Recyclingversprechen und Müllberge

in (10.12.2009)
Seit 18 Jahren ist es da und mit dem Grünen Punkt auf fast allen Verpackungen stets präsent: Das Duale System Deutschland (DSD), das im Zuge der Verpackungsverordnung Anfang der 1990er Jahre eingeführt wurde. Während Länder wie z.B. Frankreich wenig bis gar nicht Müll trennen, gehört es in Deutschland seither zum guten Ton – und wird von vielen als aktiver Beitrag für den Umweltschutz gesehen. Doch kann eine konsequente Sortierung wirklich die Abfallberge verkleinern?

Durchschnittlich 580 kg Müll produzierte jede_r Deutsche pro Jahr. Rein rechnerisch hat sich der Abfall in den letzten Jahren trotz Grünem Punkt stets vermehrt und nicht verringert. Die Menge wird jedoch getrennt: Separat gesammelt werden Papier, Glas, Restmüll, biogene Stoffe, Sondermüll sowie eben Verpackungs- und Verbundstoffe, die den Grünen Punkt tragen.
Alle theoretisch wiederverwertbaren Stoffe dürfen das Siegel tragen. Bei seiner Erfindung griff die Industrie dem Umweltministerium kräftig unter die Arme. Verpackungen, die früher auf dem Müll landeten, kommen heute in die gelbe Tonne und sind nun „umweltfreundlich“. Das DSD sollte eine Antwort auf die anwachsende Müllmenge sein. Hierdurch werden jedoch mehr Verpackungen produziert – sie tragen jetzt den Grünen Punkt und mensch kann sie scheinbar ruhigen Gewissens kaufen und entsorgen. In Wirklichkeit wird der Müll vor allem erst einmal von den Firmen des DSD getrennt und umhergefahren, in ganz Deutschland, zu verschiedensten Anlagen.

Umweltfreundlich um die Welt

Oft wird behauptet, der Inhalt des gelben Sacks würde recycelt. Das hieße aber, dass gleich- oder höherwertige Dinge aus den alten Joghurtbechern und Plastiktüten hergestellt werden. Dies ist nur selten möglich. Wenn die Verpackungsstoffe überhaupt verwertbar sind, dann kommen sie ins Downcycling – sie werden also zu geringwertigeren Produkten verarbeitet. Ein großer Teil des Verpackungsmülls wird jedoch, nachdem er unter hohem CO2-Ausstoß zum Sortieren und Pressen quer durch Deutschland gefahren wurde, entweder in sogenannten „Entsorgungsparks“, also Müllkippen, deponiert, oder vom Unternehmen DSD gewinnbringend z.B. nach China exportiert. Der Handel mit Müll verspricht viel Profit. Hinter jedem Schritt auf dem langen Weg des Verpackungsmülls steht für das Unternehmen DSD bares Geld – mit dem Etikett eines aktiven Beitrags zum Umweltschutz.

Bemerkenswert ist auch, wer die Kosten für das ganze System trägt. Das DSD wirbt für Mülltrennung: Restmüll sei der teuerste Abfall, wohingegen die Abfuhr des gelben Sacks kostenfrei bleibe. Verschwiegen wird dabei, wie diese Leerung bezahlt wird: Dies geschieht bereits beim Einkauf von verpackten Produkten. Auf den Preis wird der Verpackungszuschlag draufgezahlt. Umgerechnet auf die einzelnen Verpackungen entsteht somit nur ein sehr geringer Betrag pro Produkt, weswegen es auch bei Einführung des Grünen Punkts keinen grossen Aufschrei wegen erhöhter Preise gab. Der Betrag ist so gering, dass er beim Einkaufen nicht bewusst wird und scheinbar nicht ins Gewicht fällt. Dennoch fließt er in die Kasse der dem DSD angeschlossenen Firmen. Auch die Novellierung der Verpackungsverordnung im Januar 2009 möchte einen „faireren Wettbewerb“ rund um das Müll-Geschäft etablieren und brachte ansonsten nur etwas strengere Lizenzierungsvorschriften. Vielleicht wird sie genauere Zahlen über die im Umlauf befindlichen Verpackungen bekannt machen, nicht aber deren Menge verringern.

Wie sollte dies auch möglich sein? Die Umwelt schonen kann nur, wer konsequent Müll vermeidet, wo immer es möglich ist. Dass entstandener Abfall nach verwertbaren und nutzlosen Abfällen getrennt wird, ist zwar durchaus sinnvoll. Nur müssen auch genügend Recycling-Möglichkeiten bereit stehen und darf deren Kapazität nicht maßlos überstiegen werden, so wie es trotz Einführung des DSD seit Jahrzehnten der Fall ist.