Krieg als Wirtschaftsverbrechen

Ein Artikel aus der Zeitschrift BIG Business Crime 04/2014, herausgegeben vom Verein Business Crime Control e.V.

Ein imperialistischer Krieg wie der Erste Weltkrieg ist das größte aller möglichen Wirtschaftsverbrechen. Weil er aus wirtschaftlichen Interessen heraus geführt wird. Weil er aus wirtschaftlichen Interessen heraus geführt wird: Als Kampf um geopolitische Einflusszonen, um Rohstoffe, um Absatzmärkte, um billige und willige Arbeitskräfte. Schon der für den Ort der Kriegshandlungen gebräuchliche und scheinbar wertfreie Begriff „Schlachtfeld“ verrät, worum es sich handelt: Das Abschlachten von Menschen, den Massen- und Völkermord. Auf allen Seiten verdient „die Wirtschaft“ am Krieg und Kapital lässt sich am risikolosesten über Rüstungsproduktion verwerten. Genügend Bedarf ist immer vorhanden, der Absatz sicher und der Staat ein zahlungskräftiger Kunde. Und schließlich stellen Rüstung und Krieg – neben allem anderen – auch gigantische Konjunkturprogramme dar.

Selbst die Kriegszerstörungen sind gewissermaßen ein Kollateralnutzen; sie bilden die Grundlage für die Beseitigung des Alten und einen profitablen Neuaufbau. Die Kriegswirtschaft brachte im 20. Jahrhundert außerdem die totale Mobilmachung der Arbeitskraft mit sich. Auch die Frauen konnten nun endlich in ihrer Gesamtheit industriell ausgebeutet werden, als Granatendreherinnen, als Panzer- und Flugzeugbauerinnen und auf allen anderen Arbeitsplätzen der zum Militär eingezogenen Männer. Alle Forderungen der abhängig Beschäftigten – ob es um höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen oder Sozialleistungen ging –  wurden in Kriegszeiten erfolgreich abgewehrt, da die Verteidigung gegen den angeblich gemeinsamen Feind ein Zusammenstehen des ganzen Volkes und das Zurückstellen egoistischer Wünsche erfordere, wenn schon nicht das Opfer des eigenen Lebens an der Front.

Da die unteren Schichten spürten, dass der Krieg nicht in ihrem Interesse lag, sind sie auch 1914 nicht so begeistert gewesen, wie es zeitgeschichtliche Dokumentationen und Schulbücher lange mit ihren Bildern jubelnder Massen suggerierten. Im Bericht über eine Diskussion mit Herfried Münkler über dessen Buch „Der große Krieg“ hieß es: „Hunderttausende strömten Anfang August 1914 in ihrer Kriegsbegeisterung dem Berliner Schloss zu – über das ‚Augusterlebnis‘ ist viel geschrieben und spekuliert worden, es hat sich festgesetzt im kollektiven Gedächtnis... Dem Taumel gaben sich, das ist unbestritten, vor allem die bürgerlichen Mittelschichten hin. In den Arbeiterhochburgen dagegen ebenso wie in den Dörfern oder auf dem Land, wo der Sinn der Bauern auf die Ernte gerichtet war, hielt sich der Enthusiasmus in Grenzen.“ (Christian Thomas: „Heiliges Fest, geheiligter Krieg“, Frankfurter Rundschau vom 21.5.2014)

Es ist das Verdienst Münklers, dass er die Legende von der kriegsbegeisterten „Volksgemeinschaft“ widerlegt – die übrigens auch für 1939 nicht stimmt, noch viel weniger sogar. Von den oben skizzierten ökonomischen Interessen am Krieg, von seinen sozialstrukturellen Hintergründen und systemischen Ursachen ist aber bei Münkler kaum die Rede. Darin unterscheidet sich sein Ansatz nicht von dem seines australischen Kollegen Christopher Clark, dessen weltweiter Bestseller „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ ebenfalls den Blick nicht auf die imperialistischen Konstellationen richtet, sondern auf das fahrlässige oder von inneren und äußeren Zwängen getriebene Handeln des politischen Personals der beteiligten Länder.

Beide Bücher wurden und werden in der Bundesrepublik vor allem unter dem Gesichtspunkt diskutiert, wie sie sich zur „Kriegsschuldfrage“ stellen, ob sie dazu dienen können, die alte These, dass man 1914 kollektiv in das Verhängnis „hineingeschlittert“ sei, wieder aufleben zu lassen. Dabei geht es vor allem darum, Deutschland (und Österreich) vom Vorwurf einer Hauptverantwortung für den Ersten Weltkrieg freizusprechen und wirtschaftliche Interessen auszublenden. Dazu hier nur ein paar Zitate, die dieses Ansinnen als das erscheinen lassen, was es ist – mehr oder weniger subtile Geschichtsumschreibung: „Deutschland wird Weltmacht sein, oder es wird nicht sein.“ (Ernst Hasse, Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes, 1899) – „Seit Jahrzehnten jammern wir Deutsche, die Welt sei verteilt und wir seien eben zu spät gekommen, aber davon ist kein Wort wahr. Die Welt wird immer noch verteilt.“ (Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung, 1913) – „Erst die Sozialisten abschießen, köpfen – wenn nötig per Blutbad – und dann Krieg nach außen.“ (Wilhelm II. in einem „Silvesterbrief“ an Reichskanzler von Bülow, 1905) (1)

Der Historiker Heinrich August Winkler schreibt zu der 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs verstärkt wieder aufkommenden „nationalapologetischen Deutung der deutschen Geschichte“: „‚Kriegsparteien‘ gab es überall, aber nirgendwo verfügten sie über einen so breiten gesellschaftlichen und politischen Rückhalt wie in Deutschland. Er reichte vom ostelbischen Rittergutsbesitz über die Schwerindustrie und Teile des gebildeten Bürgertums bis zu den Verbänden des gewerblichen Mittelstandes und der kaufmännischen Angestellten.“ („Die Kontinuität der Kriegspartei“, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.8.2014)

Zweierlei Kriegserfahrung

Unter den nicht sehr vielen Büchern meines Großvaters befand sich ein kleines Reclam-Bändchen, das er mir eines Tages zeigte: „Die Elixiere des Teufels“ von E.T.A. Hoffmann. Auf das Vorsatzblatt hatte er im Juli 1918 im „Teillazarett Nonnenhof“ mit Bleistift ein paar Zeilen geschrieben. Ob er sie selbst verfasst oder nur zitiert hat, erinnere ich nicht mehr. Er las sie mir jedenfalls mit Stolz vor. Sie lauten, fast fehlerfrei in der Sprache des damaligen „Erbfeindes“ geschrieben:

Reflexion du Soldat au 5me Année de la Guerre

La Guerre! Oh quel Malheur!
pas de pommes de terre
toujours coucher parterre
plus rien que de Marmelade
entrefois on mangeait de Chocolat
esperons que bientot s‘approche
la Paix!

Gedanken eines Soldaten im 5. Kriegsjahr

Der Krieg! Welches Unglück!
Keine Kartoffeln mehr
Immer auf dem Boden schlafen
Nur noch Marmelade
Früher aß man Schokolade
Hoffen wir, dass bald der Frieden kommt!

Mein Großvater war von Beruf Kellner, gehörte also zu den kleinen Leuten, die unter dem Krieg litten, an ihm nichts verdienten und sich in ihm nicht einmal besondere Verdienste erwerben konnten. Sie waren keine „Helden des Augenblicks“, die den „Kampf als inneres Erlebnis“ feierten, wie es der Offizier Ernst Jünger in seinem wieder aufgelegten Weltkriegs-Erinnerungsbuch „In Stahlgewittern“ beschrieb.

Jünger wird gerühmt dafür, dass er als erster oder einer der ersten die neue Rolle des „Materials“ im Krieg dargestellt hat. Nicht mehr der Kampf Mann gegen Mann steht nun im Zentrum, sondern die modernen Technologien des Tötens. Zum ersten Mal werden Flugzeuge, Luftschiffe, Panzer, U-Boote, Maschinengewehre, Giftgas eingesetzt. Der Krieg selbst erscheint als Maschinerie, als Kriegsmaschine, die Schlachten werden zu Materialschlachten. Auch die beteiligten Menschen, jedenfalls die einfachen Soldaten, werden zu Material, das wie Sachen beliebig eingesetzt, verbraucht und geopfert werden kann.

Jünger beklagt diese neue Stufe der Entmenschlichung im Krieg kaum, er beschreibt sie sachlich und mit kühler Präzision. Dabei bleibt er bei der Benennung der Phänomene stehen. Eine Erklärung für sie sucht man bei ihm vergebens. Wo kommt das Kriegsmaterial her, wer hat es hergestellt, wer profitiert an ihm – und zwar auf allen Seiten, manchmal sogar durch die Belieferung aller Seiten? Bei Ernst Jünger wird man keine Antwort darauf finden. Der technische Schleier legt sich über die Schlachtfelder, so wie sich der Geldschleier (Marx) über die Austauschverhältnisse der Gesellschaft legt. Je mehr von der Technik als Produktivkraft oder Destruktionsmittel die Rede ist, desto weniger muss über die (kapitalistischen) Produktionsverhältnisse gesprochen werden, in denen sie entsteht und funktioniert.

Je mehr Schockbilder Ernst Jünger aus seinen Tagebüchern von der Front exzerpiert und als Augenzeuge des Grauens dem Leser vor Augen stellt, desto weniger müssen er und seine Leserinnen und Leser sich Gedanken machen darüber, wofür all die Opfer gebracht wurden, wem das alles genützt hat. Aus der Erfahrung des Leidens im Krieg zieht Jünger nicht den einfachen Schluss wie Käthe Kollwitz in ihrem berühmten Plakat von 1924, zum zehnten Jahrestag des Kriegsbeginns: „Nie wieder!“

Jünger enthüllt sich so als ein Vertreter jenes Teils der Mittelschichten, der beim Verlust aller Illusionen nur so weit geht und kommt, die Entfremdung des Menschen durch das moderne Maschinenwesen, die Kälte der Verhältnisse und die universelle Geldwirtschaft ins Auge zu fassen und sie – je nachdem – zu beklagen, sie stoisch hinzunehmen oder sich in ihr mit einigem Zynismus einzurichten. Diese Art oberflächlicher Wahrnehmung gesellschaftlicher Entwicklungen und Probleme ist immer anfällig für Umarmungsversuche von Rechts oder den eigenständigen Drang in diese Richtung.

Folgerichtig hat sich Ernst Jünger im Verlauf der 1920er Jahre zu einem Ideologen der „Konservativen Revolution“ entwickelt, der die Weimarer Republik mit kalter Verachtung strafte und den Hauptfeind auf der Linken ortete. Berührungsängste mit der Partei Hitlers hatten er und seinesgleichen dabei nicht. Sie galt ihnen nur für sie persönlich als zu plebejisch und nicht fein genug. 

Mein Großvater dagegen, wenn der Vergleich hier noch einmal erlaubt ist, wandte sich, auch unter dem Eindruck der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise und ihrer Folgen für die kleinen Leute, den Kommunisten zu. Die KPD gab immerhin die sich später als richtig herausstellende Parole heraus: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg.“

Zur Geschichte einer Rüstungsschmiede

Mit der Hochrüstung des Deutschen Reiches vor 1914 unter Wilhelm II. wuchs die Bedeutung der Firma Krupp für die Rüstungsproduktion. Entsprechend seinen geschäftlichen Interessen förderte der „Kanonenkönig“ Friedrich Alfred Krupp den Alldeutschen Verband und den Deutschen Flottenverein mit beträchtlichen Mitteln – beides Organisationen, die sich für die Vorherrschaft Deutschlands in Europa einsetzten und dafür auch einen Krieg billigend in Kauf nehmen wollten.

Die guten Beziehungen zum kaiserlichen Hof nutzte Krupp aus, um Konkurrenten – auch mit Hilfe von Korruption – auszustechen und Monopolpreise zu erzielen. Damit wurde er zur Zielscheibe der kritischen Presse und der sozialdemokratischen Opposition im Parlament.

Am 15. November 1902 charakterisierte der „Vorwärts“ ihn wie folgt: „Der Geheime Kommerzienrat Krupp, Mitglied des preußischen Herrenhauses, der reichste Mann Deutschlands, dessen jährliches Einkommen seit den Flottenvorlagen auf 25 und mehr Millionen gestiegen ist, der über 50 000 Arbeiter und Angestellte in seinen Betrieben unterhält, in denen das Zentrum der völkermordenden Kriegstechnik liegt...“ (2)

Am 1. Dezember 1905 schrieb Margarethe Krupp, die Frau des 1902 Verstorbenen, an Wilhelm II. einen Brief, in dem sie ihm voller Stolz die Jahresbilanz der Aktiengesellschaft Fried. Krupp präsentierte. Sie bezog sich auf frühere Besuche des Kaisers und bot ihm an, die neue Gußstahlfabrik in Essen zu besichtigen, „diese letzte Schöpfung meines Mannes“: „E. M. (= Euer Majestät) würden sich denn vielleicht auch … davon überzeugen wollen, daß hier gleichfalls kein Ausruhen und Stillstehen stattfindet, daß vielmehr, insbesondere auf dem Gebiet der Kriegsmaterialerzeugung, nichts versäumt wird in bezug auf die Entwicklung und den Ausbau der Werke, damit die Fabrik jederzeit imstande ist, allen Bedürfnissen und Anforderungen der Landesverteidigung gerecht zu werden.“ (3)

Wie diese „Landesverteidigung“ dann im Ersten Weltkrieg aussah und welche Ziele mit ihr verfolgt werden sollten, dazu einige Auszüge aus einer Denkschrift des seinerzeitigen Chefs des Hauses Krupp, Gustav Krupp v. Bohlen und Halbach vom Juli 1915:

„Wenn aber Friede geschlossen wird, so dürfen wir schon nach unseren heutigen Erfolgen auf den Schlachtfeldern hoffen, daß für Deutschland ein Preis erzielt werde, der das Blut unserer Söhne und Brüder lohnt...

Das gesamte Deutschtum muß als Kern von Europa betrachtet und möglichst zusammengefaßt werden...

Gleichwie in Europa muß auch auf überseeischen Gebieten eine erhebliche Erweiterung der deutschen wirtschaftlichen Betätigung ermöglicht werden...

Ein Frankreich ohne nennenswerte Erz- und Kohlengrundlagen kann wirtschaftlich auf dem Weltmarkte und politisch im Rate der Großmächte nicht mehr gefährlich werden...

Die militärische Beherrschung Belgiens und gegebenenfalls die maritime der Nordküste Frankreichs würde die Deckung gegen englische Angriffe gewährleisten...

Wir müssen Hand in Hand mit der Entwicklung unserer industriellen Möglichkeiten auch eine Erweiterung der landwirtschaftlichen Grundlagen unseres Volkes suchen: Wir müßten uns weite Provinzen angliedern, in denen wir in großem Umfange deutsche Bauern ansiedeln könnten. Das kann nur im Osten sein...

Das deutsche Reich muß ein rein deutscher Volksstaat bleiben und darf nicht zum Völkergemisch werden...

Es muß so eingerichtet werden, daß die fremdsprachigen Bewohner der angeeigneten Gebiete keinerlei Einfluß auf unsere politischen Geschäfte, namentlich also keine Möglichkeit zur Teilnahme am Reichstagswahlrechte, erlangen...

Einzelne Forderungen für Erweiterungen über See heute schon aufzustellen, dürfte verfrüht sein, so lange es sich nicht übersehen läßt, wo und wie wir England zu Leibe rücken können. Wohl aber kann man das eine klare Ziel schon jetzt aufstellen, daß wir … eines ganz großen zusammenhängenen Kolonialreiches in Afrika bedürfen, so daß wir wirklich große Pläne darin verfolgen können.

Die Bedeutung eines solchen Kolonialreiches für die Zukunft Deutschlands sowohl in bezug auf den Industrieabsatz wie die Rohstoffversorgung, wie auch die Erweiterung der ganzen deutschen Kulturgeltung in der Welt bedarf heute in Deutschland keiner Darlegung mehr...“ (4)

Nachdem der Erste Weltkrieg verloren war, schrieb Kurt Tucholsky das Gedicht „Strafgericht?“, in dem er anklagte, dass von den Kriegstreibern und Kriegsverbrechern, den Generälen und ihren Helfershelfern, den Kriegsgewinnlern, den Rüstungskonzernen und den sie finanziell begleitenden und beratenden Banken niemand belangt wurde. Tucholskys Schlußzeilen lauten:

„Wir sind in Deutschland.
Da hat ein Paar Glück:
Die Großbank und
ein buntes Achselstück.“

Der Versailler Vertrag begrenzte die Rüstung des Deutschen Reiches. Die Firma Krupp erprobte dennoch über Tarnfirmen in Holland neue Waffensysteme. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sagte später dazu: „Nur durch diese verschwiegene Tätigkeit deutschen Unternehmertums, aber auch auf Grund der mit dem Friedensmaterial inzwischen gewonnenen Erfahrungen konnte 1933 unmittelbar der Anschluß an die neuen Aufgaben der Wiederwehrhaftmachung erreicht, konnten dann auch die ganz neuen vielfältigen Probleme gelöst werden.“ (5)

Es versteht sich, dass die Firma Krupp zu den Förderern der NSDAP und des Aufstiegs Hitlers gehörte. Sie verdiente an der erneuten Hochrüstung nach 1933 und am Zweiten Weltkrieg – nicht zuletzt durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen.

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der Juniorchef des Hauses und NS-Wehrwirtschaftsführer, wurde 1946 vom Nürnberger Militärtribunal wegen Kriegsverbrechen zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er sagte vor dem Tribunal quasi zu seiner Entschuldigung: „Wir hatten den Eindruck, dass Hitler uns eine gesunde Entwicklung bescheren würde. Tatsächlich hat er das getan... In diesem harten Kampf brauchten wir eine harte und starke Führung. Hitler gab uns beides... Wenn man ein gutes Pferd kauft, muss man ein paar Mängel hinnehmen.“ (6)

Nach drei Jahren wurde Krupp vorzeitig aus der Haft entlassen. Bei der Wiederaufrüstung der Bundesrepublik im Kalten Krieg mischte die Firma bald wieder mit, obwohl Krupp bei seiner Entlassung angekündigt hatte, er werde „nie wieder Waffen produzieren“.

Heute gehört Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Rüstungsexporten. Dabei sollen nach den geltenden Ausfuhrrichtlinien in Kriegs-, Krisen- und Spannungsgebiete keine Waffen geliefert werden, aber die Grenzen sind fließend und Ausnahmen werden gemacht, wenn es im „deutschen Interesse“ liegt. Besonders der Export von Kleinwaffen floriert, mit denen bei den gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit 95 Prozent der Opfer getötet werden.

Die Firma Krupp (heute: Krupp-Thyssen) verdient wie eh und je gutes Geld mit Rüstungsprodukten.

Während auf den vorderen Seiten der Mainstream-Presse und im Fernsehen zu den gegenwärtigen Krisen und Kriegen in Europa und der Welt viel von „Freiheit“, „Menschenrechten“ und „westlichen Werten“ die Rede ist, steht im Wirtschaftsteil, was Sache ist: „Ukraine-Krise belebt das Geschäft mit Panzern.“ (Artikelüberschrift in: Die Welt, 19.8.2014)

Im Bericht über eine Talkshow hieß es im Feuilleton der Frankfurter Rundschau: „Maybrit Illner stellte der Verteidigunsministerin dann doch die Gretchenfrage: Gehe es ihr um Waffen im Falle Irak oder um ein grundsätzliches Prinzip? Von der Leyen ließ keinen Zweifel: Wenn die Völkergemeinschaft gefragt sei, gehörten die Deutschen nun einmal dazu. Heckler & Koch und die heimische Rüstungsindustrie werden es mit Freuden gehört haben.“ („Frieden schaffen ohne Waffen?“, FR vom 30./31.August.2014)

Anmerkungen:

  1. Der Kampf für Frieden und Abrüstung seit 1900. Eine Dokumentation. Herausgegeben von der Deutschen Friedens-Union unter Mitarbeit von Herbert Bader, Reiner Diederich, Richard Grübling, Horst Trapp, Helmut Wittkowski, Elefanten Press Verlag, Berlin 1979, S. 5 u. 7
  2. Willi Boelcke (Hrsg.): Krupp und die Hohenzollern. Aus der Korrespondenz der Familie Krupp 1830-1916. Rütten & Loening Verlag, Berlin (DDR) 1956, S. 98 f.
  3. A.a.O., S. 123
  4. A.a.O.. S. 152 f.
  5. Der Kampf für Frieden und Abrüstung seit 1900, S. 49
  6. Ebenda.