Gesellschaft

Man kann nicht sicher sein

Themenschwerpunkteditorial iz3w 383 (März/April 2021): Polizeigewalt
Was macht die Polizei, wenn jemand nicht ins Bild passt? Gewalt ist eine Option. Salman Rushdie beschreibt das im Roman »Die satanischen Verse« am Beispiel Großbritannien so: »Sie müssen mir glauben, ich bin Engländer, sagte er, mit Aufenthaltsberechtigung, aber als er keinen Paß und auch kein anderes Dokument zur Identifikation vorzeigen konnte, begannen sie, vor lauter Freude zu heulen, Tränen strömten sogar über die ausdruckslosen Gesichter der Männer in Zivil von der Einwanderungsbehörde. Ja, sagen Sie bloß, kicherten sie, die Papiere sind Ihnen bei Ihrem Sturz wohl aus der Tasche gefallen, oder haben die Meerjungfrauen Ihnen die Taschen im Meer ausgeräumt? In der vor Lachen wogenden Brandung von Männern und Hunden konnte Rosa nicht sehen, ob ein paar der uniformierten Arme vielleicht etwas mit Chamchas Armen machten oder ihre Fäuste mit seinem Bauch oder ihre Stiefel mit seinen Schienbeinen; und sie konnte auch nicht sicher sein, ob es seine Stimme war, die aufschrie, oder ein Hund jaulte.«
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Corona-Pandemie: Gesundheitsschutz, Arbeitsverhältnisse, Pflegearbeit

Viele der Regeln, die aktuell im „privaten“ Lebensbereich in Bezug auf Abstand und Hygiene in COVID-19-Zeiten selbstverständlich sind, gelten in der Arbeitswelt nicht. Oder besser: Sie werden faktisch selbst dort nicht beachtet, wo sie juridisch durchaus durchsetzbar wären. Wolfgang Hien diskutiert in dieser Vorveröffentlichung zu Heft 29 unserer Zeitschrift die strukturellen Ursachen dieser Beobachtung.

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Knapp gehalten

Hefteditorial iz3w 383 (März/April 2021)
Vergangenen Mai – zu einem Zeitpunkt, als es noch keinen Impfstoff gegen Covid-19 und noch keine aggressiven Covid-Mutanten gab – bezeichneten Angela Merkel und Emmanuel Macron einen möglichen Impfstoff gegen Corona als »globales öffentliches Gut«. Der Impfnationalismus war damals noch nicht en vogue. Inzwischen herrscht in den Medien Standortdenken vor: Haben »wir« uns die größtmögliche Menge vom knappen Gut gesichert?
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Zwischen Nakba, Shoah und Apartheid

Nachdenken über Komplizität und Erinnern
Was bedeutet es, sich der Nachgeschichte und den Überresten von Katastrophen aus der Perspektive anzunähern, selbst in die Auslöschung der Spuren von Leben, von Menschen, von Orten verstrickt zu sein? Worum geht es, wenn eine solche Frage im Hinblick auf die nicht zusammenhängenden und doch miteinander in Beziehung stehenden Erfahrungen gestellt wird, die mit den Namen Nakba, Shoah und Apartheid bezeichnet werden?
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Fotografieren gegen Rechts

„Theooo, wir war‘n in Hamm.“ Bernd Drücke im Gespräch mit dem Fotografen Theo Heimann

Die Fotos von Theo Heimann dokumentieren Zeitgeschichte aus einer anderen Perspektive. Seit den 1980er Jahren begleitet der Fotograf und Anti-Atom-Aktivist Demonstrationen der sozialen Bewegungen. Die Fotografien des 62-Jährigen sind nicht nur in der Antifa-, Anti-Atom- und Klimagerechtigkeitsbewegung bekannt. Theo Heimann hat als Fotograf für taz und GWR auch die „Querdenken“-Aufmärsche in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen dokumentiert. Mit dem telefonisch aus Berlin zugeschalteten Szenefotografen sprach im Studio des medienforum münster GWR-Redakteur Bernd Drücke.

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Widerstand gegen Agropoly

Warum Ernährungssouveränität ein politisches Programm ist
»Ernährungssouveränität ist der beste Ansatz, um Lebensmittel zu produzieren, aber auch um Arbeit und Wohlstand für die Region zu generieren. Und um zu verhindern, dass die Produzent*innen enteignet werden und ihre Verbindung zu den Produktionsmitteln gekappt wird.« Mamadou Goïta, Direktor des Instituts für die Erforschung und Förderung von Entwicklungsalternativen (IRPAD) in Mali, engagiert sich seit Jahrzehnten für Ernährungssouveränität in Westafrika. In einem Gespräch zum Welternährungstag am 16. Oktober 2020 erläutert Goïta, wie es den Organisationen der Bäuerinnen und Bauern und ihren Verbündeten gelungen ist, das Konzept der Ernährungssouveränität 2006 im malischen Landwirtschaftsgesetz zu verankern.
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Die Wiederkehr des Verdrängten

Vom Sinn der Verschwörungstheorien

Strukturelle Parallelität von populistischen und verschwörungstheoretischen Politikmustern sorgt dafür, dass beide Effekte einander verstärken. Ist diese Parallelität reiner Zufall oder bedingen sich Verschwörungstheorien und eine Schwächung demokratischer Strukturen gegenseitig? Carsten von Wissel hat sich auf Spurensuche begeben.

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Krise und Realitätsverlust

Sozialpsychologische Aspekte von Verschwörungsideologien

Warum erleben Verschwörungserzählungen in jüngster Zeit - besonders mit Blick auf die Klimakrise und die Corona-Pandemie - einen anscheinend wachsenden Zuspruch? Ist das nur eine Folge sich selbst verstärkender Internet-Blasen? Michael Zander analysiert die sozialpsychologischen Hintergründe verschwörungsideologischer Bewegungen.

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Begrenzte Rechte

Illegalisierte Migrationsbewegung an der französisch-italienischen Grenze
Regelmäßig werden illegale Push-Backs vor allem an den europäischen Außengrenzen dokumentiert, doch am Beispiel des Grenzgebiets von Ventimiglia-Menton zeigt sich, wie auch an den Binnengrenzen der EU Menschenrechte systematisch außer Kraft gesetzt werden. Unterstützung für die Flüchtenden wird oft nur von kleinen solidarischen Basisorganisationen geleistet, wie dort vom Kochkollektiv Kesha Niya Kitchen.
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