„Die Zeitung ist basisdemokratisch
organisiert.". So steht es im Selbstverständnis der utopia. Aber was
bedeutet „basisdemokratisch" bzw. „Basisdemokratie" überhaupt? Und
worin unterscheidet sie sich von anderen Demokratieformen?
Das Wort Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Herrschaft
des Volkes". Auch die Basisdemokratie verfolgt das Ziel, der Basis
einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe, also z.B. den EinwohnerInnen
eines Staates, die Entscheidungsmacht zu geben.
In den meisten Staaten ist die Regierungsform jedoch eine so genannte
repräsentative Demokratie. Wie der Name schon sagt, werden
RepräsentantInnen gewählt, die über wichtige politische Fragen
entscheiden. In einer Basisdemokratie werden Beschlüsse dagegen direkt
von einer Gruppe gleichberechtigter Individuen festgesetzt.
Ein wichtiges Prinzip in vielen basisdemokratisch organisierten
Verbänden ist der Konsens. Alle Mitglieder müssen einer Entscheidung
zustimmen, ansonsten wird ein neuer Lösungsansatz diskutiert. Damit
soll einerseits die Unterdrückung von Minderheiten verhindert werden,
andererseits der damit einhergehende Zwang, dass die Minderheit sich an
den Beschluss der Mehrheit anpasst. Problematisch wird es, wenn nicht
klar ist, welche Entscheidungen per Konsens getroffen werden müssen und
welche nicht.
Die Basisdemokratie ist nur eine von vielen Demokratieformen. Sie
zählt zu den Formen der direkten Demokratie. Schließlich werden alle
Entscheidungen unmittelbar von der Bevölkerung getroffen. Die
repräsentative Demokratie gehört entsprechend zu den indirekten
Demokratieformen. Warum wird zum Großteil dieser Entscheidungsprozess
bevorzugt? Das Problem der Basisdemokratie liegt in ihrer praktischen
Umsetzung: Es ist so gut wie unmöglich, bei jeder politischen
Entscheidung sämtliche EinwohnerInnen eines Staates abstimmen zu
lassen, hauptsächlich wegen des Aufwands und der Gefahr, dass
Ergebnisse bei einer solch großen Wahl verfälscht werden können. Das
trifft zumindest auf Angelegenheiten zu, die eine immense Menge von
Menschen betreffen Basisdemokratische Abstimmungen im kleineren Rahmen
sind dagegen sehr wohl möglich. Selbst innerhalb einer Familie können
Entscheidungen auf diese Weise gefällt werden.
Eine Möglichkeit für die Bevölkerung eines Landes, das politische
Geschehen direkt zu beeinflussen, sind beispielsweise Volksbegehren.
Mittlerweile werden auch Überlegungen angestellt, ob und wie mensch das
Internet zugunsten der Demokratie einsetzen kann. Vielleicht werden in
Zukunft politische Entscheidungen online getroffen.
Der Begriff Basisdemokratie wurde, zumindest in Deutschland, besonders durch die neuen sozialen Bewegungen in den 70er-Jahren geprägt. Dazu zählen unter anderem die Frauen- und Friedensbewegung. Doch auch in vielen anderen Ländern der Welt, z.B. in Venezuela, hat mensch sich die Basisdemokratie oder zumindest basisdemokratische Elemente als Ziel gesetzt oder bereits umgesetzt. Es lohnt sich also, diesen Gedanken weiter zu verfolgen!
-----
Die Artikel können gerne weiterverbreitet werden, unter folgenden Bedingungen: Nennung der Autorin bzw. des Autors und des Erscheinens in der utopia; keine kommerziellen Zwecke; keine Bearbeitung. (Lizenz)