Manege frei?

Zirkus: Nicht für alle ein Vergnügen

Wenn im Frühling wieder große bunte Plakate mit Zeichnungen von waghalsigen Artisten, lustigen Clowns und exotischen Tieren an den Straßenschildern  hängen, und auf dem Marktplatz ein großes Zelt mit einem Tross von Wägen und LKWs steht, dann ist der Zirkus in der Stadt. Doch den wenigsten Besuchern ist bewusst, welches Dasein Tiere im Zirkus fristen müssen, wenn der Vorhang fällt. In Käfigen eingepfercht verharren sie, bis sie für die wenigen Minuten des Auftritts oder zur „Dressur" in die Manege kommen. So wiederholt es sich von einem Auftrittsort zum nächsten.

Hinter den Kulissen
Tiere im Zirkus haben keine Möglichkeit ihre natürlichen und angeborenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse auszuleben. In Freiheit legen Tiger an einem Tag bis zu 65 Kilometer zurück; afrikanische Elefanten kommen immerhin auf zwölf Kilometer. Im Zirkus sieht das anders aus: Viele Tiere in Gefangenschaft entwickeln so genannte Automatismen - monotone Bewegungen, die durch Beschäftigungslosigkeit, Stress und Frustration entstehen. Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung.
In den „Kunststücken" müssen die Tiere oft Verhalten zeigen, die in der Natur eigentlich nicht vorkommen - wenn etwa ein Tiger durch einen brennenden Reifen springt oder ein Affe auf Pferden reitet.
Um die Tiere zu solchen Bewegungen zu führen, werden Verhaltensweisen ausgenutzt, zu denen die Tiere sonst nur in Extremsituationen fähig sind. Während sie in der freien Wildbahn so auf eine Gefahr oder Bedrohung reagieren, haben die Tiere im Zirkus Angst vor Schmerzen, Futterentzug oder Trennung von anderen Tieren. Als Methode der Dressur gilt das Prinzip „Strafe und Belohnung". Dem können sich die Tiere während der gesamten Gefangenschaft nicht entziehen.
Elektroschockgeräte, Metallhaken und Medikamente werden genutzt um die Tiere gefügig zu machen und den Dompteuren zu unterwerfen. Dabei genügt in der Aufführung die Angst vor dem Knall der Peitsche. Dem Tier signalisiert das die bevorstehende Strafe.

Wildtierverbot
Während die Zirkus-Haltung von so genannten Wildtieren in Dänemark, Finnland, Österreich und Schweden per Gesetz verboten ist, dürfen Zirkusse in Deutschland noch immer alle Tierarten mitführen. Seit 2003 gibt es zwar die Forderung des Bundesrats, ein bundesweites Haltungsverbot für Wildtiere einzuführen - Ausnahmen sollen erlaubt sein - , aber die Umsetzung lässt bis heute auf sich warten - zum Leiden der Tiere in den ca. 350 Zirkussen Deutschlands.
Den Tieren fehlt oft eine ärztliche Betreuung und Behandlung bei Krankheit, da Fachtierärzt/innen für exotische Tiere nicht verfügbar oder zu teuer für den Zirkus sind. Viele Tiere erkranken und sterben unbemerkt von der Öffentlichkeit, weil die Ernährung unzureichend ist, die klimatischen Bedingungen schlecht sind, oder der Stress der Transporte zu hoch ist.
Ein trauriges Ende für die Stars der Manege.
Jedoch haben einige Zirkusse bereits erkannt, dass Tiere nicht in die Manege gehören und setzen auf menschliche Unterhaltungsformen. Wer gegen das Leiden der Tiere ein Zeichen setzen will, sollte Zirkusse mit Tieren boykottieren und versuchen, andere Menschen davon zu überzeugen, dies ebenfalls zu tun. Artgerecht ist und bleibt für die Tiere nur ein Leben in Freiheit.

Weitere Informationen:

http://www.zirkus-ohne-tiere.de
http://www.zirkusdatenbank.de

 

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