Vietnam zwischen Jürgen Horlemann und Peter Scholl-Latour
Artikel erschien zuerst in dem von Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker herausgegebenen Sammelband „Schlagwörter und Schlachtrufe“, Band 2, Leipzig 2002, Militzke Verlag, S. 81ff.
„ ...man muß diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!“ Diese Devise aus Karl Marx’ Einleitung „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ fehlte in kaum einer Schrift der linken BRD-Studentenbewegung Ende der 60er Jahre.
Diese Protestbewegung übte anfangs systemimmanente Kritik, denn der Kontrast zwischen beanspruchtem bundesdeutschem Ideal und schnöder gesellschaftlicher Wirklichkeit wurde offensichtlich. Im Bemühen, diesen Widerspruch theoretisch zu ergründen, entwickelte die Kritik sich zum Infragestellen der anfangs noch als Meßlatte akzeptierten bürgerlichen Ideale, wurde zur Systemkritik. Mobilisierend waren insbesondere die Bildungsmisere und die sich abzeichnende perspektivische Deklassierung der Intelligenzschicht, die sich nicht länger guter Positionen nach Studienabschluß sicher sein konnte. Die Diskussion um die Einführung von Notstandsgesetzen weckte Argwohn, daß wie vor 1933 die Republik wieder durch Systemveränderer von rechts bedroht sein könnte. Die viel gepriesene Meinungsfreiheit erschien als Farce gegenüber der Medien- und Manipulationsmacht des gegen Linke hetzenden Springer-Konzerns („BILD“). Die 1967 einsetzende Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit zeigten, daß die Schönwetterzeit des Kapitalismus nicht ewig währt. Zwar fehlte in Deutschland nach dem KPD-Verbot von 1956 eine Linkspartei, was deutsche Studenten mehr als die Frankreichs oder Italiens für den Linksradikalismus anfällig machte, aber die bisher in kleineren Zirkeln betriebene Aufarbeitung von in BRD und DDR verdrängten linken Denkern erregte nun massenhaft das Interesse von Studenten zur Erklärung jener Widersprüche.
Wie die USA als BRD-Hegemonialmacht die „freie Welt“ auf Vietnams Reisfeldern mit Flächenbombardements und Napalm „verteidigten“, schockierte besonders westdeutsche Studenten, deren Ausbildung sich infolge der „Umerziehungs“-Maßnahmen amerikanischer Besatzungsbehörden nach 1945 an US-amerikanischen Idealen orientierte, wie die seinerzeit in West-Berlin studierende Sigrid Rüger berichtete: „Was uns die Presse und die Frontstadtpolitiker einreden wollten, in Vietnam werde von unserer Schutzmacht Nr.1, den USA, die Freiheit Berlins verteidigt, na das war doch nichts als Kalte-Kriegs-Propaganda. Wir sahen doch die Bilder von den Napalm-verbrannten Kindern, von den mit Agent-Orange entlaubten Wäldern, von den leichenübersäten Reisfeldern und Straßen nach dem Massaker der US-Armee in Mylai und wir sahen das Bild, auf dem ein Vietkong mit einer an der Schläfe aufgesetzten Pistole hingerichtet wurde.“
Daß Westdeutschland ein Musterschüler der Führungsmacht USA war, zeigten noch die Demonstrationstechniken jener Opposition, die mit happenings, go-ins, sit-ins oder teach-ins gegen das establishment protestierte. In den Liederheften der antimilitaristischen Ostermarschbewegung fand man bis 1968 angloamerikanische Folk- und Protestsongs sowie Hymnen der amerikanischen Bürgerrechts- und Gewerkschaftsbewegung, aber kein deutsches politisches Liedgut.
Provozierende Parolen gegen den Vietnamkrieg, die an bekannte Klischees anknüpften, aber durch Verfremdungseffekte Aufmerksamkeit erheischten, ertönten auf dem Berliner Kurfürstendamm schon am 10. Dezember 1966, als einige von der „Subversiven Aktion“ der „Situationistischen Internationale“ Guy Debords inspirierte Mitglieder des „Sozialistischen Deutschen Studentenbunds“ (SDS) ein Happening mit Sprechchören wie „Weihnachtswünsche werden wahr, Bomben made in USA“ und „Am toten Vietnamesen soll die freie Welt genesen“ veranstalteten.
Mächtig äußerte sich der Vietnamkriegsprotest zuerst in den USA, später dann beim treuesten Verbündeten BRD. Am 21. Oktober 1967 marschierten 200 000 Kriegsgegner zum Pentagon. Als dabei die Underground-Musikgruppe „Fugs“ plötzlich „Weicht, Dämonen, weicht!“ intonierte, verbreitete sich dieser Ruf in der Masse. Paradox wendete man sich auf einer politischen Veranstaltung statt mit vernünftiger, politischer Argumentation mit Hokuspokus gegen eine wissenschaftlich durchorganisierte Militärmaschinerie, die damit jedoch als Teufelszeug dargestellt wurde.
Später kamen Ho-Chi-Minh-Rufe auch in den USA auf. [1] Zeitzeugen berichten, daß neben den Reimen „One, two, three, four/We don't want your bloody war!“ oder „Hey! Hey! LBJ! How many kids did you kill today?” auch “Ho, Ho, Ho Chi Minh/Viet Cong are going to win!” [2] jedenfalls im April 1968 im Lafayette-Park in Washington DC gerufen wurde.
Der am 19. Mai 1890 geborene Ho Chi Minh (so sein Deckname beim Aufbau eines Spionagenetzes), kritisierte 1924 als Redakteur des Parteiorgans der französischen Kommunisten in Paris das Desinteresse kommunistischer Parteien an der kolonialen Frage. Am 2. September 1945 proklamierte er in Hanoi die Unabhängigkeit von Frankreich und die Geburt der Sozialistischen Republik Vietnam. Er blieb bis zum Tod am 2. September 1969 (offiziell, um die Volksfreude am Nationaltag nicht zu trüben, auf den 3. September festgesetzt) in seinem kleinen Zwei-Zimmer-Pfahlhaus, den Palast des französischen Generalgouverneurs zu beziehen, kam ihm nicht in den Sinn. Mit Abkommen vom 6. März 1946 erkannte Frankreich „die Republik Vietnam als freien Staat“ an. Deren Unabhängigkeitserklärung berief sich einleitend auf die „unsterblichen Worte“ der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und die Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution. Aber drei Jahrzehnte Krieg waren zu bestehen, bis der Norden gesichert, der Süden Vietnams vom imperialistischen Zugriff befreit und aus der Hauptstadt Südvietnams nach dem USA-Abzug Ho-Chi-Minh-Stadt wurde. Drei Millionen Vietnamesen und 50 000 US-Amerikaner wurden getötet.
Am 17. und 18. Februar 1968 fand im Auditorium Maximus der Technischen Universität Berlin (West) mit rund 5 000 Teilnehmern der Internationale Vietnam-Kongreß statt, veranstaltet vom SDS und zehn weiteren sozialistischen Organisationen. Die vorgesehene Abschlußdemonstration wurde vom SPD-Innensenator verboten, trotz des Protests so prominenter europäischer Intellektueller wie Michelangelo Antonioni, Lelio Basso, Ernst Bloch, Helmut Gollwitzer, Hans Werner Henze, Eric J. Hobsbawn, Herbert Marcuse, Alberto Moravia, Luigi Nono, Pier Paolo Pasolini, Bertrand Russell, Jean-Paul Sartre, Georgio Strehler mit dem Piccolo Teatro Milano, Luchino Visconti oder Peter Weiss. Erst durch ein Verwaltungsgerichtsurteil am Vortag wurde das Demonstrationsverbot aufgehoben – erstritten von Horst Mahler, später Mitgründer der Untergrundgruppe Rote Armee-Fraktion und heute Prozeßvertreter der NPD vor dem Bundesverfassungsgericht.
12 000 zogen daraufhin unter roten und Fahnen der FNL sowie Bildern von Ho Chi Minh durch West-Berlin, an der Spitze über hundert Sozialdemokraten mit Schildern: „Ich protestiere gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam. Ich bin SPD-Mitglied!“ (was Parteiausschlußverfahren zur Folge hatte). In der Schlußresolution forderten die Kongreßteilnehmer die „Zerschlagung der NATO“ und eine Desertionskampagne von GI’s. [3]
Bei der französischen Delegation, der trotzkistischen „Jeunesse Communiste Révolutionnaire“ (JCR), schaute man sich eine neue Demonstrationstechnik ab. Einzelne Demonstrationsblöcke stürmten, zu Ketten untergehakt und „Ho-Ho-Ho-Chi-Minh“ und „Wir-sind-eine-kleine-radikale-Minderheit“ skandierend, nach vorn. Anders als die deutsche hatte die gewitztere französische Linke neben Marx auch Asterix gelesen. Sarah Haffner, das jüngste Kind des 1998 verstorbenen Publizisten Sebastian Haffner, berichtete, daß sie ihren Vater zur Demonstration mobilisieren konnte: „Rechts und links von mir Erich Fried und meinen Vater untergehakt, riefen wir Ho Ho Ho Chi Minh.“ Ein Foto zeigte zwei Dichter mit geballter Faust an der Spitze des Demonstrationszugs unter einem Transparent der JCR, den jungen Gaston Salvadore und den alten Erich Fried, welch letzterer mit einem Motorradhelm sich vor etwaigen Übergriffen wappnete.
Vermutlich stimulierte nicht zuletzt die seinerzeit gerade über Rockmusik erlangte Befreiung des Körpers aus tradierten Disziplinen und Verhaltenscodes dieses dynamische Auftreten. Der Dichter Hans Magnus Enzensberger schrieb wenig später in einem der Theorieorgane jener Revolte: „Wenn ich mobilisieren sage, so meine ich mobilisieren ... das heißt ... die Menschen beweglicher machen, als sie sind. Frei wie Tänzer, geistesgegenwärtig wie Fußballspieler, überraschend wie Guerilleros.“
Die Atmosphäre, das Zusammengehen von Wort und Bewegung, Staccato und Laufschritt, schilderte der damalige Herausgeber der linken Zeitschrift „konkret“ im Kapitel „Springprozession mit Ho Tchi Minh“ seiner Autobiographie: „Dann machte irgendeine ausländische Gruppe den Anfang, und besonders die Führungsgruppe Dutschke-Lefèvre-Salvatore-Semler nahm die neue Methode begeistert auf: Die erste Reihe einer Hundert- oder Zweihundertschaft blieb stehen, hakte sich unter, Fahnenträger vorweg. Fest miteinander verhakt, springt die ganze Reihe plötzlich im Wechselschritt nach vorn, ein paar hundert Meter, zu dem skandierten, laut anschwellenden Sprechgesang ... Und wieder stehen bleiben und noch eine Welle und noch eine und noch eine ... Eine Flut ... so fest geknüpft schien die Gemeinschaft ... Es war ein Rausch.“
Überrascht vom machtvollen Auftreten der Vietnamkriegskritiker zogen sich einige hundert Gegendemonstranten zum Bahnhof Zoo zurück. Der Schriftsteller Günter Grass forderte in einem Brief an Willy Brandt, daß eine Demonstration „gegen die Studenten zu unterbleiben hat“. Wenige Tage später zeigte sich jedoch die „schweigende Mehrheit“, teilweise gewalttätig, mit pogromartigen Ausschreitungen gegen langhaarige Bart- und Brillenträger und mit Transparenten mit mörderischen Parolen, zur Kundgebung „Berlin steht für Freiheit und Frieden“ auf dem Kennedy-Platz vor dem Schöneberger Rathaus: Zehntausende solidarisierten sich mit der USA-Politik - Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sowie zahlreicher Privatbetriebe hatten freibekommen, die Reden wurden in Seh- und Hörfunk direkt übertragen.
Noch vor dem Berliner Vietnamkongreß skandierten in Frankfurt am Main, allerdings ohne den Demonstrations-„Tanz“, am 11. Februar 1967 die etwa 200 Teilnehmern einer Kundgebung vor der Opernhausruine den Ho-Chi-Minh-Ruf. Hauptredner war Rudi Dutschke, Spendenbüchsen zur Unterstützung des vietnamesischen Befreiungskampfs wurden herumgereicht, dann zog man zum USA-Konsulat. [4]
Einer, der in der 68er-Protestbewegung und später führend im maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschlands engagiert war, deutete die Parteinahme für die weise, väterliche Figur Ho Chi Minhs, für den Repräsentanten des Kriegsgegners der Führungsmacht im eigenen Lager, nicht nur politisch, sondern auch sozialpsychologisch mit der Besonderheit schweigender oder gestorbener Väter im nachfaschistischen Westdeutschland: „Und für eine Rebellion gegen die Autoritäten, zumal für eine so ‚vaterlose’ Generation wie in Deutschland, war nichts dringender benötigt als eine alternative Vaterfigur.“ [5]
In Karlsruhe wurde am Faschingsdienstag 1968 versucht, ohne Erfolg, mit Ho-Chi-Minh-Rufen den Karnevalsumzug zu sprengen. [6] Erfolglos blieb auch der Versuch westdeutscher Studenten unter Führung des SDS-Vorsitzenden Karl-Dietrich Wolff, während der Weltjugendfestspiele in Sofia Ende Juli 1968 eine Spontandemonstration zur USA-Botschaft zu veranstalten und dabei „den Ho ho ho Chi minh-Ruf zu dem bestimmenden Slogan zu eskalieren“, wie es im veröffentlichten Protokoll eines deutschen Delegationsteilnehmers hieß.
Der Massen ergreifende Klang der Straße fand immerhin Eingang in die hohe Kunst. Am 9. Dezember 1968 scheiterte in Hamburg die Uraufführung von Hans Werner Henzes Oratorium „Das Floß der Medusa“, denn der Chor des Westberliner Senders RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) weigerte sich, unter einer roten Fahne zu singen. Der Komponist ließ das Werk, dessen Geschichte bereits das Klima vor der Revolution von 1848 beeinflußt hatte, enden mit dem Wort „Umstürzen“, bei dem das die Podiumsmitte besetzende Schlagwerk dem Rhythmus des Rufes „Ho, Ho, Ho Chi-Minh“ folgte. Henze berichtet über den Abend: „Da war ein Che-Guevara-Poster auf dem Konzertpodium angebracht worden, welches der Programmdirektor des Rundfunks kurzerhand zerriß ..., obwohl er wußte, daß dieses Stück Che Guevara zu Ehren geschrieben ist … Dann haben andere Genossen eine rote Fahne angebracht, anstelle des Che-Posters. Ich wurde nun vom Justitiar des Rundfunks aufgefordert, die Fahne entfernen zu lassen, sonst wäre ich für die Konsequenzen verantwortlich. Da sagte ich, ich pfeife auf die Konsequenzen, weil ich mir eine solche Nötigung nicht bieten lassen wollte.“ Zu Henzes 70. Geburtstag setzte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin das Oratorium 1996 auf seinen Spielplan - der RIAS-Kammerchor wirkte mit; keinen echauffierte das Werk mehr.
Ein Widerhall der Demonstrationsparole ist sogar in der Trivialkultur zu vernehmen. Im April 1968 startete die auch heute noch bei Fernsehausstrahlungen beliebte „Lümmel-Reihe“, in der die Jugendbewegung der 60er Jahre zwar aufgegriffen, aber auf Schülerstreichniveau verharmlost wird: „Ho-Ho-Hosen runter!“, heißt es im Film „Zum Teufel mit der Penne“. Tatsächlich blieb aber die damalige Schülerbewegung, auch wenn sie den Ruf variierte, politisch-kritisch. So wurde aus Oers über eine Schülerdemonstration am 1. Mai 1968 berichtet: „Aus kurz aufflackernden Rufen wie Ho Ho Ho-Chi-minh formten sich Sprüche wie ‚Ho Ho Holthoff weg!’“, womit der damalige SPD-Kultusminister Nordrhein-Westfalens gemeint war.
Bis ins rechte Lager, ins großdeutsche Verbindungswesen ist die Ausstrahlung belegt: „Auf einer Festkneipe wurde der Ruf Ho Ho Ho Chi Minh angestimmt, dem sich ca. zehn Mitglieder anschlossen. Verweis von der Kneiptafel. Einzug der Ausgeschlossenen eingehängt und die Internationale singend. Abermaliger Verweis. Disziplinarische Maßnahmen am nächsten BC. Entzug des Rechts, Farben zu tragen für einige Zeit usw.“ [7]
Als 1975 der Vietnamkrieg zu Ende ging, versammelten sich Studenten der renommierten USA-Universität Berkeley nochmals mit Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Rufen in den Straßen. Ein Jahrzehnt nach dem Niedergang sozialistischer Staaten meinte ein Vietnamreisender in seinem Reisebericht frohlocken zu dürfen: „Ho, Ho, Ho Chi Minh - capitalism is gonna win“. [8]
Vielleicht die Parole „Unsubscribe“ der Internet-Generation vor Augen, erinnerte die Pop-Sängerin Ina Deter jetzt in dem Lied „Die Frauen früher“ an jene Zeiten: „Man rannte durch die Straßen und schrie Ho-Ho-Ho-Chi-Minh“. Vielen kommt der Ruf heute vor wie ein Motto aus längst untergegangener Zeit, von Interesse nur noch als Detail in den Biographien des tonangebenden Personals in Medien und Politik, vom Ex-DKP-Mitglied bzw. „Spiegel“-Redakteur Cordt Schnibben bis zum Ex-Straßenkämpfer bzw. Kosovo- und Afghanistan-Krieger Joseph Fischer. Aber trotz Wendehälsen, Entpolitisierung, Nostalgie und linker Melancholie würde sich gerade für Linke, denen Gegenwind ins Gesicht bläst, die Besinnung auf den in diesem Schlachtruf Angesprochenen lohnen: „Den wirklichen Revolutionär Ho Chi Minh mit eiserner Energie, langem Atem, der Bereitschaft zu tausend Kompromissen, ohne den Weg zu verlieren, und den unermüdlichen Lehrmeister hat die Linke bis jetzt nicht zur Kenntnis genommen.“ [9]
[1] Aufsehenerregend war der Ausdruck „ho“ in den USA nicht nur wegen des „Ho, ho, ho“-Gebrummes als Weihnachtsritus bei Santa Claus, sondern auch wegen der abfälligen Bezeichnung einer Frau mit „Ho“ im Slang, wie in Bob Dylans 1967 geschriebenen Lied „Tiny Montgomery“.
[2] „Eins, zwei, drei, vier / Wir wollen deinen blutigen Krieg nicht!“ - „Hei! Hei! LBJ! Wie viele Kinder hast du getötet heute?“ (LBJ = US-Präsident Lyndon B. Johnson) - „Ho, Ho, Ho Chi Minh / Die Vietkong wird siegen!“ David Horowitz, dessen Kritik der USA-Außenpolitik Ende der 60er Jahre Standardwerk der BRD-Linken war, schrieb 1999, daß ihm ein führender Stratege der Demokratischen Partei im Hinblick auf den Aufstieg einiger Ex-Linker in dieser Partei geantwortet habe: „You have to understand that in the 1960s these people were chanting ‚Ho, Ho, Ho Chi Minh, the NLF Is Gonna Win!’“(„Sie müssen verstehen, daß diese Leute in den 60er Jahren riefen ‚Ho, Ho, Ho Chi Minh, die FNL wird siegen!“ NLF, engl. = FNL, franz.: Nationale Befreiungsfront/Südvietnam).
[3] Ursprünglich militärische Ausrüstungsabkürzung für galvanized iron (verzinktes Eisen), dann für government oder general issue, alles Militärische, insbesondere für US-Armeeangehörige.
[4] Wolfgang Kraushaar: Frankfurter Schule und Studentenbewegung - Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail. 1946 bis 1995, 1. Band, Hamburg 1998, S. 246.
[5] Gerd Koenen: Die großen Gesänge – Lenin, Stalin, Mao, Castro ... Sozialistischer Personenkult und seine Sänger, Frankfurt a. M. 1987, S. 189.
[6] Roland Lang: Ein Hai in der Suppe oder Das Glück des Philipp Ronge, Berlin/DDR 1976 (zuerst: München/Gütersloh/Wien 1975), S. 93 ff.
[7] Helmut Stockhammer: „Der Männerbund ÖCV um 1970 - Soziologische Strukturanalyse des Cartellverbandes der katholischen Österreichischen Studentenverbindungen“. Auch das Buch „Die politischen Ideen von Hobbes bis Ho Tchi Minh“ des Politikwissenschaftlers Bernard Willms (Stuttgart 1971) belegt das Echo der Ho-Chi-Minh-Rufe jenseits der Linken.
[8] Chris Matthews in „Jewish World Review” vom 27.7.1999 („Ho, Ho, Ho Chi Minh – Der Kapitalismus wird gewinnen“).
[9] Andreas Buro. In: Edmund Jacoby (Hg.): Lexikon linker Leitfiguren, Frankfurt a. M. 1988, S. 181.