Kaderpartei. Skizze für ein HKWM-Stichwort

Die Frage nach der Kaderpartei - genauer: nach der revolutionären, sozialistischen oder kommunistischen Kaderpartei - ist erstens die Frage nach der revolutionären Partei zunächst im Kapitalismus .

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und dann beim ›Aufbau‹ einer sozialistischen Gesellschaftsordnung überhaupt. Wie soll sich eine Partei, die "extrem fortschrittlich" ist und "die Zukunftsorganisation (der Gesellschaft) als wesentlich verschieden von der heutigen" denkt,1 zunächst in der kapitalistischen Gesellschaft, dann zur und in der Revolution und schließlich nach dem Sieg der Revolution verhalten? So sicher es ist, dass sich der Entwicklungspfad im Sinne einer Kaderpartei - jedenfalls in Europa - durch den Stalinismus und das Scheitern des Realsozialismus historisch delegitimiert hat, so sicher ist doch zugleich, dass dauerhaft erfolgreiche Alternativen noch nicht gefunden sind. Noch immer liegt der Weg zwischen der "Scylla der den Gegner begünstigenden Organisationslosigkeit der Massen" auf der einen Seite und der "Charybdis" des "politisch notwendige(n) Prinzip(s) der Organisation", dem unvermeidlich die "Tendenz zur Oligarchie" innewohnt, auf der anderen 2 im Ungewissen - jedenfalls für eine Partei, die das herrschende System überwinden will.

Und die Frage nach der Kaderpartei ist zweitens die nach der Klassenstruktur im Staatssozialismus. Die von Milovan Djilas 1957 aufgeworfene Frage, wer die Revolution von 1917 denn brauchte, da doch "die Vorbedingungen für die Errichtung einer neuen Gesellschaft nicht stark genug ausgeprägt waren", und sein Befund, dass dies nicht wirklich die Arbeiterklasse oder Bauernschaft gewesen sei, sondern eine "neue Klasse", gebildet durch die "politische Bürokratie" und im Keim bereits angelegt in der "Partei bolschewistischen Musters", genauer: "in der Schicht der Berufsrevolutionäre, die ihren Kern bildeten, bevor sie zur Macht gelangte" 3, umreißt das Problem der Kaderparteien in seiner gesamten revolutionstheoretischen und revolutionspraktischen Dimension: Parteien, die von sich behaupteten, tief in der Arbeiterklasse und in den Massen verwurzelt zu sein - Stalin prägte 1937 das Bild von den dem mythischen Helden Antäus gleichenden Bolschewiki, die wie er ihre "Unbesiegbarkeit" aus der "Verbindung mit ihrer Mutter" gewännen, "mit den Massen (...), die sie erzeugt, genährt und erzogen haben" 4 -, etablierten sich zu Kaderparteien: einer Funktionärskaste, der die Arbeiter (wie alle anderen Gesellschaftsmitglieder) mehr und mehr zum Material, zur Unterlage ihrer eigenen Ziele und Absichten wurden und die unter verschleiernden Begriffen wie ›Arbeiter- und Bauernmacht‹ oder ›Errichtung der klassenlosen Gesellschaft‹ die unumschränkte Diktatur eines kleinen Machtzirkels sicherte.

I

Der Begriff der Kaderpartei ist in der Parteiengeschichte und Parteientheorie keineswegs so eindeutig verwendet, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Kaderparteien selbst bezeichneten sich trotz der bei ihnen seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts alltäglichen Verwendung des ›Kader‹-Begriffes niemals als solche, und auch in der kritischen Analyse von außen ist erst spät und nur sporadisch von Kaderparteien die Rede. Eine frühe Definition findet sich bei Philip Selznick 1952, der in einer Untersuchung der Bolschewiki, die er eigentlich als "Kampfpartei" (combat party) charakterisiert, auch von der Kaderpartei (cadre party) spricht und diese als eine "äußerst manipulierbare Kernorganisation von ausgebildeten Aktivisten" bezeichnet, die "durch den politischen Kampf zusammengehalten wird und mit der Massenbewegung dadurch verbunden ist, dass ihre Mitglieder zu Führern größerer Gruppen der Gesellschaft werden".5 Mitgliedschaft in der Kaderpartei bedeute "nicht Wahrnehmung einer politischen Rolle im herkömmlichen Sinn, sondern die Festlegung und Formung des gesamten Lebens eines Individuums - einschließlich seiner politischen Aktivitäten".6 Begriff und Ansatz sind in späteren umfassenden Untersuchungen zur Theorie, Soziologie und Typologie von Parteien wie den von Kurt Lenk und Franz Neumann 1968 oder Gilbert Ziebura 1969 herausgegebenen 7 jedoch nicht aufgegriffen worden, und bei Klaus v. Beyme 2000 findet sich die Kaderpartei mit der "Honoratiorenpartei", von der u. a. bei Max Weber 1919 die Rede ist,8 in eins gesetzt, wodurch eine gänzlich andere Bedeutung entsteht. Kaderpartei in diesem Sinne wäre eine "in den Parlamenten entstandene" Partei und als solche der "Massenpartei" gegenübergestellt.9 Erst in jüngeren Untersuchungen wird der Kaderpartei-Begriff bei der Analyse von kommunistischen oder staatssozialistischen Herrschaftsparteien konsistent verwendet.10

Im Alltagsgebrauch steht der Begriff ›Kaderpartei‹ meist als Synonym für die Herrschaftspartei im Staatssozialismus schlechthin, für ›Partei neuen Typus‹, ›bolschewistische Partei‹, ›Avantgardepartei‹, ›Elitepartei‹. Für den theoretischen Zugang sind die Überlegungen von Sigmund Neumann 1932 zur "absolutistischen Integrationspartei", die er nach dem 2. Weltkrieg um den Begriff der "totalitären Integrationspartei" erweiterte, von Bedeutung. Als typisch für solch eine Partei beschreibt er "eindeutige personelle Führung, hierarchische( n) Aufbau, straffe Durchorganisierung in mehr-minder militärischen Formationen mit der Tendenz zur Exklusivität und zur ausschließlichen Rekrutierung aus eigenen Reihen, aus den Jugendorganisationen der Partei (...), die als unumgehbare Vorbereitungszeit für die kommenden Ordensbrüder fungieren".11 Kurt Lenk und Franz Neumann warnen indes nachdrücklich davor, mit diesem Begriff gleichermaßen "die nationalsozialistische Führerpartei" und "die bolschewistische Partei in Sowjetrussland" erfassen zu wollen - auch wenn insbesondere für die Herrschaftszeit Stalins "ähnliche Gewaltanwendung, Liquidation innerparteilicher Gegner und Verhinderung jeglicher Opposition" prägend gewesen seien. Die "gesellschaftliche Funktion" der beiden Parteien könne nicht gleichgesetzt werden, "Kommunisten und Faschisten forderten, formten und stabilisierten Gesellschaftssysteme, die sich diametral gegenüberstanden ".12

Im Ganzen gilt für die Analyse der Kaderparteien, was Kurt Lenk und Franz Neumann als Gefahr bei der Festlegung auf bestimmte Parteitypen überhaupt beschreiben: dass es leicht zu einer "ahistorischen und undifferenzierten Darstellung" kommen kann, hinter der "die historische Vielfalt der politischen Parteien, ihre Strukturen, ihre Ideologien und Programme, ihre Funktion in Gesellschaft und Staat" verschwinden.13

II

Die Entwicklung einer revolutionären Partei zur Kaderpartei widerspricht dem Verständnis von Karl Marx und Friedrich Engels hinsichtlich der Rolle der Kommunisten. Diese seien - so heißt es im Kommunistischen Manifest - "praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeitparteien aller Länder",14 ohne eine eigenständige Partei zu bilden. Allerdings scheint schon hier auch ein Elite-Gedanke auf, der in den späteren Kaderparteien wiederkehrt: Die Kommunisten hätten "theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus".15 Als die Fragen nach der Qualität, der Struktur und den Funktionären der neuen Partei herandrängen, stellen Marx und Engels klare ideologische Forderungen: sie dürften "keine Reste von bürgerlichen, kleinbürgerlichen etc. Vorurteilen mitbringen" und müssten "sich die proletarische Anschauungsweise unumwunden aneignen".16 Schon da ist deutlich, dass sich die Partei nicht ›rein‹ aus der Arbeiterklasse rekrutieren wird, sondern Zustrom von außen braucht - und erhält. In den Folgejahren werden die Anforderungen an die ›Kader‹ - ohne sie schon so zu nennen - durch Engels präzisiert: "Vertrautheit mit den Bedingungen des Parteikampfs und Eingewöhnung in seine Formen, erprobte persönliche Zuverlässigkeit und Charaktertüchtigkeit und schließlich willige Einordnung in die Reihen der Kämpfenden".17 Und er merkt an, dass, weil es bei der "Befreiung der Arbeiterklasse" darum geht, "die Leitung nicht nur der politischen Maschinerie, sondern ebenso der gesamten gesellschaftlichen Produktion in die Hand zu nehmen", diese Befreiung nicht nur Politiker, sondern "darüber hinaus Ärzte, Ingenieure, Chemiker, Agronomen und andere Spezialisten" benötigt.18

Von einer Zwangsläufigkeit der Entwicklung hin zur späteren Kaderpartei kann hier noch nicht die Rede sein. Allerdings sollte, bevor der Bogen direkt zu Lenin gespannt wird, noch einmal Robert Michels zur Kenntnis genommen werden, der 1909 bei seinen Überlegungen über die Tendenzen zur Oligarchie keineswegs die russische Partei, sondern die SPD im Auge hat, wenn er feststellt, dass "die technische Spezialisierung" die "notwendige Folge jeder ausgedehnten Organisation" sei und "der Anfang der Bildung eines berufsmäßigen Führertums (...) den Anfang vom Ende der Demokratie " bedeute. Der "Parteiapparat" mit seiner "Möglichkeit Karriere zu machen" leite "die Umwandlung einer Reihe mehr oder weniger begabter Proletarier in (...) emporgehobene Beamte" ein, wodurch "ein wahrer Klassenunterschied zwischen den exproletarischen Führern und den proletarischen Geführten" entstehe. Dies alles aber geschehe mit Unumgänglichkeit, denn die "moderne politische Partei" sei "auch eine Kampforganisation", und die "noch jungfräulich unbeholfene Arbeiterbewegung" bedürfe des "Zentralismus", weil dies "die einzige Methode" sei, "sich bei den bürgerlichen Parteien Macht und Ansehen zu sichern".19

III

Als Lenin an den Aufbau einer revolutionären Partei geht, geht es nicht um ›Macht und Ansehen‹ in einem demokratischen Parteiensystem, sondern um das Agieren unter ständiger tödlicher Bedrohung. Mit der Aufgabe konfrontiert, die als "unendlich mannigfaltig" sich erweisenden "Funktionen der revolutionären Arbeit" zu erfüllen und zugleich die Arbeit "vor dem Auffliegen" zu bewahren,20 entwickelt er das Konzept einer Partei der Berufsrevolutionäre - mithin einer Kaderpartei. Es müssten "Leute ausgebildet werden, die der Revolution nicht nur ihre freien Abende, sondern ihr ganzes Leben widmen"21 und sich "berufsmäßig mit revolutionärer Tätigkeit befassen"22. Dabei ist er sich der Gefahr der Selbstisolierung einer solchen Partei bewusst, wenn er fordert, dass "die Konzentrierung aller konspirativen Funktionen in den Händen einer möglichst geringen Zahl von Berufsrevolutionären (...) keineswegs" bedeute, "daß die Berufsrevolutionäre ›für alle denken werden‹, daß die Menge keinen tätigen Anteil an der Bewegung nehmen wird." Im Gegenteil, die Menge werde "diese Berufsrevolutionäre in immer größerer Anzahl hervorbringen".23

Eines der wesentlichen Merkmale der Entwicklung der Kaderpartei stalinistischen Typs besteht darin, dass diese Auffassungen Lenins unter Umgehung seiner eigenen Korrekturen hinsichtlich der Selbstorganisation der Arbeiter als Bestandteil der Partei 24 zu einer linearen Ausführung eines Leninschen "Plans" stilisiert werden. "Was die Struktur und Zusammensetzung der Partei (...) betrifft", heißt es 1938 im "Kurzen Lehrgang" zur Geschichte der KPdSU, "so war Lenin der Auffassung, dass die Partei aus zwei Teilen bestehen muss: a) aus einem engen Kreise ständiger leitender Kaderarbeiter, dem hauptsächlich Berufsrevolutionäre angehören sollen, (...) und b) aus einem weit verzweigten Netz von Peripherie-Parteiorganisationen, aus einer zahlreichen Masse von Parteimitgliedern, die von der Sympathie Hunderttausender von Werktätigen umgeben sind und von ihnen unterstützt werden".25 Die Leninsche "Iskra" gilt in der offiziellen Geschichtsschreibung als Organisationszentrum, um das sich "die führenden Parteikader, Berufsrevolutionäre (und) fortschrittliche Arbeiter" versammelten.26

Ausgeblendet bleibt bei diesem Vorgehen auch die Kritik von Rosa Luxemburg am Leninschen Konzept von 1901/02. Sie lehnt jede "mechanische Unterordnung der Parteikämpfer unter ihre Zentralgewalt " ab und fordert, dass "zwischen dem bereits in feste Partei-Kader organisierten Kern des Proletariats und der vom Klassenkampf bereits ergriffenen, im Prozess der Klassenaufklärung befindlichen umliegenden Schicht nie eine absolute Scheidewand aufgerichtet werden" dürfe. Die sozialdemokratische Partei dürfe nicht als "mit der Organisation der Arbeiterklasse verbunden" betrachtet werden, sondern sie sei "die eigene Bewegung der Arbeiterklasse".27 Indem sie den sozialdemokratischen Zentralismus als die "gebieterische Zusammenfassung des Willens der aufgeklärten und kämpfenden Vorhut der Arbeiterschaft ihren einzelnen Gruppen und Individuen gegenüber" postuliert, bleibt indes auch hier der ›Vorhut‹-, der ›Auslese‹-Begriff in all seiner Ambivalenz erhalten. Als sie sich jedoch mit der Oktoberrevolution auseinandersetzt, kommt sie zu einem Schluss, der den Befund von Milovan Djilas 1957 vorwegnimmt: "Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Press- und Versammlungsfreiheit erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution (...), einige Dutzend Parteiführer von unerschöpflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren, unter ihnen leitet in Wirklichkeit ein Dutzend hervorragender Köpfe, und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen, im Grunde also eine Cliquenwirtschaft - eine Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker, d. h. Diktatur im bürgerlichen Sinne, im Sinne der Jakobiner-Herrschaft (...) Ja noch weiter: solche Zustände müssen eine Verwilderung des öffentlichen Lebens zeitigen: Attentate, Geiselerschießungen usw."28 Und dann scheint das Diktum von Robert Michels 1909 wieder auf: "Das ist ein übermächtiges objektives Gesetz, dem sich keine Partei zu entziehen vermag."29

Was das Wirken von Rosa Luxemburg in der Sozialdemokratie selbst betrifft, hat Peter Nettl im Kontrast zum ›Elite‹-Begriff - "eine Elite herrscht" - den der peer group herausgearbeitet, womit eine "Bindung" bezeichnet sei, "die nicht auf gemeinsamer Herkunft und organisatorischem Zusammenschluss" beruhe, sondern auf "der Zusammenarbeit von Generationsgenossen, die sich untereinander in exzeptionellem Maße als Gleiche fühlen".30 Allerdings bleibt auch eine peer group für die Erlangung von Wirkungsmächtigkeit auf Hierarchien angewiesen, auf Strukturen einer Kaderpartei. Sie braucht "unter" sich "eine Gruppe minder privilegierter Aktivisten ", deren Aufgabe es ist, "Geld zu sammeln, Literatur zu vertreiben und allgemein der Führung zu Diensten zu stehen - ohne äußeren Glanz".31

Nach der Oktoberrevolution, in der Zeit des Bürgerkriegs und der Interventionskriege, entsteht eine neue Dimension des Wirkens der Kaderpartei: Indem die Bolschewiki ein Ein-Parteien-System errichten, vermischen sie Kaderpartei und Staat, und der Kreis derer, auf die das Anforderungsbild der Parteiführung an die ›Kader‹ Anwendung findet, wird auf Funktionäre aller Ebenen in Staat, Armee, Partisanenverbänden, Wirtschaft, Landwirtschaft, Kultur, gesellschaftlichem Leben erweitert. Dabei kommt es zu tiefen Widersprüchen: Die für die Gestaltung der neuen Gesellschaftsordnung gebrauchten ›neuen Menschen‹ müssen erzogen und ausgebildet werden, und zwar - so Lenin - "nicht aus einem phantastischen und nicht aus einem von uns speziell geschaffenen Menschenmaterial, sondern aus dem Material, das uns der Kapitalismus als Erbteil hinterlassen hat".32 Aber das als ›Erbteil‹ hinterlassene ›Menschenmaterial‹ erweist sich als sperrig, und außerdem wird die Schaffung einer neuen Ordnung unablässig von außen bedroht. Weil sich "der regierenden Partei Abenteurer und sonstige überaus schädliche Elemente anbiederten", fordert Lenin eine "Reinigung der Partei", "verbunden mit der unentwegten Steigerung ihrer Anforderungen hinsichtlich einer wirklich kommunistischen Arbeit".33 Damit gibt er ideologischen Maßstäben im Anforderungsbild an die Kaderpartei eine herausragende Bedeutung.

Was hier als ›Reinigung‹ beschrieben ist, hat noch nichts mit den massenhaften, millionenfachen Mord einschließenden ›Säuberungen‹ zu tun, mit denen später Stalin seine Alleinherrschaft sichert (im Russischen heißt es aber in beiden Fällen C¡istka). Dennoch kommt es bereits unter Lenin zu einer Gleichzeitigkeit und Zusammenfassung von innerparteilicher ›Reinigung‹ und Krieg nicht nur gegen die ihrerseits Gewalt anwendende Konterrevolution, sondern auch - wie insbesondere die Niederschlagung des Kronstädter Aufstandes im März 1921 zeigt - gegen andere Sozialismus- und Kommunismusauffassungen.

IV

Für Stalin ist die kommunistische Partei ein "Schwertträgerorden" innerhalb des Sowjetstaates, der die Organe des letzteren lenkt und ihre Tätigkeit "beseelt".34 Er errichtet jene ›Scheidewand‹, vor der Rosa Luxemburg gewarnt hatte: Kommunisten seien "Menschen von besonderem Schlage", bildeten "die Armee des Genossen Lenin ", und es gebe "nichts Höheres als die Ehre, dieser Armee anzugehören ".35

Unter Stalin entwickelt sich die Kaderpartei in der Sowjetunion in drei eng miteinander verwobenen Richtungen: a) die Mitglieder der Kaderpartei und die parteilosen Kader werden millionenfach Träger der Industrialisierung, der Kultur- und Bildungsrevolution, der militärischen Stärkung der Sowjetunion, verhelfen dem Land zu jener wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kraft, die es ihm im Zweiten Weltkrieg ermöglicht, der faschistischen Aggression zu widerstehen, 1945 zu den Siegermächten zu gehören und danach zur Weltmacht aufzusteigen; b) die Kaderpartei wird zum Instrument der Unterdrückung und Ausbeutung großer ›anderer‹ Bevölkerungsteile (z. B. Zwangskollektivierung; Vernichtung der ›Kulaken‹; Errichtung des GULag-Systems; ›Umsiedlung‹ von nationalen Minderheiten), sie wird zur von Djilas gemeinten, die unumschränkte Herrschaft ausübenden ›neuen Klasse‹; c) die Mitglieder der Kaderpartei werden selbst zur Verschiebemasse, sie werden zum willkürlich dem Auf- oder Abstieg (bis zur Ermordung) preisgegebenen ›Menschenmaterial‹. Victor Serge bilanziert 1947: Seit den dreißiger Jahren bildeten die Kader - Partei-Kader, Kader der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion, Intellektuelle sowie Kader der Armee und der Polizei - mit ihren Familien eine privilegierte Schicht, die 15 Prozent der Bevölkerung umfasste. Nur sie könne "sich satt essen und in einem richtigen Bett schlafen". Dem stünden 15 Prozent der Erwachsenen, die in Konzentrations- und Arbeitslager verbracht worden waren, sowie die übrige Bevölkerung, die ebenfalls in Not und Armut lebe, gegenüber.36

Mit der Entwicklung der Kaderpartei zur stalinistischen Kaderpartei wird der Kader-Begriff - in zwangsläufig enger Verquickung mit der ›führenden Rolle‹ der ›marxistisch-leninistischen‹ Partei - zum zentralen Terminus für die Träger der Leitungsstruktur in ausnahmslos allen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen. Alle Betriebe, Verwaltungen, Kultureinrichtungen usw. haben nun ›Kader‹- Programme. ›Staatssozialismus‹ und ›Parteisozialismus‹ gehen in eins.

In der inneren Entwicklung der Kaderpartei wird durch Stalin mit der Setzung unberechenbar wechselnder ideologischer Kriterien für ›Säuberungen‹ und mit der beständigen Heraufbeschwörung der Gefahr einer "Spaltung der Partei", der zu begegnen die "Zentrale Kontrollkommission" geschaffen wurde,37 ein Säuberungs-Terror kennzeichnend, der wesentliche Teile der Kaderpartei zerstört, andere deformiert und die Kaderpartei völlig dem Ausbau des Regimes der persönlichen Macht Stalins unterordnet. Mit der Ermordung der führenden Kader der Oktoberrevolution und der Kommunistischen Internationale (KI) wird 1936 ein Kreislauf in Bewegung gesetzt, bei dem auf allen Ebenen Kader andere Kader denunzieren, anklagen, verhören und der Ermordung oder Verschleppung in Straflager zuführen, um dann durch wieder andere Kader demselben tödlichen Prozess unterworfen zu werden. Die Kaderpartei fungiert als zentraler Bestandteil des Systems des Stalinismus: eines Systems, das den Beweis antritt, "dass die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, die Kollektivierung und Planung zum unmenschlichsten Antisozialismus führen können (auch im ökonomischen Sinne des Wortes)", wenn "die Einrichtung einer (terroristischen) Wirtschaftsmaschinerie, die über äußerste Macht verfügt", zugelassen wird.38 Stalin behält Recht: Auch in diesem mörderischen und selbstzerstörerischen Prozess "entscheiden die Kader alles".39 Die Kaderpartei wird zu einer Partei der Angst, sie bewirkt und reproduziert, indem sie die Menschen zu ›Kadern‹, zu Bestandteilen von Machtstrukturen deformiert, Entmenschung. Dabei zerstört sie - entgegen allem offiziellen Selbstbild - ihre Massenbasis vollständig, was sich zwar erst fünf Jahrzehnte später (1989/90), dann aber mit voller Wucht darin entlädt, dass die so lange als ›führende Kraft der kommunistischen Weltbewegung‹ und ›von Lenin geschaffene unbesiegbare Partei‹ apostrophierte KPdSU binnen weniger Monate wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt und Tausende Führer und Mitglieder der nun ehemaligen Kaderpartei unter Nutzung ihrer Privilegien und ihrer Verfügungsgewalt über das ›Volkseigentum‹ zu Eliten und Protagonisten einer ungehemmten Entwicklung des Kapitalismus werden.

Für die internationale kommunistische Bewegung entwickelt Georgi Dimitroff auf dem VII. Weltkongress der KI 1935 im Angesicht der tödlichen Bedrohung durch den Faschismus und der im antifaschistischen Kampf bereits erlittenen Erfahrungen in formaler Anknüpfung an Stalin, die aber wohl vor allem als Rückbesinnung auf Lenin gegen Stalin gelesen werden muss, für die "Auslese der Kader " folgende "grundlegende Kriterien": 1. "vollkommene Hingabe an die Sache der Arbeiterklasse, Parteitreue, erprobt in Kämpfen, in Gefängnissen, vor Gericht, vor dem Klassenfeind"; 2. "engste Fühlung mit den Massen"; 3. "die Fähigkeit, sich selbständig in jeder Situation zu orientieren, und nicht die Verantwortung für gefasste Beschlüsse zu scheuen"; 4. "Disziplin und bolschewistische Stählung sowohl im Kampfe gegen den Klassenfeind als auch in unversöhnlicher Haltung gegenüber allen Abweichungen von der Linie des Bolschewismus".40 Für die "richtige Kaderarbeit" müssten als Grundsätze gelten: "richtige Beförderung", "geschickte Verwendung" und "richtige Verteilung" der Kader, "systematische Hilfe" für die Kader sowie "Sorge um ihre Erhaltung".41

Im Ergebnis des herausragenden Anteils der Sowjetunion am Sieg der Anti-Hitler-Koalition über den deutschen Faschismus und den japanischen Militarismus im 2. Weltkrieg ist die Sowjetunion 1945 in die Lage versetzt, ihr Modell der Kaderpartei und des mit ihr verbundenen Staats- und Parteisozialismus nach Osteuropa und Ostasien zu exportieren.

V

Die ›Geheimrede‹ von Nikita Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 "Über den Personenkult und seine Folgen" markiert eine Abkehr vom durch Stalin geübten "Massenterror gegen Kader der Partei und des Sowjetstaates, gegen einfache Sowjetbürger",42 aber sie ist keine Absage an die Idee und Praxis der Kaderpartei und ihrer Alleinherrschaft insgesamt. Der "erbitterte ideologische Kampf gegen die Trotzkisten, Sinowjewleute, Bucharinleute", gegen "die Rechtsabweichler, die bürgerlichen Nationalisten" und "alle Feinde des Leninismus " wird noch einmal positiv bilanziert. In seinem Verlauf habe sich die Partei "noch mehr gekräftigt und gestählt", und Stalin habe in diesem ideologischen Kampf "eine positive Rolle" gespielt.43 Eine organische Verbindung zwischen der bolschewistischen Politik Lenins und dem Terror Stalins wird nicht gesehen. Der Partei, die im Wesen nverändert Kaderpartei bleibt, wird die Aufgabe gestellt, "auf bolschewistische Art den Personenkult zu verurteilen und auszurotten", die "entscheidende Rolle der marxistischen Partei im revolutionären Kampf um die Veränderung der Gesellschaft" zu festigen und "die Leninschen Prinzipien der Führung der Partei" durchzusetzen.44 An eine ›Stalinismus‹-Analyse ist nicht zu denken. So werden zwar einerseits vielerorts im ›sozialistischen Lager‹ ›Tauwetter‹ und differenzierte Entwicklungen möglich, andererseits beweist die Zerschlagung oppositioneller Bewegungen durch die Sowjetunion 1956 in Polen und Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei mit all ihren Folgen für oppositionelle Strömungen im Staatssozialismus überhaupt die Erstarrung und schließliche Lebensunfähigkeit des Gesamtsystems. Jacek Kuron und Karol Modzelewski kommen 1965 zu dem Schluss, dass die alleinherrschende Partei im Staatssozialismus - mithin die Kaderpartei - "nicht allein nach außen monopolistisch" ist, sondern dass "auch ihre innere Organisation (...) auf diesem Prinzip (gründet). Jede Fraktion, jede Gruppe mit besonderer Plattform, jede organisierte politische Strömung ist untersagt". Auf diese Weise werde "die Arbeiterklasse (...) ihrer Organisation, ihres Programms und ihrer Mittel zur Selbstverteidigung beraubt".45

Als Michail Gorbatschow 1985 die ›Umgestaltung‹ (perestrojka) einleitet, zielt auch diese - ähnlich dem Chruschtschow-Ansatz von 1956 - nicht auf Emanzipation der Gesellschaft, sondern auf ›Veränderung von oben‹. Die Kaderpartei ist ihr Träger, Gorbatschow wünscht sich ihre Mitglieder als "dem Leninschen Ideal eines bolschewistischen Revolutionärs" verhaftet.46 Mit der Bilanz, dass alles Erreichte "Ergebnis der selbstlosen Arbeit unserer Kader" sei,47 unterschätzt er das gewaltige Ausmaß der unter der Herrschaft der Kaderpartei entstandenen gesellschaftlichen Deformationen. Der Zusammenbruch der Kaderpartei und mit ihr des Staatssozialismus ist nicht mehr aufzuhalten.

VI

Auch die SED als die in der DDR das Machtmonopol ausübende Partei ist Kaderpartei in der Tradition von Lenin, Stalin und der KI. Der Kader-Begriff geht dabei ebenfalls über die Mitglieder der Kaderpartei hinaus: Als ›Kader‹ wird ein "Stamm von Menschen" gesehen, "die auf Grund ihrer fachlichen und politischen Kenntnisse und Fähigkeiten geeignet und beauftragt sind, andere Menschen bei der Verwirklichung der gesellschaftlichen Aufgaben zu führen bzw. in einem Leitungskollektiv zu wirken".48 Die "richtige Auswahl", die "qualifizierte Ausbildung", die "politisch-ideologische Entwicklung " sowie der "zweckmäßige Einsatz geeigneter Menschen zur Leitung einzelner Arbeitsgebiete und Kollektive" bzw. zur "Lösung spezieller Aufgaben" 49 liegt in den Händen der Kaderpartei.

Die Herrschaft der Kaderpartei über die Bevölkerung und die ›Säuberungs‹-Kämpfe in der Kaderpartei nehmen in der DDR sehr viel subtilere Formen an: Es gibt weder Massenterror wie in der Sowjetunion 1936-38 noch Schauprozesse von der mörderischen Dimension, wie sie in einigen osteuropäischen Ländern 1947-52 stattfinden, und es kommt nie zu einem Maß an Privilegierung der Kader wie in der Sowjetunion. Aber es gibt keine Emanzipation von den Wesensgleichheiten: In der Kaderpartei gilt - von willkürlich festgelegten Ausnahmefällen abgesehen - die Priorität der politischideologischen ›Klarheit‹ gegenüber der fachlichen Qualifikation, ›Abweichler‹ von der ›Linie‹ werden gemaßregelt. Für die Funktion der umfangreichen mehrstufigen politisch-ideologischen Bildung in der SED bleibt gültig, was bereits die Parteischulung der KPD 1945/46 charakterisierte: dass sie "weniger in der Emanzipation durch Wissensbildung als vielmehr in der Ausschaltung der innerparteilichen Meinungs- und Willensbildung bestand".50 Kader-Politik als Bildungspolitik dient dazu, "das Wissensmonopol der Leitungsapparate gegenüber den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft zu festigen und wo möglich auszuweiten". Die "Forderung nach Allseitigkeit der Bildung" endet dort, "wo die Vermittlung von Herrschaftswissen anfängt".51

Ende der achtziger Jahre sind Kaderpartei und Staatssozialismus in der DDR so erstarrt, dass selbst die ›Umgestaltung‹ in der Sowjetunion ohne signifikantes Echo in der Kaderpartei bleibt. Erst recht nicht erweist sie sich als fähig, den darüber hinaus notwendigen Schritt zu gehen, also: sich radikal vom eigenen Machtanspruch loszusagen und mit den emanzipatorischen Strömungen der Gesellschaft zu verbinden. Dadurch wird die Nach-Wende-DDR 1990 mit ihren interessanten Politikansätzen (›Runder Tisch‹, Bewegungen von unten) nur zur kurzen Episode, die vom raschen Anschluss an die Bundesrepublik beendet wird. Der Elitenaustausch im Osten Deutschlands zugunsten der Eliten der alten Bundesrepublik marginalisiert die SED-Mitglieder. Die Tatsache, dass nach 1990 nur ein kleiner Teil der ehemals nach Millionen zählenden Mitglieder der Kaderpartei Träger oder Weiterentwickler sozialistischen Gedankengutes und entsprechenden politischen Handelns bleibt, verweist nachdrücklich auf die Untauglichkeit des alten Kaderpartei-Konzepts für die Entwicklung sozialistischer Alternativen zum Kapitalismus.

VII

In der Linken in der Bundesrepublik Deutschland wird unter dem Eindruck des "Anpassungsprozesses der SPD an die etwa seit 1953 voll etablierte Restauration",52 des Verbots der KPD 1956 und der ›realsozialistischen‹ Entwicklungen in Osteuropa die Frage der Kaderorganisationen neu aufgerollt. Die antiautoritäre Strömung lehnt tendenziell alle langfristigen und systematischen Formen der Klassenbewusstseinsbildung und jede Kaderorganisation ab, während die linkssozialistische Strömung eher zur Aktualisierung der Luxemburgischen Linie tendiert. Wolfgang Abendroth als Vertreter der letzteren fordert 1963 an den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) gewandt ein bewusstes Zusammenwirken von Intellektuellen und geschulten Kadern der Unterklassen, weil Klassenbewusstsein nicht automatisch aus der Klassenlage entstehe.53

Rudi Dutschke kritisiert 1974 Lenin mit Blick auf die Kaderpartei umfassend. So sei Lenins Kader-›Auslese‹ immer aus dem Zwang zur Konspiration heraus erklärt worden, sie leite sich aber "auch aus der Trennung von Arbeiter-Sein und Partei-Bewusst-Sein über diese Arbeiter" her.54 Des Weiteren habe Lenin die "asiatische Wirklichkeit " Russlands mit seiner Bauernschaft "als eine Qual und nicht als eine gesellschaftlich-geschichtliche Realität mit einer revolutionären Perspektive" angesehen.55 Damit ist für Dutschke das Problem der "Individuation" angesprochen - der "geschichtlich angemessene(n), über Klassenkampf vermittelte(n) Selbstveränderung". Marx habe - in den von Rjasanow 1909 herausgegebenen, in den Marx/Engels Werken (MEW) nicht enthaltenen Arbeiten zum Ursprung der Vorherrschaft Russlands in Europa - diese Individuation "›sogar‹ den russischen Bauern zugestand(en)", ja mehr noch, er habe sie in Russland bei der Bauernschaft "am ehesten für möglich" gehalten, für Lenin jedoch sei sie "ein Problem jenseits seines Denkens" gewesen.56 Schließlich sei der ›demokratische Zentralismus‹, bei dem "der Weg (...) von oben nach unten (geht)" und "jeder (...) sein Instrument zu spielen (hat) und nur sein Instrument ",57 das uneingeschränkte Organisationsprinzip der Partei, des sowjetischen Staates und auch der KI geblieben, und nach der Niederlage der Revolution in Deutschland hätten die Bolschewiki "ihre Revolutionserfahrungen, ihren Partei-Typus ohne kritischsolidarische Diskussion verallgemeinern, genauer: international vulgarisieren" können.58

VIII

Ein gesondertes Kapitel der Kaderpartei-Entwicklung stellt die KP Chinas dar. In der KP Chinas wird der Kader-Begriff bis heute in der von Lenin und Stalin überkommenen Weise verwendet, er verbindet sich aber zugleich mit dem alten Wort ›ganbu‹ (Kader - die erste Silbe gan bedeutet "fähig sein"). KPCh-Generalsekretär Jiang Zemin 2002: "Wenn die politischen Linien festgelegt sind, bilden die Kader den entscheidenden Faktor." Das "Kader-Kontingent" sei nach dem "Prinzip für die einwandfreie Moral und Qualifikation" zu "revolutionieren, zu verjüngen, zu intellektualisieren und zu spezialisieren ". Es seien "talentierte Menschen als Führer heranzubilden, die großen Wert auf die Politik legen, die ganze Lage erfassen und es gut verstehen, die Angelegenheiten von Partei und Staat zu regeln ". Die Partei müsse wie bisher "die Kader verwalten".59

Das Wort ganbu steht in China bereits seit Jahrhunderten für die Schicht der Eliten, der Beamten. Schon früher gab es von der Zentralregierung entwickelte Auswahl-, Prüfungs- und Handlungskriterien, und es gab Aufstiegsmöglichkeiten aus den unteren Schichten in diese "Beamtenklasse".60 So erklärt sich Kontinuität. Mao Zedong formuliert 1937 ähnlich wie die KI: "Will man eine große Revolution führen, muss man eine große Partei haben, muss man zahlreiche erstklassige Kader besitzen. (...) Gestützt auf solche Kader verbindet sich die Partei mit ihren Mitgliedern und den Massen".61 Zum Zeitpunkt des Sieges der Revolution 1949 sieht Bennett eine "neue Klasse der Kader" am Werk, die im Vergleich zur alten Beamtenklasse "größer (ist), (...) sich aus niederen sozialen Schichten (rekrutiert), (...) weiter hinunter in die lokalen Angelegenheiten (dringt) und (...) eine breitere Verantwortlichkeit (hat)". "Das Neue" sei "durch Beibehaltung alter Formen kulturell verankert".62

Das alte Problem bleibt auch hier ungelöst: Sobald die Zentralmacht stabilisiert ist, ›funktioniert‹ die Mehrheit der Kader in deren Interesse, setzt deren ›Linie‹ diktatorisch von oben nach unten durch, und gleichzeitig findet auch zwischen den Kadern selbst eine immer neue ›Auslese‹ statt. Das Auf und Ab in der chinesischen Politik, gekennzeichnet durch solche Verwerfungen wie den ›Großen Sprung nach vorn‹ 1957-58 und die ›Große Proletarische Kulturrevolution‹ 1966-69, erklärt sich durch tiefe Interessen- und Prioritätenunterschiede zwischen den "aktivistisch ausgerichteten Kadern" einerseits und den "fachlich ausgerichteten Kadern" andererseits.63 In der ›Kulturrevolution‹ mobilisiert Mao Zedong die in den ›Roten Garden‹ organisierten Jugendlichen gegen den ihm nicht genehmen Teil der Kader und der Kaderpartei. Die Bereitschaft dieser Jugendlichen, "ohne sonderliches Drängen" von Seiten der Führung "gegen Eltern, Lehrer, Partei-Kader und ältere Menschen" aufzubegehren und dabei "zahllose vorsätzlich sadistische Handlungen" zu begehen, war Jonathan Spence zufolge eine Antwort darauf, dass die Jungen "jahrelang zu revolutionärer Opferbereitschaft, sexueller Abstinenz und absolutem Gehorsam gegenüber dem Staat angehalten und in allem fortgesetzt überwacht worden" seien.64 Erst mit dem von Deng Xiaoping im Dezember 1978 verkündeten Modernisierungskurs gewinnen die ›fachlich ausgerichteten‹ Kader gegenüber den ›aktivistisch ausgerichteten‹ Kadern wieder die Oberhand. Deng stellt die wohlbekannten, nun freilich wieder zu einer anderen ›Linie‹ gehörenden Forderungen nach "strikter Einhaltung der Parteidisziplin ".65 Die Kaderpartei fungiert nun in ihrer Gesamtheit als Träger der auf Industrialisierung, Modernisierung und Öffnung zur Welt setzenden Macht. Sie verbindet den shehuizhuyi - den chinesischen Sozialismus, von dem offiziell nach wie vor die Rede ist - mit einer unzweifelhaft kapitalistischen Wirtschaftsentwicklung.

IX

Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus in Europa hat die Diskussion darüber, wie sich sozialistische Parteien mit dem Anspruch auf Systemveränderung entwickeln können, ohne Kaderpartei zu sein, neue Nahrung erhalten. In Deutschland hat es die aus der SED hervorgegangene PDS (seit 2005 Linkspartei.PDS) unternommen, einen Selbstveränderungsprozess einzuleiten und in der seit Jahrzehnten etablierten bürgerlichen Demokratie der Bundesrepublik Fuß zu fassen. Sie hat im Dezember 1989 in einem "von der Oppositions- und der Volksbewegung erzwungenen" und "durch SEDMitglieder unterstützten" Prozess den Bruch mit dem bisherigen Parteitypus vollzogen - und zwar "sowohl das Parteileben selbst wie auch das Selbstverständnis der Partei als Teil der Gesellschaft" betreffend 66 -, und sich als demokratisch-sozialistische Partei mit dem Bekenntnis zum Sozialismus als "notwendiges Ziel", als "Bewegung gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen" sowie als "Wertesystem, in dem Freiheit, Gleichheit und Solidarität, menschliche Emanzipation, soziale Gerechtigkeit, Erhalt der Natur und Frieden untrennbar verbunden sind" 67, demokratischen Wahlen gestellt, ihren Platz im parlamentarischen System gefunden und sich mit anderen kommunistischen, sozialistischen und Umweltparteien in der Europäischen Linken verbunden.

Bei den Debatten über den weiteren Weg der sozialistischen Bewegung insgesamt kommt den Überlegungen von Antonio Gramsci eine wichtige Rolle zu. Gramsci entwickelt Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts - noch nicht mit den Erfahrungen des Stalin-Terrors und der Diskreditierung der Kaderpartei durch den Staatssozialismus belastet - in Anknüpfung an Rosa Luxemburg Überlegungen, die im Grunde auf eine Form der Kaderpartei hinauslaufen. Für die dauerhafte Existenz einer Partei bedarf es ihm zufolge dreier Grundelemente: 1. eines "verbreiteten Elementes gewöhnlicher, durchschnittlicher Menschen, deren Beteiligung sich durch Disziplin und Treue anbietet"; 2. eines "Kohäsivelements ", das eine "zentralisierende, disziplinierende und (...) erfinderische Kraft" darstellt; und 3. eines "mittleren Elements", welches "das erste mit dem dritten Element verknüpft, sie nicht nur in ›physischen‹, sondern moralischen und intellektuellen Kontakt miteinander bringt".68 Damit ist ›Partei‹ unauflöslich mit dem Wirken einer Gruppe besonders ausgebildeter und befähigter Menschen verknüpft und insofern Kaderpartei. Kaderpartei und ›Massenpartei‹ stehen sich vor diesem Hintergrund nur in quantitativem, nicht aber in qualitativem Sinne gegenüber.

Die Geschichte des Kaderpartei-Konzepts in der kommunistischen und sozialistischen Bewegung zeigt, wie eng es mit der Eliten-Politik und der hierarchischen Praxis im Kapitalismus, mit den Organisationsformen der ›klassischen‹ kapitalistischen Industrien verbunden ist. Die Frage nach den Alternativen zum Kapitalismus ist daher auch die nach Organisationsformen, die ohne Eliten - mithin ohne Kader - denkbar sind. Bietet der Marxismus als - wie Ernst Bloch es formuliert hat - das "Novum einer prozeßhaft-konkreten Utopie" 69 den Denkrahmen für solche Formen? Bieten veränderte Produktionsverhältnisse die Chance zur von Bloch gemeinten "unentfremdeten Ordnung",70 zum Verschwinden "jene(s) Teil(s) des Schicksals (...), der von Menschen, in der Klassengesellschaft, selbst produziert und unwissend fetischisiert worden ist"71?

Von Interesse sind hier Überlegungen, wie sie im Rahmen des Weltsozialforums angestellt werden. In direkter Anknüpfung an Blochs Auseinandersetzung mit dem "Noch-Nicht-Bewußten" - "Alle Wendezeiten sind (...) von Noch-Nicht-Bewußtem gefüllt, auch überfüllt; und eine aufsteigende Klasse trägt es" 72 - hat Boaventura de Sousa Santos das Weltsozialforum als "Neuheit (...) ohne FührerInnen", als "Ablehnung von Hierarchien" mit "Betonung von durch das Internet ermöglichten Netzwerken" beschrieben 73. Eine ähnliche Annäherung sucht Arturo Escobar, der unter Berufung auf Anstrengungen, die Komplexitätsidee auf soziale Systeme zu beziehen und die Selbstproduktion der sozialen und natürlichen Welten neu zu denken, davon spricht, dass "in seiner utopischen Konzeption (...) das Internet (...) als die Verwirklichung einer dezentralisierten, nicht-hierarchischen Logik der Selbstorganisierung gesehen werden " könne.74

Scheinen im Weltsozialforum tatsächlich künftige gesellschaftliche Organisationsformen auf? Erlangen in ihnen möglicherweise die ›peer groups‹ eine neue Bedeutung? Geht es in einem künftigen Sozialismus tatsächlich ohne ›Führen‹ und ohne ›Geführtsein‹? Also ohne Eliten und ohne Kaderpartei? Antworten sind noch nicht gegeben.

Wolfram Adolphi - Jg. 1951, Dr. sc. phil., Dipl.-Staatswissenschaftler, wiss. Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Roland Claus (Fraktion DIE LINKE.) und Redakteur bei UTOPIE kreativ; in der Zeitschrift zuletzt: "Des jungen Leutnants Deutschland- Tagebuch", Heft 175 (Mai 2005) und "PDS. Partei des Demokratischen Sozialismus. Skizzen zu ihrer Geschichte", Heft 172 (Februar 2005).

Der vorliegende Text entstand als Entwurf des Eintrags zum Stichwort "Kaderpartei" im Band 7 des "Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus " (HKWM), der voraussichtlich Ende 2007 im Argument Verlag erscheinen wird. Er ist mit dem (kürzeren) Eintrag im HKWM nicht identisch.

1 Dies ist eine Aussage über die SPD aus dem Jahre 1912. - Hermann Rehm: Deutschlands politische Parteien, Jena 1912, S. 69 f.

2 Robert Michels: Formale Demokratie und oligarchische Wirklichkeit, in: Monatshefte für Soziologie, Leipzig 1909, hier zitiert nach: Kurt Lenk, Franz Neumann (Hrsg.): Theorie und Soziologie der politischen Parteien, Neuwied a. Rh. u. Berlin (West) 1968, S. 245.

3 Milovan Djilas: Die neue Klasse. Eine Analyse des kommunistischen Systems, (1957) Wien-München 1976, S. 29 u. S. 45.

4 J. W. Stalin: Über die Mängel der Parteiarbeit, (1937) in: ders.: Werke, Bd. 14, S. 157.

5 Philip Selznick: The Organizational Weapon. A Study of Bolshevik Strategy and Tactics (Die Organisation als Waffe. Eine Studie zur bolschewistischen Strategie und Taktik), (RAND Corporation 1952) Glencoe/ Illinois 1960, S. 18.

6 Ebenda, S. 28. - Vgl. auch: Frank Ettrich: Differenzierung und Eliten im Staatssozialismus, in: Historical Social Research, Vol. 28, 2003, No. 1/2, S. 39.

7 Kurt Lenk, Franz Neumann (Hrsg.) a. a. O.; Gilbert Ziebura (Hrsg.): Beiträge zur allgemeinen Parteienlehre. Zur Theorie, Typologie und Vergleichung politischer Parteien, Darmstadt 1969.

8 Max Weber: Politik als Beruf, (1919) in: Gesammelte politische Schriften, Tübingen 1958, S. 520.

9 Klaus v. Beyme: Parteien im Wandel. Von den Volksparteien zu den professionalisierten Wählerparteien, Wiesbaden 2000, S. 24.

10 Vgl. Frank Ettrich: Differenzierung und Eliten im Staatssozialismus, a. a. O.; und Till Kössler: Kaderpartei oder Milieupartei? Die KPD in Westdeutschland 1945 bis 1960, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2004, Berlin 2004, S. 131-155.

11 Sigmund Neumann: Die politischen Parteien in Deutschland, Berlin 1932; Neudruck: Die Parteien der Weimarer Republik, Stuttgart 1965, S. 107; hier zitiert nach: Kurt Lenk, Franz Neumann (Hrsg.) a. a. O., S. LXIX f.

12 Kurt Lenk und Franz Neumann im Vorwort zu ihrem Band "Theorie und Soziologie der politischen Parteien", a. a. O., S. LXX f.

13 Ebenda, S. XIX.

14 Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, (1848) in: dies.: Werke (MEW), Bd. 4, S. 474.

15 Ebenda.

16 Karl Marx, Friedrich Engels: Zirkularbrief an Bebel, Liebknecht, Bracke u. a., 17./18. September 1876, in: MEW, Bd. 19, S. 165.

17 Friedrich Engels: Antwort an die Redaktion der "Sächsischen Arbeiterzeitung" [1891], in: MEW, Bd. 22, S. 70.

18 Derselbe: An den Studentenkongress in Genf, 19. Dezember 1893, in: MEW, Bd. 22, S. 415.

19 Robert Michels a. a. O., S. 245 ff.

20 W. I. Lenin: Der "Kampfbund" an die Petersburger Arbeiter und Sozialisten, (1895) in: ders.: Werke (LW), Bd. 2, S. 353.

21 Derselbe: Die dringendsten Aufgaben unserer Bewegung, (1900) in: LW, Bd. 4, S. 370.

22 Derselbe: Was tun? (1901/02) in: LW, Bd. 5, S. 481.

23 Ebenda, S. 482.

24 Vgl. Derselbe: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, (1904) in: LW, Bd. 7, S. 197 ff. u. 257 ff., dann auch (1905/06) in: LW, Bd. 10, S. 16 u. (1907) in: LW, Bd. 13, S. 97; siehe dazu auch den Eintrag zum Stichwort "Berufsrevolutionär " von Werner Mackenbach in: HKWM Bd. 2, S. 166-169.

25 Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki). Kurzer Lehrgang, (1938) Berlin 1946, S. 40 (im Folgenden: Kurzer Lehrgang).

26 W. I. Lenin. Biographie, (1961) Berlin (DDR) 1976, S. 123.

27 Rosa Luxemburg: Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie, (1904) in: dies.: Gesammelte Werke (GW), Bd. 1, 2. Halbband, S. 429.

28 Dieselbe: Die russische Revolution, (1918) in: GW, Bd. 4, S. 362.

29 Ebenda.

30 Peter Nettl: Rosa Luxemburg, Köln-Berlin (West) 1967, S. 263.

31 Ebenda, S. 264.

32 W. I. Lenin: Der "linke Radikalismus", die Kinderkrankheit im Kommunismus, (1920) in: LW, Bd.31, S. 35.

33 Derselbe: Die große Initiative, (1919) in: LW, Bd. 29, S. 422 f.

34 J. W. Stalin: Über die politische Strategie und Taktik der russischen Kommunisten, (1921) in: ders.: Werke, Bd. 5, S. 61.

35 Kurzer Lehrgang, a. a. O., S. 325.

36 Victor Serge: Hat die UdSSR ein sozialistisches Regime? in: Masses, Juni 1947 (Nr. 9-10), hier nach: Derselbe: Für eine Erneuerung des Sozialismus. Unbekannte Aufsätze, Hamburg 1975, S. 19 f.

37 J. W. Stalin: Rechenschaftsbericht an den XVII. Parteitag über die Arbeit des ZK der KPdSU (B), 26. Januar 1934, in: Werke Bd. 13, S. 328 u. 332.

38 Victor Serge, a. a. O., S. 22.

39 Kurzer Lehrgang, a. a. O., S. 408.

40 Georgi Dimitroff: Ausgewählte Schriften, Bd. 2, S. 656 f.

41 Ebenda, S. 654 f.

42 Nikita S. Chruschtschow: Über den Personenkult und seine Folgen. Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU, 25. Februar 1956, hier zitiert nach: Die Geheimrede Chruschtschows, Berlin (DDR) 1990, S. 32.

43 Ebenda, S. 15.

44 Ebenda, S. 84.

45 Jacek Kuron, Karol Modzelewski: Offener Brief an die Polnische Arbeiterpartei (1965), in: Kursbuch 9, Frankfurt a. M. 1967, S. 35 f.

46 Michail S. Gorbatschow: Umgestaltung und neues Denken für unser Land und für die ganze Welt, Berlin (DDR) 1988, S. 65.

47 Ders.: Umgestaltung und Kaderpolitik der Partei, (1987) in: Ausgewählte Reden und Aufsätze, Berlin (DDR) 1988, Bd. 4, S. 367.

48 Richard Herber, Herbert Jung: Kaderarbeit im System sozialistischer Führungstätigkeit, Berlin (DDR) 1968, S. 12.

49 Ebenda, S. 9.

50 Thekla Kluttig: Parteischulung und Kaderauslese in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 1946-1961, Berlin 1997, S. 53.

51 Gert-Joachim Glaeßner, Irmhild Rudolph: Macht durch Wissen. Zum Zusammenhang von Bildungspolitik, Bildungssystem und Kaderqualifizierung in der DDR, Opladen 1978, S. 98.

52 Wolfgang Abendroth: Ein Leben in der Arbeiterbewegung. Gespräche, aufgez. u. hrsgg. v. B. Dietrich u. J. Perels, Frankfurt a. M. 1976, S. 229.

53 Derselbe: Die Aufgaben der jungen Intelligenz im Klassenkampf, in: neue kritik, Nr. 18 (1963), S. 9-12.

54 Rudi Dutschke: Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen. Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus. Lenin, Lukács und die Dritte Internationale, Berlin (West) 1974, S. 102.

55 ebenda, S. 101.

56 Ebenda, S. 315. - In MEW, 19, S. 242 f. findet sich folgende Äußerung zum Thema von Marx (an Vera Sassulitsch, 8. März 1881): "Bei dieser Bewegung im Westen handelt es sich um die Verwandlung einer Form des Privateigentums in eine andere Form des Privateigentums. Bei den russischen Bauern würde man im Gegenteil ihr Gemeineigentum in Privateigentum umwandeln. Die im ›Kapital‹ gegebene Analyse enthält also keinerlei Beweise - weder für noch gegen die Lebensfähigkeit der Dorfgemeinde, aber das Spezialstudium (Â…) hat mich davon überzeugt, daß diese Dorfgemeinde der Stützpunkt der sozialen Wiedergeburt Rußlands ist; damit sie aber in diesem Sinne wirken kann, müßte man zuerst die zerstörenden Einflüsse, die von allen Seiten auf sie einstürmen, beseitigen und ihr sodann die normalen Bedingungen einer natürlichen Entwicklung sichern."

57 Rudi Dutschke, a. a. O., S. 103.

58 Ebenda, S. 213.

59 Jiang Zemin: Rede auf der Versammlung zur Feier des 80. Gründungstages der KP Chinas. XVI. Parteitag der KPCh, 4. September 2002. www.china.org.cn/german/41263.htm.

60 G. A. Bennett: Kader, in: Wolfgang Franke (Hrsg.): China. Handbuch, Hamburg 1977, S. 156.

61 Mao Zedong (Mao Tsetung): Die Millionenmassen für die antijapanische nationale Einheitsfront gewinnen, (1937) in: Ausgewählte Werke Bd. I (Peking 1968), S. 342.

62 G. A. Bennett, a. a. O.

63 Ebenda.

64 Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne, München-Wien 1995, S. 716.

65 Deng Xiaoping: Emancipate the mind, seek truth from facts and unite (Das Denken befreien, die Wahrheit in den Tatsachen suchen und sich zusammenschließen), (1978) in: Selected Works (Peking) 1975-1982, S. 156.

66 Zur Programmatik der Partei des Demokratischen Sozialismus. Ein Kommentar, hrsgg. von Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e. V., Berlin 1997, S. 249.

67 Ebenda, S. 308.

68 Antonio Gramsci: Gefängnishefte, Bd. 7, Heft 14, § 70, S. 1696.

69 Ernst Bloch: Freiheit und Ordnung. Abriss der Sozial-Utopien, Berlin 1947, S. 211.

70 Ebenda, S. 214.

71 Ebenda, S. 213.

72 Derselbe: Das Prinzip Hoffnung, Berlin (DDR) 1954, Erster Band, S. 133.

73 Boaventura de Sousa Santos: Das Weltsozialforum: Für eine gegenhegemoniale Globalisierung, in: Anita Anand, Arturo Escobar, Jai Sen und Peter Waterman (Hrsg.): Eine andere Welt. Das Weltsozialforum, Berlin 2004, S. 320.

74 Arturo Escobar: Andere Welten sind (schon) möglich, in: ebenda, S. 336.

in: UTOPIE kreativ, H. 193 (November 2006), S. 982-994


aus dem Inhalt:

VorSatz; Essay WERNER SCHMIDT: Peter Weiss - Intellektueller in der geteilten Welt; Partei ohne Bewegung ERHARD CROME: Nach der Wahl ist vor der Wahl; WOLFRAM ADOLPHI: Kaderpartei. Skizze für ein HKWM-Stichwort; JÖRN SCHÜTRUMPF: Rosa Luxemburg, die Bolschewiki und "gewisse Fragen"; Gesellschaft - Analysen & Alternativen CAREN LAY: Abschied vom "Ernährermodell". Zur Familien-, Sozial- und Arbeitspolitik der Neuen Linken; CARSTEN HERZBERG Der Bürgerhaushalt - ein Transformationsprojekt der Linken?; MARCUS HAWEL: Normalisierte Außenpolitik. Zum Verhältnis von Vergangenheitsbewältigung und der Restauration des ius ad bellum in Deutschland; Konferenzen & Veranstaltungen BRIGITTE HOLM: Gemeinsam sind wir Stadt; Festplatte WOLFGANG SABATH: Die Wochen im Rückstau; Bücher & Zeitschriften Hermann Weber, Ulrich Mählert, Bernhard H. Bayerlein, Horst Dähn, Bernd Faulenbach, Jan Foitzik, Ehrhart Neubert, Manfred Wilke (Hrsg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (REINER TOSSTORFF); Gunnar Heinsohn, Otto Steiger: Eigentumsökonomik (ULRICH BUSCH); Christoph Henning: Philosophie nach Marx. 100 Jahre Marxrezeption und die normative Sozialphilosophie der Gegenwart in der Kritik (INGO ELBE); Matthias Steinbach (Hrsg.): Universitätserfahrung Ost. DDR-Hochschullehrer im Gespräch (KAI AGTHE); Günther Glaser: "Â…auf die andere Seite übergehen". NVA-Angehörige in Krise und revolutionärem Umbruch der DDR. Studie mit Dokumenten (22. September - 17./18. November 1989) (PAUL HEIDER); Mike Davis: Die Geburt der Dritten Welt. Hungerkatastrophen und Massenvernichtung im imperialistischen Zeitalter (ULRICH VAN DER HEYDEN); Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (Hrsg.): WSI Tarifhandbuch 2006 (MARCUS SCHWARZBACH); Bernd Hüttner, Gottfried Oy, Norbert Schepers (Hg.): Vorwärts und viel vergessen. Beiträge zur Geschichte und Geschichtsschreibung neuer sozialer Bewegungen (PETER BIRKE); Summaries