
Der Sammelband verknüpft zwei Diskurse der Ungleichheitsforschung: Prekarisierung und Exklusion. Er enthält vornehmlich Beiträge von Schweizer WissenschaftlerInnen und Schweizer Fallbeispiele. Dies bedeutet nicht immer eine thematische Engführung, geht es den AutorInnen doch um ein Verständnis von Prekarisierung als einen in verschiedenen Gesellschaften ähnlich wirkenden Prozess und um neue gesellschaftliche Spaltungsprozesse, die bis in das gesellschaftliche Zentrum hinein reichen. Dabei wird versucht, die unterschiedliche Betroffenheit und Möglichkeiten der Problembewältigung nicht aus dem Blick zu verlieren.
Man könne gar von einer Spaltung in Gewinner- und VerliererInnen der Prekarisierung reden, die entlang der Verteilung von „konvertiblen Ressourcen“ verlaufe, heißt es im Band.
Eine besondere Dramatik erlangen die
Ausschlussprozesse durch eine weiterhin fortbe-stehende Kopplung von
Wohlstand, sozialer Sicherung und Anerkennung an Erwerbs-arbeit und
durch die „Individualisierung im Grunde strukturell bedingten
Unglücks“, vor allem durch staatliche Workfare-Politiken.
Sozialwissenschaftliche Begrifflichkeiten laufen dabei Gefahr, die
Ausgegrenzten zusätzlich symbolisch auszuschließen, argumentiert Martin
Kronauer.
Positiv fällt der Beitrag von Peter Böhringer, Sandra
Contzen, Michael Nollert und Alessandro Pelizzari auf: Diese betrachten
nicht die formal-rechtliche Schlechterstel-lung, sondern die faktischen
Schwierigkeiten atypisch Beschäftigter, ihre Rechte einzufordern. Der
Beitrag von Klaus Kraemer ist ebenfalls lesenswert, führt er doch die
im Forschungszusammenhang um Klaus Dörre vertretenen Thesen eines
,Wandels des arbeitsweltlichen Integrationsmodus’ und der
Vielschichtigkeit von (Des-)Integrationsprozessen ausführlich aus –
leider ohne über den Tellerrand der Integration hinauszuschauen.