Die Zeit des Kapitalismus. (Post-)Moderne Kapitalismustheorie – mit, gegen und nach Marx [1]

In der Postmodernediskussion der 1980er und frühen 1990er Jahre haben Kapitalismus und Marxsche Theorie eine polarisierende Rolle gespielt. Ein mächtiger Strang hat die Beschäftigung mit dem Kapitalismus und überhaupt Fragen der sozioökonomischen Verhältnisse und Dynamiken angesichts westlichen Massenwohlstands, des Abschieds von der Klassengesellschaft und der Aufwertung von Wissen, Kunst und Kultur als weitgehend unfruchtbar und gegenwartsdiagnostisch irrelevant eingestuft (als Überblicke: Welsch 1993; Zima 2001). Zugleich erschienen Marx und der Marxismus als antediluvianische Gestalten, deren Geschichtsphilosophie (die „große Erzählung“ über die „historische Mission der Arbeiterklasse“), Substanz-, Subjekt- und Totalitätsdenken sowie Ökonomismus genau jene (alte) Moderne verkörperten, die im postmodernen Denken aufzusprengen und zu überwinden seien (etwa Baudrillard 1991; Bauman 1991; Lyotard 1986). Zwar ist diese Postmoderne-Strömung bereits ab Mitte der 1990er Jahre wieder in den Hintergrund sozialwissenschaftlicher Zeitdiagnosen getreten; in ihrer transformierten und zugleich multiplen Gestalt als Poststrukturalismus ist sie hingegen auch heute präsent und einflussreich (zur Übersicht: Moebius/Reckwitz 2008).

Konträr dazu konzeptualisierte ein zweiter Diskussionsstrang den Postmodernismus als künstlerischen, kulturellen und ideologischen Reflex eines neuen „postfordistischen“ oder „postmodernen (Spät-)Kapitalismus“, wobei zu dessen Analyse die Marxsche Theorie die entscheidende konzeptuelle Folie lieferte (Jameson 1991; Hardt/Negri 1997; Harvey 1990). Auch diese „Kapitalismustheorien der Postmoderne“ durchliefen in den letzten zwei Dekaden Wandlungsprozesse, die – partiell unter offensiver Nutzung poststrukturalistischer Argumentationsfiguren – teils von Marx wegführten, teils neue kapitalismustheoretische Horizonte öffneten. In jedem Fall aber legten sie wie die erste Strömung Idee und Pathos eines postmodernen Zeitalters weitgehend ad acta (siehe z.B. Jameson 2007; Hardt/Negri 2000; Harvey 2011).

Ich möchte den Faden dieser Diskussion und ihrer polaren Interpretationsweise der Marxschen Theorie mit Blick auf die Gegenwartsprobleme und -krisen des Kapitalismus wiederaufnehmen und in gewisser Weise fortspinnen. Konkret wird es anhand des Problems der Zeit und Zeitlichkeit des Kapitalismus darum gehen, in einem ersten Schritt die Marxsche Kapitalismustheorie einer Re- und Gegenlektüre zu unterziehen. Deren tragende These ist, dass Marxens Theorie eine ambivalente, in Teilen widersprüchliche Argumentationsstruktur aufweist, die nicht nur zwischen Substanz- und Relationsdenken, System- und Subjektfundierung, totalitäts- und evolutionstheoretischem Ansatz, logisch-geschlossener und kontingenter Praxis, mithin Geschichtsphilosophie und Entwicklungstheorie sozialer Praxis changiert, sondern die Rekonstruktion eines Erklärungszusammenhangs gestattet, der – für Marx kontraintentional – die Zeitlosigkeit des Kapitalismus zu begründen vermag. Dabei wird unter Zeitlosigkeit einerseits eine (konzeptuell) endlose Entzeitlichungs- und Beschleunigungstendenz im Kapitalismus, andererseits die potenzielle Verewigung kapitalistischer Produktionsverhältnisse verstanden. Zu betonen ist freilich, dass die Widersprüchlichkeit der Marxschen Konzeption nicht nur der ambivalenten Marxschen Logik, sondern in wichtigen Momenten auch der ambivalenten „Logik der Sache“, also des Kapitalismus geschuldet ist.

Die polarisierende Lektüre plausibilisiert zugleich, warum in der Postmodernedebatte Marx und seine Kapitalismustheorie derartig widersprüchliche Deutungen und Bewertungen erfuhren. Zugespitzt formuliert, erlaubt es Marxens Werk selbst, ihn als alt-modernen Theoretiker des 19. Jahrhunderts zu begreifen und abzuschreiben oder ihn als Begründungsfigur einer postmodernen oder poststrukturalistischen Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie anzusehen und zu feiern. In einem zweiten Schritt meiner Analyse soll das anhand zweier einflussreicher kapitalismustheoretischer Vorschläge in der Postmoderne-/Poststrukturalismusdebatte, den Ansätzen von Jean Baudrillard sowie Ernesto Laclau, exemplarisch untersetzt werden. Die Präsentation dieser Ansätze dient aber vor allem dem Ausloten alternativer, Marx tatsächlich überschreitender Begriffs- und Theorieangebote: Wie lässt sich mit und gegen Marx über die Marxsche Theorie in ihrer Zeit hinausdenken?

Diese Diskussion leitet zum dritten Schritt über, in dem unter Einbezug aktueller zeitsoziologischer und kapitalismustheoretischer Analysen in fünf Thesen „Die Zeit(lichkeit)en des gegenwärtigen Kapitalismus“ diskutiert werden.

Kapitalismus und Moderne, Reproduktion und Entwicklung

Über die entwickelte Marxsche Theorie des Kapitalismus zu reden, heißt zunächst, sich eine folgenreiche Differenz zu vergegenwärtigen: Kapitalismus ist nicht die Bezeichnung einer „ökonomischen Gesellschaftsformation“, sondern einer „Produktionsweise“ (Marx MEW 16: 134, MEW 23: 12, 21, 533, 768ff.).2 Auch wenn die Produktionsweise als widersprüchliche Einheit von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen die bestimmende „Basis“ der Formation darstellt – deshalb auch „ökonomische“ Gesellschaftsformation; die „Basis“ ist mit dem „Überbau“, d.h. den juristischen und politischen Institutionen, sowie den gesellschaftlichen Bewusstseinsformen nicht identisch. Die Unterscheidung wäre sonst sinnlos und erklärungsleer (Marx MEW 13: 8-9). Marx hat die herrschende Formation seiner Zeit daher konsequenterweise nicht kapitalistische, sondern „moderne bürgerliche Gesellschaft“ genannt (ibid., Marx MEW 23: 13-15; MEW 42: 37-42).

Kapitalismus als Produktionsweise wird für Marx seiner Form nach durch die Produktionsverhältnisse bestimmt, die im Kern ein antagonistisches Klassenverhältnis zwischen Kapitalisten und Proletariern repräsentieren, das sich operational durch Mehrwert(re-)produktion auszeichnet (ibid.; Marx/Engels MEW 4: 462-474; Marx MEW 23: Kap. 4, 5, 21-23). Marx hat diesen Verhältniskomplex unter Einschluss seiner Herrschaftsaspekte die „formelle Subsumption der Arbeit unter das Kapital“ genannt (Marx 1988: 119ff.).

Will man die Marxsche Auffassung des Verhältnisses von Kapitalismus und Zeit angemessen rekonstruieren, empfiehlt sich zunächst eine Unterscheidung zwischen Zeit im System und Zeit des Systems. Diese von Marx selbst vorgenommene Differenzierung – Reproduktion vs. historische Entwicklung (Marx MEW 42: 34-42; MEW 23: 25-28) – stellt allerdings eine analytische Konstruktion dar, welche die Fokussierung jeweils bestimmter Aspekte sozialer Praxis erlaubt. Sie bedeutet keineswegs die Existenz zweier distinkter Zeituniversen gesellschaftlicher Verhältnisse. Im Gegenteil, nur aufgrund der Zeitverhältnisse und ‑dynamiken im System kann sich das System in der Zeit entwickeln, wodurch wiederum seine „internen“ Zeitstrukturen evoluieren.

Verzeitlichung und Entzeitlichung im kapitalistischen System

Wenn Marx behauptet, dass sich letztlich alle Ökonomie in „Ökonomie der Zeit“ auflöse (Marx MEW 42: 105, 607), so gilt dies in potenziertem Maße für die kapitalistische Ökonomie. Eine Totalität ökonomischer Verhältnisse, die auf der (Arbeits-)Wert- und Mehrwertproduktion ruht, wobei deren Wert(zu)messungen temporal erfolgen (Warenwerte entstehen und werden vergleich-, mithin vermittelbar qua Arbeitszeitverausgabung in der Produkterzeugung), muss sich in ihrer Selbstentwicklung dieser „Substanz“, „Ressource“ und zugleich dieses Maßes gesellschaftlichen Reichtums mit Haut und Haaren bemächtigen (Marx MEW 23: Kap. 1-3, 5, 7-8).3 Zeit unter dem Kapitalismus wird zwangsläufig kapitalistische Zeit. Diese kapitalistischen Verzeitlichungen oder Kapitalisierungen von Zeit lassen sich dabei auch als spezifische Formen der Entzeitlichung begreifen.

Auf der Ebene des unmittelbaren Produktionsprozesses erscheint Entzeitlichung als Enteignung von Lebenszeit auf Seiten des Arbeiters, da die Zeit der leiblichen wie der soziokulturellen Reproduktion auf ein Minimum reduziert wird. Lebenszeit wird – bei einem Arbeitstag von 12 bis 16 Stunden – Arbeitszeit. Zugleich wird Lebenszeit im Sinne der Zeit des Lebendigen, d.h. einer im Kern ereignislogischen Zeit, in Maschinenzeit, d.h. in abstrakt-logische, mathematisierte Zeit, in Zeitregime toter Maschinensysteme transformiert. Das schließt neben der schrankenlosen Ausdehnung des Arbeitstages sowohl seine Verdichtung, d.h. die Schließung aller seiner „Poren“, als auch die Taktung der Arbeit nach Maß der technologischen Abläufe ein. Die vergegenständlichte, vom Kapital eingesetzte „tote Arbeit“ in Gestalt der kapitalistischen Maschinerie und Fabrik herrscht über die lebendige Arbeit des Arbeiters, macht sie zum „lebendigen Zubehör, [... zum] Mittel ihrer Aktion“ (Marx MEW 23: 445, 528, 674; MEW 42: 592/593). Arbeit wird daher nicht nur „formell“, sondern „reell“ dem Kapital subsumiert (Marx 1988: 125ff.).

Auf der Ebene des gesamtgesellschaftlichen Reproduktionsprozesses erscheint die Verzeitlichung/Entzeitlichung als endloser Prozess der Beschleunigung aller Momente der Kapitalreproduktion. Nicht nur die unmittelbare Produktion wird getaktet und unentwegt akzeleriert. Auch die Zirkulations- und Distributionszeiten verkürzen sich in ungekanntem Maße – von den Revolutionen des Transportwesens (von Segelschiff und Pferdekutsche zu Dampfschiff und Eisenbahn) über neue Informations- und Kommunikationstechnologien (z.B. Telegrafie) bis zu globalen, zeitlich aufeinander eingestellten Produktionsketten und Aktienmärkten. Kurzum, das Kapital erobert alle Hemisphären, jagt die Produktionsfaktoren um den Erdball und führt sie schnellstmöglich den kapitaleffektivsten Einsätzen zu (Marx/Engels MEW 4: 464-467). Die Allokations- und Umschlaggeschwindigkeiten des Kapitals scheinen keine Beschleunigungsgrenzen zu kennen so wenig wie die Konsumtion: Auch hier wechseln Marken, Modelle und Moden in allen Branchen. Nichts scheint der Akzeleration der finalen Aneignung der Produkte Einhalt gebieten zu können (Marx MEW 23: Kap. 21-24; MEW 24; MEW 25; MEW 42: bes. Kap. III.2).

Kapitalisierung der Zeit bedeutet für Marx also zum einen die schrankenlose Ausdehnung kapitalistischer Zeit auf Kosten jeder anderen sozialen Zeit. Alle Zeit wird den Bedürfnissen des Kapitals untergeordnet, d.h. Entsubjektivierung der Zeit des Arbeiters, aber auch des Kapitalisten und parallele Abstrahierung, Linearisierung und Verdinglichung der Zeit als kapitalistische Verwertungszeit. Arbeiter und Kapitalisten werden der Zeit des Lebendigen, der Ereigniszeit autonomen sozialen Lebens entfremdet; sie wird ihnen entzogen.4 Ihre potentiell freie Subjektivität wird insofern ent-zeitlicht, zeitlos; ihr Dasein als Objekt der Mehrwertschöpfung demgegenüber zeitlich soweit möglich ausgedehnt, entsprechend strukturiert und tendenziell ihrem Bewusstsein zur einzig existierenden Zeit(form) (Marx MEW 23: Kap. 5-19; MEW 42: 217-218, 368f., 520/521, 592/593).5

Zum anderen beinhaltet die Kapitalisierung der Zeit, dass – obgleich die abstrakte Arbeitszeit die Substanz des Wertes und Mehrwertes darstellt – die Gesetze der Konkurrenz zur Verkürzung der einzelnen und gesamtgesellschaftlichen Produktionszeiten jeder Ware – darunter und herausragend der „Arbeitskraft“ – führen. Mithin vernichtet die Kapitalisierung der Zeit in der Tendenz sich selbst: die Zeit und den Mehrwert bzw. seine verwandelte Form, den Profit. Das Kapital „rettet“ sich aus diesem selbst verursachten Widerspruch – wie es unter anderem das „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“ repräsentiert (Marx 25: Kap. 13-15) – indem es die durch Beschleunigung aller Reproduktionsmomente freigesetzte Zeit nicht als Zeitersparnis dem „Lebendigen“ jenseits des Kapitalkreislaufes wieder zur Verfügung stellt, die gewonnene abstrakte Zeit eben nicht als Ereigniszeit den Lebenswelten der Subjekte zurückgibt, sondern – ganz im Gegenteil – immer mehr geographische Gebiete, materielle und immaterielle Gegenstände, soziale Sphären und Praxisfelder sowie deren Zeiträume in den sich beschleunigenden Kreislauf des Kapitals und seiner Zeitvernichtung hineinzieht.

Der von Marx nirgends explizierte, aber seiner Theorie nach logische Endpunkt wäre erreicht, wenn zum einen jede Zeitverausgabung in abstrakte, kommodifizierte, kapitalisierte Zeit umgewandelt und zum anderen – paradox darauf bezogen – jede Arbeits- und weiter Re-Produktionszeit unendlich beschleunigt, somit nur noch Zeitpunkt wäre. In diesem Sinne geriete der Kapitalismus in sich und sich vollendend auf paradoxe Weise zu einem zeitlosen System.

Zeitlichkeit und Zeitlosigkeit des Systems

Die „alt-moderne“ und vielfach als teleologisch, eschatologisch oder zusammenfassend: geschichtsphilosophisch gebrandmarkte Lesart der Marxschen Konzeption einer historischen Zeitlichkeit des Kapitalismus besteht bekanntlich in der Unvermeidlichkeit seiner Aufhebung. Der gleichsam „naturgesetzliche“ Übergang in den Kommunismus resultiert aus den „Bewegungs“- und Entwicklungsgesetzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst und wird in der „historischen Mission der Arbeiterklasse“ exekutiert (Marx/Engels MEW 4: 467-474; Marx MEW 13: 7-11; MEW 23: 11-17, 741-791).

Diese Lesart, die offenkundig Marxens Selbstverständnis entspricht und vom Großteil seiner Anhänger, marxistischen Nachfolger und Exegeten geteilt wurde, ist aber nicht die einzig mögliche. Eine alternative, in wichtigen Momenten konträre Lektüre setzt – mit und zugleich gegen Marx – bei den Phänomenen von Entfremdung und Warenfetisch an. Durch die Formbestimmtheiten der kapitalistischen (Re-)Produktion erscheinen die kapitalistischen Verhältnisse den Agenten der Produktion zunächst nicht nur als versachlichte Verhältnisse im Sinne sachlich vermittelter Beziehungen, sondern als solche von Sachen, als ihnen innewohnende Eigenschaften und deren Wechsel- bzw. Austauschverhältnisse. Die Ware besitzt so Wert infolge ihrer konkreten Nützlichkeit; der Arbeitslohn erscheint als Äquivalent für die Arbeitsmühen oder die Werterzeugung im Arbeitsprozess; Geldzeichen erfahren in ihrer Naturalform als Münzen oder Geldscheine eine Wertzuschreibung – der Geldfetisch (ausführlich Marx MEW 23: Kap. 1, 4, 5, 7, 17, 21). Versachlichung geht daher mit der Verdinglichung, also sozialen Naturalisierung der Verhältnisse Hand in Hand: So erhält der Bodenbesitzer Rente, die der Boden selbst als Ding immerdar im Sinne eines „Überschusses“ abwirft – „Madame la terre“ wie Marx ironisch anfügt. Kapital als Geld- oder Sachkapitaleigentum – „Monsieur le capital“ – erzeugt als ewiges „Produktionsmittel“ eben Zins, so wie die Arbeit gleichsam naturnotwendig Lohnarbeit ist. Es handelt sich um „Mystifikationen der kapitalistischen Produktionsweise, [...] das unmittelbare Zusammenwachsen der stofflichen Produktionsverhältnisse mit ihrer geschichtlich-sozialen Bestimmtheit“ (Marx MEW 25: 822-839, hier: 838).

Schließlich formen sich aus dieser „Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse“ in der „Basis“ Gang-und-Gäbe-Denkformen, die von hier aus ihren Weg in den „Überbau“ antreten und nun ein scheinbar eigenes Leben führen, das sie realiter in keiner Weise besitzen (Marx/Engels MEW 3: 26/27, 37-48; Marx MEW 13: 8/9). Daher werden die Ideale der Französischen Revolution und des klassischen bürgerlichen Zeitalters von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit von Marx als ideologische Terme kapitalistischer Reproduktion dechiffriert: Freiheit als Freiheit des Kapitals zur Ausbeutung, Gleichheit als Gleichheit der Warenbesitzer, Brüderlichkeit als Klassensolidarität (ibid.; Marx MEW 23: 189-191; MEW 42: 165-175, v.a. 170).

Nach Marx ist es den Produzenten, Arbeitern wie Kapitalisten, nicht gegeben, diese Entfremdungs- und Fetischisierungszusammenhänge aus sich heraus, spontan zu durchbrechen. Sie sind daher in doppelter Weise Gefangene des Systems: einmal im Sinne der „hinter ihrem Rücken“ verflochtenen objektiven Systemfunktionalitäten (Zwang zum Verkauf der Ware Arbeitskraft, zur Konkurrenz, zur erweiterten Kapitalakkumulation, zur Produktivitätssteigerung usw.), denen sie sich „bei Strafe des eigenen Untergangs“ zu beugen haben. Zum anderen im Sinne der aus dem System herauswachsenden Denkformen, die Erscheinungen des Wesens sind und insofern richtiges „falsches Bewusstsein“, aber eben nicht Wesenserkenntnis beinhalten: Versachlichung und Verdinglichung der Sozialverhältnisse – auch in temporaler Hinsicht. Systemlogisch betrachtet, findet eine Verewigung des Systems statt: Es erscheint geschichts- oder zeitlos.

An dieser Stelle zu enden, würde freilich bedeuten, Marx zu halbieren. Denn Marxens Analyse hat gegenüber dieser gleichsam „synchronen“ Systemlogik von Anfang an die historische Selbstentwicklung des Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft thematisiert und sie zum integralen Bestandteil jeder Kapitalismusanalyse erklärt.

Die Marxsche Grundidee der Selbstentwicklung bewegt sich dabei zwischen der Zeit im und der Zeit des Systems: Aus der spezifischen Zeitlichkeit im System – ihren funktional-strukturalen Voraussetzungen, Einbettungen und Effekten – folgt seine historische Veränderung. Diese Veränderungen im System, seine Verwandlungen und Entwicklungen – etwa über die Mechanismen von Konkurrenz, Akkumulationsgesetz, Profitratentendenz oder Krisenzyklen – münden für Marx schließlich in seiner „Reife“, seiner zeitlichen Begrenztheit, mithin seinem Vergehen und der „dialektischen Aufhebung“ im Kommunismus.

Was waren Marx‘ entscheidenden Argumente und inwiefern widersprechen sie der These der Zeitlosigkeit und Verewigung – oder eben nicht? Ich beginne mit der Diskussion der vom Kapitalismus selbsterzeugten Entwicklungsdynamiken (1-3) und befasse mich anschließend mit den systemsprengenden Potentialen der Gesellschaftsform jenseits der Produktionsweise (4).

(1) Die vielleicht entscheidende Entwicklungsdynamik erblickte Marx im Übergang von „Produktivkräften der gesellschaftlichen Arbeit“ zu den „allgemeinen gesellschaftlichen Produktivkräften“, namentlich der Wissenschaft und Kultur (Marx MEW 42: 590-608; MEW 23: 510-512, 526, 789-791; vgl. Krüger 1990: 125-132). Die Gesetze der Konkurrenz und Akkumulation zwingen das Kapital zur Entwicklung von Produktivkräften, die sich tendenziell der privatkapitalistischen Aneignung entziehen, also durch kapitalistische Produktionsverhältnisse nicht erweitert reproduziert werden können. Empirisch verwies Marx insbesondere auf die in seiner Zeit neuen großchemischen Verfahren (Farbherstellung, Pharmazie, beginnende Petrochemie); zu denken ist aber auch an die seit den 1870er Jahren sich stürmisch entwickelnde Elektrotechnik. In beiden Fällen emanzipiert sich der Produktionsprozess von „einfacher Arbeit“, mithin (einfacher) Arbeitskraft und dreigliedriger Maschinerie (Antriebsmaschine, Transmissionsmechanismus, Werkzeugmaschine; vgl. Marx MEW 23: 398ff; MEW 26.1: 366). Der Arbeiter tritt in der Realisierung derartiger „industrieller Naturprozesse“

„... neben den Produktionsprozess, statt sein Hauptagent zu sein. In dieser Umwandlung ist es weder die unmittelbare Arbeit, die der Mensch selbst verrichtet, noch die Zeit die er arbeitet, sondern die Aneignung seiner eignen allgemeinen Produktivkraft, sein Verständnis der Natur und die Beherrschung derselben durch sein Dasein als Gesellschaftskörper – in einem Wort die Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums, die als der große Grundpfeiler der Produktion und des Reichtums erscheint“ (Marx MEW 42: 601).

So sehr Marx mit dieser Produktivkraftentwicklung im Schoße des Kapitalismus dessen Zeitlichkeit im Sinne seiner notwendigen Endlichkeit nachzuweisen suchte, so wenig ist zu übersehen, dass diese Argumentation widersprüchlich bleibt. Einerseits argumentiert Marx für die besondere inhaltliche Qualität „produktiver Arbeit“ unter kapitalistischen Verhältnissen, die zusammengefasst als „einfache Arbeit“ oder „Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit“ begriffen werden kann. Andererseits hat Marx nicht nur im ersten Band des „Kapitals“ für einen inhaltlich offenen Begriff kapitalverwertbarer Arbeit plädiert. Das zeigt sich nicht allein im Versuch, „komplizierte“ oder hoch qualifizierte Arbeit in der Werterzeugung auf multiplizierte einfache zu reduzieren, sondern auch in der Diskussion produktiver Arbeit im Bereich allozierender Distribution, in der Zirkulation und Konsumtion, darunter dem Problem der Dienstleistungen, aus denen namentlich im „kulturellen Bereich“ keine stofflich-gegenständlich geronnenen Waren hervorgehen (Marx MEW 23: 59, 211-213, 531-541; MEW 26.1: 385-388).

Darüber hinaus konterkariert die bereits erfolgende Emanzipation der Reichtums­produktion von „unmittelbarer Arbeit“ und deren Zeitdauer nicht nur die These einer überwölbenden „Ökonomie der Zeit“, sondern insbesondere die Arbeits(zeit)werttheorie des Kapitalismus. Es ist eben offenbar doch bereits unter kapitalistischen Bedingungen möglich, industrielle Naturprozesse zu entwickeln und anzuwenden, obwohl deren (Mehr-)Wertschöpfung in vielfacher Hinsicht nicht in (abstrakte) Arbeitszeitquanten aufgelöst werden kann.

(2) Auch im Kontext der eben diskutierten Produktivkraftentwicklungen hat sich Marx mit dem seit den 1860er Jahren verstärkt auftretenden Aktienkapital beschäftigt. Aktienkapital entsprang, wie Marx feststellt, einerseits frühen Monopolisierungsversuchen in den Handelskompanien (16./17. Jahrhundert), andererseits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Notwendigkeit, entsprechend „konzentriertes“ und „zentralisiertes“ Geldkapital für Großunternehmungen des Dampfmaschinenzeitalters (klassisch: Eisenbahnbau), mehr aber noch des Zeitalters „industrialisierter Naturprozesse“ bereitzustellen. Sowohl in der letztgenannten Entwicklungsfunktion als auch in seiner Form als „Kapital direkt assoziierter Individuen“, wobei die klassische Eigentümerfunktion des „Dirigierens“ der Produktion nunmehr selbst von Angestellten übernommen wird, kann es als „Durchgangspunkt zur Rückverwandlung [...] des Privateigentums [...] in unmittelbares Gesellschaftseigentum“, mithin als Durchgangsstufe zur kommunistischen Produktionsweise betrachtet werden (Marx MEW 42: 44, 436; MEW 23: 655-657, 789-791; MEW 25: 451-457). Soweit, so einsichtig – und die Historizität des Kapitals begründend.

Indes widerspricht sich Marx an gleicher Stelle selbst, formuliert die Anti-These, wenn er schreibt: „Es ist die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst.“ (Marx MEW 25: 452). Innerhalb der Grenzen bedeutet aber, dass es sich zwar nicht mehr um Privatkapital und „Privatkapitalismus“, wohl aber um Kapitalismus handelt. Schon 1857/58 hatte Marx in den „Grundrissen“ von der letzten, gleichwohl „adäquaten Form“ des Kapitals im Aktienkapital gesprochen (Marx MEW 42: 559). So erscheint der Kapitalismus auch in seinen Eigentumsverhältnissen mit einer strukturellen bzw. institutionellen Offenheit und Plastizität ausgestattet, die keine eindeutige Formgrenze angesichts absehbarer Produktivkraft- und Systementwicklungen erkennen lässt.

(3) Endlich, das „Sprengen“ der kapitalistischen Fesseln durch das Proletariat. Zwar bleibt es für Marx beim Gefangensein auch des Arbeiterbewusstseins in den Erscheinungskategorien der Waren- und Kapitalproduktion (Marx MEW 23: 85-98, 189-191; MEW 25: 822-839; vgl. auch MEW 8: 138-142; MEW 42: 165-175). Dem ist aber zu Recht die insbesondere im „Manifest der Kommunistischen Partei“ (1848) enthaltene Argumentation einer Entwicklung der „Klasse an sich“ zur „Klasse für sich“, d.h. der zunächst gewerkschaftlichen, dann auch parteipolitischen Organisation des Proletariats, schließlich die politisch-revolutionäre Überwindung des Kapitalismus entgegenzuhalten. Marx deutet diesen Übergang als Prozess einer Selbsterkenntnis und Selbstorganisation der Klasse im Rahmen der Produktionsweise. An einigen Stellen spricht Marx ganz explizit vom Verschwinden des „Scheins des Austausches“ und dem Durchschauen der Klassenverhältnisse (Marx/Engels MEW 4: 462-482; Marx MEW 42: 375, 498/499; MEW 23: 316-320, 789-791).

Demnach ist auch für diese Argumentationsfigur eine Widersprüchlichkeit zu konstatieren: Einerseits sitzen Kapitalisten und Proletarier im selben Boot der Fetischisierung und Naturalisierung gegebener Austausch- und Eigentumsverhältnisse. Aus sich selbst heraus ist eine Transzendierung des Scheins, eine Befreiung nicht möglich, droht Verewigung. Deshalb bedarf auch das Proletariat einer distanzierten Sicht, der intellektuellen, theoretischen Stützung durch herabgesunkene oder abgefallene bürgerliche Theoretiker (Marx/Engels MEW 4: 470/471). Andererseits wird eine Asymmetrie der Bewusstseinspotentiale, der Möglichkeiten der Wesenserkenntnis behauptet, die zunächst strukturell durch die Eigentumslosigkeit des Proletariats, mithin seine universellen Emanzipationsinteressen gegeben ist. Interessenlage wie kognitive Fähigkeiten werden entwicklungsgeschichtlich durch die Konzentration und Zentralisation des Kapitals, die Verschärfung von Ausbeutung und Klassengegensatz sowie die Übergangserscheinungen zum gesellschaftlichen Eigentum fortschreitend erzeugt (Marx/Engels MEW 4: 469-476, 482, 493; Marx MEW 42: 375, 498f.; MEW 23: 789ff.).

(4) Von diesem dritten argumentativen Widerspruch, der direkt auf die Kräfte und Dynamiken innerhalb der Produktionsweise, der „Basis“ Bezug nimmt, ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zur Problematisierung der verzeitlichenden und systemsprengenden Potentiale in der Gesellschaftsformation als Ganzer. Streng genommen wurde er bereits gegangen, denn die Basis-Überbau-Struktur verkörpert eben keine „(sozial-)räumliche“ Differenzierung, keine „Realienteilung“ der Gesellschaft – wie nach wie vor unzählige Marx-Interpretationen unterstellen – sondern gemäß der dominierenden Theoretisierungsweise eine funktional-strukturelle Relation (zur jüngeren Debatte etwa Elster 1985; Krüger 1990; Laclau/Mouffe 2000). Die Basis ist Basis, weil ihr genetisch bzw. prozessual und funktional der Primat zukommt. Der Überbau stellt dementsprechend das sekundäre Moment in der Totalität einer Gesellschaftsform dar. Keineswegs bedeuten Basis-Charakter, „Materialität“ und „Willensunabhängigkeit“ der Produktionsverhältnisse, dass diese bewusstlos eingegangen würden, dass soziale Praxis hier reflexionslos oder irrational vonstatten ginge. Ebenso wenig kann nach Marx „Überbau“ meinen, dass dessen Verhältnisse gänzlich in ihrem Abgeleitetsein, ihrer „Bedingtheit“ aufgingen und im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess nur eine passive Rolle gegenüber der aktiven Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen spielten (Marx/Engels MEW 3: 26ff.; Marx MEW 13: 8/9). Sowohl in der Diskussion zu den „synchronen“ Systemverewigungen (Fetisch etc.) als auch in den drei eben diskutierten „diachronen“ Widerspruchsfeldern (Produktivkraft, Produktionsverhältnisse, Proletariat) wurde die nicht-substantialistische, vielmehr relationale Interpretation der Basis-Überbau-Beziehung und mit ihr die Affizierung der Basisverhältnisse durch politische Verhältnisse und Bewusstseins- bzw. Denkformen, ja deren wechselseitiges Ineinanderübergehen – z.B. Austausch- und Fetischisierungszusammenhang, Klassenkampf als immer politischer Kampf – bereits deutlich. Für das Verewigungsproblem wäre demnach zunächst festzuhalten, dass das Referieren auf Überbauverhältnisse an den Ambivalenzen bzw. Widersprüchlichkeiten nichts ändert, da auf sie bereits Bezug genommen wurde. In einer Gegenlektüre heißt das eben: Wissenschaft und Kultur lassen sich sehr wohl kapitalisieren; die politischen Bewegungen der Arbeiterklasse müssen den Systemrahmen des Kapitalismus nicht sprengen; auch die Ideologen und Intellektuellen (und mit ihnen die Ideologien, Künste und Weltanschauungen) sind vom Geist kapitalistischer Warenwirtschaft infiziert, können sich den Versachlichungen und Verdinglichungen nicht entziehen.

Der Kapitalismus und seine Zeit: Bleibende Ambivalenzen der Marxschen Theorie

Resümiert man die „postmoderne“ oder „poststrukturalistische“ Gegenlektüre, lässt sich eine Konzeption des Kapitalismus bei Marx konstruieren, nach der dieser Zeit vernichtet, sich von den bisherigen Schranken der (Ereignis-)Zeit emanzipiert, ohne dass eine natürliche Grenze aufschiene, sieht man von der physischen Substanz der Arbeitskräfte und den Grenzen materialer Beschleunigungsfähigkeit ab. Alles wird der Kapitalzeit als Arbeits(mehrwert)zeit untergeordnet und in der Tendenz endlos beschleunigt. Durch die selbstproduzierten Gesetze des Systems verschwindet nicht nur die ereignislogische Lebens-Zeit, sondern in der Tendenz selbst die abstrakte Kapital-Zeit. Zugleich finden sich der Kapitalismus – kontraintendiert – als System und die „moderne bürgerliche Gesellschaft“ als Formation der eigenen Logik nach verewigt: Ein Ausbruch aus dem zwanghaften Funktions-, Integrations- und Verblendungszusammenhang ist im System nicht möglich. Der Kapitalismus und die von ihm dominierte Formation erscheinen als Systeme zeitlos.

Marx hat indes diese Konzeptualisierung durch eine zweite, von ihm dominant entwickel­te und ausgebreitete Logik des Kapitals und der modernen bürgerlichen Gesellschaft gebrochen, die deren unaufkündbare Zeitlichkeit(en) beinhaltet. Nach dieser klassisch-modernen Theoretisierung ruht Kapitalismus auf kapitalisierter Arbeits-Zeit. Mit der sich in der (historischen) Zeit klassenkämpferisch zuspitzenden Auflösung dieser „Substanz“ und ihrer Träger schlägt auch die Stunde der Produktionsweise und der Gesellschaftsformation – sie geht zugrunde und wird im und durch den Klassenkampf zu Grabe getragen, von der kommunistischen Formation abgelöst.

Die letzte Argumentationsfigur verweist auf einen zweiten großen ambivalenten Problemkomplex, der bis jetzt noch nicht ausdrücklich thematisiert wurde. Marx hat durch Bezugnahme auf sein Hegelsches Erbe neben das kapitalistische „System als Subjekt“, wie es sich durch die funktional-strukturellen Interdependenzen, Kausalschleifen und Entwicklungsmechanismen (z.B. Konkurrenzkampf, Akkumulationsgesetz, Profitratenverfall) realisiert, ein weiteres revolutionäres Subjekt jenseits oder besser: über dem System platziert: die Arbeiterklasse. Marx begründete diesen zweiten, konkurrierenden Argumentationsstrang zweifach: Erstens – und wie bereits angesprochen – besitzt das Proletariat in der Geschichte der Klassengesellschaften eine besondere, ja einzigartige Eigenschaft: es ist die erste Klasse, die sich nur befreien kann, indem sie sich im doppelten Sinne frei assoziiert und die universelle Emanzipation erkämpft. Insofern steht sie über den Klassen, über dem System. Zweitens aber kann Marx auch mit Rücksicht auf die Besitzlosigkeit der Arbeiterklasse ein revolutionäres Aktivitätspotential zuweisen, das – wie es in der dritten Feuerbachthese heißt – zu einer „revolutionären Praxis“ führt, in der das Ändern der Umstände mit der „Selbstveränderung“ der Individuen zusammenfällt (Marx MEW 3: 6). Das Proletariat ist mithin nicht nur Systemelement, sondern ein Kollektivsubjekt der Weltgeschichte mit „welthistorischer Mission“, das sich kraft seiner besonderen (selbst-)revolutionierenden Eigenschaften zugleich von den Grenzen des Systems befreien kann.

Marx erklärt damit die notwendige Endlichkeit des Kapitalismus nicht nur aus den endogenen Gesetzen des Systems als historisch-dynamischen Handlungs- und verselbständigten Funktionszusammenhang, sondern – konträr dazu – auch durch das systementhobene Wirken des proletarischen Makrosubjekts, ohne das die Revolutionierung, die Erfüllung der welthistorischen Zeit nicht verbürgt werden könnte. Allerdings ist der Preis für diese widersprüchliche „Doppelstrategie“ hoch. Die zweite Argumentationsfigur hebt nämlich eine Reihe eigener theoretischer Vor­aussetzungen auf und führt schnurstracks zu makrosubjekt- und geschichtsphilosophischen Begründungen zurück, deren Zeitbegriff in der Tat eschatologische Qualität besitzt – und die Marx nicht zuletzt bei Hegel scharf kritisiert hatte (vgl. z.B. Marx MEW EB1: 465ff.; Marx/Engels MEW 3: 9ff.).

Obwohl sich diese ambivalente, ja partiell kontradiktorische Argumentationsstruktur praktisch durch den gesamten Korpus an Theo­remen und Erklärungszusammenhängen der Marxschen Kapitalismus- und bürgerlichen Formationstheorie zieht, ist sie von Marx nirgends explizit thematisiert worden. Als Dialektiker hat Marx selbstverständlich die „realen“ Widersprüche sozialer Praxis diskutiert. Diese sind für ihn – wie allein die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen oder der Wertform eindrücklich belegen – geradezu konstitutiv. Er hat durchaus auch eigene widersprüchliche Argumentationsstränge gesehen, auch im Bereich des Basis-Überbau-Theorems. Zu erinnern ist etwa an seine „Korrekturen“ hinsichtlich der Staatsfrage im „Achtzehnten Brumaire“ oder die Problematisierung in den „Grundrissen“ (Marx MEW 8; MEW 42: z.B. 42, 44). Soweit ich erkennen kann, konnte sich Marx aber an keiner Stelle dazu durchringen, die Ambivalenzen bewusst stehen zu lassen, zu ihnen zu stehen und sie als Reflexionen einer in diesem Sinne ebenso ambivalenten Gesellschaftlichkeit und Geschichte zu akzeptieren.

Kapitalismus und Zeit(losigkeit) in der Postmodernedebatte

Vor dem Hintergrund dieser Marxschen Ambivalenzen gewinnen die in der Postmoderne-Debatte entwickelten konträren Positionierungen gegenüber Marx und dem zeitgenössischen Kapitalismus nicht nur Plausibilität, sondern zugleich eine eigentümliche Attraktivität. Was waren ihre entscheidenden Bezugspunkte? Wo und wie haben sie versucht, Marx und seine Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie zu entparadoxieren, eine Linie zu Ende zu denken, andere Linien zu marginalisieren oder gar zu ignorieren? Vor allem aber, ist es ihnen gelungen, die widersprüchliche Reichhaltigkeit der Marxschen Theorie gehaltvoll zu überschreiten? Exemplarisch werden im Folgenden zwei theoretische Entwürfe etwas näher vorgestellt und bewertet.

Postmarxistischer (Post-)Strukturalismus: Jean Baudrillard

Einen ersten konsequenten Versuch des positiven Anschlusses bei gleichzeitiger Negation hat Jean Baudrillard 1976, d.h. vor 35 Jahren, in seinem Werk „Der symbolische Tausch und der Tod“ unternommen (deutsch: Baudrillard 1991). Baudrillard bemüht sich darin – wie er selbst feststellt – Marx zu vollenden, indem er ihn gegen sich selbst kehrt, wobei Analoges für de Sassure, Mauss und Freud durchexerziert wird.

Grundidee des theoretischen Ansatzes ist, dass der Kapitalismus in den 1950er und 1960er Jahren eine „strukturale Wertrevolution“ vollzogen habe, die ihn über das „Wertgesetz der Ware“, also seine „Warenform“ hinausführte. Dabei emanzipierte sich der Kapitalismus von allem „Realen“, all seinen „produktiven“ Instanzen wie Gebrauchswert, Arbeitssubstanz, Arbeitslohn oder Goldgeld. Er wird „hyperreal“, generiert ein Dispositiv der Simulakren. Dieses neue Universum des Kapitalismus hebt die „Dialektik von Realem und Zeichen“ (von Gebrauchswert und Tauschwert usw.) zugunsten einer Ununterscheidbarkeit codierter Beziehungen jenseits jedes bestimmten Inhalts auf. Dieser Kapitalismus des Codes herrscht kraft Simulation, ist Simulation: „Ende der Arbeit. Ende der Produktion. Ende der politischen Ökonomie“, aber auch Ende der (Marxschen) Produktionsweise als determinierender Kraft (Baudrillard 1991: 20). Es (er)folgt eine Totalisierung des flottierenden Codes und seiner Indeterminiertheit in der Simulation, was sich sowohl auf die Inhalte (wie Arbeit oder Nutzen) als auch auf die Austauschbarkeiten zwischen den Bereichen: Ökonomie, Liebe, Kunst, Wissenschaft usw. bezieht.

Die Arbeit verliert damit ihre substanzielle wie bestimmende Rolle. Aus ihr wird ebenfalls ein Zeichen, ein Simulakrum, ein „Design“, das verkauft und gekauft wird wie alles andere auch. Insofern obwaltet statt der Marxschen Priorität der Produktion die der Konsumtion: Alles wird in den Strudel endloser Zeichenzirkulation geworfen, die Gesellschaft wird zur (simulierten) „Fabrik“, alles kehrt in Schleifen zu sich zurück, um erneut zu beginnen (ibid.: 20-23, 35).

Für den vorliegenden Zusammenhang der Zeitlosigkeit bedeutet diese Konzeption dreierlei: Erstens wird jede Linearität, auch die Zeit-Linearität des alten (Waren-)Kapitalismus – von der Produktion zur Konsumtion, vom Zweck zur Zweckerfüllung – über Bord geworfen. Es herrscht der unendliche – insofern zeitlose – Zyklus flottierender (Selbst-)Verweisungen des Systems (ibid.: z.B. 8, 63). Zweitens weicht die inhaltliche Indifferenz oder Entleerung des Systems durch die Codierungslogik nicht etwa dessen Überlebensfähigkeit auf, stellt es nicht etwa stärker in Frage als in früheren Perioden: Im Gegenteil, seine Substanzlosigkeit und Ubiquität im Spiel der Codes macht es im System unangreifbar, beschert ihm – wie Baudrillard festhält – potentiell ewige Existenz. „Alles, was sich in das entfinalisierte Raum-Zeit-Gefüge des Codes einschaltet oder in es einzugreifen sucht, wird von seinen eigenen Zweckbestimmungen getrennt, zersetzt und absorbiert – das ist der bekannte Effekt der Vereinnahmung, der Manipulation, der Aufbereitung und Wiederaufbereitung auf allen Ebenen“ (ibid.: 10). Damit kann drittens eine Überwindung nur auf der Ebene höherer Ordnung und zugleich jenseits aller Ordnung ansetzen – freilich nicht durch ein Subjekt im subjektphilosophischen Sinne; das ist auch bei Baudrillard schon lange tot. Denkbar ist vielmehr symbolischer Tod und tautologische Katastrophe. Das System muss in der Ausnahme mit sich selbst konfrontiert werden, in der Katastrophe zur Tautologie gezwungen werden (ibd.: 12-14, 63-68).

Offensichtlich hat Baudrillard mit seinem Ansatz einen Strang der Marxschen Kapitalismus- und kapitalistischen Zeitkonzeption – mit ihm und zugleich gegen ihn – zur letzten Konsequenz geführt, die in vollendeter Zeitlosigkeit mündet. Das schließt in wichtigen Punkten an meine Gegenlektüre zum traditionellen Marx-Verständnis an, radikalisiert und spezifiziert sie. Wichtig scheint im vorliegenden Kontext die schiere Rückkehr zu einer im doppelten Sinne „zyklischen“ Zeit im Spätkapitalismus. Sie wird einerseits zyklisch im System, da der gerichtet-lineare Zeitbezug von Produktion zu Konsumtion aufgekündigt wird und im Spiel flottierender Selbstverweisungen aufgeht – wiewohl Baudrillard dazu antithetisch vom Übergang der Priorität von der Produktion zur Konsumtion spricht. Die Zyklizität der Zeit gilt aber andererseits auch für das System, welches sich gleichsam gesellschaftlich totalisiert, nunmehr alles in eine Wert-„Fabrik“ transformiert hat. Es kreist damit auch historisch nur in sich, besitzt durch die Revolution der Simulakren potentiell ewige Existenz.

So sehr ich Baudrillards Ansatz einerseits als produktiv betrachte, weil er offensichtlich empirische Dynamiken seiner Zeit aufnimmt und explizit verarbeitet – darunter auch die Auflösung des proletarischen „Klassensubjekts“ –, so fühlt man sich andererseits bei seiner Interpretation merkwürdig an Konzeptionen einer sakralen Weltzeit und Formen der (zyklischen) Resurrektion erinnert. Dass dies mehr ist als eine oberflächliche Nähe, beweisen seine Vorschläge zur Transzendierung des Systems. Da Baudrillard nicht nur systemlogische Selbstüberwindungen, sondern auch Überwindungen durch (soziale) Subjekte ausschließt, bleiben ihm nur „symbolischer Tod“ und „tautologische Katastrophe“. Beide Momente sind nicht allein in der Beschreibung und Erklärung dunkel; sie verweisen auf eschatologische, genauer: sakrale Begründungsfiguren, auf Kreuzigung und Apokalypse.

Die Gesamtkonzeption zeigt insofern die Fruchtbarkeit, aber auch die Malaise eines poststrukturalistischen Strukturalismus: Eigentlich gibt es nichts außerhalb des Systems, das sich selbst nicht übersteigen kann. So flüchtet Baudrillard schließlich in eigentümlich widersprüchliche Konstrukte einer Meta-Physik – was vordem Marx zum Vorwurf gemacht wurde.

Postmarxistische Diskurstheorie: Ernesto Laclau

Ernesto Laclau, der zusammen mit Chantal Mouffe als einer der Wegbereiter der gesellschaftskritischen Diskurstheorie gilt (Laclau/Mouffe 2000), argumentiert mit und gegen Marx sowohl wider den Strukturalismus bzw. die strukturalistische Ausdeutung des Marxismus als auch und damit: wider die Zeitlosigkeit im und des kapitalistisch-bürgerlichen Systems. Ja, Laclau strengt geradezu einen Gegenentwurf an, der Zeitlichkeit radikalisiert.

Den theoretischen Ansatz dafür stellt die postmarxistische Diskurstheorie bereit, die im vorliegenden Kontext weder skizziert noch ausführlicher beurteilt werden muss. Wichtig ist hier, dass Laclau jede hegelianische, also subjekt- und geschichtsphilosophische, als auch strukturalistische (oder systemtheoretische) Interpretation bzw. Weiterentwicklung des Marxschen Ansatzes ablehnt. Vielmehr müsse die bei Marx herrschende Vorstellung von geschlossenen, durch vorausgesetzte „Identitäten“ sich auszeichnende sozialen Totalitäten mit fixierter Basis-Überbau-Struktur, die Idee einer Scheidung von Wesen und Erscheinung und eines revolutionären Makrosubjekts mit wiederum eschatologischer „Mission“ überwunden werden.

Dagegen setzt Laclau „différance“ (J. Derrida), Relationalität, Möglichkeitsüberschuss und Unabschließbarkeit, Ereignishaftigkeit und Artikulation, kurz: die Diskursivität jeder sozialen Praxis. Dieses „infinite play of differences“ bedarf und erzwingt seine eigene (politische) „Hegemonialisierung“, die sich in Antagonismen, Machtpraxen, Identitätsbehauptungen und Subjektbildungen „ausdrückt“ oder besser: herstellt. Der Widerspruch zwischen der Unmöglichkeit und gleichzeitig sozial erzeugten Notwendigkeit von Schließung, Fixierung und Identität des Sozialen kann – mit anderen Worten – immer nur prozessiert, nur temporär gelöst oder besser: bewegt werden. Insofern bedeutet die „infinitude of the social“, dass Gesellschaft im Sinne eines „unitary and intelligible object which grounds it own partial processes“ schlicht eine Unmöglichkeit (impossibility) darstellt (Laclau 1990: 90; 2005: 67-72; vgl. Laclau/Mouffe 2000).

Was das für die Theoretisierung von Kapitalismus und kapitalistischer Zeit heißt, ist evident: Zeit im Kapitalismus ist eine umkämpfte Dimension des Sozialen und sozialer Identität. Kapitalismus als fixes, in diesem Sinne: zeitlos bestimmbares, mit sich identisches System ist unmöglich. In gewisser Weise fallen bei Laclau die Zeit im und die Zeit des Systems zusammen – oder richtiger: Das kapitalistische System existiert nur als andauernd, gleichsam in jeder Sekunde sozial wieder und neu hergestelltes System, als fortlaufend umkämpfte Praxis, was die Kapitalisierung der Zeitregime einschließt, aber zugleich auch über diese eine Unterminierung und Transzendierung erlaubt. Es gibt weder einen archimedischen Punkt noch eine bevorzugte „Phase“ (wie „Monopolkapitalismus“). In sich hält kapitalistische Praxis, die nie allein eine nur „ökonomische“ ist, sondern von vornherein „Politik“ einbegreift, zu jeder Zeit die Möglichkeit überwindender sozialer Praxis bereit. Freilich wird dieser „strukturelle“ Möglichkeitsraum der Praxis immer durch die raum-zeitlich konkreten Chancen alternativer Hegemoniegewinnung durch die Unterdrückten präzisiert – also gestaltet, mithin eingeschränkt.

Somit lehnt die postmarxistische Diskurstheorie als konsequent anti-essentialistisches Theorieprogramm eine Lektüre, wie sie Baudrillard geleistet hat, strikt ab. Der Kapitalismus verewigt sich nicht, ist nicht zeitlos, sondern im Gegenteil nur kraft und in der Zeit, existiert nur als „Aneinanderreihung“ (oder Verschlingung) von Endlichkeiten. Als hegemoniales politisches Projekt und Praxis hängt seine Fortexistenz eben daran: an der Re-Produktion der konkreten Hegemonie, ihren machtvollen Subjektpositionen, Antagonismen, Besetzung von diskursiven Äquivalenzketten, der Subsumtion und Vereinnahmung alternativer Projekte. Seine Fragilität ist nicht auszumerzen; seine Transzendierung kann aber ebenso wenig nur im „Geiste“ stattfinden – sie bedarf selbst mühsamer politischer Gegenpraxis.

Ohne hier eine detaillierte Kritik leisten zu können, sei zweierlei vermerkt. Erstens bleiben in der Begründung wie in der theoretisch-methodologischen sowie empirischen Entfaltung des strikten Anti-Essentialismus eine Reihe von Fragen offen (vgl. Stäheli 1999: 60-64). Insbesondere sind Gehalte und Bedeutungen institutioneller Ordnungen sowie kultureller Formationen bis heute weitgehend ungeklärt. Mit diesem Desiderat hängt dann – zweitens – das Problem zusammen, ob infolge des Anti-Essentialismus die radikale Verzeitlichung des Kapitalismus nicht unter der Hand zu einer ebenso radikalen Entzeitlichung führen könnte – eine Bewegung, die dem Umschlagen bei Marx ähnelt. Zum einen lässt sich nämlich einwenden, dass die Dekonstruktion des kapitalistischen Hegemonialprojektes zwingend die Dekonstruktion der Widerstandpotentiale und Alternativen einschließt: Zwar wissen wir nicht, ob der Kapitalismus morgen noch (von uns) praktisch „konstruiert“ wird – das mag aber unter Umständen heißen, dass wir ihn nie de-konstruieren. Ent-Sicherung bedeutet eben auch Ent-Sicherung jeder – auch sozialwissenschaftlichen – Prognose bzw. Wahrscheinlichkeit. Zum anderen – und als Kehrseite des ersten Arguments – bleiben dann alle bis heute vermeintlich akkumulierten Essenzen des Kapitalismus, aber auch des Anti-Kapitalismus (materiale Kulturen, Mentalitäten, Habitus oder Institutionenkomplexe) Chimären.

Die Zeit(lichkeit)en des gegenwärtigen Kapitalismus: Fünf Thesen

Reflektiert man die Ambivalenzen und Widersprüche in Marxens Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie wie auch die selbst kontraintentionale Paradoxien und Umschläge aufweisenden Revisionen in der Postmodernedebatte vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Gegenwart, lassen sich unter Einbezug neuerer, nicht zuletzt auch empirischer Arbeiten zu heutigen globalen Zeitregimen (etwa Castells 2001; Rosa 2005), aber auch der neuen kapitalismustheoretischen Debatten (exemplarisch: Boltanski/Chiapello 2003; Candeias/Deppe 2001; Dörre/Lessenich/Rosa 2009) abschließend fünf Thesen für das Begreifen der Zeit(lichkeit)en des (post-)modernen Kapitalismus gewinnen:

(1) Kapitalistische Zeit(lichkeit) hat seit den 1980er Jahren und besonders seit der Jahrhundertwende insofern eine neue Qualität erreicht, als sich durch weitere technisch-technologische und soziale Beschleunigungs- wie Ausdehnungsprozesse kapitalistischer Zeitformen abstrakte Zeit zu einem eigenständigen und zugleich verselbständigten Feld kapitalistischer Verwertung transformiert hat. Während früher, wie Marx festhielt, Zeit im Kern als Arbeits- und Warenherstellungszeit kapitalisiert wurde, sind es heute nicht nur gleichberechtigt alle Momente des Reproduktionsprozesses, sondern fungiert Zeit als Verwertungsmoment sui generis. Sinnfälligster Ausdruck dieser neuen Zeitlichkeit sind die Echtzeittransaktionen auf globalen Geldkapitalmärkten, deren Verwertungsbedingungen sich von den Faktormärkten und Reproduktionsdynamiken des Sachkapitals in hohem Maße emanzipiert haben. Das globale Geldkapital investiert nicht länger in Produktion, sondern zunehmend unmittelbar in Zeit, wenn etwa an den Handel mit options oder futures gedacht wird. Darüber hinaus sind durch den Verwertungsdruck wie die technologischen Fortschritte auf globaler Ebene die Zeithorizonte für Innovationen und kooperative Produktionsstrukturen weiter geschrumpft, die Taktungen durch Verdichtungen, Vernetzungen und zugleich (Neo-)Liberalisierungen noch einmal beschleunigt worden. Allerdings haben diese – wie nicht allein an den letzten großen Währungs- und Finanzkapitalkrisen 1998/1999 sowie seit 2007 deutlich wurde – ihren Preis. Das heutige Ausmaß geschrumpfter Zeithorizonte bedeutet, dass in bestimmten Bereichen bzw. Regionen die Stabilität und Kontinuität (sozio-)ökonomischer Re- und Neuproduktionszyklen in Frage gestellt wird. Die dominierende Kurzfristperspektive in der Kapitalverwertung droht über die bekannten Deregulierungs-, Flexibilisierungs- und Privatisierungsprozesse von Arbeit und Re-Produktion die Effektivitätsvorteile kapitalistischer Produktionsweisen zu unterminieren, die erzielten Zeitvorteile in Nachteile, am Ende in Stillstand und insofern „Zeitlosigkeit“ umschlagen zu lassen: Innovationen entpuppen sich als Scheininnovationen; durch hoch flexibilisierte und prekarisierte Arbeit (Verträge, Zeiten, Orte) werden Lernprozesse der Beschäftigten, mithin Leistungssteigerungen blockiert; aus kurzfristigsten Lieferbeziehungen resultieren Desynchronisationen und Leerlauf (vgl. Bauman 2000; Castells 2001: 485ff.; Dörre/Castels 2009; Rosa 2005; Sennett 1998). Schließlich ist auf den neuartigen „Instant“-Konsum aufmerksam zu machen, der zweierlei verbindet: erstens die Mediatisierung, Uniformisierung und Ephemerisierung der Produkte und des Konsums selbst (vgl. Ritzer 2000), zweitens den Konsum ohne Gratifikationsaufschub. In diesem mediatisierten Instant-Konsum soll alles sofort und am besten gleichzeitig sowie ich-bezogen angeeignet werden. Castells spricht hier von „Zeitlosigkeit“ infolge sachlicher, sozialer und zeitlicher „Dekontextualisierung“ (Castells 2001: 517-520).

(2) Die Etablierung von Zeit als alle Reproduktionsmomente übergreifende Verwertungsressource sui generis wurde nur deshalb möglich, weil sich der Kapitalismus welthistorisch tatsächlich von „Arbeit“ und stofflich-gegenständlicher Warenproduktion emanzipiert hat. Hier wäre also Marxens „untergründigem“, subalternem Argumentationsgang zu folgen, der „produktive Arbeit“ im Sinne kapitalverwertbarer Arbeit für alle konkreten Inhalte und Reproduktionsmomente öffnet (vgl. Baudrillard 1991). Das betrifft sowohl „qualifizierte Arbeit“, Dienstleistungen aller Art und kulturelle Produktionen wie auch die „allgemeinen gesellschaftlichen Produktivkräfte“, namentlich in Gestalt von Wissenschaft und ihrer systematischen Anwendung in „industriellen Naturprozessen“. Mehr noch, in der nordwestlichen Hemisphäre werden heute gerade in den wissenschafts- und dienstleistungsintensiven Wirtschaftszweigen (u.a. Information und Kommunikation, Chemie, Medizin- und Biotechnologie, Erneuerbare Energien) die höchsten Wachstumsraten erzielt. Diese inhaltliche Offenheit hängt offensichtlich mit der Entwicklung der – von Marx ausdrücklich registrierten, aber nur eingeschränkt konzeptualisierten – kapitalistischen Formbestimmtheit zusammen, genauer mit der Transformation des Privat- in den „Gesellschafts-Kapitalismus“. Dieser realisiert sich sowohl als „Kapital direkt assoziierter Individuen“ (Aktien- und andere Formen von Kapitalgesellschaften, Fondskapital bis hin zu Sparkonten) wie als „Wohlfahrtskapitalismus“ (durch Redistribution finanzierte Gesundheitsfürsorge, Bildung, Infrastruktur usw.). Dieser Gesellschaftskapitalismus des „Westens“ lässt selbst eine funktional-strukturell gedachte Basis-Überbau-Scheidung weitgehend obsolet erscheinen – es handelt sich im wahren Sinne des Wortes um politische Ökonomien (oder politischen Kapitalismus). Er verfügt offensichtlich über kein eigentumsloses, revolutionäres Proletariat als sozioökonomische Klasse (mehr) und muss zudem in bestimmter Hinsicht als eine mögliche Form von Sozialismus (auch im Marxschen Verständnis) begriffen werden. Dieser Kapitalismus ruht freilich auf der Existenz, Landnahme und Ausbeutung des Südens und Ostens, die bis heute einen hohen Anteil von Produktivkräften der (einfachen) Arbeit und des Privatkapitalismus aufweisen. Insofern haben wir es mit einem globalen Kapitalismus zu tun, der differente Kapitalismen (Formen und Regime) sowie geteilte Zeitregime in Zentrum und Peripherie aufweist (vgl. Amable 2003; Castells 2001: 485ff.; Harvey 2011; Wallerstein 1984).

(3) Auch in Reflexion der skizzierten Entwicklungsprozesse stellt sich die Frage nach den basalen Formbestimmtheiten des Kapitalismus neu. Meines Erachtens muss die widersprüchliche Theorie von Marx ernst genommen und so rekonzeptualisiert werden, dass der – zugespitzt formuliert – „Manchesterkapitalismus“ mit der Dominanz von einfacher Arbeit, Privatkapital und Konkurrenzmärkten eben nur eine raum-zeitlich konkrete, inhalt-formbestimmte Variante des (rationalen Produktions-)Kapitalismus darstellt. Überwölbend lässt sich Kapitalismus als Form ökonomischer Austausch-, Aneignungs- und insgesamt Reproduktionsprozesse durch abstrakte, relationale und konkurrenzielle Wertbestimmten von Produkten und Diensten („Produktionsfaktoren“) auf kreditgeldgesteuerten Märkten begreifen, wobei die Aneignung von Mehrwert auf Kosten Dritter („Verwertung“) – in welcher konkreten materiellen oder symbolischen Form auch immer – das treibende Handlungsmotiv darstellt. Mit einer solchen Fassung ist „Monopol“-, „organisierter“, „Teilhabe“- oder „Gesellschafts-Kapitalismus“-, aber auch „Turbo“-, „Finanzmarkt“- oder „Kasino-Kapitalismus“ ebenso möglich und begreifbar wie die Dominanz des Kapitalverhältnisses im Rahmen einer Gesellschaftsform, dessen Land- und Zeitnahmen, mithin Exploitationen anderer sozialer Sphären, Teilsysteme oder Institutionenkomplexe (Politik, öffentliche Wohlfahrt, Wissenschaft, Kultur) – ohne dass eine Gesellschaft je ausschließlich kapitalistisch sein könnte. Vielmehr basiert die Überlebens- und Evolutionsfähigkeit des Kapitalismus notwendig auf der Existenz von und der Einbettung in nicht-kapitalistische Sozial- und Zeitverhältnisse. In diesen werden die kognitiven wie sozio-moralischen, materiellen wie symbolischen Potenziale erzeugt, die einerseits kapitalistische Verwertung einrahmen oder ergänzen (etwa Haushaltsproduktion, Geschlechter- oder Generationenbeziehungen). Andererseits können sie in Evolutionszyklen der kapitalistischen Verwertung wieder zugeführt, ihr aber auch entzogen werden (z.B. Gesundheitsfürsorge, Bildung, Kultur oder Umwelt) (Dörre 2009; Harvey 2011; Busch/Land 2012). Soweit der Kapitalismus daher nie „zeitlos“ (in den diskutierten Bedeutungen) zu werden vermag; er bewegt sich damit in anderen Zeitlichkeiten als jenen, die Marx für den Konkurrenzkapitalismus seiner Gegenwart analysierte.

(4) Dieser Modus der kapitalistischen Evolutionsmaschine bedeutet aber auch, dass Prozesse einer Kapitalisierung der Kultur möglich sind (vgl. dazu Jameson 1991). In dieser bemächtigen sich abstrakte Zeitregime der Lebenswelten und kapitalisieren Lebensweltzeit, wobei der Massenkonsum ein wichtiges Einfallstor darstellt (vgl. Ritzer 2000). Damit ist anzuerkennen, dass der Kapitalismus kulturell getragen wird oder anders: sich nicht zum zeitlosen System „aufblasen“ könnte, würden er und seine Zeitregime nicht auch massenkulturell angetrieben und diskursiv abgesichert – z.B. durch Individualismus und die säkulare Ideologie der Maximierung von Erleben, Genuss und Wahlmöglichkeiten in der eigenen Lebensspanne (vgl. Bauman 2000: Kap. 1, 2, 5; Kollmorgen 2004; Rosa 2005: bes. 279-294).

Es handelt sich um eine Interdependenz, eine dynamische Kausalverschlingung, die plausibilisiert, dass die von Marx problematisierten Versachlichungs-, Verdinglichungs- und Ideologisierungsprozesse noch tiefer sitzen, als es eine einseitige Kausal- oder Funktionsbeziehung (Basis-Überbau) bewirken könnte. Kapitalismus, seine abstrakten, verwertungsbezogenen und virtualisierten Zeitregime sind in den letzten Jahrzehnten in einer Weise kulturalisiert und darin „naturalisiert“ worden, dass zum einen „Freizeit“ und Lebenswelten nicht mehr unproblematisch als Hort alternativen, nicht-kapitalistischen Lebens und Entwerfens fungieren können. Zum anderen zog diese Entwicklung die nachhaltige Schwächung der auf ereignis(zeit)logischem kulturellen Gedächtnis, Erinnerung und kommunikativer Aktualisierung fußenden anti-kapitalistischen Widerstandspotentiale nach sich. Dass diese Schwächung nicht schlicht Ausschaltung bedeutet, zeigen die neuen Bewegungen der letzten zwanzig Jahre von Attac über die Sozialforen bis zu den jüngsten Jugend- und Occupy-Protesten eindrücklich.

(5) Dieser kapitalistische System- und Formationszusammenhang verweist im direkten Anschluss an Marx’ ambivalente Argumentationen auf mögliche neue Zugänge zum Revolutionierungsproblem. Um es auch hier zuzuspitzen: Für eine gehaltvolle Begründung von Widerstands- und substanziellen Reformpotentialen müssen Marxens systemtheoretische mit seinen subjekt- und praxisphilosophischen Erklärungsfiguren kombiniert werden. Deren Widerspruch kann dabei nicht aufgelöst, sondern nur in sozialer Praxis temporär bewegt oder gelebt werden: Aus sozioökonomischen (und darüber hinaus: sozialstrukturellen und kulturellen) Konstitutionen und Strukturdynamiken resultieren Möglichkeitsräume und Ansatzpunkte für alternatives kollektives Handeln. Ohne reales praktisches Handeln bleiben Strukturen aber zeitlos. Kollektives Subjektsein setzt die Überschreitung strukturell bleibender (relationaler) Differenzen, die Aktualisierung auch „essentieller“ kultureller Widerstandspotentiale, die Kommunikation von Handlungssinn und das Sammeln praktischer Erfahrungen voraus. Es muss insofern selbst- und fremdreferentiell konstruiert und immer wieder re-konstruiert werden. Indem kollektive Subjekte ihre Identität und ihr Handeln diskursiv und sozio-praktisch formen, verändern sie sich, ihre Gegner und die Umstände (Strukturen), ohne über diese in Gänze zu verfügen. Subjektbildungen bedürfen bestimmter strukturell-kultureller Voraussetzungen und dauerhafter Selbst-Herstellung in materieller wie diskursiver sozialer Praxis, womit sie anhaltend (zeit)fragil bleiben. Zugleich haben allein kollektive Subjekte mit ihren (Gegen-)Entwürfen die Macht, die Zeitlosigkeit struktureller Driftbewegungen zu brechen, die Zeitlichkeit von Systemen zu realisieren, wenn man es pathetisch mit Marx ausdrücken will: aus Geschichtsphilosophie (temporär) Praxis zu generieren.6

Anmerkungen

1   Der Beitrag greift in Teilen auf einen Aufsatz zurück, der 2006 unter dem Titel „Die Zeitlosigkeit des Kapitalismus. Eine Gegenlektüre von Marx“ im Sammelband „Chronotopographien. Agency in ZeitRäumen“ (hg. von Britta Krause et al., Frankfurt/M., Peter Lang Verlag) erschienen ist.

2   Alle Marx- und Marx/Engels-Zitate und Verweise werden (bis auf Marx 1988) nach der Ausgabe „Marx-Engels-Werke“ (MEW) zitiert und im Literaturverzeichnis nachgewiesen.

3   Bereits hier wird eine wirkmächtige theoretische Ambivalenz erkennbar: Marx besitzt ein substantialistisches oder absolutes (Newtonsches) wie relationales Zeitverständnis. Die auch aus dieser gebrochenen Zeitkonzeption resultierenden Widersprüche seiner (Arbeits-)Wert-, Mehrwert- und Profittheorie sind im vorliegenden Zusammenhang nur in einer Hinsicht von Belang. Marx unterstellt mit einem Strang seiner Arbeitswerttheorie eine einheitliche und objektiv messbare Wertbestimmtheit, die substantialistisch auf (durchschnittlich) verausgabter Zeit „einfacher Arbeit“ fußt. Dieser Ansatz kann aber eine Reihe von Phänomenen und Entwicklungsdynamiken nicht oder nur unzureichend erklären und muss daher als gescheitert betrachtet werden (zur Diskussion Elster 1985: ch. 3; Heinrich 1999; Berger 2004: 30-50, 168ff., 213ff.; siehe auch unten These 1 und 2).

4   Dabei hat Marx auf den umkämpften Charakter der Zeitregime (vor allem Marx MEW 23: Kap. 5-19) und den Klassenunterschied in der Enteignung und Entfremdung aufmerksam gemacht. Während der Arbeiter darunter leidet, behält der Kapitalist eine bestimmte Dispositionsmacht (namentlich im Unternehmen selbst) und kann andererseits die Autonomieenteignung durch konsumistischen Genuss „kompensieren“ (Marx MEW EB1: 510-529; MEW 42: 365-383; MEW 23: 595ff., 673-677).

5   Marx hat diese Entzeitlichung implizit vielfach beschrieben und in der Subjekt-Objekt-Dialektik problematisiert (z.B. Marx MEW 23: Kap. 5-19; MEW 42: 217-218, 368f, 520/521, 592/593). Auch die Habitualisierungen – Marx spricht hier in der Regel von „Charaktermasken“ oder „Personifikationen“ sowie von den Prozessen der „Disziplinierung“ der Arbeiter – wurden bereits thematisiert (etwa Marx MEW 23: 16, 168, 247f., 761ff.; MEW 42: 489).

6   Diese widerspruchsgeladene „Handlungslogik“ kollektiver Subjekte genügt damit weder allein den (post-)strukturalistischen Erklärungsversuchen Baudrillards (1991) noch den „anti-essentialistischen“ Bemühungen Laclaus und Mouffes (2000, vgl. auch Laclau 1990), obwohl mein Ansatz der post-marxistischen Diskurstheorie in vielem folgt.

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Aus: Berliner Debatte INITIAL 22 (2011) 4, S. 40-55