Rückkehr zum Taylorismus oder neues Produktionsmodell?

Anmerkungen zur politischen Ökonomie des flexiblen Kapitalismus

I.

Die arbeitspolitische Debatte spielt sich gegenwärtig in zwei Welten ab. Die eine Welt wird unter dem Label der "New Economy" verhandelt. Glaubt man einschlägigen Darstellungen, so haben in dieser Welt nicht nur die Charakteristika der tayloristisch-fordistischen Arbeitsweise sondern die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Ökonomie insgesamt ihre Gültigkeit verloren. In der anderen Welt mit ihren vergleichsweise konventionellen Produktionsbetrieben zeichnet sich dagegen ein gegenläufiger Trend ab. Hier sind die Hoffnungen der 80er Jahre, das Eigeninteresse des aufgeklärten Managements werde zu einer breiten Durchsetzung "neuer Produktionskonzepte" führen und so das Terrain für eine Requalifizierung industrieller Arbeit ebnen, zerstoben. Statt dessen ist die Wiederkehr oder auch die Beharrungskraft des Taylorismus zu einem arbeitspolitischen Thema geworden. Wie lässt sich diese Zwei-Welten-Diskussion erklären? Muss man tatsächlich davon ausgehen, dass Taylorismus (das Prinzip der strikten Trennung von ausführenden und dispositiven Aufgaben und der Zerlegung von Produktionsarbeit in kleinste Operationen) und Fordismus (die Mechanisierung dieses Prinzips in der Fließbandfertigung) in Kernbereichen industrieller Produktion wie in der Automobilindustrie zu neuem Leben erwacht sind? Oder lenken schlichte Re-Taylorisierungsthesen von weitaus gravierenderen Veränderungen ab, die in ihrer Reichweite das gesamte Produktionsmodell (verstanden als relativ stabile Entsprechung von Managementprinzipien, Firmenorganisation, Bildungssystem und Arbeitsbeziehungen) betreffen? Ich neige zu der letztgenannten Ansicht. Unbestreitbar hat sich in vielen Betrieben, die noch zu Beginn der 90er Jahre an der Spitze der "antitayloristischen Bewegung" (so Lipietz standen, ein arbeitspolitisches Roll Back vollzogen. Doch selbst dort, wo - wie im Rastätter Montagewerk des Daimler-Chrysler-Konzerns - tayloristische Arbeitsstrukturen wiederhergestellt worden sind, gibt es keine lineare Rückkehr zu alten Verhältnissen. Die vermeintliche Wiederkehr des Taylorismus vollzieht sich in Unternehmen und Betrieben, deren organisatorischer Aufbau sich beträchtlich von dem der fordistischen Fabrik unterscheidet. Meine These ist, dass die industrielle Restrukturierung in den 90er Jahren einen neuen Aggregatzustand erreicht hat, der die Konturen eines neuen Produktionsmodells sichtbar werden lässt. Prägend für diesen Prozess ist, dass er sich auf der Grundlage einer "politischen Niederlage der organisierten Arbeiterbewegung in den wichtigsten kapitalistischen Ländern und der Hinnahme einer gemeinsamen wirtschaftlichen Disziplin durch die Länder des OECD-Raumes" vollzogen hat. Dabei wird die Restrukturierung des Produktionsmodells entscheidend von der Herausbildung eines flexibel-finanzmarktgetrieben Akkumulationsregimes überformt. Die Herausbildung des neuen Produktionsmodells vollzieht sich nicht, indem ein überlegenes Rationalitätsprinzip aus den Betrieben heraus in der Gesellschaft verallgemeinert wird. Vielmehr zwingt die makroökonomischen Konstellation mit ihren unsicheren, umkämpften Märkten Unternehmen und Betriebe zu - aktiv und eigenverantwortlich betriebenen - Anpassungsleistungen, die darauf hinauslaufen, dass sich die am besten an das "Regime der kurzfristigen Zeit" angepassten, aber nicht unbedingt die wirtschaftlich effizientesten Arbeits- und Produktionsformen durchsetzen.

II.

Meine These beruht auf empirischen Beobachtungen, die ich an dieser Stelle nur knapp resümieren möchte. Angestoßen durch die Lean-Production-Debatte haben sich während der 90er Jahre in vielen Unternehmen partizipative Managementkonzepte und Arbeitsformen durchgesetzt. Noch immer handelt es sich bei Arbeitern und Angestellten, die in Gruppen oder Teams mit Möglichkeiten zu direkter Partizipation an zuvor von der Hierarchie monopolisierten Entscheidungsprozessen arbeiten, um Minderheiten. Quantitative Studien belegen jedoch für die 90er Jahre eindeutig eine stärkere Ausbreitung partizipativer Ansätze. Die Durchsetzung neuer Beteiligungsformen hat sich freilich in Gestalt einer arbeitspolitischen Pendelbewegung vollzogen. Noch während der ersten Hälfte der 90er Jahre waren Weichenstellungen für high-road-Varianten industrieller Restrukturierung möglich, die ein annäherndes Gleichgewicht von Wirtschaftlichkeitsinteressen der Betriebe einerseits, Humanisierungs- und Demokratisierungsinteressen der Beschäftigten andererseits verwirklichen wollten. Teilautonome Arbeitsgruppen mit gewählten Gruppensprechern, Zeit für Gruppengespräche und vergleichsweise großen Entscheidungsspielräumen der Beschäftigten beinhalteten durchaus die Chance zur Korrektur von Machtasymmetrien, wie sie tayloristisch-fordistischen Arbeitsprozessen eingeschrieben sind. Zwar waren diese high-road-Varianten im Reorganisationsprozess der Betriebe niemals dominant. Sie ließen sich aber in der Kontinuität der "neuen Produktionskonzepte", des "ausgehandelten Unternehmens" und des "deutschen Modells" industrieller Beziehungen denken. Auch deshalb bestimmten sie eine Zeit lang den arbeitspolitischen Diskurs. Nimmt man die betriebsdemokratische Reorganisationsvariante als Maßstab, so zeichnet sich seit Mitte der 90er Jahre tatsächlich ein arbeitspolitisches Roll Back ab. Das Daimler-Chrysler-Montagewerk in Rastatt steht gleichsam symbolisch für diesen Trend. Einst konzipiert, um mit Hilfe teilautonomer Gruppen einen Schritt in Richtung Montagefacharbeit zu machen, ist man dort zu einem Produktionssystem zurückgekehrt, das Bandendkoppelung (Boxenfertigung in einem Drittel der Altfabrik) und große Arbeitstakte zurücknimmt. In der neuen Fabrik sind die Bänder nach dem Perlenkettenprinzip organisiert. Ein Aussteuern einzelner PKWs aus der Linie ist faktisch unmöglich. Es gibt wieder enge Arbeitstakte von meist wenig über einer Minute. Der gesamte Arbeitsablauf ist in hohem Maße standardisiert. Zudem hat der Betriebsrat ergonomische Rückschritte akzeptieren müssen (Überkopfarbeit mit dem Rücken zum Auto, teilweise Verzicht auf Mitfahrbänder). Auch in diesem System werden Gruppenarbeit und direkte Partizipation der Beschäftigten (Gruppengespräche, Sprecherwahlen) offiziell hoch gehalten. Insgesamt gibt es jedoch wenig Spielräume, um die vorhandenen Partizipationsmöglichkeiten im Sinne von Beschäftigteninteressen zu nutzen. So erfolgt der Zugriff auf das informelle Produzentenwissen vorzugsweise im Rahmen von expertengesteuerten Kaizen-Workshops. Diese Workshops sind für ausgewählte Gruppenmitglieder eine der wenigen Möglichkeiten, um der Bandarbeit wenigstens "auf Zeit" zu entkommen. Im Resultat bewirken sie, dass mitunter selbst die engen Arbeitstakte noch weiter reduziert werden. [Dabei ist das Produktionssystem der Rastätter Fabrik bei weitem noch nicht das Schlechteste. In anderen Montagewerken der Autoindustrie (Ford Köln) ist der Taylorismus nie überwunden worden. Dagegen hat der Rastätter Betriebsrat in den Leitlinien des Produktionssystems sogar einige seiner alten Forderungen festschreiben können (Gruppengröße, Gruppengespräche). ] Trotz des arbeitspolitischen Rückschritts schwingt das Pendel nicht zu seinem Ausgangspunkt zurück. Erstaunlich ist zunächst, dass die Rastätter Fabrik nahezu reibungslos funktioniert. Zwar lässt sich mit guten Gründen argumentieren, dass auch die ursprüngliche Fabrik mit ihren teilautonomen Gruppen wirtschaftlich effizient gefertigt hat. Immerhin produzierte die damalige Kernbelegschaft zu Spitzenzeiten das Doppelte des eigentlich geplanten Outputs. Von oben verfügter Rationalisierungsdruck, Leistungsintensivierung und die defizitäre Regelung der Leistungsproblematik sorgten jedoch für permanente Reibungskonflikte. Dem Firmenmanagement drohte die Prozesskontrolle zu entgleiten; das ist in der neuen (und bald schon wieder überholten) Fabrik nicht mehr der Fall. Ein Beispiel: Obwohl die Gruppen immer wieder über Personalmangel und Leistungsdruck klagten, sind die Leistungsvereinbarungen (nach REZEI, einer Methode zur dezentralen Aushandlung des Leistungskompromisses) in der ersten Runde nahezu reibungslos verabschiedet worden. Die Fabrik läuft "wie geschmiert". Offenkundig lässt sich der modifizierte Taylorismus im Rastätter Werk für das Unternehmen kurzfristig effizient nutzen. Aus der Managementperspektive drängt sich daher die Frage auf, weshalb man das Risiko einer Arbeitsorganisation mit vergleichsweise schwer zu kontrollierenden teilautonomen Gruppen eingehen soll, wenn effiziente Montagearbeit auch auf einem anderen, unter Kontrollaspekten einfacheren Weg zu haben ist. Die darin anklingende Problematik ist arbeitspolitisch brisant. Hatten doch nachtayloristische Produktionskonzepte ihre Plausibilität und Wirksamkeit vor allem aus der These bezogen, dass das Rationalisierungspotential des Taylorismus erschöpft sei. Wenn sich nun tayloristische Prinzipien nicht nur in der Automobilindustrie effizient anwenden lassen, so muss man entweder die These von einer irreversiblen Krise des Taylorismus zurücknehmen oder sich eingestehen, dass die Gruppenarbeit die es - etwa bei Ford/Saarlouis oder im Werk Opel/Eisenach - in weitaus rigideren Formen als in Rastatt gibt, etwas qualitativ Neues darstellt.

III.

Exakt das ist in meinen Augen der Fall. Auch dort, wo tayloristische Managementprinzipien revitalisiert oder konserviert werden, geschieht dies in einer völlig veränderten Fabrikorganisation. Nach meiner Auffassung kann man von einer flexibel-marktzentrierten Arbeits- und Produktionsweise sprechen, die über einen abstrakten Kontrollmodus mit der Makroökonomie, dem Akkumulationsregime des flexiblen Kapitalismus kommuniziert. Der französische Ökonom Michel Aglietta identifiziert die Herausbildung eines neuen Akkumulationsregimes mit der Verallgemeinerung von konstitutiven Elementen des neo-amerikanischen Kapitalismusmodells. Das neue Akkumulationsregime übernehme "vom angelsächsischen Kapitalismus die Vorherrschaft der Konkurrenz, die Unternehmenskontrolle durch die institutionellen Anleger, das bestimmende Kriterium des Profits und die Kapitalisierung an der Börse". Sein Herzstück sei die Globalisierung der Finanzmärkte. Deren Dynamik bestimme zunehmend das Geschehen in den internationalen Beziehungen. Durch die Internationalisierung des Kredits reduziere sie Liquiditätsprobleme potentieller Investoren. Zugleich ziehe sie, vor allem aufgrund der Unfähigkeit von Kreditgebern und -nehmern, Risiken adäquat einzuschätzen, finanzielle Unbeständigkeit nach sich. Intensivere Konkurrenz erhöhe den Druck auf die Produktpreise. Die relative Preiskontrolle der fordistischen Ära sei nicht mehr möglich. Das stimuliert einen Rationalisierungstyp, der rasche Einsparungen und Kostensenkungen zur obersten Handlungsmaxime mache. Wettbewerbsdruck und die Anforderungen der Aktionäre motivierten die Unternehmen, ihre Anpassungskosten auf die Löhne und Lohnbezieher "überzuwälzen". Das ökonomische Wachstum werde von einer Kapitalwirtschaft "im Dienste der Maximierung des durch Aktien erzielten Profits" abhängig. Investitionen dienten wesentlich dazu, Produktionskosten zu verringern. Zugleich würden - etwa über Produktinnovationen, neue Unternehmen und Wirtschaftszweige - hohe Gewinne und auch hohe Dividenden möglich. In seiner Studie geht Aglietta (Aglietta 2000) noch davon aus, dass über die Ankurbelung der Börsenkurse, Kapitalbeteiligungen der abhängig Arbeitenden, die dadurch bedingte Erhöhung der Haushaltseinkommen, und die Stimulierung der Nachfrage eine positive Wachstumsdynamik möglich ist. Dieser Kapitalkreislauf - sofern er überhaupt jemals real war - ist inzwischen auch in den USA unterbrochen. Zutreffend ist jedoch Agliettas Beobachtung, wonach der Übergang zu einem neuen Akkumulationsregime in EU-Europa bislang nicht durch "sozialen Fortschritt" legitimiert werde. Die "Logik des Marktkapitalismus" reibe sich an der ungenügenden Regulation der sozialen Ungleichheiten" (Aglietta 2000). Ich würde noch weiter gehen. Tatsächlich gehen in Deutschland wie in anderen EU-Staaten immer mehr international operierende Konzerne zu wertorientierten Steuerungsformen über. Um sich in unsicheren, vermachteten Märkten zu platzieren, selbst akquisitionsfähig zu sein und feindliche Übernahmen abwehren zu können, macht es aus Sicht dieser Unternehmen Sinn, sich an den Renditen der market leaders zu orientieren. Der Shareholder Value wird zur alles überragenden Steuerungsgröße. Nach innen wirkt er über einen abstrakten Kontrollmodus, der die interne Finanzialisierung (straffe Profitsteuerung, Gewinnvorgaben für dezentrale Einheiten, internes Kundenprinzip, permanentes Benchmarking) mit einem elektronisch gestützten Finanzcontrolling, mit Zielvereinbarungen und neuen Anreizsystemen für Manager (Beteiligung am Unternehmenserfolg, stock options) kombiniert. Dieser neue Kontrollmodus bewirkt in den Konzernen eine Machtverschiebung zugunsten von Eigentümerinteressen. Zugleich anonymisiert er die betrieblichen Herrschaftsmechanismen. Die Macht des Marktes erscheint in Gestalt von Gewinnmargen und Standortkonkurrenzen als sachliche Gewalt. "Den Markt kannst du prügeln, da triffst du keinen", hat ein Betriebsrat diesen Sachverhalt treffend zum Ausdruck gebracht. Zur Wirkung dieses Kontrollmodus gehört auch, dass er die Unternehmensorganisation für die Übertreibungen deregulierter Märkte öffnet. Diskrepanzen zwischen Realaktivitäten der Betriebe und den Aktienkursen heizen den Kreislauf von spekulativen Blasen und problematischen Ad-hoc-Reaktionen des Managements immer wieder an. Zur spekulationsfördernden Dynamik des Eigentümerkapitalismus gesellt sich dessen zwiespältige Wirkung auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen. Innovationsanreize weckt das neue Akkumulationsregime nur insofern, als es rasch Kapitalien für neue Produkte und Unternehmen und damit für den sektoralen Wandel bereitstellt. Dem quantifizierenden Steuerungsansatz fehlen jedoch qualitative Kriterien, nach denen z. B. Prozessinnovationen adäquat bewertet werden könnten. Als Folge seiner Abstraktionsleistungen geht der postfordistische Steuerungsmodus eine sich selbst verstärkende Synthese mit jener zyklischen Bewegungsform des Managementhandelns ein, die aus der immanenten Widersprüchlichkeit unternehmerischer Beteiligungsansätze resultiert. Mit seiner quantifizierenden Logik ist der neue Kontrollmodus wie geschaffen, um die Übertreibungen des Marktes für Managementwissen zu verstärken. Hat sich ein neues Rationalisierungsleitbild erst einmal etabliert, wird seine Anwendung selbst dann belohnt, wenn es sich um "Management by Potemkin" handelt. Gilt ein Leitbild hingegen als desavouiert, verliert es in den Betrieben um so rascher an praktischer Relevanz. Steuerungsformen, die mit der Öffnung der Betriebs- und Unternehmensorganisation für Marktsignale zugleich die bekannten Übertreibungen des Marktgeschehens übernehmen, können Negativerfahrungen, wie sie mit der Erprobung partizipativen Managements unweigerlich verbunden sind, in eine Art unkontrollierte Naturgewalt verwandeln. Die Tendenz zur "Kurzfristreiterei" nimmt den betrieblichen Akteuren den Atem, der nötig wäre, um langfristig ausgerichtete arbeitspolitische Kompromissbildungen zu stabilisieren. Das erklärt, weshalb ressourcenträchtige Reorganisationsvarianten mit teilautonomen Arbeitsgruppen, deren Wirtschaftlichkeit erst auf längere Sicht voll zum Tragen kommt, für das betriebliche Management zu einer risikoträchtigen und somit kaum frequentierten Option geworden sind.

IV.

Entscheidend ist, dass die "Internalisierung des Marktes" in Betrieben und Unternehmen einen Bruch mit den ausdifferenzierten Firmenbürokratien der fordistischen Ära bedeutet. In den alten Firmenbürokratien dominierte die Produktions- wenigstens zeitweilig über die Marktökonomie (getreu der Fordschen Devise: ‘Der Kunde kann jede gewünschte Autofarbe bekommen, hauptsache sie ist schwarzÂ’). In der flexiblen Unternehmens- und Betriebsorganisation kehren sich die Prioritäten um. Der - stets relative - Triumph der Markt- über die Produktionsökonomie ist zur entscheidenden Triebkraft für die Herausbildung eines neuen Produktionsmodells geworden. Weitere Kernelemente des flexibel-marktzentrierten Modells sind: Informatisierung: Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien bilden die technologische Basis des neuen Produktionsmodells. Das informationstechnologische Paradigma transformiert den alten Industrialismus. Es ist revolutionär, weil es die "Einwirkung des Wissens auf das Wissen selbst" zur Hauptquelle wirtschaftlicher Produktivität macht. In "einem circulus virtuosus interagieren die Wissensgrundlagen der Technologie und die Anwendung der Technologie miteinander zur Verbesserung der Wissensproduktion und Informationsverarbeitung". Die neuen Informationstechnologien sind "nicht einfach Werkzeuge, die benutzt werden, sondern Prozesse, die entwickelt werden (müssen). . . Anwender können Entwickler werden" und "die Kontrolle über die Technologie übernehmen". "Zum ersten Mal in der Geschichte, so ist der menschliche Verstand eine unmittelbare Produktivkraft und nicht nur ein entscheidendes Element im Produktionssystem". Die neuen Informationstechnologien durchdringen den gesamten Produktionsapparat. Sie sind die Basis einer raum-zeitlichen Entkoppelung einzelner Managementfunktionen. Sie ermöglichen es, wirtschaftliche Prozesse rund um den Erdball "in Echtzeit" zu koordinieren. Und sie schaffen die Voraussetzungen für einen Unternehmenstyp, der nicht nur die Internationalisierung von Wertschöpfungsketten betreibt, sondern der die optimale Integration der einzelnen Aktivitäten in ausdifferenzierten Netzwerkstrukturen anvisiert. Aktive Rationalisierungsbeteiligung: Die Verstetigung des Wettbewerbs in Betrieben und Unternehmen ist der entscheidende Anreiz für immer neue Anstrengungen zur Rationalisierung und Kostensenkung. Auf diese Weise bewirkt die nachfordistische Firmenorganisation, dass Beschäftigte immer wieder aktiv in den ständigen Restrukturierungswettlauf einbezogen werden. Anders als im fordistischen Fabrikregime wird Rationalisierung in Eigenregie formalisiert, offiziell eingefordert, von Experten initiiert und in funktionale organisatorische Formen gegossen. Doch partizipative Rationalisierung setzt sich nicht auf der Grundlage eines relativen Gleichgewichts von Wirtschaftlichkeitszielen und organisierten Arbeitsinteressen durch. Wo das Marktrisiko zur eigentlichen Triebkraft der Restrukturierung wird, ist die aktive Rationalisierungsbeteiligung von Beschäftigten aus der Managementperspektive zum ermäßigten Preis des bloßen Arbeitsplatzerhalts zu haben. Die Stärkung wirtschaftlicher Leistungskraft wird zum absolut dominierenden Partizipationszweck. Andere Zielsetzungen, etwa die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch intelligente Organisationsformen, geraten demgegenüber immer weiter ins Hintertreffen. Flexible Arbeit: Das betriebswirtschaftliche Geheimnis der flexiblen Arbeitsweise wurzelt in einem break even point, der so fixiert ist, dass vergleichsweise große Konjunkturschwankungen aufgefangen werden können, ohne dass die Gewinnzone verlassen wird. In dieser Organisation stellt die Belegschaft das entscheidende Flexibilitätspotential dar, mit dessen Hilfe eine Betriebsorganisation mit knappen Zeit-, Material- und Personalpuffern funktionsfähig gehalten wird. Arbeitskräfte, die ihr Tätigkeitsspektrum über den eigentlichen Kompetenzkern hinaus ausweiten, sind ein Charakteristikum der flexiblen Betriebsorganisation. Selbst dort, wo es zur (Re-)Standardisierung von Arbeitsprozessen kommt, bleiben Ungewissheitszonen, die schon deshalb nicht vollständig beseitigt werden können, weil sonst der Antrieb zu aktiver Rationalisierungsbeteiligung verloren ginge. Die flexible Arbeitsweise beinhaltet in der Regel eine Umgestaltung des Leistungs- und Zeitregimes der Betriebe. In den Angestelltenbereichen der Produktionsbetriebe gibt es eine faktische Arbeitszeitverlängerung. Ein wachsender Teil des individuellen Lohns bzw. Gehalts wird aus der tariflichen Regelung herausgenommen und an betriebliche Leistungsparameter angebunden. Produktionsspitzen werden mit befristet eingestellten Arbeitskräften abgefedert; selbst in Aufschwungphasen bleibt die Zahl der Neueinstellungen begrenzt. Auf diese Weise forciert die flexible Arbeitsweise die Aushöhlung geschützter Normarbeitsverhältnisse, zur Polarisierung der Arbeitsbedingungen und zur Fragmentierung der Arbeitenden. Neue Subjektivität: Die Herausbildung der flexiblen Produktionsweise korrespondiert mit einer neuartigen Subjektivität der Arbeitenden. In der Kombination mit Marktrisiken und flexiblen Arbeitsregimes begünstigt direkte Partizipation einen Modus der Selbstzuschreibung. Die Maskierung hierarchischer durch Marktbeziehungen löscht die persönliche Verantwortung von Vorgesetzten, indem sie Abhängigkeiten und Zwang versachlicht. Direkte Partizipation an Managemententscheidungen und die arbeitsplatznahe Aushandlung von Zielvereinbarungen verlagern den Kampf um die "angemessene Arbeitsleistung" scheinbar in die Individuen hinein. Die Individualisierung der Leistungsproblematik betrifft nicht nur die unmittelbare Verausgabung von Arbeitskraft, sondern die gesamte Balance von Erwerbsarbeit und arbeitsfreier Zeit. Dass der Kopf auch nach getaner Arbeit noch "im Geschäft" ist, gilt nicht mehr nur für qualifizierte Spezialisten und Ingenieure. Man findet Ähnliches bei den Mitgliedern von Fertigungsinseln im Maschinenbau oder in den Montagebereichen kleiner Betriebe. Was in der fordistischen Ära durch ausdifferenzierte Hierarchien, strukturierte Laufbahnen und klar definierte Kompetenzbereiche von Außen auferlegt wurde und dem Alltagsleben einen Rhythmus gab, wird nun zumindest teilweise der Entscheidung von Individuen oder Kleingruppen überantwortet. Darin steckt unzweifelhaft etwas Befreiendes. Die flexible Arbeitsweise appelliert ununterbrochen an die Subjekthaftigkeit der Arbeitenden. Wo sie bürokratische Bevormundung zurückdrängt, kommunikativen Austausch und ganzheitliche Arbeitsaufgaben fördert, wo sie die Entscheidungsspielräume der Beschäftigten erweitert und Autonomiezonen öffnet, ist sie - durch leistungssteigernde Wirkung - Quelle eines positiven Individualismus, der auf Freiheitsgewinn im Arbeitsprozess beruht. Auf der andere Seite fördert sie jedoch die Metamorphose eines negativen Individualismus, der sich allgemein "in den Begriffen des Mangels - Mangel an Ansehen, Mangel an Sicherheit, Mangel an gesicherten Gütern und stabilen Beziehungen" (Castel 2000: 404) definieren lässt. Der negative Individualismus der Gegenwart entsteht als "Resultat des Schwächerwerdens bzw. des Verlusts der kollektiven Regulierungen" (ebd. : 407), und er nimmt den Subjekten jenen sicheren Rahmen, der notwendig wäre, um Marktrisiken als positive Handlungsanreize entschlüsseln zu können. Wettbewerbspartnerschaften: All das ist möglich, weil auch die Arbeitsbeziehungen in den Sog kompetitiver Restrukturierung geraten. Gewiss lassen sich in vielen Unternehmen noch immer zahlreiche Anhaltspunkte für institutionelle Stabilität finden. Die Kooperation zwischen Betriebsleitungen und Interessenvertretungen ist während der 90er Jahre aller Gegentendenzen zum Trotz eher intensiver geworden. Doch betriebliche Austauschbeziehungen, die dem Muster "kooperativer Problemverarbeitung" folgen, sind noch kein zureichender Indikator für institutionelle Stabilität. Die empirischen Fakten sprechen eher für einen tiefgreifenden Wandel, der sich innerhalb eines formal noch weitgehend intakten institutionellen Rahmens vollzieht. Entscheidender Indikator sind die Inhalte betriebspolitischer Kompromissbildungen. Hier gibt es gegenüber der fordistischen Ära gravierende Veränderungen. Kohäsionspolitik im fordistischen Kapitalismus bedeutete, in der sozialen Integration der Arbeiterschaft, in der Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivitätsfortschritt und dem so garantierten sozialen Frieden den entscheidenden Hebel zur Steigerung ökonomischer Leistungsfähigkeit zu sehen. In der Gegenwart rechtfertigen sich Sozialintegration und Arbeitnehmerbeteiligung nur noch in dem Maße, wie sie der Steigerung einzelwirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit dienen. Diese Umkehrung der Prioritäten prägt nun die Tauschbeziehungen zwischen den industriellen Akteuren. In der Periode des expandierenden Fordismus verhandelte man im Grunde über die partielle Abkoppelung der Lohnarbeit vom Marktrisiko. Die Sozialfigur des Arbeitnehmers ist historisches Produkt dieser Tauschkonstellation. Der Arbeitnehmer verkörperte den vorwiegend männlichen, mit sozialen Rechten ausgestatteten, am Produktivitätszuwachs beteiligten und in - faktisch lebenslange - Normarbeitsverhältnisse integrierten Lohnabhängigen. Seine Interessen wurden durch Assoziationen repräsentiert, die zu weitreichenden Zentralisierungsleistungen fähig waren. Die zur Interessenwahrung nötigen Aushandlungsprozesse folgten einer klar definierten Hierarchie, in der ein Primat zentraler Regelungsebenen (Gesetz vor Tarif, Tarif vor Betriebsvereinbarung) festgeschrieben war. In der postfordistischen Ära wird hingegen über die Rückkoppelung abhängiger Arbeit an Marktrisiken verhandelt. Es geht - wie gerade befristete Beschäftigungsgarantien belegen - um den Grad an Unsicherheit, der den Arbeitskraftbesitzern zugemutet werden kann und soll. Insofern bedeutet der postfordistische Tausch in gewissem Sinne den Abschied von der Sozialfigur des Arbeitnehmers. Jene schützende Hülle industrieller Rechte und sozialer Sicherungen, die im sozialstaatlich pazifizierten Kapitalismus eine partielle Abschottung gegenüber Marktrisiken erlaubte, wird durchlöchert und teilweise abgetragen. Damit verschwindet nicht die Abhängigkeit, in der die meisten Formen von Erwerbsarbeit verrichtet werden. Das Leitbild des "Arbeitskraftunternehmers" taugt allenfalls als ideologisch überhöhte Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Arbeitsformen, in denen sich die Re-Kommodifizierung von Arbeitskraft manifestiert. Standortpakte, die sich in der Grauzone von Tarifverträgen und Arbeitsgesetzgebung bewegen, sind längst zur Normalform betrieblicher Regulation geworden. Bei ihnen handelt es sich um die vertragliche Form, in der sich die Re-Kommodifizierung der Arbeitskraft vollzieht. Betriebliche Konzessionspolitiken, die dem Motto ‘Mehr Flexibilität bei Löhnen, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen für die Betriebe im Tausch gegen befristete BeschäftigungsgarantienÂ’ folgen, haben ein Netz teils formeller, teils informeller Vereinbarungen geschaffen, das zu den tariflich vereinbarten Kompromissformeln zumindest in einem Spannungsverhältnis steht. Besonders bei der Leistungssteuerung und bei den Arbeitszeiten ist die Schutzfunktion der Tarifverträge bereits an vielen Stellen durchbrochen. An der "ausgehandelten" oder "kontrollierten" Dezentralisierung der Vertragsbeziehungen, deren Grenzen zu "wilder" Deregulierung häufig fließend sind, zeigt sich, dass die formal noch immer intakte Hierarchie der Regelungsebenen im deutschen System industrieller Beziehungen unwiderruflich in Bewegung geraten ist. Heterogene Interessen erschweren Gewerkschaften und Industrieverbänden Zentralisierungsleistungen. Mit den teilrevidierten Kompromissgleichgewichten der fordistischen Ära geht die Stabilität des überkommenen Regulationsmodus verloren. Jene "neuen industriellen Beziehungen", die sich innerhalb der bestehenden Institutionen herausbilden, sind nicht zuletzt das Produkt intensivierter Konkurrenz auch zwischen den abhängig Beschäftigten.

V.

In der Bilanz wird deutlich, dass auch und gerade in vermeintlich konventionellen Produktionsbetrieben Managementprinzipien zunehmend Anwendung finden, wie sie in der einschlägigen Literatur der sogenannten "New Economy" zugerechnet werden. Nimmt man die IT-Branche als den Leitsektor der "informational economy", so zeichnen sich viele Betriebe und Unternehmen dieser Branche dadurch aus, dass sie dem Organisationsmodell der Adhocracy ähneln. Es handelt sich durchgängig um Betriebe mit "fließenden" Organisations- und Tätigkeitsgrenzen. Sie sind auf eine Bewältigung von hochkomplexen, sich rasch verändernden Marktanforderungen spezialisiert. In ihnen werden die Organisationsmitglieder überdurchschnittlich häufig mit Nicht-Routine-Entscheidungen konfrontiert. Daher sind sie auf junge, qualifizierte, ehrgeizige, hoch motivierte Belegschaften angewiesen, die große Schwankungen von Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen. Die Hierarchien sind "flach", administrative und operative Funktionen verschmolzen. Autorität beruht auf Sachkompetenz. Gearbeitet wird mit ständig wechselnder Aufgabenverteilung in zeitlich befristeten Projekten und selbstgesteuerten Teams. Für alle Beschäftigten existiert ein Zwang zu permanentem Lernen. Die Spitze der Hierarchie konzentriert sich auf die Außenvertretung der Organisation und auf die Vermittlung interner Kooperationen. Aushandlungsprozesse finden häufig im Modus individualisierter Partizipation (comittments) statt. Betriebsräte sind nur selten vorhanden; der gewerkschaftliche Organisationsgrad geht in den meisten Betrieben gegen Null. Wegen seines geringen Formalisierungsgrades kann der flexible Betrieb der New Economy schier endlose Diskussionen und Interessenkämpfe provozieren. Firmenleitungen suchen diesem Steuerungsproblem durch gezielte Rekrutierungspolitiken, Weiterbildungsmaßnahmen und vor allem mittels symbolisch-moralischer Integrationsmechanismen ("Management der Unternehmenskultur") beizukommen. Das Modell der Adhocracy existiert sicherlich in zahlreichen Varianten und Schattierungen. Entscheidend ist jedoch, dass es dem Leitbild des deregulierten Unternehmens weitgehend entspricht. Dieses Faktum macht den realen Kern der Redeweise von der "New Economy" aus. Die Vorstellung von zwei separaten Ökonomien ist unsinnig. Es gibt jedoch konkurrierende Leitbilder über "moderne" Organisationsformen von Betrieben und Unternehmen, die in unterschiedlichen Arbeitsrealitäten verwurzelt sind. Insofern ist die "New Economy" vor allem ein ideologisch-kulturelles Phänomen. Sie wurzelt nicht nur in Clustern aus kleinen, mittleren und großen Firmen, spezifischen Unternehmertypen, Bank- und Kreditbeziehungen, Politikern, Analysten, Börsianern und Journalisten. Sie ist auch Geburtshelferin von Lebensstilen, die in den lokalen Geflechten aus After-Work-Clubs, Freizeiteinrichtungen, Geschäften, Restaurants, über die Symbole der neuen Technik, über zur Schau gestellte Risikobereitschaft und demonstrativen Zukunftsoptimismus kulturelle Distinktionskraft entfalten. Diese Distinktionskraft macht es den Gewerkschaften mit ihrem traditionellen Habitus schwer, in den neuen wissensintensiven Branchen Fuß zu fassen. In einem arbeitspolitischen Großkonflikt der nächsten zehn Jahre wird sich entscheiden, ob die Regulationsformen der "New Economy" zunehmend auch den klassischen Industriesektor durchdringen, oder ob es im Gegenteil gelingt, Formen kollektiver Interessenvertretung in den neuen Leitbranchen zu etablieren. In altindustriellen Zentren wie Dortmund oder Nürnberg hat dieser Konflikt bereits dramatische Formen angenommen. Sein Ausgang ist (nicht nur) für die Gewerkschaften zu einer Überlebensfrage geworden.

VI.

Die politische Linke muss alles daran setzen, diesen Konflikt zugunsten der abhängigen Arbeit zu beeinflussen. In diesem Kontext sei eine historische Analogie erlaubt. Auch der Fordismus kam nicht als sozialstaatlich pazifizierte, gewerkschaftliche kontrollierte Formation zur Welt. Es bedurfte harter sozialer Auseinandersetzungen, um ihn mit Regulationsformen zu verbinden, die, wie es Aglietta ein wenig emphatisch formuliert, "sozialen Fortschritt" ermöglichten. Der flexible Kapitalismus der Gegenwart, seine Arbeits- und Produktionsformen benötigen eine neue Regulationsweise. Auch die neue Subjektivität der Arbeitenden bietet genügend Anknüpfungspunkte, um die dazu notwendigen Auseinandersetzungen zu führen. Entscheidend ist jedoch, dass diese Auseinandersetzungen auf dem Terrain des neuen Produktionsmodells stattfinden. Nicht die bloße Abwehr von Marktflexibilität, sondern positive Flexibilisierung muss das Programm einer solchen Strategie sein. Eine neue Arbeitsverfassung, die Perioden der Erwerbstätigkeit mit Lern-, Qualifizierungs- und Familienphasen verknüpft; eine soziales Sicherungssystem, das "Bastel-Biographien" einen stabilen Rahmen bietet; eine Demokratisierung der Geschlechterhierarchien, die Nachfrage nach hochwertigen Dienstleistungen und damit auch Arbeitsplätze schafft; eine zeitgenössische Definition "guter" Arbeit, verkoppelt mit einer neuen Generation industrieller Rechte, die auch individuelle Vertragssicherheit stiftet und die die Partizipationschancen abhängig Arbeitender erhöht, gehören in das Zentrum einer solchen "Politik der Teilhaberechte". Gut möglich, dass wir uns erst am Beginn eines politischen Zyklus befinden, in dessen Verlauf die bohrende Frage nach neuen Formen der Wirtschaftsdemokratie auftauchen wird. Die Linke ist gut beraten, wenn sie damit beginnt, zumindest das Terrain für mögliche Antworten abzustecken.

Hervorhebungen:

Muss man davon ausgehen, dass Taylorismus in Kernbereichen industrieller Produktion zu neuem Leben erwacht sind? Oder lenken Re-Taylorisierungsthesen von Veränderungen ab, die das gesamte Produktionsmodell betreffen? Nach meiner Auffassung kann man von einer flexibel-marktzentrierten Arbeits- und Produktionsweise sprechen, die über einen abstrakten Kontrollmodus mit der Makroökonomie, dem Akkumulationsregime des flexiblen Kapitalismus kommuniziert. Mit den teilrevidierten Kompromissgleichgewichten der fordistischen Ära geht die Stabilität des überkommenen Regulationsmodus verloren. Die "neuen industriellen Beziehungen" sind das Produkt intensivierter Konkurrenz auch zwischen den abhängig Beschäftigten. Die "New Economy" ist ein ideologisch-kulturelles Phänomen. Sie ist auch Geburtshelferin von Lebensstilen, die in den lokalen Geflechten aus After-Work-Clubs, Freizeiteinrichtungen, Geschäften, Restaurants, über die Symbole der neuen Technik, über zur Schau gestellte Risikobereitschaft und demonstrativen Zukunftsoptimismus kulturelle Distinktionskraft entfalten. Gut möglich, dass wir uns erst am Beginn eines politischen Zyklus befinden, in dessen Verlauf die bohrende Frage nach neuen Formen der Wirtschaftsdemokratie auftauchen wird.