Quallvoller Weg in den Tod

Millionen von Tieren leiden unter schlechten Transportbedingungen. Alles nur für die Profite der Fleischindustrie.

in (30.06.2009)

Acht Tage Fahrt bis in den Libanon, in einem zugigen Anhänger, dicht gepresst an einen im Sterben liegenden Artgenossen und im eigenen Kot stehend: Das haben die meisten Bullen noch vor sich, wenn sie in den Tiertransport-Lkw über deutsche Autobahnen fahren.
Pferde, die von Osteuropa nach Süditalien verbracht werden, sind fünf Tage unterwegs; viele von ihnen mit unerträglichen Schmerzen, da sie sich während des Transportes Knochen brechen. Schafe werden in vier Tagen von Portugal nach Griechenland gefahren, manche tragend oder gebärend, oft ohne Wasser- und Nahrungsversorgung.
Mehr als 360 Millionen Tiere werden jedes Jahr unter den grausamsten Bedingungen quer durch Europa ihrem Tod entgegen transportiert. Geflügel ist dabei noch gar nicht eingerechnet. Egal welche Tierart sie betreffen, diesen Transporten ist vieles gemein: Die Tiere sind maßloser Qual, Todesangst und unvorstellbarem Leid ausgesetzt, sie befinden sich auf dem Weg zum Schlachthof, und die Bedingungen ihrer Fahrt bestimmen sich nur nach einem Maßstab: Dem Profit, der aus ihren Körpern zu schlagen ist, beziehungsweise der möglichst kostensparenden Verbringung zu Orten, an denen das Schlachten ein wenig günstiger ist als in dem Land, in dem die Tiere aufgezogen und gemästet wurden.

Fleischkonsum als Ursache
Der Schlachttransport steht am Ende der langen Fleischproduktions-Kette. Die Tiere kommen aus Massentierhaltung, haben teilweise in ihrem ganzen Leben noch nie das Tageslicht gesehen. Meist konnten sie grundlegendste Bedürfnisse wie ausreichend Schlaf und Ruhe nicht befriedigen. „Vieh" ist eine Ware - in den Augen der Händlerinnen und Händler handelt es sich nicht um schützenswerte Lebewesen, die unseren Respekt verdienen, sondern um bloße Sachen, die möglichst billig eingekauft, verarbeitet und mit möglichst viel Gewinn weiterverkauft werden müssen.
In nordafrikanischen, süd- oder osteuropäischen Ländern ist das Schlachten oft weitaus preiswerter als auf Schlachthöfen zum Beispiel in Deutschland - nicht zuletzt aufgrund der niedrigeren Löhne für die Angestellten. Das ist aber nur ein Grund, weshalb „Schlachtvieh" oft tagelang herumgefahren wird, bis es getötet wird. Eine Rolle spielen auch die geringeren Tierschutzstandards in den südlicher gelegenen Ländern und die Tatsache, dass die Transporte dort seltener kontrolliert werden.
Zwar gilt innerhalb Deutschlands für die Transporte eine Höchstdauer von acht Stunden, außerhalb des Landes gibt es aber (bei Einhaltung von Zwischenstopps) meist keine zeitliche Beschränkung - teilweise sind regelmäßige Zwischenstopps verpflichtend. Die EU-Regelungen fordern zwar Mindeststandards, was Anzahl der Tiere, Wasserversorgung oder Maße der Fahrzeuge angeht, diese sind aber keinesfalls tierfreundlich.
Ganz offensichtlich können sich die Politikerinnen und Politiker nicht dazu durchringen, eine Regelung zu treffen, die den Schutz der Tiere in den Vordergrund stellt und sich nicht an den Gewinninteressen der Transportunternehmen orientiert. Bis 2005 wurde die Ausfuhr von Rindern wegen der Überproduktion in Europa sogar noch finanziell unterstützt!
Dafür kann jede/r selbst aktiv werden: Wer nicht ganz auf Fleisch verzichten will, kann es zumindest beim örtlichen Biohof kaufen, der die Tiere meist in der Region schlachten lässt. Dennoch: Wenn wir gar kein Fleisch mehr essen, müssen auch keine Tiere mehr die grausamen Transporte erleiden. Und man kann andere Menschen darüber informieren, was für eine „Reise" ihr Steak schon hinter sich hat - zum Beispiel durch Aktionen am 1. Juli, dem Tag gegen Tiertransporte.

 

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