Die Widerspenstigkeit der nomadischen Struktur

Über den imperialen ''Kampf der Kulturen'' und die Chancen eines grenzüberschreitenden Befreiungsprojekts

Erleiden die USA und ihre Verbündeten nach dem Scheitern ihrer Versuche, Afghanistan und den Irak zu "befrieden", im eskalierenden Konflikt mit dem Iran eine weitere Niederlage, wird der Bestand ...

... der herrschenden Weltordnung ohne Zweifel ernsthaft in Frage gestellt sein. Der nicht auszuschließende Einsturz des Imperiums allein aber ist noch lange kein emanzipatorisches Ereignis, im Gegenteil: Auf die mörderische Weltordnung des globalen Kapitalismus könnte eine "Weltunordnung" von schlicht katastrophischem Charakter folgen. In derart unsicherer Lage stellt Fantômas Sabah Alnasseri die in linker Perspektive wichtigste aller Fragen: "Was tun?"

Fantômas: Walden Bello, ein anerkannter Sprecher der globalisierungskritischen Bewegungen des Südens, hat gesagt, dass sich im irakischen Falludscha das Schicksal des US-Imperialismus entscheidet. Was hältst Du davon?

Sabah Alnasseri: Bello denkt in Analogie zum Vietnamkrieg und in klassisch-antiimperialistischer Perspektive. Deswegen geht er davon aus, dass "der" Imperialismus an einem bestimmten Ort, diesmal im Irak, zu Grunde gehen könnte. Doch ist Imperialismus heute ein globales Verhältnis, dass sich in unterschiedlichen Formen reproduziert. Wenn der Irak trotzdem ein Ort ist, an dem sich die Widersprüche imperialistischer Herrschaft verdichten, dann weil dort ihre hegemoniale Form auf dem Spiel steht, die neokonservative, die gegenwärtig die Politik der USA bestimmt. Diese Form von Imperialismus versucht, die globalen Verhältnisse bipolar umzustrukturieren, und dazu dient den USA Samuel Huntingtons Szenario eines "Kampfs der Kulturen". Das ist es, was im Irak und im arabischen Raum auf dem Spiel steht, nicht "der" Imperialismus. Deshalb wird ein Scheitern der Neokonservativen im Irak zunächst einmal neue Formen imperialistischer Herrschaft hervorbringen. Denkbar ist z.B., dass es zu einem Kompromiss mit den irakischen Eliten kommt, der es den USA erlaubt, ihre Position ohne militärische Präsenz zu sichern. Soll der Widerstand gegen die neokonservative Politik des "Kampfs der Kulturen" für die Reproduktion des Imperialismus überhaupt global gefährlich werden, muss er andere, globale Formen annehmen.

Das erinnert an die These einer anderen Sprecherin der Bewegungen des Südens, an Arundhati Roy. Auf dem Weltsozialforum in Mumbai hat sie gesagt, dass es für die Bewegungen nicht darum geht, sich mit dem irakischen Widerstand zu solidarisieren, sondern darum, selbst zum globalen Widerstand gegen die Besatzung zu werden. Meinst Du das?

Nur bedingt. Roy konstruiert einen "Hauptwiderspruch", den zwischen dem von den USA dominierten Imperialismus und den globalen Bewegungen. Damit verdeckt sie - ganz nach dem Schema von Haupt- und Nebenwiderspruch - die Vielzahl der tatsächlichen Konflikte, allen voran die Konflikte im Irak. Was in diesem Schema als nebensächlich erscheint, kann aber sehr wohl dominant werden: Dass der Widerstand im Irak ultrakonservative Formen angenommen hat, ist doch nicht nebensächlich für das, was global möglich ist!

OK, dann lass' uns einen dritten Versuch machen. IrakerInnen aus dem Exil haben eine "Erklärung zum Dritten Jahrestag der Besetzung des Irak" veröffentlicht, in der sie "sämtliche politischen Aktivisten und alle sozialen und religiösen Führungspersönlichkeiten" zu einem "echten nationalen irakischen Dialog" aufrufen, der den "genuinen patriotischen Widerstand mit einschließen" soll, den "friedlichen" und den "mit anderen Mitteln". Liegt darin nicht die Antwort auf die Frage: Was tun?

Der Aufruf wendet sich an "unser ganzes Volk", fordert einen "vereinten, demokratischen und vollständig unabhängigen Irak" und behauptet, dass "die Iraker Einheit, Frieden und Stabilität" wollen, um ein "nationales Programm des Wiederaufbaus und der Entwicklung beginnen zu können". Das ist ein arabisch-nationalistischer Diskurs. Wenn man von der "Einheit der Iraker" und vom "Volk" spricht, dann spricht man vom arabischen Volk. Das schließt zum Beispiel die KurdInnen aus und verdeckt zugleich all' die anderen Widersprüche, die Widersprüche im Widerstand, aber auch die unter den Eliten. Versteht mich richtig: Auch ich halte die Bildung einer breiten Front im Kampf gegen die Besatzung für nötig, doch darf das nicht die Front eines "echten nationalen irakischen Dialogs" und schon gar nicht die eines "genuin patriotischen Widerstands" sein. Man kann zum Beispiel nicht negieren, dass die KurdInnen den Sturz Saddams als Befreiung erlebt haben. Das muss man ernst nehmen, damit muss man den Anfang machen.

Das klingt nach der Quadratur des Kreises. Kann das gelingen?

Ja, wenn ein solches Bündnis nicht das Projekt einer bestimmten Kraft wird, sondern es zu einer Kombination der verschiedenen Ansätze, zu einer vielfältigen Trägerschaft käme, die religiöse und säkulare, schiitische und sunnitische, konservative, liberale und linke Gruppen ebenso einschließt wie die Tribalorganisationen in Kurdistan und im südlichen und mittleren Irak. Und, um den Preis noch höher zu schrauben: Dabei dürfen weder Klassenfragen, noch die der Geschlechterverhältnisse, noch die tatsächliche Internationalisierung unserer Erfahrungen übersprungen werden, in der dem Exil und der Migration seit fünfundzwanzig Jahren eine entscheidende Rolle zukommt. Es muss also eine Lösung für die inneren Widersprüche eines solchen Bündnisses gefunden werden, die niemanden ausschließt - außer den bloß zerstörerischen Kräften mit baathistischem oder radikalislamitischem Hintergrund. Schließlich darf es sich dabei nicht um ein "irakisches" Projekt handeln, sondern das muss grenzüberschreitend angegangen werden und sich auf den gesamten arabischen Raum beziehen, auch wenn es vom Irak ausgeht. Dabei kann dann auch in den Blick genommen werden, dass sich mit der Krise imperialistischer Politik im Irak die Spielräume der Politik z.B. in Lateinamerika erweitern. Ihr seht: Ich sage nicht, dass es ganz falsch ist, was Bello, Roy und dieser Aufruf sagen.

Aber die Frage, wie so ein Prozess möglich werden soll, beantwortest Du so wenig wie Bello oder Roy. Woher nimmst Du die Hoffnung auf eine solche emanzipatorische Transformation und Erweiterung des Widerstands?

Man muss dazu die zahlreichen Verschiebungen seit 2003 beachten. Anfangs stand die Mehrheit der Bevölkerung dem US-Angriff passiv gegenüber und eine Minderheit versuchte, den Krieg mit spektakulären Aktionen in die Länge zu ziehen. Dieses Kalkül ist aufgegangen, das ist zunächst einmal eine Tatsache, auch wenn die Aktionen schrecklich waren und sind. Die im Krieg zerstörte Infrastruktur wurde nicht wieder aufgebaut, der Kreis der Verlierer erweitert sich enorm, die Mittelklasse gibt ihre Hoffnung auf einen Aufstieg auf und schließt sich dem unbewaffneten, sogar dem bewaffneten Widerstand an. Es gibt inzwischen große Palette unterschiedlicher politischer Organisationen, die in der Gegnerschaft zur US-Besatzung verbunden sind. Um drei Beispiele zu geben: Als das irakische Parlament eröffnet werden sollte, war es eine rein patriarchale Anstalt, in der die Teilnahme von Frauen nicht vorgesehen war. Dann haben die Frauen demonstriert und erzwungen, mindestens ein Viertel der Sitze für sie zu reservieren. Zugleich haben sich konservative Frauen Zugang zum Klerus verschafft, mittlerweile gibt es wenigstens eine weibliche Rechtsgelehrte. Drittes Beispiel ist die autonome Gewerkschaftsbewegung imSüden des Irak. Sie ist weder staats- noch parteinah organisiert, kämpft sowohlgegen die Besatzung als auch gegen Privatisierung. Obwohl sie erst seit drei Jahren existiert, zählt sie bereits 35.000 Mitglieder und hat ein Mobilisierungspotenzial von 200.000 Leuten. Das nenne ich den offenen Prozess des Widerstands, und dem schließen sich mittlerweile auch konservative Kräfte an. Mit deren Einbindung wäre viel gewonnen, weil sie enormen Einfluss auf die Landbevölkerung haben.

Und gerade wegen dieses schwierigen Prozesses kann und muss man für den sofortigen Rückzug der Besatzung sein?

Wenn man das sofortige Ende der Besatzung durchsetzt, werden sie ein bis zwei Jahre brauchen, ihre Truppen abzuziehen. Es geht um eine Botschaft: Seid ihr bereit, den Irak zu verlassen, sind wir bereit, zu verhandeln. Und dann brauchen wir einen föderalistischen Staat, in dem sich die Widersprüche spiegeln, in dem sie ausgetragen werden können. Gelingt es nicht, die inneren Widersprüche ernst zu nehmen, wird der Prozess scheitern. Wie schwierig es ist, sie auszutragen, sieht man an der Regierungsbildung: Die Wahlen sind vier Monate her, aber wir haben noch immer keine Regierung. Darin drückt sich die Orientierungslosigkeit, doch auch die Offenheit aus. Dass das ein offener Prozess ist, heißt natürlich auch, dass es nicht um einen linken Prozess geht. Mein Punkt ist die Grenzüberschreitung.

Gut, dass Du darauf zurückkommst. Du sagst, dass sich der Widerstand wenigstens auf den arabischen Raum beziehen muss. Was verstehst Du darunter?

Mit dem Begriff des "arabischen Raums" beziehe ich mich auf die für den Mittleren und Nahen Osten prägende Kolonialgeschichte, die natürlich nicht nur AraberInnen betrifft, sondern auch KurdInnen, BerberInnen, den Iran, Afghanistan usw. Die Struktur dieses Raums wird institutionell durch das bestimmt, was ich die "nomadische Staatsform" nenne. Damit meine ich nicht den historischen Umstand, dass die Gesellschaften des ganzen arabischen Raums Nomadengesellschaften waren und in Teilen immer noch sind. Ich meine die Form von Staatlichkeit, die der Kolonialismus produziert hat, als er sich diese Gesellschaften unterworfen hat. Die aus dem Kolonialismus hervorgegangenen Staaten des arabischen Raums sind "nomadisch", weil sie zwei Momente des alten Nomadismus übernommen haben: die kollektivistisch-klientelistische Organisation von Herrschaft, und den Umstand, nicht nationalräumlich fixiert zu sein. Der nomadische Staat ist kein Nationalstaat und wird auch nicht von einer nationalen Bourgeoisie getragen. Er ist eine grenzübergreifende Mischform stammesgesellschaftlicher und staatlicher Herrschaft.

Was bedeutet diese "nomadische" Struktur für soziale Kämpfe und politische Organisierung, gerade im Bezug auf den Widerstand, von dem Du sagst, dass er "grenzübergreifend" sein muss?

Im arabischen Raum folgen politische Organisierung und soziale Kämpfe seit dem Kampf gegen den Kolonialismus eigentümlichen "Pan"-Ideologien, früher dem Panarabismus, gegenwärtig eher einem Panislamismus. Das hat exakt mit der nomadischen Staatsform zu tun, die nie auf ein nationales Projekt westlichen Sinns zu beschränken war und immer grenzüberschreitenden und insofern inklusiven Charakters ist. Dass erst die arabisch-nationalistischen, dann die islamitischen "Pan"-Ideologien hegemonial wurden und mit ihnen das sie finanzierende, von ihnen artikulierte "Islamkapital", nicht aber eine sozialistische, hat mit strategischen Fehlern der Linken innerhalb wie außerhalb des arabischen Raums zu tun, mit ihrer Fixierung auf die Staatsmacht. Emanzipation wurde über den Staat gedacht. Die Islamiten hingegen versuchten, vom Staat wegzukommen und außerstaatliche soziale Institutionen zu etablieren - wie die Hamas zum Beispiel oder die Muslimbrüder, die Hisbollah. Dies hat die Linke marginalisiert. Doch darf nicht vergessen werden, dass der Sozialismus im arabischen Raum ebenfalls als "Pan"-Ideologie funktionierte, und dass er zeitweilig sehr stark war. Daran kann angeschlossen werden, weil es auf Grund der im gesamten arabischen Raum ähnlichen soziokulturellen Strukturen die einschließende Kraft für ein grenzüberschreitendes und eben nicht bloß "arabisches" zivilisatorisches Projekt gibt. Der Konflikt im Irak verstärkt, auch wenn das nicht unmittelbar augenscheinlich ist, gerade diese latente Möglichkeit. So sind die aktuellen arabischen Regime massiv unter Druck geraten: Gehen die Leute gegen den Krieg auf die Straße, kann die Regierung schlecht gegen ihre Position sein. Doch stellen die Leute mit den USA auch diese Regime in Frage. Deshalb taumeln sie ständig einen Schritt vor und zwei zurück: sie übernehmen die Forderungen der Leute und verbieten ihre Demonstrationen. Das ist eine Position der Schwäche, die sich auch daran zeigt, dass sie es sich nicht leisten können, die neoliberale Agenda eins zu eins umsetzen. Dem entspricht, dass im Libanon, in Marokko und Algerien immer stärkere demokratische und globalisierungskritische Gruppierungen in Erscheinung treten, die für ein grenzüberschreitendes und im emanzipatorischen Sinn antiimperiales Projekt stehen.

Das führt uns aufs Imperium zurück. Geht man davon aus, dass für die "internationale Gemeinschaft" einerseits imperialistische Motivationen treibend sind - von der Rohstoffsicherung bis zur geostrategischen Kontrolle - und andererseits im engeren Sinn imperiale, also der Versuch der Aufrechterhaltung bzw. Durchsetzung von Weltordnung im Interesse eines global operierenden, vom Nationalstaat gelösten Kapitals - welche Motivation leiten die USA als hegemoniale imperial(istisch)e Macht?

Man kann sicher partikulare Interesse aufzählen, Öl, Militärbasen und anderes. Aber das sagt nichts über den globalen Zusammenhang imperialer Politik. Ausgehend davon, dass es eine globale Krise der Weltordnung gibt, behaupte ich, dass die Neokonservativen in den USA es darauf anlegen, genau die Konstruktion Huntingtons, also den "Kampf der Kulturen", in Bewegung zu setzen. Sie wollen aus kulturellen Unterschieden tatsächlich ein Politikum machen und eine Umstrukturierung in Gang zu setzen, die nach Ende des Kalten Krieges eine bipolare Welt wieder herstellt, ideologisch neu aufzieht. Die Ironie der Geschichte ist, dass die USA vor dem Ende des Kalten Krieges die islamische Revolution und mit ihr die schiitische Ideologie eindämmen wollten - und deshalb mit Saddam Hussein lange die sunnitische Karte ausgespielt haben -, mit dem Einmarsch 2003 allerdings genau die schiitische Form des Islam verstärkt haben, im Irak, in Iran, Afghanistan, Libanon, Pakistan, Syrien. Deshalb, um darauf zurückzukommen, steht im arabischen Raum nicht "der" Imperialismus, sondern seine neokonservative Form auf dem Spiel.

Für wie wahrscheinlich hältst Du vor diesem Hintergrund einen US-Einmarsch in Iran?

Ein Krieg ist unwahrscheinlich, ich rechne eher mit chirurgischen Schlägen gegen strategische Orte, z.B. Atomanlagen. Noch besser wäre für die USA, wenn inneriranische Kräfte dies erledigen würden. Allerdings ist es schwer, die Bush-Administration einzuschätzen, es gibt da eine Radikalität, die tendenziell irrational ist. Dem steht auf der anderen Seite Ahmadinejad gegenüber, ein Kerl aus ultrakonservativem Haus, der im Kampf gegen liberal-schiitische Kräfte nach oben kam, die durch den Irakkrieg geschwächt wurden. Doch muss man gerade bei ihm zwischen Rhetorik und Realpolitik unterscheiden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er und seine Leute einen Krieg riskieren und jeden Kompromiss ablehnen: Sie haben sehr viel zu verlieren, haben erfolgreich ein eigenes Entwicklungsmodell in Gang gesetzt. Die Atomanlagen sind ein Zeichen dafür, dass sich das Land industriell sehr viel weiterentwickelt hat als man dachte. Deshalb werden die Verhandlungen auch von eher liberalen Kräften geführt, es ist eine Arbeitsteilung. In diesen Verhandlungen agieren die Europäer äußerst ungeschickt, indem sie dem Iran im Grund kaum die Möglichkeit gewähren, einen Kompromiss zu schließen.

Was treibt die USA und die EU, wenn sie so vorgehen?

Man hat die Gefahr entdeckt, dass es dem Iran möglich ist, innerhalb der Globalisierung eine Entwicklungsstrategie in Gang zu setzen, die zwar kulturell schiitisch daher kommt, de facto aber innerhalb der iranischen Gesellschaft mehrere Klassen einbindet, auch die Arbeiter. Und das ist eine Gefahr sowohl für die Europäer als auch für die USA, weil sich da ein weiteres subimperiales Zentrum bilden könnte, neben China, neben Brasilien. Das Problem ist, dass sich die konservativen Kräfte in den USA wie auch in Israel zu sehr auf ihre militärische Dominanz verlassen - das ist trügerisch. Hinzu kommt die extrem ungeschickte Verhandlung der EU mit dem Iran, die ihm wie gesagt keinerlei Spielräume ließ. Nimmt man das zusammen, muss man sagen: die Hauptgefahr bleibt die Bush-Administration.

Das einmal zugegeben - was kann angesichts der antisemitischen Rhetorik und ultrakonservativen Politik Ahmadinedjads die Position einer globalen Anti-Kriegs-Bewegung sein?

Das Problem ist noch immer dasselbe wie 1990/91 und 2003: Wie kann man gegen den Krieg sein, ohne Pro-Saddam oder eben Pro-Ahmadinedjad zu sein? Wenn man den Globus als Kontext sieht, muss man sowohl gegen den Krieg wie auch gegen das irakische oder das iranische Regime sein. Das heißt man muss gegen alle Kräfte sein, die dem imperialen Projekt einer bipolaren Neustrukturierung der Welt im "Kampf der Kulturen" in die Hände spielen. Im arabischen Raum heißt das, für das grenzüberschreitende Alternativprojekt zu arbeiten, von dem ich sprach. Innerhalb dieses Alternativprojekts - das im Ganzen ja kein linkes ist - und in dem Bezug, den man von hier aus zu diesem Projekt aufbauen muss, wird es dann darum gehen, Mehrheiten für materielle Freiheitssehnsüchte zu mobilisieren, für eine Befreiung vom Imperialismus, die diesen Namen zu Recht trägt.

Sabah Alnasseri ist Politikwissenschaftler und lebt in Frankfurt. Er ist der Herausgeber von "Politik jenseits der Kreuzzüge. Zur aktuellen politischen Situation im Mittleren und Nahen Osten", Westfälisches Dampfboot Verlag, Münster 2004.

Das Gespräch führten Frauke Banse und Thomas Seibert.

aus: Fantômas - Magazin für linke Debatte und Praxis /Nr. 9 /Sommer 2006