Archiv
Revanche der kriminalisierten Körper
Argentiniens Trans*Community wehrt sich gegen sexualisierte Gewalt
Themenschwerpunkt Editorial "Sexualisierte Gewalt"
Geiselnahme und andere Geschäfte
Hefteditorial iz3w 363 (Nov./Dez. 2017)
Gepriesen und vernachlässigt
Die Situation älterer Menschen im internationalen Vergleich
Kleine Homestory
Hefteditorial iz3w 362 (Sept./Okt. 2017)
"Let us die fighting"
Namibische Herero und Nama verklagen die Bundesrepublik
Schädliche Polarisierung
Hefteditorial iz3w 361 (Juli/August 2017): Tourismus & Migration
In Bewegung
Reiseräume in Zeiten von Flucht und Freizeit
"Mühsam und großartig zugleich"
Interview mit fünf Aktiven von Radio Dreyeckland aus Freiburg über den Alltag des Radiomachens in vier Jahrzehnten
„Nichts als die Wirklichkeit“
Interview mit Jean-Marie Etter über Radios in Konfliktregionen
Dazwischenfunken
Themenschwerpunkteditorial iz3w 360 (Mai/Juni 2017)
Hunger ist keine Naturkatastrophe
Hefteditorial iz3w 361 (Mai/Juni 2017)
Wir fordern das Wort "Apartheid" zurück
Warum die Gleichsetzung von Israel mit dem rassisischten Südafrika falsch ist
Im August 2001 kam es im südafrikanischen Durban bei der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus zu hässlichen Szenen: Israelische und jüdische Delegierte waren heftigen Beschimpfungen durch andere KonferenzteilnehmerInnen ausgesetzt. Deren Begründung lautete, Israel sei ein rassistischer Apartheidstaat, dessen Angehörige nichts auf einer antirassistischen Konferenz verloren hätten. Die Gleichsetzung von Israel mit dem Apartheidstaat Südafrika findet bis heute weltweit große Resonanz, sie ist eine der zentralen Argumentationsfiguren des globalen BDS-Bündnisses (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Im Neuen Südafrika ist die radikale Ablehnung Israels sogar eine Mehrheitsposition, insbesondere im Umfeld des ANC.
F**k You, Human Rights!
Der philippinische Präsident Duterte vollstreckt den Populismus
Der globale Rechtspopulismus
Themenschwerpunkteditorial iz3w 359 (März/April 2017)
»Gibt es etwas in der seelischen Verfassung des heutigen Menschen, das ihn auf die Demagogie skrupelloser Agitatoren positiv reagieren läßt, und was ist die Technik dieser Demagogie?« Diese Frage klingt, als sei sie auf Donald Trump, Marine Le Pen oder Rodrigo Duterte bezogen. Doch sie ist schon älter. Formuliert wurde sie 1950 in der bahnbrechenden Studie von Theodor W. Adorno und anderen über »The Authoritarian Personality«. Die Kritischen Theoretiker hatten sich vor allem angesichts des Nationalsozialismus gefragt, wie es dazu kommt, dass Menschen sich freiwillig dem Autoritarismus unterwerfen, ja ihn sogar fordern.
Politisches Totalversagen
Hefteditorial iz3w 359 (März/April 2017)
»Bitte! Tut etwas! Wir haben kein Brot mehr und kein Wasser. Wir sind krank. Es gibt keine Ärzte. Die Menschen sterben.« Mit diesen verzweifelten Worten wandten sich Ende Januar die InsassInnen eines Flüchtlingslagers an die Öffentlichkeit. Interniert waren sie nicht in Libyen, im Tschad oder im Irak, sondern in einem griechischen Camp, genauer gesagt in einem so genannten EU-Hotspot auf der Insel Samos. Der Hilferuf blieb unbeachtet. In den Tagen danach starben allein in Griechenland fünf Menschen in Flüchtlingslagern.
Dschihadismus
In den vergangenen drei Jahren vollzogen sich drei dramatische Entwicklungen des Dschihadismus.
Die Hagiographie zweier Revolutionäre
In seinem illustrierten Band Chesucristo wirft der marxistisch-sozialgeschichtlich orientierte Kunsthistoriker David Kunzle einen ausführlichen Blick auf die erinnerungspolitische und popkulturelle Hagiographie zweier Männer, die weitaus mehr verbindet als zunächst gedacht. Kunzle stellt sowohl im künstlerischen als auch im literarischen Feld eine Verchristlichung Che Guevaras fest, bei der das Heilige zunehmend mit dem Profanen verschmelze. Er führt an, dass Che in zahlreichen Kunstwerken als Christus porträtiert wird – und umgekehrt. So ziert Ches Konterfei oft eine Dornenkrone oder ein Heiligenschein, während von Christus Abbildungen mit Maschinengewehr in den Händen und Barett auf dem Haupt existieren.
Kultur und Kritik
Als Ingo Schneiders und Martin Sexls Sammelband Das Unbehagen an der Kultur erschien, ließen sich die Ausmaße deutscher Willkommenskultur allenfalls erahnen. Zu ihr zählt entgegen offiziöser Behauptungen nicht nur die müde Empfangsdame an Bahnhöfen, sondern auch der verbissen besorgte Bürger. Jener Menschenschlag also, der die Fliehenden lieber mit Pöbeleien und Brandsätzen statt mit Wasser und Winterjacken willkommen heißt. In der Mär von der deutschen Willkommenskultur schießt zusammen, was thesenhaft in dem Buch bereits umrissen ist: Kultur, verstanden als moralische Absolution, verhilft jedem noch so niederen Verbrechen zu höheren Weihen – und verstetigt hiernach die ihm innewohnende Gewalt. Der dialektische Doppelcharakter von Kultur, so die Herausgeber Schneider und Sexl, begünstige sowohl die Minderung als auch die Mehrung von Leid.
Wer zieht die Notbremse?
Manche Bücher sollte lieber nicht in der Winterzeit lesen, wer zur jahreszeitlich bedingten Depression neigt. In seinem Buch Kapitalkollaps zeichnet der linke Journalist Tomasz Konicz ein düsteres Bild von der existenziellen Krise, die im globalen Kapitalismus inhärent angelegt ist. Sie zeigt sich in Finanzkrisen, Klimakollaps, Ressourcenerschöpfung, Kriegen, Fluchtbewegungen und vielem mehr. »Es scheint, als säße die Menschheit in einem sich stetig beschleunigenden Zug, der auf einen Abgrund zurast und in dem niemand in der Lage ist, die berühmte Notbremse zu ziehen«, fasst Konicz die Entwicklung zusammen. Gemeint ist jene Notbremse, die Walter Benjamin als Mittel des »eigentlichen revolutionären Akts« identifiziert hat, mit dem der Amoklauf der globalen Kapitalverwertung noch gestoppt werden kann.
One Love, One Hate
Die in Jamaika überaus populären Dancehalls lassen sich als relativ autonomes, gut abgrenzbares kulturelles Feld fassen. Es steht mit den eigentlichen Machtfeldern der Politik und Wirtschaft im intensiven Austausch – sowohl in ihren formellen als auch informellen Erscheinungsformen. An diesem symbolischen Ort werden die Identitätskonstruktionen der weltlichen und geistlichen Eliten neu verhandelt und in vielerlei Hinsicht verändert und konterkariert. Im Dancehall Reggae geht es somit kontinuierlich um Fragen der Respektabilität von Weltbildern, ethischen Gesinnungen und akzeptablen Verhaltensformen, gerade was die Geschlechternormen und damit verbundene sexuelle Einstellungen und Praktiken betrifft. Aus diesem empirischen Befund entwickelt Patrick Helber seine zentrale theoretische Fragestellung: Welche Bedeutung nehmen Populärkultur und Diskurse über Populärkultur bei der Aushandlung von Respektabilität bezüglich geschlechtlicher Identitäten im postkolonialen Jamaika ein?
Indigene Kämpfe ums Land
»Ein Griqua ohne Land ist ein nackter Griqua« – dieses Zitat von Kaptein Johannes Kraalshoek, Repräsentant des Free State Griqua Concils, bringt die politisch brisanten Landrechtsforderungen der Griqua auf den Punkt. Wer sind nun die Griqua? Das Wort bedeutet »Menschen«, und zwar im Xiri, einer Khoekhoe-Sprache. Schätzungen gehen davon aus, dass heute etwa 300.000 Griqua über mehrere Provinzen verteilt in Südafrika leben. Historisch sind sie Nachfahren verschiedener Gruppen der vorkolonialen Gesellschaft: Khoekhoe-Pastoralisten, San-Jäger und Sammlerinnen, bantu-sprachige Menschen, importierte SklavInnen der Kapkolonie sowie einige weiße Soldaten und SiedlerInnen.