Fast ein GAU: Der "moslemische Terror wollte in Deutschland zuschlagen" (so oder ähnlich lauteten die Schreckensmeldungen),
aber in letzter Minute kam Rettung: Am 4. September dieses Jahres konnten dank gefahrenbewußter Politiker, Kriminalisten und Nachrichtendienstleute in einem sauerländischen Dörfchen drei Männer der "Islamischen Jihad-Union" dingfest gemacht werden, angeblich Aktivisten eines "der El Kaida nahestehenden Terrornetzwerkes". Der Bundesinnenminister, der Chef des Bundeskriminalamtes und die Generalbundesanwältin traten vors Publikum, beschworen die ungeheuren Risiken und mahnten neue Sicherheitsgesetze an. Selten gab es einen solchen Aufschrei der Angst in den deutschen Massenmedien, und Wolfgang Schäuble warnte: Die Terroristen könnten ja auch atomare Waffen basteln.
Dann wurde es still um die Affäre, und kaum eine Zeitung fragte Politik und Justiz nach näheren Erkenntnissen: Was denn die drei Männer nun genau im Schilde geführt, von wem sie ihre Aufträge erhalten und mit welchen geheimen Apparaten sie in Verbindung gestanden hätten. Als Monitor nachhakte, stellte sich heraus: Die Existenz der "Islamischen Jihad-Union" ist, laut verfassungsschützerischer Auskunft, höchst zweifelhaft, das "Bekennerschreiben" ist vermutlich fingiert, und der US-Militärstützpunkt in deutschen Landen, dem angeblich der Terrorschlag gelten sollte, besteht seit längerem gar nicht mehr. Die "Top-Terroristen" sind womöglich recht unprofessionelle Trittbrettfahrer. Es könnte aufschlußreich sein, sie auf mögliche Kontakte zu V-Leuten hin anzusehen. Ist vielleicht mal wieder die CIA beteiligt?
Jetzt warten wir darauf, daß Zeitungen, Funk und Fernsehen die Angelegenheit noch einmal mit demselben Eifer aufgreifen, den sie vor etlichen Wochen zeigten.