Soldat (m/w) gesucht

Die Bundeswehr sucht verzweifelt nach neuen Rekrutinnen und Rekruten.

„Gut ausgebildete, gleichermaßen leistungsfähige wie leistungswillige Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Grundvoraussetzung für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr", heißt es im aktuellen „Weißbuch 2006 - zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr" des Verteidigungsministeriums. Trotz eines generellen Personalabbaus beziffert die deutsche Armee ihren Personalbedarf mit jährlich 20.000 jungen Frauen und Männern.

Schon immer hatte die Bundeswehr durch tausende Zeitsoldatinnen und -soldaten eine stark fluktuierende Personalstruktur - nun bleibt jedoch der Nachwuchs aus. Viele junge Leute sind entweder nicht „tauglich" für den Dienst an der Waffe oder verweigern. Die Attraktivität des Kriegsdienstes nimmt bei ihnen trotz stetig steigendem Sold nicht zu - der gefährliche Bundeswehreinsatz in Afghanistan schreckt zu sehr ab. Zudem macht es die Demografie - immer geburtenschwächere Jahrgänge - der Armee schwer genug, neue Rekrutinnen und Rekruten zu finden.

Fachkräftemangel auch bei der Armee

Auch die Fachkräfte kehren der Armee immer öfter den Rücken: Der Bundeswehr mangelt es zur Zeit an 429 Sanitätsoffizieren. Allein 2008 verließen 97 Medizinerinnen und Mediziner die Armee. Das stellt die Bundeswehr vor ein großes Problem: Durch gefährliche Militärmissionen im Ausland steigt der Bedarf an ärztlicher Versorgung. Wegen mangelnder Attraktivität - vor allem das hohe gesundheitliche Risiko und die starke Konkurrenz durch die zivile Wirtschaft - bleiben Mediziner der Bundeswehr aber immer öfter fern.

Schon im letzten Jahr versuchte die Bundeswehr neue Medizinerinnen und Mediziner von der Zivilwirtschaft abzuwerben. Die Armee war beispielsweise mit Messeständen auf dem Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung der Intensivmedizin in Hamburg und dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin vertreten. 2009 versucht die Bundeswehr auf einem Anästhesiekongress in Leipzig und einem Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin neue Ärzte zu werben - die bisherigen Werbemaßnahmen sollen bei den Akademikerinnen und Akademikern jedoch nur mäßigen Erfolg gehabt haben.

Werbung an allen Fronten

Doch die Bundeswehr sucht nicht nur neue Medizinerinnen und Mediziner an ihren Messeständen. Auch junge Leute sollen vom Dienst an der Waffe überzeugt werden - und zwar nicht nur auf Messen. Auch auf öffentlichen Plätzen, an Schulen und in Jugendeinrichtungen wirbt die Armee. Dazu hat die Bundeswehr gleich eine ganze Palette eigener Werbeveranstaltungen und Rekrutierungsmedien erstellt: „KarriereTrucks" rollen quer durch die Republik, Jugendoffiziere halten an Schulen Vorträge über die Legitimation deutscher Streitkräfte, in Arbeitsämtern machen Wehrdienstberater ihr Büro auf, eigene Bundeswehr-Jugendsportfeste laden zur kostenlosen Teilnahme ein und gleich auf zwei Rekrutierungsportalen sucht die deutsche Armee neuen Nachwuchs im Internet. Um einen ersten Kontakt zu jungen Leuten herzustellen, wirbt die Bundeswehr aber auch verstärkt in zivilen Jugendmedien, schaltet beispielsweise Werbeanzeigen in Deutschlands größter Schülerzeitung, dem Spiesser, mit einer Auflage von einer Million Exemplaren oder dem Jugendmagazin Bravo.

Zukunftsperspektive

Die Werbemaßnahmen zur Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr sind schon heute enorm und werden wohl weiter zunehmen. Die Armee nimmt zu ihrem Werbefeldzug nur ungern Stellung: Da von der Bundeswehr gezielt Kinder angeworben werden - sogar schon 10-Jährige - sind Kinderrechtsorganisationen aufmerksam geworden. „Aus unserer Sicht ist es fatal wenn sich schon Kinder für das Militär begeistern", so Ralf Willinger vom Kinderhilfswerk „terre des hommes". Gerade die „kindliche Begeisterung für Waffen und Technik" sei eine einfache Möglichkeit, junge Menschen für das Militär zu gewinnen, erklärt der Experte für Kindersoldaten.

Für Antimilitaristen ist das nur ein Grund mehr, den olivgrünen Werberinnen und Werbern etwas entgegenzusetzen.

Weitere Informationen:

www.imi-online.de

www.bundeswehr-wegtreten.org

www.kehrt-marsch.de