Vier-in-einem-Perspektive – Kompass für die politische Praxis

in (30.11.2011)

Die Vier-in-einem-Perspektive (4 in 1) von Frigga Haug orientiert auf eine Veränderung des gesellschaftlichen Zeitregimes: Eine radikale Verkürzung der im Erwerbsleben verbrachten Zeit soll Räume öffnen für die Beteiligung aller nicht nur an den Erfordernissen der menschlichen Reproduktion – dem »Mensch- Mensch-Bereich« –, sondern auch am Bereich politisch-gesellschaftlicher Teilhabe und der »Arbeit an sich selbst«. Haug will oft auf Teilbereiche beschränkte Bewegungen verknüpfen: »diejenigen, die der Lohnarbeit als fremd verfügter Arbeit entspringen; diejenigen, die aus der Verfügung der Männer über die Frauen herrühren; diejenigen, welche die Abtrennung des Politischen von den unmündigen Subalternen durchbrechen; und schließlich diejenigen, die dagegen protestieren, dass den meisten Menschen die konkret-mögliche Entwicklung ihrer Anlagen vorenthalten wird«1. Seit 2008 ist 4 in 1 Gegenstand vielfältiger Debatten. In Ausgabe 2/11 erschien dieser Beitrag als Aufschlag zu einer Debatte, die wir  in loser Folge fortsetzen werden.

 

Wie wird 4 in 1 in der Linken diskutiert?

4 in 1 orientiert auf ein »Fernziel«, wie Rosa Luxemburg das nennt, das zu seiner Realisierung die Überwindung des Kapitalismus voraussetzt. Das hat ihr den Vorwurf eingebracht, sie sei bloße Utopie und tauge nichts für die politische Praxis. Meiner Ansicht nach orientiert sie auch die Schritte, die hier und heute politisch »als Nahziel« zu gehen sind. Sie hat aus den Katastrophen des 20. Jahrhunderts gelernt und versucht eine ungewöhnliche Reformulierung sozialistisch-demokratischer Ziele. Zentral ist die politische Einmischung aller als demokratisches Erfordernis, gleichzeitig geht es um die Erkenntnis, dass »die Entwicklung eines jeden Voraussetzung der Entwicklung aller ist« (Marx). Schließlich geht 4 in 1 davon aus, dass der Grad der menschlichen Emanzipation ablesbar ist an der Frauenbefreiung, weil hier die Überwindung eines brutalen Verhältnisses eines jeden gegen jede am sichtbarsten wird. Sie hat zum Ziel, das Verhältnis zu Kindern, Alten, Kranken, Behinderten nicht als weibliche Hausarbeit abzuschieben, sondern als menschliche Tätigkeit an Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. An ihre Seite rücken die notwendigen Tätigkeiten zur Bewahrung der Natur. Die Verknüpfung und Verallgemeinerung dieser Bereiche, ihre Installierung in ein jedes Leben verlangen die radikale Verkürzung der Zeit, die in die Lebensmittelproduktion und Verwaltung eingebracht wird. Dies bringt eine andere Balance für ein gutes Leben.2

Die Herauslösung des Arbeitsbegriffs aus der in der Form der Lohnarbeit verbrachten Tätigkeit und seine Verallgemeinerung auf die anderen Tätigkeiten des menschlichen Lebens ist ebenfalls Gegenstand kritischer Auseinandersetzung. Der in diesem Zusammenhang formulierte Vorwurf zielt darauf, dass der Gegensatz von Kapital und Arbeit verwischt und die Position des Klassenkampfes und damit auch die Organisationen, die die Lohnarbeiterschaft vertreten, geschwächt würden. Hier schwingt mit, die 4 in 1-Forderung nach einer radikalen Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit könne als Angriff auf die Versuche gewertet werden, Arbeitsplätze und Beschäftigung in den strukturellen Krisen zu erhalten. Doch ist die radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit – von Elmar Altvater kürzlich als notwendige »Kulturrevolution« bezeichnet – gerade jetzt an der Zeit. Ebenso an der Zeit ist die Herausbildung einer Gegenwehr der »Überflüssigen«, die den Sockel der prekär Beschäftigten und der Armut bilden und durch demütigende und bis in die Intimsphäre verfügende Maßnahmen mitgeschleift werden. Dass die »sozialen Garantien des Lebens « unbedingte Voraussetzung dafür sind, dass politische Beteiligung möglich wird, diese Einsicht Rosa Luxemburgs hat sich verhärtet zu einer Position, die als Spaltungsmaterial in den politischen Kämpfen nutzbar wird. Zur Zerreißprobe wird, ob man das »bedingungslose Grundeinkommen« fordert oder den »Vollzeiterwerbsarbeitsplatz«. Die Positionen gegeneinander zu stellen, als seien es unveränderbare Wesenheiten und nicht jeweils Produkte zeitgemäßer Kämpfe um Arbeitsplätze bzw. um die bloße Existenz und Menschenwürde, die beide in der jetzigen kapitalistischen Krise bedroht sind, ist jedoch politisch fatal.

4 in 1 ist keineswegs identisch damit, ein bedingungsloses Grundeinkommen zu fordern. Sie geht aus von der Arbeit, nicht vom Einkommen3, um den Schäden, die die kapitalistische Entwicklung schlug, Paroli zu bieten. Gleichzeitig ist 4 in 1 ein Versuch, beiden Positionen ihr Recht und eine Sprache zu geben. Ich bevorzuge den Begriff der »sozialen Garantien des Lebens«, da er das menschliche Existenzrecht einfordert, statt auf staatliche Bevormundung zu fixieren. Doch wir müssen auch beantworten, wie viel Zeit bei der derzeitigen Produktivkraftentwicklung notwendig in der industriellen Produktion und im Dienstleistungs- und Verwaltungssektor verbracht werden muss, um die Gesellschaft zu reproduzieren. Marx stellt die Frage in den Rahmen einer Ökonomie der Zeit. Der Reichtum von Gesellschaften ist mit daran zu messen, wie viel frei verfügbare Zeit die Einzelnen bei Sicherung ihres Lebensunterhalts haben. Oder anders: Die notwendige Arbeit sollte auf alle verteilt, in ihren Anforderungen »humanisiert« und immer weiter reduziert werden, um den Freiheitsraum zu vergrößern, in dem die Einzelnen sich entfalten können. Insofern verstehe ich die radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit als unbedingte Voraussetzung für die Perspektive eines »guten Lebens«. Die Teilhabe aller an den gesellschaftlich nötigen Arbeiten in und außerhalb der Lohnarbeit bleibt Bedingung. Ihre Anmessung an menschliche Würde desgleichen.  Als Politik von Frauen bezeichnet, scheint 4 in 1 Männer auszuschließen. Sie ist aber umgekehrt die Anstrengung, auf eine wirklich allgemeine Politik für alle zu zielen, gerade, indem sie vom Standpunkt der Frauenarbeit in der Gesellschaft formuliert ist. Es ist notwendig, die auf die unmittelbaren Lebensfragen der Menschen und ihrer Umwelt verwandte Arbeit auf eine gleichrangige Position zu ziehen, eben um sie nicht dem Lohnsystem und seiner Zeitlogik des »schneller, rationeller, effektiver« zu unterwerfen. Eine solche Gleichrangigkeit setzt voraus, dass alle einen Erwerbsarbeitsplatz mit stark verkürzter Zeit haben, von dem sie gut leben können. Es ist wichtig, dies nicht wie gewohnt als »vollen Lohnausgleich« zu benennen, weil die Löhne höchst ungleich und ungerecht sind und die Bedürfnisse sich ändern. Was zu einem guten Leben gehört, muss selbst in demokratischer Teilhabe ausgehandelt werden. Erst wenn die Einzelnen nicht mehr acht Stunden oder mehr in der Erwerbsarbeit verbringen müssen, werden sie frei, alle im Mensch-Mensch- Bereich tätig sein zu können. Zugleich haben besonders Frauen einen umfassenden Nachholbedarf, sich künstlerisch, kulturell, lernend – auch politisch gestaltend – zu entfalten, weil diese Bereiche in der herkömmlichen »Vereinbarkeit von Beruf und Familie« als erstes geopfert werden müssen. An diesen Stellen wird darauf gesetzt, dass ein Nachholbedarf neue Kräfte freisetzen kann.

Das Projekt orientiert auf unsere Lebensweise, auf Arbeitsteilung, auf unser Zeitregime und die darin eingebettete eigene Entwicklung, auf politische Einmischung. Indem es dies tut, konfrontiert es die Einzelnen mit ihrer Weise, das Leben zu leben. Zugleich greift es die gesellschaftliche Arbeitsteilung an, die eine zunehmende Ungerechtigkeit hervorbringt. Der durch die Produktivkraftentwicklung enorm gewachsene Reichtum der Arbeit schlägt auf die Arbeitenden als Arbeitslosigkeit zurück, statt dass die Einzelnen freigelassen werden, aus dem Zwang des Acht-Stunden-Tags auszusteigen und die anderen liegen gelassenen oder meist Frauen unentgeltlich übergebenen Bereiche des Lebens zu ergreifen. 4 in 1 ist damit zugleich ein kulturelles Projekt, weil es einen Umbruch in der Lebensweise anzielt, und ein kapitalismuskritisches, weil es die spaltenden Teilungen der Arbeit (in Männer- und Frauenarbeit, Stadt und Land, Kopf und Hand, Arbeit und Nichtarbeit) aufgreift. Anders organisieren und bewusst planen müssen wir auch die Teilung der Produktion in die Sphäre der Güterproduktion, in der die Produktivkräfte entwickelt werden und also Profit gemacht werden kann, und eine zweite Sphäre, in der das Leben selbst ebenso wie die natürlichen Bedingungen nach einer anderen Zeitlogik reproduziert werden, und die nach kapitalistischen Kriterien wenig gilt, weil in ihr nicht so viel Profit gemacht werden kann. Diese Veränderung muss von allen getragen werden. Um die Verantwortlichkeiten neu zu ordnen und also die Mentalitäten zu ändern, braucht es jedoch Zeit. 4 in 1 schaut auf gewordene Strukturen, an denen die Menschen mit ihren Persönlichkeiten beteiligt sind. In diesem Projekt fallen die Veränderung der Umstände und die Selbstveränderung in eins.

Inwiefern verfehlen gegenwärtige Wachstumsstrategien die Integration unterschiedlicher Bereiche gesellschaftlich notwendiger Arbeit und menschlicher Bedürfnisse?

Wenn man sich die Fragen vom Standpunkt des Wachstums stellt, setzt man voraus, dass Kapitalismus ewig währt. Geht man stattdessen von einer Bedarfs- oder bedürfnisorientierten Wirtschaftsweise aus, erscheint Wachstum an sich als eine äußerlich aufgesetzte Größe, als Produktion um der Produktion willen. Nicht um dieses Wachstum kann es gehen, sondern um vorsorgendes Wirtschaften. Kein Produktionsprozess kann so organisiert werden, dass alles, was produziert wird, verbraucht werden kann. Immer müssen zusätzlich zum unmittelbaren Bedarf Ersatz, Vorsorge, Nachhaltigkeit erwirtschaftet werden. Weltweit steigt das Bewusstsein von der Unmöglichkeit der kapitalistischen Produktionsweise: Ressourcen wie Öl sind endlich, der CO2-Ausstoß erschüttert das Klima der Erde, die Arbeitenden leiden unter Überarbeit, viele unter dem Gegenteil. Zerstörerisch sind auch die menschlichen Beziehungen: Gewinn, Leistung, Aufstieg, Konsum sind barbarische Ziele, die die gesellschaftlichen Menschen gegeneinander richten. Die Frage kann keinesfalls lauten, wie können wir Wachstum anfeuern, sondern umgekehrt: Was müssen wir tun, damit die Menschen ihre Verhältnisse mit nüchternen Augen sehen und erkennen, dass alles umgewälzt werden muss – auch die eigene Lebensweise. Dies ist im Übrigen zugleich ein großes Hindernis wie eine Hoffnung, dass Änderung überhaupt möglich ist.

Was muss wachsen, was schrumpfen, wenn wir aus wertförmig bemessenem Wachstum ausbrechen wollen?

»Ökonomie der Zeit, darin löst sich schließlich alle Ökonomie auf« – dieses Diktum von Marx tritt immer deutlicher ins Bewusstsein. Eine linke Politik um Zeit und ihre Aneignung wird heute wesentlicher als je zuvor. Die vorhandenen Arbeiten müssen umverteilt werden auf alle, verbunden mit der Möglichkeit, sich der sorgenden Verantwortung für alle Menschen, die dies brauchen – Kinder, Alte, Kranke, Behinderte –, anzunehmen. In diesem Bereich wird das Fundament gelegt für solidarisches Miteinander statt Konkurrenz und Kampf der Einzelnen um das größte Stück vom Kuchen. Dass dieser Bereich in gesellschaftlichen Verruf kam, minderwertig und also unwichtig zu sein, ist eine welthistorische Niederlage, der wir bewusst die Wertschätzung unserer selbst entgegen halten müssen. Alle haben das Recht, ihre Fähigkeiten nach Möglichkeit zu entwickeln, statt sich auf Konsumenten reduzieren zu lassen. Der Weg solcher Zeitaneignung, das ganze Leben zu ergreifen, ist notwendig verbunden mit politischer Einmischung.

Kann 4 in 1 auch auf die Überschreitung ökologischer Grenzen eine Antwort sein?

4 in 1 setzt als Projekt der Gesellschaftsveränderung Hegemonie voraus. Gesellschaftsveränderung wird möglich, wenn die Vielen beim Verändern politische Gestaltungsfähigkeit erlangen und ihre Bedürfnisse verändern. Sowie die Erwerbszeit verkürzt ist, ändert sich auch ihr Gewicht für das Leben und die Identität der Einzelnen. Hierzu gehört das Verhältnis zu den natürlichen Bedingungen unseres Lebens. Von oben den Einzelnen zu befehlen, ab sofort den eigenen Energieverbrauch zu halbieren, nur Produkte aus schonendem Anbau zu verwenden, das Auto abzuschaffen und stattdessen Fahrrad zu fahren, ist unmöglich. Die Menschen müssen sich selbst überzeugen. Die Erkenntnis, dass die Abschiebung in den Konsumbereich keine Perspektive ist, sondern die politische Gestaltung ersetzen soll, wird das Verlangen nach Waren und noch mehr Waren wenden in das Verlangen nach Einmischung, was ja bereits in Ansätzen bei den Bürgerprotesten wie Stuttgart 21 oder den Atomprotesten sichtbar wird. Es wachsen aus der Zivilgesellschaft Projekte mit einer nachhaltigeren Orientierung des Lebens. Die 4 in 1-Perspektive gehört dazu.

Wie kann der Übergang organisiert werden? Was wären Einstiegsprojekte, wer sind die konkreten Akteure oder Bündnispartner?

Einstiegsprojekte und Losungen sind nicht einfach ableitbar aus den vier Bereichen, sondern müssen die Menschen experimentell verwickeln. Solche Laboratorien für die Zukunft sind selbst positive Aktionsprogramme und können in allen Bereichen des Lebens und der Tätigkeiten eröffnet werden. Ich denke etwa an Gruppen zur Erinnerungsarbeit oder eine Ausschreibung, in der die Einzelnen aufgefordert werden, sich die 4 in 1-Lebensweise anzupassen und zu schreiben, welche Blockierungen sie sehen, welche Hindernisse dem entgegenstehen. In den Antworten sind einzelne Barrieren auffindbar und können verallgemeinert zu neuen Projekten führen; es sind aber auch die institutionellen Hindernisse für alle sichtbar gegen ein Projekt, das sie sich beim Schreiben aneignen wie die Zeit, um die es geht, kurz: Der Anspruch nach einem Leben in dieser vierfältigen Perspektive wächst ebenso wie die Empörung gegen die Vorenthaltung. Wichtig wäre es darüber hinaus, eine Forschung anzuregen, wie viel Zeit die notwendige Arbeit beim heutigen Produktivkraftstand tatsächlich in Anspruch nimmt, und dies zugleich zu verbinden mit der Ausfüllung der möglichen freien Zeit in den anderen drei Bereichen. Zentral ist bei allen Vorschlägen, die Bereiche in gesellschaftliche Verknüpfung zur Diskussion zu stellen, nicht einen allein. Die aktuelle Aufregung um die Rentenreform könnte zudem genutzt werden für den Vorschlag, dass alle Menschen ab sechzig das vierfältige Leben als selbst gewähltes alternatives Mosaik ausfüllen, also ihr Leben ändern durch Entfaltung am alten Arbeitsplatz oder in einem anderen Beruf, in der Politik, im Gemeinwesen, im Mensch- Mensch-Bereich, ohne dass dies ihren Rentenanspruch mindern würde. Die Gesellschaft ist seit langem reich genug dafür. Die Einzelnen, üblicherweise ins Politische bestenfalls als Zuschauer von Talkrunden passiv involviert, müssen vielfältig und experimentell in die Gestaltung von Gesellschaft einbezogen werden – so, als säßen sie selbst an der Regierung. Politische Bildungswerkstätten sind nötig, in denen Zukunftsträume ebenso erfragt und bearbeitet werden können wie die Verwandlung von Konsumenten in bewusste Gestalter ihres Lebens und ihrer Lebensbedingungen.

4 in 1 greift ein bei den Vorstellungen von Arbeit, von anständigem Leben, von Geschlechterverhältnissen, von der Verantwortung für sich selbst und bei der Gestaltung der Gesellschaft. Entsprechend gibt es ebenso begeisterte Zustimmung bei denjenigen, die arbeitsteilig die vier Bereiche bewohnen, und zornige Abwehr durch jene, die in den alten Teilungen Vorteile hatten und Privilegien behalten möchten. In allen Gruppierungen und Organisationen, die verändernd eingreifen wollen, finden sich viele Bündnispartner: Attac, Grüne, NGOs, Sozialforen, Seniorengruppen, bildungspolitisch Engagierte, Gewerkschaften, Lehrerverbände, kirchliche Bildungsarbeit und Die Linke. Je näher sich diese Zusammenschlüsse den Gewerkschaften fühlen, desto schwerer fällt ihnen der Abschied von einem starren Arbeitsbegriff, der auf Vollbeschäftigung und Sicherung von immer weniger Arbeitsplätzen für immer weniger Menschen orientiert ist. Dabei wäre gerade für diese Organisationen eine Welt zu gewinnen, wenn das Recht auf einen vierstündigen Erwerbsarbeitsplatz für alle als Menschenrecht gälte.

Starke Unterstützung hat das Projekt bei Frauen. Sie haben im Durchschnitt am meisten zu gewinnen. Von ihrem Standpunkt her ist klarer sichtbar, dass die Aufwertung und Gleichverteilung des Reproduktionssektors nicht nur mehr Menschlichkeit ins Leben aller bringt, sondern ihnen selbst überhaupt erst ermöglicht, das Leben mit beiden Händen zu ergreifen.

4 in 1 als Projekt bezieht Position im »Stellungskrieg« (Gramsci) und setzt an beim zentralen Herrschaftsknoten, der unsere kapitalistischen Gesellschaften zusammenhält: der Klassenfrage, der Geschlechterfrage, der politischen Regelung und der Entwicklung der Einzelnen. Es geht um den Umbau der Zivilgesellschaft. Das ist nicht ohne Beteiligung vieler machbar.

Anmerkungen

1 www.vier-in-einem.de

2 Vgl. zur Frage der »Übergänge« Das Argument 291 (2/2011).

3 Die Bewegung ums bedingungslose Grundeinkommen ist heterogen: Die einen wollen das Einkommen wie eine Steuerreform handhaben. Andere negieren die Teilhabe an der Erwerbsarbeit als Pflicht und setzen auf die Eigenverantwortlichkeit.

 

Erschienen in Luxemburg 2/2011, S. 122 ff.