Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens

"Wir versuchen, Feindbilder abzubauen." Ein Gespräch mit der Frauenfriedensarbeiterin und Feministin Ellen Diederich

Ellen Diederich (geb. 1944) ist seit den 1960ern aktiv in der Frauen- und Friedensbewegung. Zusammen mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin, der afrodeutschen Liedermacherin Fasia Jansen (1929-1997), bereiste die Antimilitaristin mit zwei Friedensbussen viele Länder und setzte sich für Frieden, Gewaltfreiheit und Emanzipation ein. Zusammen mit Fasia hat sie das Internationale Frauen-Friedensarchiv Fasia Jansen (IFFA) aufgebaut, in dem Publikationen und audiovisuelle Dokumente zu Frauen, Militär und antimilitaristischen Aktionen von Frauen gesammelt sind. 2021 wurde ein Teil des IFFA dem Archiv für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg angegliedert. (1) Mit der Zeitzeugin sprach der afas-Archivar Bernd Drücke für Radio Graswurzelrevolution. (2) (GWR-Red.)

 

Graswurzelrevolution (GWR): Ellen, du hast eine unglaublich spannende Lebensgeschichte. Ich will deshalb heute gar nicht so viele Fragen stellen, sondern dich bitten, einfach zu erzählen. Du hast viel erlebt und politische Arbeit geleistet. Erzähl bitte mal, wie alles anfing. Wie hast du dein Leben gelebt? Wie hast du dich politisiert?

 

Ellen Diederich: Ich wurde 1944 in Dortmund geboren, das war das Jahr, in dem das Ruhrgebiet besonders schwer zerbombt worden ist. Das hat mich sehr geprägt, auch wenn ich noch ein Baby war. Meine Mutter hat mir sehr viel berichtet über die Nächte und ihre Schwangerschaft. Die Nächte meines ersten Lebensjahres verbrachten wir in Bunkern. Ich habe mich sehr früh mit der Kriegssituation beschäftigt. Meine Mutter hat mit einer Kindergruppe ein Theaterstück gegen den Krieg gemacht. Ich war vier Jahre alt, und sie erzählte mir davon. Den Text konnte ich auswendig und habe das in der Küche nachgespielt. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater und die männlichen Vorfahren waren Bergarbeiter. Mein Vater war im Widerstand gegen Hitler. Er musste nicht Soldat werden, weil er eine Beinverletzung hatte.
Wir zogen in eine ausgebombte Schule, die meine Eltern wieder aufgebaut haben. Zunächst war es ein Haus, in dem sich Menschen aus verschiedenen Ländern trafen und versuchten, die Feindbilder abzubauen. Als ich sechs Jahre alt war, wurde es ein Haus für junge Männer, die im Krieg und danach straffällig geworden waren, die das Elternhaus verloren hatten. Die sind dann, wenn sie aus dem Knast kamen, zu uns gekommen. Wir waren immer so 30, 40 Menschen zu Hause. Meine Eltern haben sich gekümmert um diese jungen Männer, meine Mutter hat gekocht für alle, mein Vater war sehr engagiert. Das Haus gehörte den Falken [Sozialistische Jugend Deutschlands – Anm. Red.]. Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher kam noch zur Eröffnung. Früh ist mein Vater mit der Arbeiterwohlfahrt in Verbindung gekommen, das heißt, es waren Hilfsaktionen, die von uns ausgegangen sind. Ich bin in diese politische Situation hineingewachsen. Wir waren nie so eine Kleinfamilie, es war immer etwas los, also die Schicksale dieser jungen Männer, die dann in der Stadt eine Ausbildung gemacht und bei uns gewohnt haben.
Ich bin früh bei den Falken aktiv gewesen, meine Eltern haben da Sommerzeltlager gemacht. Ich habe die mitgemacht und fand das spannend, also ein Zeltlager, das organisiert war wie ein Dorf mit Bürgermeister, mit Abgeordneten usw. Das fand ich interessant, bis zum ersten Ostermarsch. Früh wurden mir die Gefahren der atomaren Bedrohung bewusst. Ich las über die Erfahrungen der Opfer von Hiroshima und Nagasaki. Von den Gefahren der oberirdischen Atombombenversuche. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich am ersten Ostermarsch im Ruhrgebiet teilgenommen. Wir gingen von Duisburg nach Dortmund. In dem Jahr sind die Falken noch mitgegangen, aber ein Jahr später wurden wir ausgeschlossen bei den Falken, weil wir an den Vorbereitungen der Ostermärsche teilgenommen haben. Viele junge Leute sind damals ausgeschlossen worden. Für mich war das vollkommen unverständlich. Mein Idol war Bertrand Russell. Mich hat beeindruckt, wie der etwa 80-Jährige sich wegtragen ließ bei einem der ersten Ostermärsche in England.
Ich konnte nicht verstehen, warum wir nicht mehr mitmachen sollten. Die SPD war umgeschwenkt und wollte sich nun doch an der NATO beteiligen. Das hatte zur Folge, dass diejenigen, die gegen diesen Kurs waren, ausgeschlossen wurden. Ich bin auch ausgeschlossen worden.
Zu dieser Zeit machte ich eine Lehre in einem Rechtsanwaltsbüro. Ich war gescheitert am Gymnasium, aber die Volkshochschule (VHS) wurde meine neue Ausbildungsstätte. Die VHS in Dortmund war sehr gut, es waren viele politische Veranstaltungen da, die hatten ein tolles Kinoprogramm. Für 50 Pfennig konnte man die besten Filme der Welt sehen. Es war eine runde Sache. Ich lernte andere Sprachen, Englisch, Schwedisch und Französisch.
In der Zeit kam dann aus einem der Zimmer in der VHS eine wunderbare Musik. Ich kannte diese Lieder nicht, aber fand sie faszinierend. Aus diesem Raum kamen einige junge Männer raus, und ich fragte: „Wer seid ihr denn?“ Sie sagten: „Wir sind die Jungenschaft vom 1. November 1929, die dj.1.11“, also die einzige Gruppe der Bündischen Jugend, die sich während des Faschismus mit den Linken zusammengetan hatte. Ich fand das faszinierend, fand die Lieder toll, und ich fragte, ob ich mal gucken könnte, was sie so machen. Aber bis dahin hatten die keine Mädchen aufgenommen. Großzügigerweise haben sie das gestattet, und von da an bin ich in eine sehr interessante Welt gekommen. Wir waren jedes Wochenende unterwegs, hatten bemalte Zelte wie die Samen in Schweden, Finnland und Norwegen. Wir sind durch halb Europa getrampt, haben Lieder aus der ganzen Welt gesammelt, sind zusammen zum Ostermarsch gegangen. Es war eine ungewöhnliche Art und Weise, so die Freizeit zu verbringen. Wir haben Theater gespielt, Stücke von Bertolt Brecht nachgespielt. Das war ein wichtiger Schritt in meiner Entwicklung.

 

GWR: Dein Leben ist stark verknüpft mit dem Leben von Fasia Jansen. Kannst du bitte erzählen, wer Fasia war, wie ihr euch kennengelernt habt, was ihr dann gemacht habt?

 

Ellen Diederich: Ich habe Fasia zum ersten Mal beim ersten Ostermarsch gehört. Sie war vom ersten Ostermarsch an dabei. Da ist einiges entstanden nach dem Krieg, auch neue Lieder. Sehr viele Volkslieder waren total missbraucht worden von den Nazis. Mit dem Ostermarsch hat sich etwas entwickelt, dass neue Lieder gemacht wurden, gegen die Atombewaffnung, aber auch Friedenslieder. Wir haben dann die großen Friedensmärsche zusammen gemacht von Kopenhagen nach Paris, von Berlin nach Wien, von Dortmund nach Brüssel. Während dieser Märsche haben wir viele Lieder gesammelt. Fasia wollte immer, dass alle mitsingen konnten. Unterwegs haben wir Liederbücher gemacht.
Fasia habe ich bei meinem ersten Ostermarsch zuerst gehört und war vollkommen fasziniert von ihrer wunderbaren Stimme. Sie war eine Schwarze Deutsche, konnte eigentlich keine Noten lesen, sondern hat alles nach Gehör gemacht, konnte sehr gut Gitarre spielen, konnte ein Akkordeon in die Hand nehmen und fing an zu spielen. Sie hatte ein unglaubliches Ohr für Musik. Ich habe sie aus der Ferne kennengelernt als Sängerin des Ostermarsches, habe mir Platten gekauft von „Pläne“ [Schallplattenlabel – Anm. Red.], die damals viele Widerstandslieder aus allen möglichen Ländern zusammengestellt und Schallplatten herausgegeben haben. Was ich toll fand: Alle Sachen wurden übersetzt, also aus Italien, Frankreich, Großbritannien usw. Das war eine große Freude und Hilfe.
Wiedergetroffen habe ich Fasia dann beim ersten großen Friedensmarsch von Kopenhagen nach Paris 1981. Das war eine Fraueninitiative aus Skandinavien. Wir sind insgesamt sechs Wochen gelaufen, etwa 1.400 Kilometer. Als wir in Kopenhagen losgegangen sind, waren wir etwa 400 Leute, und etwa 10.000, als wir in Paris ankamen, was nicht einfach war. Wenn du unterwegs bist mit 10.000 Menschen, die brauchen z. B. eine Toilette, also hatten wir einen Toilettenwagen besorgt, das war wichtig. Das war teuer. Eine Frau hatte das Geld aufgetrieben, hat ihre Eigentumswohnung verkauft, um diesen Toilettenwagen zu finanzieren, und später dann, das war die Zeit, als die Feindbilder sich langsam etwas aufgelöst haben, wurde von diesem Marsch auch in der Sowjetunion berichtet. Als dort bekannt wurde, dass diese Frau ihre Wohnung verkauft hat, hat man dort Geld gesammelt, und sie konnte ihre Wohnung zurückkaufen. Das fand ich schön.
Wir waren Menschen aus allen möglichen Ländern, von Frauen initiiert. Männer und Kinder waren herzlich eingeladen mitzukommen, aber die Frauen haben die Organisation in der Hand behalten. Was auch interessant war, weil, also wenn man sonst vielleicht beim Ostermarsch oder anderen  Friedensdemonstrationen war, dann hieß es immer relativ aggressiv: „Was stehst du da am Straßenrand? Reihʼ dich ein als Demonstrant!“ Die Frauen haben das anders gemacht, sie haben gewunken, wenn da Menschen am Fenster gesessen haben, so lange, bis die zurückgewunken haben. Es war interessant, welche Wohnungen auf einmal aufgingen, wo wir schlafen konnten. Das war am Beginn der großen Friedensbewegung in den 1980ern, eine sehr lebendige Sache. Da war eine Musikgruppe aus England, „The Fallout Marching Band“, die viele Lieder mitgebracht hat. Damit alle mitsingen konnten, haben wir versucht, während des Laufens ein Liederbuch zu machen. Das war Fasia wichtig. Sie hatte keine Scheu, ging unterwegs in die Rathäuser und hat gesagt: „Wir brauchen 1.000 Kopien, wir müssen dieses Liederbuch zustande bekommen“. Das klappte dann auch meistens.
Fasia stand morgens schon früh auf, hatte entweder ihr Akkordeon oder die Gitarre in der Hand und ist herumgegangen. Wir haben häufig in Zelten geschlafen. Sie war ein so lebendiger und freundlicher Mensch, auch bei den Schwierigkeiten des Lebens, die sie gehabt hat als Schwarzes Kind. Das kann man sich vorstellen, im faschistischen Deutschland, in Hamburg ist sie ab 1929 aufgewachsen. Ihr Vater war einer der ersten afrikanischen Diplomaten in Europa. Er hat in Hamburg gelebt und dort als liberianischer Generalkonsul gearbeitet. Ihre Mutter war Kindermädchen bei dieser afrikanischen Diplomatenfamilie. Dann hat sich eine Beziehung entwickelt zwischen dem afrikanischen Vater und der deutschen Mutter. Die afrikanische Familie musste zurück nach Liberia. Sie wollten Fasia mitnehmen, aber die Mutter wollte, dass Fasia bei ihr bleibt. Das war dann ein sehr schwieriges Leben. Fasias Mutter war alleinerziehend, das Kind war nicht in einer Ehe geboren, sie war alleine mit dem Kind, und dann ein Schwarzes Kind. Sie ist sehr verzweifelt gewesen, irgendwann wollte sie in die Elbe gehen mit Fasia. Zum Glück hat sie das nicht gemacht. Sie hat dann einen deutschen Mann gefunden, der auch im Widerstand gegen die Nazis war, der leider eine Zeit lang ins Gefängnis gekommen ist aufgrund seiner Widerstandsaktionen, aber der liebevoll mit Fasia umgegangen ist und eine Stütze war, sodass sie doch einigermaßen leben konnten. Als Fasia 14 Jahre alt war – damals war es üblich, dass die Mädchen im Alter von 14, 15 Jahren ein Jahr in einem Haushalt arbeiten mussten –, sagte man dann, dass einer deutschen Familie ein dunkelhäutiges Mädchen nicht zuzumuten sei. Sie sollte entweder in einem Keller mit an der Rüstung oder in der Küche im Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme arbeiten. Da ist sie dann hingekommen. Da waren vor allem Kriegsgefangene aus der Ukraine und anderen Ländern, die auch in dieser Küche gearbeitet haben. Die Frauen, die im KZ waren, waren polnische Jüdinnen. Fasia musste dann mit den anderen zusammen Kartoffelschalen kochen. Das war furchtbar. Dann hat man Fasia aufgefordert, zu einem Arzt zu gehen. Der hat ihr etwas gespritzt, von dem sie sehr krank geworden ist. Bis heute weiß keiner, was ihr da gespritzt wurde. Die Arbeit in dieser Lagerküche ist sehr anstrengend gewesen, auch psychisch. Sie hat sich angefreundet mit Kriegsgefangenen, die dort gearbeitet haben. Zum Glück hat sie überlebt. Als der Krieg zu Ende war, hatte sie lange Zeit damit zu tun, wieder einigermaßen gesund zu werden.
Sie war während ihres ganzen Lebens vielleicht fünf oder sechs Jahre immer wieder in Krankenhäusern, weil diese starke Herzkrankheit auch immer wiedergekommen ist. Das hat sie nicht davon abgehalten, Sängerin zu werden.
Sie war erst in einem antifaschistischen Chor in Hamburg, wo sie gelernt hat, zu singen und mit der Musik umzugehen. Das Geld hat sie sich verdient, indem sie auf Ausflugsschiffen in Hamburg Akkordeon gespielt hat. Dann hat sie sich entschieden: „Ich möchte Sängerin werden.“
Bei verschiedenen Treffen hat sie Anneliese Althoff aus Oberhausen kennengelernt, die aus einer antifaschistischen Familie kam; der Vater war im Widerstand. Die beiden haben sich angefreundet, und für Fasia war es trotz der nicht so guten Luft im Ruhrgebiet besser, nach Oberhausen zu gehen. Die Familie von Anneliese hat sie liebevoll aufgenommen. Anneliese und einige andere haben in der Zeit viel politische Arbeit gemacht. Sie waren in der kommunistischen Bewegung, sollten dann teilweise auch wieder verhaftet werden. Anneliese war kurz im Gefängnis, aber es ging dann so aus, dass sie doch weitermachen konnten mit ihrer Arbeit. Sie haben Friedensaktionen gemacht.
Fasia lernte andere Sänger kennen wie Dieter Süverkrüp, mit dem sie viel zusammengearbeitet hat. Sie haben die Lieder der Französischen Revolution zusammen gesungen, Friedenslieder gemacht, vor allem auch Lieder gegen die Atomgefahr. Bei den Ostermärschen sind sie zusammen gegangen und haben viel Bewegung in diese Märsche gebracht. Fasia war ein sehr freundlicher, fröhlicher Mensch. Sie konnte andere mitreißen. „Los, komm mit!“, das war einer ihrer Sätze, die sie oft gesagt hat. Man konnte sich ihr nicht entziehen, sie war so positiv gestimmt, dass man mitgehen wollte. Bei diesem langen Friedensmarsch haben wir uns dann wieder näher kennengelernt. Meine Tochter war auch mit, die beiden haben sich angefreundet. Nachdem wir mit dem Friedensmarsch in Paris waren, kam die Buchmesse in Frankfurt. Ich wohnte damals in Frankfurt, und Fasia hat in unserer Wohngemeinschaft übernachtet, bei uns gewohnt.
Fasia hatte die ganzen Jahre im Ruhrgebiet in den Arbeitskämpfen auch viel gemacht. Es war die Zeit, wo die Zechen und Metallbetriebe geschlossen wurden, auch Frauen-Betriebe. Fasia hatte die Kämpfe mitgemacht bei Hoesch, beim Schalker Verein usw.
Ich war eingeladen von den „Ruhrfestspielen“ [das älteste und zugleich eines der größten und renommiertesten Theaterfestivals Europas – Anm. Red.] zu einer Friedensveranstaltung, sollte einen Vortrag halten, und dann fragten mich die Leute, ob ich eine Idee für eine große Frauenveranstaltung am 1. Mai bei den „Ruhrfestspielen“ hätte. Da ich wusste, dass Fasia hier im Ruhrgebiet auch mit vielen Frauen-Initiativen gearbeitet hatte, habe ich das mit ihr besprochen, und dann hatten wir die Idee, dass wir eine Revue „Mit Herz und Verstand: Frauen aus dem Revier“ entwickeln könnten. Wir haben mit den Frauen-Initiativen Kontakt aufgenommen. Ich hatte eine Freundin aus Frankfurt, Hilde Wackerhagen, eine Schauspielerin und Kabarettistin, die ist zu allen Frauen-Initiativen gegangen und hat mit ihnen ihre Geschichte quasi als Theaterstück entwickelt. Das kam zusammen, und wir haben das als große Veranstaltung bei den „Ruhrfestspielen“ gemacht. Ein großer Erfolg, sehr schön.
Ich hatte zwischendurch mein Abi nachgemacht und in Marburg studiert. Ich wollte lernen, wollte wissen, warum so viele Sachen, die wir versucht haben, nicht hundertprozentig geklappt haben. Ich habe den ersten antiautoritären Kinderladen im Ruhrgebiet initiiert, wollte Wissen zusammenbringen und habe dann in Marburg am Fachbereich 03 [Gesellschaftswissenschaften und Philosophie – Anm. Red.], wo viele bekannte Leute wie Wolfgang Abendroth gelehrt haben, ein Studium gemacht.
Das Studium ging zu Ende, und ich war auf der Suche nach einem Job, erst in Berlin, wollte bei der Frauenzeitschrift „Courage“ anfangen, mit meinen Kindern zusammen nach Berlin gehen, aber dann bin ich stattdessen nach Offenbach gegangen zum Sozialistischen Büro (SB). Das SB war eine undogmatische linke Gruppe, hier hatten sich viele namhafte Intellektuelle organisiert, sie organisierten Aktionen und gaben Bücher heraus. Das Diskussionszentrum war der „Club Voltaire“ in Frankfurt. Dort habe ich zwei Jahre im Büro gearbeitet, habe viel gelernt, aber das war noch keine Situation für Frauen. Die ganze Linke war zu der Zeit nicht sehr frauenfreundlich. Dann bekam ich ein Angebot, in Oberhausen bei „Arbeit und Leben“ eine Stelle anzufangen. Ich hatte mit einem Stipendium der Gewerkschaft studiert und immer das Gefühl, dass ich auch wieder ein Stück zurückgeben muss ins Ruhrgebiet.
Also fand ich die Idee, wieder ins Ruhrgebiet zurückzugehen, gut. Ich hatte mit Fasia inzwischen eine sehr liebevolle Beziehung. Wir sind ein Paar geworden, meine erste Beziehung zu einer Frau. Ich habe keine lesbische Identität, sondern immer mit Männern und Frauen Liebesbeziehungen gehabt. Aber mit Fasia, das wurde dann sehr intensiv. Wir haben von da an 16 Jahre lang bis zu Fasias Tod 1997 zusammen gearbeitet und gekämpft. Wir waren bei den Weltfrauenkonferenzen in Nairobi und in Peking. Wir haben dort Orte geschaffen, wo Frauen aus so genannten Feindesländern in den Dialog kommen konnten. Also, wir haben Zelte dort installiert und Dialoge organisiert von Frauen aus Ländern, die im Krieg miteinander waren. Feindbilder abzubauen war eines unserer großen Ziele.
Dann bekamen wir diesen Friedens-Bus geschenkt. Es war ein schönes Los. Ich hatte Kontakt bekommen zu einer Stiftung in Texas, die finanziert wurde von einer US-amerikanischen Millionärin, die ihr Geld in die internationale Frauenbewegung gegeben, viele Sachen unterstützt und vor allem auch in Texas und Austin viele Aktionen organisiert hat. Das war beispiellos. Kurz vor der Frauenkonferenz hatte ich die Stiftung kennengelernt. Sie hatten mich zu einem Treffen nach Texas eingeladen.

 

GWR: Ihr seid dann mit dem Frauen-Friedensbus durch Amerika und Europa gefahren und habt die afroamerikanische Feministin Angela Davis und andere Frauen besucht?

 

Ellen Diederich: Es waren zwei verschiedene Busse, einer war in Europa, und einer war in den USA. Diesen Bus fanden wir wirkungsvoll und gut, wir wollten nie ein Haus haben, aber dieser Bus war ein bewegliches Haus, mit dem wir überall hinfahren konnten, wo Hilfe gebraucht wurde, wo Aktionen stattfanden. Unser Ziel war nach der Weltfrauenkonferenz in Nairobi, wo viele Frauen noch aus den sozialistischen Ländern waren, uns weiter kennenzulernen. Wir hatten festgestellt, dass viele Feindbilder entstehen, weil wir zu wenig voneinander wissen. Wir wissen nicht: Wie lebt ihr denn? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie geht ihr mit den Kindern um?
Dann haben wir gedacht, dass wir gerne da hinfahren und das wissen möchten. Ich bin dann vorher überall herumgefahren in die verschiedenen Länder, habe versucht, Kontakte zu knüpfen und zu gucken, ob die uns mit dem Bus empfangen würden, ob wir Ausstellungen und Veranstaltungen machen können.
Das ging alles. Losgefahren sind wir in England, von Greenham Common [eine Reihe von Protestcamps, die gegen die Aufstellung von Atomwaffen auf dem Militärgelände Greenham Common in Berkshire, England, errichtet wurden – Anm. Red.], wo Frauen schon seit neun Jahren jeden Tag Direkte Gewaltfreie Aktionen gegen die dortige US-Atombasis gemacht haben. Wir waren vorher schon mehrmals in England gewesen, weil dort der große Bergarbeiterstreik 1984/85 war und wir uns an den Protesten beteiligt haben. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher wollte die Form der Kohlebergwerke abschaffen und an deren Stelle atomare Bergwerke installieren. Damit waren wir nicht einverstanden.
Wir haben uns dort mit den Frauen angefreundet und sie unterstützt, haben von hier Lkws mit Lebensmitteln und Kleidern geschickt, weil es in England kein Streikgeld gab.
Wir sind also erst einmal von Greenham zu den Bergarbeiterfrauen gefahren und von da aus weiter in die Niederlande, haben das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besucht. Wir haben unterwegs auch Politiker getroffen, auch den holländischen Außenminister, dann sind wir durch die Niederlande gefahren. Überall gab es Aktionen und Veranstaltungen, die wir machen konnten. Von den Niederlanden sind wir dann in die Bundesrepublik gefahren, dort war die Premiere des ersten Filmes über Fasia. Drei Jahre lang hat uns eine Filmcrew begleitet und daraus 1987 einen Film gemacht, über das Leben von Fasia, über ihre Geschichte, vor allem aber auch über unsere Aktionen, die wir hier in der Bundesrepublik gemacht haben. Der Film heißt „Fasia – von trutzigen Frauen und einer Troubadoura“.

 

GWR: Ellen, du bist zur Zeit des Kalten Krieges mit Fasia Jansen viele Jahre mit zwei bunt bemalten Frauen-Friedensbussen durch viele Länder Europas und Amerikas gereist. In Ost und West, Nord und Süd, überall habt ihr Kontakte zu Frauen geknüpft, direkte gewaltfreie Aktionen, Veranstaltungen und Ausstellungen gemacht, eine internationalistische, feministische Friedensarbeit. In den USA habt ihr euch im Atomtestgebiet in der Wüste von Nevada mit den indigenen Shoshoni getroffen und solidarisiert. Mit vielen Frauen aus vielen Ländern habt ihr euch angefreundet und vernetzt. Dann habt ihr das Internationale Frauen-Friedensarchiv Fasia Jansen (IFFA) in Oberhausen gegründet. Was war die Idee dabei? Was ist die Geschichte dieses Archivs?

 

Ellen Diederich: Wir haben das Archiv gegründet, weil wir an vielen Friedensaktionen teilgenommen und gesehen haben, dass ein großer Teil der Friedensarbeit und -aktionen von Frauen gemacht wird. Aber genau das wird kaum dokumentiert. Dann haben wir gesagt: „Wir fangen an zu sammeln, wo immer wir sind. Wir sammeln Flugblätter, Lieder, Bücher, Filme, Radiosendungen und andere Formen von Dokumenten.“ So haben wir angefangen, das Archiv aufzubauen.

 

GWR: Das war 1990?

 

Ellen Diederich: Ja, die Gründung war 1990. Kurz vorher waren wir bei der Weltfrauenkonferenz in Nairobi und haben viele neue Sachen erlebt und gelebt. Wir wollten, dass dies auch festgehalten wird.

 

GWR: Wie ist das weitergegangen?

 

Ellen Diederich: Wir hatten das Archiv und gleichzeitig im gleichen Haus einen Laden, der „Vier Himmelsrichtungen“ hieß. Die Sachen hingen eng zusammen, waren auch verbunden mit Fasia. Sie hat viel im Laden gearbeitet, aber auch im Archiv zusammengetragen. Sie hatte schon viele Jahre Friedensarbeit gemacht, hatte einen großen Bestand von dokumentierten Aktionen. Wir haben ein kleines Haus hier im Hof mieten können, wo wir das Archiv zunächst untergebracht haben. In etwa 500 Ordnern haben wir zu allen möglichen Themen gesammelt, von internationalen Fragen, zu den Konflikten in Israel, Palästina, Latein- und Nordamerika, NATO, auch zu Europa.

Viele Leute sagen ja, wir hätten seit über siebzig Jahren keinen Krieg mehr in Europa gehabt. Das stimmt nicht. Es war Krieg in Nordirland, es war Krieg auf Zypern, in Bosnien, der Jugoslawienkrieg und so weiter. Wir haben uns gegen all diese Kriege engagiert, wir sind hingefahren mit dem Wunsch, Öffentlichkeit zu schaffen und den Menschen, die vom Krieg betroffen sind, zu zeigen: „Ihr seid nicht allein. Wir nehmen das wahr, was ihr macht.“

Wir versuchen in jeder Form, Feindbilder abzubauen. Das ist die Grundidee, der Abbau von Feindbildern, damit solche Kriege nicht möglich sind.

Wir haben auch viele kleine Aktionen gemacht, wenn die Bundeswehr in die Schulen gegangen ist, um Jugendliche zu rekrutieren, dann haben wir gesagt: „Nein, das wollen wir nicht. Wir wollen kein Militär in der Schule. Wir wollen den Abbau von Militär.“ Das ist auch keine Frage von Frauen oder Männern. Ich will weder Männer noch Frauen im Militär haben. Das macht mich so krank, mit welcher Gelassenheit heute auch wieder militärische Formen angenommen und akzeptiert werden.

Die ersten 30 Jahre meines Lebens waren bestimmt von „Nie wieder Krieg“. Das war allgemeiner Standpunkt in diesem Land, also nie wieder Krieg zu haben. Das hat sich total verändert, die Bundeswehr führt Krieg in Mali, sie hat 20 Jahre lang Krieg in Afghanistan geführt. Es ist unerträglich für mich.

 

GWR: Ich denke, dass diese Remilitarisierung in Deutschland viel mit der politischen Entwicklung zu tun hat. Bevor sich die Grünen und die SPD als Regierungsparteien 1999 am NATO-Angriffskrieg gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien beteiligt und zum dritten Mal im 20. Jahrhundert deutsche Kriegsflugzeuge Belgrad bombardiert haben, war es Konsens bei Grünen und in linken Bewegungen, grundsätzlich zu sagen: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“. Das hat sich geändert, auch durch Joschka Fischers bis heute nicht zurückgenommene Kriegspropaganda 1999. Durch seine infame Instrumentalisierung von Auschwitz – nach dem Motto „Wir müssen ein zweites Auschwitz verhindern“ – konnten die Grünen auf Kriegskurs gebracht werden; alles, um die rot-grünen Regierungspöstchen zu erhalten.

Ich habe im Netz eine Rede gefunden, die du beim Ostermarsch 1999 zum Jugoslawienkrieg gehalten hast. Da hast du Position bezogen sowohl gegen den NATO-Krieg als auch gegen das Milošević-Regime. Du hast dich solidarisiert mit der feministisch-antimilitaristischen Bewegung „Frauen in Schwarz“, die in Jugoslawien gegen den Krieg und die autoritäre Regierung agiert hat. Die „Frauen in Schwarz“ haben damals (auch in der Graswurzelrevolution) eine Position von unten bezogen und gesagt: „Am Himmel die NATO, am Boden Milošević“, also unten werden wir vom Milošević-Regime getreten, und von oben kriegen wir die NATO-Bomben auf den Kopf.

Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit, das ist vielen heute nicht mehr bewusst. Deshalb kann die Bundeswehr weitgehend ungestört Propaganda machen und Jugendliche rekrutieren. Es gibt kaum Protest. Wie können wir dazu beitragen, das zu ändern, damit die Friedensbewegung wieder eine gesellschaftlich starke Kraft wird?

 

Ellen Diederich: Ein Beispiel: Ich habe an dem Film „Texas – Kabul“ mitgearbeitet. Nach dem Elften September fingen viele Kriege an. Dagegen gab es viele Aktionen. Wir haben einen Film gemacht über verschiedene Frauen, die nach dem Elften September agiert haben. Wie haben die agiert? Da war eine Frau, Jamila Mujahed, dabei, die die erste radikale Frauenzeitung in Afghanistan gegründet hat. Da war eine Freundin von mir aus den USA, Sissy Farenthold, die viele Jahre in der offiziellen amerikanischen Politik war. Sie war Abgeordnete im texanischen Parlament und wurde auch mal für das Amt der US-Vizepräsidentin vorgeschlagen. Sie hat dann auch durch unsere gemeinsame Arbeit begriffen, was eigentlich in diesem Land los ist, was da für militärische Sachen passieren. Die anderen beiden waren Staša Zajović von den „Frauen in Schwarz“ aus Serbien und die bekannte Aktivistin und Autorin Arundhati Roy aus Indien. Es wurden insgesamt also vier Frauen dargestellt. Es ist wichtig, dass man die verschiedenen kulturellen Hintergründe zeigt, dass man trotz dieser Unterschiede auf eine gleiche Richtung kommen kann. Das ist immer ein Ziel gewesen.

Wir haben das immer versucht, auch an allen möglichen kleinen Einzelheiten und Aktionen wie politischen Modenschauen, die wir gemacht haben, wo wir versucht haben, über Kulturgegenstände zu zeigen, wie schön diese anderen Kulturen sind. Auch die Schönheit muss gezeigt werden. Deshalb haben wir die Sachen, mit denen wir agiert haben, schön gemacht. Der Frauenfriedensbus ist sehr schön. Wir wollten, dass die Leute stehen bleiben mit offenem Mund und sagen: „Wow, das hat etwas mit Frieden zu tun? Dann möchte ich damit auch etwas zu tun haben.“ Das klingt vielleicht albern, aber das ist es nicht. Schönheit ist ein wichtiger Punkt.

Wir haben sehr viele Aktionen auch in Baden-Württemberg gemacht, an den Stationierungsorten der Atomwaffen, in Mutlangen, Heilbronn und so weiter. Aber wir haben immer versucht, ein Stück Schönheit zu bewahren. Wir sind morgens an einen Weinberg gefahren, haben zusammen gefrühstückt, sind abends in die Kneipe gegangen, haben gemeinsam gesungen und Wein aus der Gegend getrunken. Also, ein Stück Lebensqualität und Schönheit zu bewahren, auch mit dem Archiv.

Nachdem die Mauer gefallen ist, war uns klar, viele Frauen in den sozialistischen Ländern waren berufstätig, jetzt werden ganz viele Betriebe kaputtgehen. Die Frauen haben keine Erfahrung damit, selbstständig etwas auf die Beine zu kriegen. Also habe ich ein großes Seminar hier in Oberhausen organisiert mit Frauen aus Jugoslawien, Bulgarien, der DDR und verschiedenen Ländern. Ich bin mit denen hier im Ruhrgebiet herumgefahren, und wir haben uns Frauenhäuser angeguckt, eigene Buchhandlungen, die Frauen aufgemacht haben. Wir haben alle möglichen Sachen angeguckt, um zu zeigen, dass Frauen selber etwas in die Hand nehmen können. Das waren sie nicht gewohnt. Wir haben auch Frauen aus verschiedenen Kriegssituationen eingeladen, eine Woche hierherzukommen. Das war zu der Zeit, als die Grünen noch eine Frauenunterstützung gemacht hatten. Sie hatten eine Frauen-Stiftung. Vier Wochen nachdem der Jugoslawien-Krieg angefangen hat, haben wir das erste Treffen auch mit Hilfe dieser Stiftung machen können. Wir haben Frauen aus den verschiedenen Teilen der Bundesrepublik Jugoslawien eingeladen und uns in Prag mit ihnen getroffen. Denn nach vier Wochen Krieg war es ja schon so, dass selbst Frauen aus den verschiedenen Teilen des Landes nicht mehr miteinander geredet haben. Das wollten wir ändern.

Solche Sachen haben wir immer versucht, mit dem Archiv zu unterstützen. Das Internationale Frauen-Friedensarchiv Fasia Jansen (IFFA) ist nicht in erster Linie nur diese Sammelgeschichte. Es ist ein Ausdruck der Aktionen, die wir gemacht haben. Das ist ein Unterschied. Das Sammeln ist wichtig, aber das stand bei uns nie im Vordergrund. Im Vordergrund stand immer, Aktionen zu machen, da und da etwas zu machen und dann darüber zu berichten. Auch die Stimmen der verschiedenen Leute, besonders der Frauen, zu hören, die an diesen Aktionen beteiligt gewesen sind.

 

GWR: Der Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, hat vor Kurzem gefordert, dass Deutschland Waffen an die Ukraine liefern soll. Die Grünen möchten den Bundeswehretat, wie von NATO-Kriegsstrategen gefordert, auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Das würde bedeuten, den jetzt schon auf über 50 Milliarden Euro gesteigerten Militäretat auf 80 Milliarden Euro zu erhöhen. Eine extreme Aufrüstung. Hast du Hoffnungen, dass sich etwas unter einer grünen Regierungsbeteiligung positiv verändern kann? Oder können positive Veränderungen in erster Linie nur von sozialen Bewegungen von unten, einer stärkeren Friedensbewegung, der Klimagerechtigkeits- und anderen emanzipatorischen Bewegungen durchgesetzt werden?

 

Ellen Diederich: Wenn du mich vor einem Jahr gefragt hättest, dann hätte ich gesagt: „Ja, ich habe ein Stück Hoffnung“, nachdem ich Annalena Baerbock und Habeck gesehen habe. Aber nach dem, was sie innerhalb des letzten halben Jahres so von sich gegeben haben, da kann man nur erschrocken sein. Wie kann man so einen Blödsinn reden, nur um die Wahl zu gewinnen? Es ist unglaublich und schockiert mich.

Mein Bruch mit den Grünen ist schon lange her. Antje Vollmer hatte damals gesagt, als sie aus der Abstimmung des Bundestages zur Afghanistan-Kriegsbeteiligung der Bundeswehr rauskam: „Mein Ja war eigentlich ein Nein“.

Da habe ich gedacht, besser kannst du die Entwicklung der Grünen in einem Satz gar nicht beschreiben.

Die Zustimmung zu diesem Krieg ist kaum zu ertragen.

Es sind damals viele Leute rausgegangen bei den Grünen, die ihre pazifistischen Positionen beibehalten haben. Im Moment bin ich absolut skeptisch, nicht mehr hoffnungsvoll, was jetzt von der grünen Seite kommen sollte. Es sei denn, die sozialen Bewegungen machen wirklich Druck. Aber was die Militärfrage angeht, da sind die sozialen Bewegungen im Moment total schwach. Ich meine, es ist absolut richtig, dass die Umweltgeschichte gemacht wird. Ich verstehe aber nicht, dass diese Wahnsinnsausgaben für das Militär kein Grund für Proteste sind. Die jetzige Verteidigungs- oder Kriegsministerin, die macht auf mich den Eindruck, dass sie sich noch nie im Leben wirklich mal einen Gedanken darüber gemacht hat, was Krieg bedeutet. Was heißt das eigentlich? Was heißt das, wenn wir jetzt noch mehr Waffen liefern auch in Gebiete, wo Kriegssituationen sind?

Was heißt das eigentlich, wenn Bundeswehrsoldaten in Mali Krieg führen? Es ist unerträglich.

 

Interview und Transkription: Bernd Drücke

 

Anmerkungen:
(1) http://afas-archiv.de

(2) Lothar Hill von MünsterTube hat das Gespräch gefilmt und in einem Dokumentarfilm verarbeitet: https://muenstertube.wordpress.com/2021/07/26/dr-bernd-drucke-radio-graswurzelrevolution-im-gesprach-mit-ellen-diederich/

https://www.youtube.com/watch?v=pRMzXoG2V0I

Das Gespräch wurde mit Musik u. a. von Fasia Jansen angereichert und – aufgeteilt auf drei 55-Minuten-Sendungen – im Bürgerfunk auf Antenne Münster ausgestrahlt. Die Radio-Graswurzelrevolution-Sendungen sind abrufbar auf: https://www.nrwision.de/mediathek/sendungen/radio-graswurzelrevolution

 

Interview aus: Graswurzelrevolution Nr. 463, November 2021 (Teil 1) und Graswurzelrevolution Nr. 464, Dezember 2021 (Teil 2), www.graswurzel.net