Atomkraft: "Wir tragen eine globale Verantwortung"

Eingeblendet statt ausgeblendet: Der Uranabbau

in (12.09.2008)
Atomkraft als Klimaretterin - immer wieder wird dieses Argument bemüht. Eines wird dabei aber übersehen: Dass Atomkraft nicht CO2-frei ist. Beim Uranabbau fallen zum Beispiel Emissionen an. Nur darüber weiß kaum wer Bescheid. Die Jugendinitiative „Strahlendes Klima" möchte das ändern - mit einem selbst produzierten Film.

utopia: Wer sich eure Postkarte anguckt, könnte meinen, ihr macht einen Film über Bügeleisen.

Kerstin: Das Bügeleisen steht symbolisch für den Stromverbrauch. Wir wollen den Leuten einen Anstoß zum Nachdenken geben: Woher kommt eigentlich dein Strom? Speziell bei Atomkraft möchten wir darauf aufmerksam machen, dass der Strom kein nationales Produkt ist, sondern dass es da eine globale Produktionskette gibt.

Das heißt?

Der erste Schritt ist dabei der Abbau von Uran. Damit sind sehr viele Risiken für Mensch und Umwelt verbunden. Der radioaktive Staub ist in den Abbau-Gebieten ein großes Problem. Atomstromkunden tragen also eine globale Verantwortung.

Um über den Uranabbau zu berichten, sind vier Leute von euch nach Australien geflogen und haben dort zwei Monate lang recherchiert und gefilmt. Welche Erfahrungen habt ihr dort gemacht?

Die Leute waren total begeistert, dass es so einen Austausch gibt. Viele haben sich lange international auf verlorenem Posten gefühlt in ihrer Arbeit gegen den Uranabbau.

Siehst du das auch so?

Nur sehr wenig Menschen in Europa wissen vom Uranabbau. Es ist wirklich unglaublich, dass Leute Atomstrom verbrauchen, aber gar nicht wissen, wo der Atomstrom herkommt und gar nicht wissen, welche Risiken anfallen.

Du sprichst immer nur von den Risiken. Ist der Film genauso einseitig?

Der Film ist nicht einseitig. Aber natürlich haben wir eine klare Meinung zu dem Thema: Atomkraft ist nicht die Lösung für den Klimawandel.

Also ist das kein neutraler Dokumentar-Film.

Ich glaube, das ist unmöglich - gerade bei brisanten Themen. Die Leute, die behaupten, sie machten einen neutralen Film, verschleiern nur, dass auch ihr Film eine Meinung vertritt: Alleine durch die Musik, die Bilder und natürlich durch die Interviewpartner/innen - die transportieren immer eine Meinung.
Ich muss nur meiner Zuschauerin die Möglichkeit geben, die andere Seite zu hören und Anknüpfungspunkte bieten, wie man sich weiter informieren kann. Genau das soll unser Film leisten.

Und was ist das Besondere an eurem Film?

Zum einen ist unser Film spannend, weil wir keine Produktionsfirma haben, die nach Schema F vorgeht. Und da wir alle junge Leute sind, hat der Film auch einen anderen Look.
Außerdem gibt es in Europa meines Wissens keinen Film über Australien als Uranabbau-Land. Gerade junge Leute können das Land von einer anderen Seite kennen lernen - entgegen dem Klischee von Strand, Surfen, Sonne.

Kerstin Schnatz (28) ist Projektkoordinatorin der Jugendinitiative „Strahlendes Klima“.

 

Nuking the Climate

Der Film erscheint Ende des Jahres. Filmvorführungen werden dezentral über „Film-Paten“ und „Film-Patinnen“ organisiert. Diese erhalten kostenlos die DVD und weitere Filmmaterialien und organisieren dann in ihrer Stadt eine öffentliche Filmvorführung. Das kann an der Uni, an der Schule, in der Stammkneipe oder auch im Wohnzimmer sein.
Neben Einzelpersonen können auch Umweltverbände, Jugendgruppen, Vereine und andere Gruppen Filmpatenschaften übernehmen und den Film zum Beispiel für ihre Verbandsarbeit nutzen.
Kontakt: getthefilm@nukingtheclimate.com
Für den Vertrieb werden noch Spenden benötigt. Kontodaten und einen Teaser vom Film gibt’s auf der Homepage:
www.nukingtheclimate.com

 

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