellen.6 Die Fokussierung auf Geschlecht als einem "zentralen gesellschaftlichen Herrschaftsprinzip" mutiert hier unter der Hand zur Frage der Annahme des Geschlechts und diese wiederum zu einer Frage der Identifikation mit normativen Vorlagen. Aber macht es überhaupt Sinn, die Geschlechterhierarchie als eine Frage der Annahme von Geschlecht zu problematisieren? Und umgekehrt gefragt: wird die Annahme des Geschlechts auch tatsächlich unterwandert, wenn lediglich deren sichtbare Insignien - Verhalten, Gestik, Bild - kritisiert und allenfalls ausgetauscht werden. Gewiss: es gäbe keine geschlechtlichen Hierarchisierungen, wenn es keine Geschlechter mehr gäbe. Aber heißt dies nicht, die Eselin vom Schwanz her aufzuzäumen?

Eine List der Macht selbst?

Es stellt sich deshalb die Frage, ob nicht im Zuge der Rezeption der Werke Judith Butlers eine unglaubliche Verkürzung in das gesellschaftstheoretische Verständnis der Gender Studies Einzug hielt. Denn die Vorstellung von der geschlechtlichen Subjektwerdung als einem Akt der Disziplinierung oder der erzwungenen Imitation einer Norm, gar einer, um im Wortlaut Judith Butlers zu bleiben, "disziplinären Heranzüchtung" eines Verhaftetseins mit der "Subjektivationsnorm"7 erscheint angesichts der großen Integrationskraft spätkapitalistischer Gesellschaften irgendwie anachronistisch und kaum geeignet, deren Funktionsmechanismen adäquat zu erfassen. Es ist schwer verständlich, wieso ausgerechnet jene Generation von Forscherinnen, die vermutlich als erste genau nicht mehr mit ernstzunehmenden normativen Vorgaben darüber, wie sie als Frauen zu sein hätten, konfrontiert sind, sich auf eine Theorie stützt, deren Formulierungen über weite Strecken eher den Papst als Gegenüber zu haben scheint als eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Könnte es sein, dass die Gender-Theorie sich heute in einer ganz ähnlichen Lage befindet wie einstmals die Bewegung der sexuellen Revolution, deren Annahme, die Macht des Kapitalismus operiere wesentlich über die Unterdrückung der Sexualität, sich rückwirkend als sträflicher Irrtum erwies?
Das Geschlecht als Disziplin, von der wir uns losmachen müssen: und wenn es die List der Macht selbst wäre, die uns dies glauben macht? Michel Foucaults Vermutung, dass die Macht sich in ihrer tatsächlichen Wirkungsweise kaschiert, müsste hier längst misstrauisch machen. Obwohl Foucault der Gender-Theorie in ihrer Kritik an Identitäten als wichtigster Referenzpunkt dient, wird völlig ignoriert, dass Foucault selbst diese in seinem Spätwerk gerade nicht mehr auf die Kraft normativer Vorgaben zurückführte, sondern den Konnex von Individuum und Macht grundsätzlich anders zu denken begann.8
Merkwürdigerweise werden diese unter dem Namen "Gouvernementalitätsstudien" zunächst in den USA bekannt gewordenen Ansätze von den Gender Studies bis heute kaum zur Kenntnis genommen.9 Foucault prägte den Neologismus "Gouvernementalität" im Zusammenhang einer grundlegenden Erweiterung seiner Machtanalytik, wie er sie seit Ende der 1970er Jahre in seinen Vorlesungen zu entwickeln begann. Hatte auch er zunächst, um die von ihm so bezeichnete "Produktivität der Macht" zu erfassen, der Vorstellung reiner Repressivität jene "Disziplinarmacht" gegenübergestellt, von der sich die Gender Studies im wesentlichen inspirieren ließen, so führte ihn seine Beschäftigung mit dem Liberalismus zur Überzeugung, dass die Machttechnologien spätkapitalistischer Gesellschaften gerade nicht mehr über klare Vorgaben operieren. In seiner dritten und letzten Schaffensperiode fokussiert Foucault stattdessen auf das, was er nun das Regierungshandeln nennt: eine Weise der Führung der Menschen, die deren Freiheit zu ihrer wichtigsten Voraussetzung hat: "Im Rahmen neoliberaler Gouvernementalität," schreiben Thomas Lemke et.al., "signalisieren Selbstbestimmung, Verantwortung und Wahlfreiheit nicht die Grenzen des Regierungshandelns, sondern sind selbst ein Instrument und Vehikel, um das Verhältnis der Subjekte zu sich selbst und zu den andern zu verändern."10 Lemke, einer der ersten
GouvernementalitätstheoretikerInnen des deutschsprachigen Raumes, weist deshalb zurecht darauf hin, dass Foucaults Konzentration auf Fragen des Subjekts in diesem Zusammenhang zu sehen ist und nicht etwa, wie oft behauptet, einem neuerwachenden Interesse an Ethik zuzuschreiben ist: anstatt die "Machtverhältnisse" von den "Herrschaftstechniken" aus zu betrachten, wollte Foucault diese nun ausgehend von dem untersuchen, was er jetzt die "Selbsttechniken" nennt: "Man muss die Punkte analysieren," schreibt Foucault, "an denen die Herrschaftstechniken über Individuen sich der Prozesse bedienen, in denen das Individuum auf sich selbst einwirkt. Und umgekehrt muss man jene Punkte betrachten, in denen die Selbsttechnologien in Zwangs- oder Herrschaftsstrukturen integriert werden. Der Kontaktpunkt, an dem die Form der Lenkung der Individuen durch andere mit der Weise ihrer Selbstführung verkoppelt ist, kann nach meiner Auffassung Regierung genannt werden."11

Neoliberales Allmachtsideal

Regierung als "Führen der Führungen": Mit diesem Doppelsinn des Wortes Regieren als Anführen und Sich-Verhalten zugleich hat Foucault eine Machtform vor Augen, deren Subjektivierungsweise nicht auf klar fassbare Identitäten abstellt, sondern umgekehrt die Menschen gerade dazu befähigen will, sich in einem offenen Feld von Möglichkeiten stets neu und anders zu verhalten. Nicht die Anpassung oder Normierung, sondern die Verführung durch einen in Aussicht gestellten Raum unendlicher Möglichkeiten scheint hier das machtintegrierende Moment zu sein, welches die Menschen die Adaption fortwährend drohender Gefahren als Herausforderung, die Zumutung beständiger Selbstmodulation als Selbstverwirklichung erfahren lässt: Eine Verführung durch den Plural und eine Machttechnologie, die weitgehende Akzeptanz zu schaffen vermag: Läge es nicht näher, wenn schon nicht die Norm, sondern allenfalls deren Kontingenz als das zu betrachten, was uns heute zu schaffen macht? Denn wenn, wie Foucault zurecht vermutet, die Rationalität moderner Machtstrukturen auf der Gleichzeitigkeit von Individualisierungs- und Totalisierungsverfahren beruht,12 wenn mit andern Worten gerade das Individuelle machtintegrierend wirkt, dann ist die Kritik an normativen Zuschreibungen ein ebenso ohnmächtiges Instrument, wie die im Namen der Individualität erhobene Forderung nach unendlicher Pluralisierung, z.B. geschlechtlicher Identitäten.
Es stellt sich deshalb überhaupt die Frage, ob das dem Gender-Ansatz eigene Verständnis von Identitätskritik mit seiner Fokussierung auf die dem Bewusstsein zugänglichen Verhaltens- oder Erscheinungsweisen, auf Zuschreibungen und Bilder nicht einen ganzen Bereich ausblendet, den die Psychoanalyse das unbewusste Begehren nennt. Aus ihrer Perspektive nämlich hat Macht über uns nicht so sehr das, was uns sichtbar einschränkt, sondern das, was unsere unsichtbaren Wünsche und Begehrlichkeiten zu formen vermag. Dieser Bereich wird nicht notwendig von Veränderungen auf der Ebene der Normativität tangiert, und die Aufhebung bewusst erlebter Einschränkungen vermag hier oft wenig zu bewirken. Es scheint, als folge die Gender-Theorie mit ihrer Kritik an normativen Repräsentanzen Butler in ihrem schwächsten Punkt. Denn psychoanalytisch gesehen befindet sie sich damit auf der Ebene des Imaginären, auf der sich eben sehr viel ändern kann, ohne dass dies auch nur den geringsten Einfluss auf unsere unbewussten Einbindungen und Verstrickungen hätte. Das Unbewusste ist nicht einfach eine Kopie normativer Vorlagen, auf die Butler das Begehren letztendlich auch in ihren jüngsten Werken reduziert.13 Es mag sich nämlich an den offen zu Tage getragenen Identitäten und Verhaltensweisen alles Mögliche wandeln - unsere heimlichen Präferenzen, jene privilegierten Orte, die nach unserem Dafürhalten einzig Anerkennung zu spenden vermögen, bleiben davon weitgehend unberührt. Erst recht scheint die gesellschaftliche Organisation bestimmter Zuständigkeiten und ihre Akzeptanz sich um solche Veränderungen nicht groß zu kümmern: die Vielfalt der sich teilweise geradezu ausschließenden Bilder von der "guten Mutter" beispielsweise, die nur schon die letzten 150 Jahre uns bescherten, ohne dass sich Wesentliches an ihrer alleinigen Zuständigkeit für die Kinderpflege geändert hätte, lässt an der Relevanz von Bildern zweifeln. Zumindest was die Frage der Hierarchisierungsprozesse betrifft. Doch allenfalls erhellt sich daraus die Attraktivität des Konzepts von Gender: es wäre die Hoffnung, als Norm möge sich das Geschlechterverhältnis doch noch als handhabbar erweisen. Aber offensichtlich ist dies eine Unterschätzung der hier wirksamen Mechanismen.
Anstatt deshalb am neoliberalen Karneval der Identitäten teilzunehmen, täte die Theorie besser daran, auf das diesem Treiben zugrundeliegende Subjektkonzept zu achten. Hier nämlich setzt sich kaum verhohlen ein altes Allmachtsideal durch, für dessen Abfall traditionellerweise schon immer Frauen zuständig waren. Die Kosten, die bei der Aufrechterhaltung dieses Phantasmas von der totalen Verfügbarkeit mit seiner Betonung von Autonomie, der Negierung von Abhängigkeit und menschlicher Begrenztheit anfallen, werden nicht von beiden Geschlechter gleich getragen, was einiges von der Persistenz auch ganz harter ökonomischer Fakten erklären mag. Diese Asymmetrie verwischt die Rede vom sozialen Konstrukt, das beide Geschlechter gleichermaßen adressiert. Für eine Kritik dieses abendländischen Subjektmodells, dessen Geschlechterasymmetrie allen Unkenrufen zum Trotz Bestand hat, genügt die Beschwörung der "sexuellen Differenz" als der "unabschließbaren Frage" schlechthin, wie Astrid Deuber-Mankowsky in Anlehnung an Butler uns nahe legt, nicht.14 Das ist nicht Sand ins Getriebe des Patriarchats, sondern Sand in die Augen der letzten noch verbleibenden Feministinnen gestreut. Sind die noch zeitgemäß, fragt Andrea Maihofer. Vielleicht sind sie das nicht - im besten Sinne.

Anmerkungen

1)
So ist in der Schweiz der Anteil am Erwerbseinkommen der Frauen relativ konstant bei ca. 27%, vgl. Madörin, Mascha: Makroökonomie und Gender. Neue wirtschaftstheoretische und -politische Herausforderungen. Pressekonferenz vom 7. März 2001. Die Steigerung der Erwerbsquote von Frauen während den 1990er Jahren ist auf eine Umverteilung der Arbeit auf mehr Stellen mit weniger Stellenprozenten zurückzuführen, vgl.: Schunter-Kleemann, Susanne: Europäische Geschlechterpolitik - tauglich für das 3. Jahrtausend? In: Stolz-Willig, Brigitte/Mechthild Veil (Hg.): Es rette uns kein höh‘res Wesen. Feministische Perspektiven der Arbeitsgesellschaft. Hamburg 1999, S.153. Für Detailstudien vgl. Bundesanstalt für Arbeit, Landesarbeitsamt Hessen (Hg.): Erwerbstätigkeit, Erwerbswünsche und Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern in Hessen am Ende des Jahres 2000; und für die Schweiz: Baumann, Beat: Zur Erwerbstätigkeit von Frauen im Kanton Zürich, am Beispiel der Beschäftigungsentwicklung 1985 bis 1995. Bern (BASS - Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien)1998. Zur rückläufigen Medienpräsenz von Frauen vgl. die Pressemitteilung: "Medienpräsenz von Frauen sinkt", abrufbar unter: http://klick.link-m.de/frauenimnetz1.htm. Zur Frage der Gewalt vgl. den Zusammenhang, den Brigitte Young zwischen den Finanzkrisen in Asien und der Zunahme von Frauenhandel und Gewalt gegen Frauen herstellt; dies: Entwicklungsfinanzierung, Finanzkrisen in Asien und die ,Feminisierung der Menschlichen Sicherheit‘. In: femina politica, Heft 1, 2002
2)
Vgl. Strunk, Marion (Hg.): Gender Games. Konkursbuch 39. Tübingen 2002. S. 211
3)
Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/M., S. 24/63f und dies: Körper von Gewicht. Frankfurt/M., S. 39-41
4)
Thompson, Edward P.: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse. Frankfurt/M. 1987
5)
Butler, Judith: Psyche der Macht. Frankfurt/M. 2001, S. 82
6)
Maihofer, Andrea: Von der Frauen- zur Geschlechterforschung: ein Schritt zurück? In: Oliver Brüchert/Christine Resch (Hg.): Herrschaft und Befreiung. Kulturelle, politische und wissenschaftliche Strategien. Münster 2002, S. 106f
7)
Butler, Judith: Psyche der Macht. Frankfurt/M. 2001, S. 98/95
8)
Vgl. z.B. Foucault, Michel: Das Subjekt und die Macht. In: Hubert L. Dreyfus/Paul Rabinow: Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Frankfurt/M. 1987, S. 243-261. Ders: Für eine Kritik der Politischen Vernunft. In: Lettre International 58, 1988, Nr.1. Ausführlich erörtert Foucault diese Verknüpfung von Individuum und Macht in seinen bisher noch nicht veröffentlichen Vorlesungen, vgl. aber die Zusammenfassung bspw. der Vorlesung "Du gouvernement des vivants", in: Foucault, Michel: Dits et écrits IV (1980-1988), S. 125-130 und zu dieser Thematik insgesamt: Lemke, Thomas: Eine Kritik der politischen Vernunft. Foucaults Analyse der modernen Gouvernementalität. Berlin/Hamburg 1997
9)
Als verdienstvolle Ausnahme ist zu nennen: Pühl, Katharina, 2003: Der Bericht der Hartz-Kommission und die "UnternehmerInnen ihrer selbst": Überlegungen zu Geschlechterverhältnissen, Gouvernementalität und Neoliberalismus. Erscheint in: Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Marianne Pieper (Hg.), Gouvernementalität und Subjektivität. Und: Pühl, Katharina/Schulz, Susanne: Gouvernementalität und Geschlecht - Über das Paradox der Festschreibung und Flexibilisierung der Geschlechterverhältnisse. In: Sabine Hess/Ramona Lenz (Hg.): Globalisierung und Geschlecht. Und ansatzweise bei Engel, Antke: Wider die Eindeutigkeit. Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der Repräsentation. Frankfurt/M./New York 2002
10)
Lemke, Thomas/Krasmann, Susanne/Bröckling, Ulrich: Gouvernementalität, Neoliberalismus und Selbsttechnologie. Eine Einleitung. In: Ulrich Bröckling/Susanne Krasmann/Thomas Lemke (Hg.): Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. Frankfurt/M. 2000, S. 30
11)
Foucault, Michel: About the Beginning of the Hermeneutics of the Self. Two Lectures at Dartmouth. In: Political Theory, Vol. 21 (1993) No.2. London/New Delhi, S. 203
12)
"Ich glaube, das wichtigste Kennzeichen unserer politischen Rationalität ist, dass die Integration des Individuums in eine Gemeinschaft oder in eine Totalität aus der stetigen Korrelation zwischen einer wachsenden Individualisierung und der Stärkung eben dieser Totalität resultiert." Foucault, Michel: Technologien des Selbst. In: Luther H. Martin/Huck Gutman/Patrick H. Hutton (Hg.): Technologien des Selbst. Frankfurt/M. 1993, S.186
13)
Vgl. z.B. Butler, Judith: Antigones Verlangen. Verwandtschaft zwischen Leben und Tod. Frankfurt/M. 2001, S. 40-42/54f./111f./121f. Diese Reduktion ist auf Butlers durchaus sinnvolles Bemühen zurückzuführen, das "symbolische Gesetz", das in der Terminologie Lacans für die Formung des Begehren verantwortlich ist, als historisch gewordenes denkbar zu machen. Doch lässt sich auch historisch Gewordenes denken, das nicht notwendig eine Norm sein muss. Insbesondere scheint mir die Macht dieses Gesetzes in gravierender Weise unterschätzt, wenn es lediglich als Norm oder Verbot begriffen wird. Ich habe dies ausgeführt in: Mit Foucault gegen Gender. Zu einer machttheoretischen Kritik am Paradigma des sozialen Konstrukts. In: Widerspruch 44, 2. Halbjahrband 2002
14)
Deuber-Mankowsky, Astrid: Geschlecht als philosophische Kategorie. In: Die Philosophin Nr. 23, Mai 2001, S. 22

Tove Soiland ist Historikerin und lebt in Zürich.

Aus: Forum Wissenschaft 3/2003