Clara Zetkin in der KPD und der Kommunistischen Internationale

Vortrag auf der Konferenz der Marx-Engels-Stiftung Wuppertal »Clara Zetkin – ein widerständiges Leben«, Stuttgart, 14. Mai 2017

Mit Clara Zetkin schloss sich eine der bekanntesten und angesehensten Persönlichkeiten der deutschen
Sozialdemokratie und der II. Internationale der kommunistischen Bewegung an. Eine Persönlichkeit, von der
Friedrich Engels begeistert war und von der Franz Mehring sagte, dass »in der Kenntnis der marxistischen Theorie wenige Lebende sich mit ihr messen können und sicherlich keiner ihr darin überlegen ist«.1 Entsprechende Positionen nahm sie in der KPD und der Komintern ein. Sofort nach ihrem spektakulären Übertritt von der USPD zur KPD (auf dem USPD-Parteitag im März 1919) wurde sie in die Zentrale der KPD kooptiert, der sie bis Februar 1921, von August 1921 bis Februar 1924 und von März 1927 bis Juni 1929 angehörte. Vom III. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (KI) 1921 (dem ersten, an dem sie teilnehmen konnte) bis zu ihrem Tode war sie Mitglied ihres Exekutivkomitees (EKKI), seit Bildung seines Präsidiums auch dieses Führungsorgans.
Ihr Wirken in KPD und Komintern ist nicht voneinander zu trennen. In beiden Organisationen bezog sie offen, konsequent und auf hohem Niveau Stellung zu den zentralen politischen Problemen, insbesondere dann, wenn diese strittig waren. Auf mehreren Komintern-Kongressen und KPD-Parteitagen war sie Referentin zu besonders wichtigen Themen… Eine bedeutende Rolle spielte ihre Tätigkeit im Reichstag, dem sie von 1920 bis zu ihrem Tode ununterbrochen angehörte,in dem sie 1920 die erste kommunistische Rede hielt und den sie 1932 als Alterspräsidentin mit einem antifaschistischen Appell eröffnete.

Für eine Massenpartei

Von Anfang an wirkte sie leidenschaftlich darauf hin, dass die KPD sich als Massenpartei verstand und als solche effektiv wirkte, bekämpfte sie mit aller Energie Sektierertum und pseudolinken Verbalradikalismus. Freimütig bekannte sie im Januar 1921 in einem Brief an Lenin: »… lieber Freund, die Revolutionsschufte sind nicht so gefährlich wie die Revolutionsesel. Ich will gern bis zum äußersten die Revolutionsschufte bekämpfen, mit den Revolutionseseln zu sympathisieren übersteigt meine Kraft.«2 Von der Begründung der Einheitsfrontpolitik an war sie deren vehemente Verfechterin. Entschieden positionierte sie sich zu deren kompliziertestem Aspekt: einer möglichen Regierungsbeteiligung der KPD, einer Koalition mit der SPD – sogenannten Arbeiterregierungen – zunächst im Rahmen einzelner deutscher Länder. Sie wich auch nicht dem Dilemma aus, vor dem die Kommunisten in dieser Frage zwangsläufig standen: »Verwerfen wir die Arbeiterregierung, so werden bürgerliche und reformistische Quacksalber den Arbeitern die Lüge vorschwatzen, es sei uns nicht ernst mit all den Forderungen, die wir zur Linderung der brennendsten Tagesnöte der Ausgebeuteten und Bedrückten erheben, denn wir verzichteten darauf, die Macht zu schaffen, die sie durchzusetzen imstande wäre.«3 (Ein offenbar zeitloses Argument – noch heute, nach 95 Jahren, taufrisch!) Andererseits – nicht minder aktuell – erblickte sie die Gefahr, »das Zustandekommen einer Arbeiterregierung mit der Preisgabe wesentlicher Parteipostulate und unerläßlicher Bedingungen einer starken, klassenbewußten, proletarischen Politik zu erkaufen, um der ›Rettung‹ einer Arbeiterregierung willen mit ihrem Namen und Ruf eine Politik der Feigheit und des Verrats zu decken.«4
Deshalb steht für Clara Zetkin in unlöslicher Verbindung mit der allgemeinen, prinzipiellen Bejahung einer eventuellen Regierungsbeteiligung die Frage, unter welchen Umständen und zu welchen Bedingungen ein solcher Schritt möglich und zweckmäßig ist. Bereits in ihrer ersten Stellungnahme vom November 1921 betont sie das ihres Erachtens Wichtigste: Eintritt in eine derartige Regierung »unter der Bedingung, daß breite Massen hinter uns stehen und uns ermöglichen, nicht etwa eine rein kommunistische Politik zu treiben … – aber eine rein proletarische gegenüber der Bourgeoisiepolitik.«5 Die Durchsetzung der elementaren wirtschaftlichen und politischen Tagesinteressen der werktätigen Massen gegen die Politik der Großbourgeoisie waren für Clara Zetkin unverzichtbare Forderungen im Falle einer Regierungsbeteiligung, die ohne deren Sicherstellung jeden Sinn verlieren würde. In ihrem Grundsatzartikel über die Arbeiterregierung nennt sie zusammenfassend als die allgemeinen Bedingungen des Eintritts in eine Regierung: das unverwechselbare eigene politische Profil (»Reinheit der kommunistischen Physiognomie«), die Selbständigkeit der kommunistischen Politik, eine feste Verbindung mit den Massen, »die Ausrichtung auf Vertiefung und Beschleunigung des Selbstverständigungsprozesses der Arbeiterklasse«.6
1924/1925 nahm Clara Zetkin sehr aktiv am Kampf gegen die ultralinken sektiererischen Gruppierungen in der KPD um Arcady Maslow, Ruth Fischer und andere teil. In den Debatten ging es ihr um die Durchsetzung der Einsicht, dass die Parteien ihren Aufgaben nicht gerecht werden können, »wenn sie kleine, reine Sekten sind, die die Gebetsmühle von revolutionären Formeln drehen«,7 sondern nur als Massenparteien, die »in den Massenaktionen das denkende und leitende Hirn, das organisatorische Rückgrat und das leidenschaftlich vorwärtstreibende Herz«8 sind. Dabei bekräftigte sie den Anspruch, dass »jede kommunistische Partei eine organisatorisch fest gegliederte, starke, zentralisierte, disziplinierte Einheit ist, die sich weder an eine andere Partei hängt, noch sich in Massen verliert.«9 Sie unterstützte den Offenen Brief des EKKl an die KPD (August 1925) und den dadurch ausgelösten Umschwung in der Parteiführung, stimmte auch ihrer erneuten Wahl in das ZK durch den 11. Parteitag 1927 zu.
Clara Zetkin rang um Antworten auf die neuen, komplizierten Fragen, die sich im Zusammenhang mit der kapitalistischen Stabilisierung in der zweiten Hälfte der 20er Jahre ergaben. Besonders beschäftigte sie das immer schwierigere Verhältnis zur SPD. Im Oktober 1929 schrieb sie in einem Memorandum an das EKKl und die Delegation der KPdSU(B) im EKKl: »Wie mit des Schwertes Schneide muß insbesondere die Trennungslinie gegen die reformistische Sozialdemokratie gezogen sein. … Das Ringen Brust an Brust mit dem reformistischen Schützer des Kapitalismus, der Kampf mit ihm um die Erkenntnis, die Gefolgschaft der breiten Massen zwingt zu scharf umrissener Herausbildung unserer
revolutionären Physiognomie. … Die Entwickelung der bürgerlichen Gesellschaft wirft die KPD als proletarische Klassenpartei mit steigender Wucht gegen die Sozialdemokratie, ihre Ideologie, ihre Politik, sie erlaubt keine Annäherung an sie.«10 Und: »Besonders scharf, wie frisch geschliffene Klingen, müssen unsere Auseinandersetzungen mit den linken Sozialdemokraten sein, die dafür schwärmen, sich selbst zu betrügen, um andere betrügen zu können.«11 Bereits im Reichstagswahlkampf 1928 hatte sie die Leipziger Arbeiter vor »den Aposteln jener besonders gefährlichen Spielart des Reformismus « gewarnt, »die unverfälscht bürgerliche Einstellung zum proletarischen Klassenkampf und zur proletarischen Revolution mit marxistischen Formeln verhüllen und die vor der Bourgeoisie abdankende Koalitions- und Burgfriedenspolitik der Scheidemann-Wels-Breitscheid-Leipart mit aufgeregten wilden Gebärden zu decken versuchen.«12

Gegen imperialistischen Krieg

Nach dem Ersten Weltkrieg leistete Clara Zetkin eine unermüdliche analytische und publizistische
Arbeit, um die Lehren des Kampfes gegen die Vorbereitung und Führung dieses bis dahin größten Krieges der Geschichte zu ziehen und die neuen Bedingungen und Anforderungen des Kampfes um den Frieden zu ergründen. Als die Kl erstmals – auf der Tagung ihres Erweiterten EKKl im Februar/März 1922 – diese Probleme grundsätzlich und umfassend erörterte, wurde Clara Zetkin mit dem Referat betraut.
Sie wies nach, dass drei Jahre nach dem Versailler Frieden die Rüstungen und die Gefahr neuer imperialistischer Kriege größer seien als vor 1914. Die zu Expansion, Aufrüstung und Krieg treibenden Widersprüche des Kapitalismus verschärften sich noch. Der Militarismus war sowohl in seiner äußeren, aggressiven Funktion gestärkt als auch in seiner inneren, gegen die Arbeiterklasse und andere gesellschaftlichen Kräfte gerichteten Funktion gefährlicher geworden.
Ihre Analyse mündete in die Warnung, dass neue imperialistische Kriege drohten, »gewaltiger an Umfang, furchtbarer an Greueln und weittragender in ihren Folgen als der Krieg von 1914 bis 1918«.13 Ihre Prognose gründete sie darauf, dass der Kampf um die Märkte sich weiter verschärfe, das Streben nach Beherrschung wichtiger Rohstoffquellen, namentlich von Erdöl, anderen Brennstoffen und Erzen immer aggressiver verfolgt werde und sich mit dem Ringen um die Kontrolle strategisch wichtiger Räume, wie des Schwarzmeergebietes, verbinde. Im Fernen Osten entstehe ein neuer Hauptkriegsherd.
Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die grundlegenden Entwicklungstendenzen in der Kriegführung und Waffenentwicklung, weil »kein Zweifel daran ist, daß der Luftkrieg künftig alles Dagewesene an Schrecken und Barbarei überbieten wird«.14 Besonders warnte sie vor der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen: »in den chemischen Staatslaboratorien der nordamerikanischen Union sind entsprechende Erfindungen gemacht worden so teuflischer Art, daß das Blut stockt, wenn man über ihre Wirkungen liest.«15
Angesichts der wachsenden Gefahren erlangte die Formierung von Kräften, die sich der imperialistischen Kriegspolitik entgegenstellten, noch größere Bedeutung. Clara Zetkin maß den Widersprüchen im bürgerlichen Lager in den Fragen von Krieg und Frieden große Bedeutung bei. Sie verwies insbesondere auf die Kleinbauernschaft sowie das Klein- und mittlere Bürgertum, aber auch die Fertigwarenindustrie und das Handelskapital, deren Interessen durch Rüstungskapital und Kriegspolitik beeinträchtigt würden. Vor allem aber forderte sie, die bürgerlich pazifistischen Kräfte und Aktivitäten genauer zu berücksichtigen. Die von den Pazifisten favorisierten Forderungen nach Abrüstung, internationalen Schiedsgerichten, internationaler Verständigung über die Annullierung aller Kriegsanleihen und Kriegsschulden wären zwar mit Illusionen verbunden, könnten aber dennoch genutzt werden, um Menschen, die diese Forderungen für realisierbar halten, für Friedensaktionen zu gewinnen. Sie würden schließlich durch eigene Erfahrungen diese Illusionen überwinden.
Clara Zetkin unterstrich, dass die Einheitsfrontpolitik auch im Kampf um den Frieden angewandt werden müsse. Sie forderte, an die in sozialdemokratisch geführten Gewerkschaften sich entwickelnden Strömungen und Tendenzen anzuknüpfen. Dies war auch deshalb wichtig, weil die Probleme der Rüstungspolitik auch in den Tageskämpfen der Werktätigen eine immer größere Rolle spielten.
Nötig sei vor allem eine systematische Aufklärung der Massen, in erster Linie der Jugend, über Ursachen und Charakter der Kriege. Insbesondere gelte es, alle wichtigen Fragen und Entscheidungen der Außenpolitik, der Rüstungen usw. öffentlich zu machen. Nur so sei zu sichern, dass die Massen im Ernstfall in der Lage wären, mit Aktionen den Kriegspolitikern in den Arm zu fallen.

Gegen den Faschismus

Nicht weniger eindringlich warnte Clara Zetkin vor der anderen großen, heraufziehenden Gefahr. »Das Proletariat hat im Faschismus einen außerordentlich gefährlichen und furchtbaren Feind vor sich. Der Faschismus ist der stärkste, der konzentrierteste, er ist der klassische Ausdruck der Generaloffensive der Weltbourgeoisie …«16 Mit diesen klaren und alarmierenden Aussagen begann sie ihr Referat über den Kampf gegen den Faschismus auf der Tagung des Erweiterten EKKI im Juni 1923 – vier Jahre nach den allerersten Schritten dieser neuen Variante bürgerlicher Politik und Ideologie, ein halbes Jahr nach der Errichtung der ersten faschistischen Diktatur. Obwohl sie ihre Analyse also nur auf einen sowohl zeitlich als auch geographisch sehr begrenzten Fundus von Fakten und Erfahrungen stützen konnte, gelang ihr eine historische Bestimmung und Charakteristik des Faschismus, deren wesentliche Elemente von der Geschichte bestätigt wurden, haben die von ihr entwickelten Schlussfolgerungen für den antifaschistischen Kampf ihre prinzipielle Gültigkeit bis heute bewahrt.
Von den durch Clara Zetkin herausgearbeiteten Wesenszügen des Faschismus sind
vor allem fünf hervorzuheben.
Erstens wird der Faschismus eindeutig als Ausdruck der Offensive der Großbourgeoisie, der Krise der kapitalistischen Gesellschaft und des bürgerlichen Staates gewertet, welche das Großkapital veranlasst, nach neuen Methoden der Niederhaltung der Massen, aber auch nach neuen Wegen ihrer Bindung an die kapitalistische Ordnung zu suchen. Damit wird der entscheidende Zusammenhang der Orientierung der Großbourgeoisie auf den Faschismus mit ihren ökonomischen Zielen und dem Streben nach Sicherung ihrer Herrschaft beleuchtet, werden sein Klasseninhalt, seine sozialen Triebkräfte bestimmt.
Zweitens hebt Clara Zetkin hervor, dass der Faschismus nicht allein bürgerlicher Terror ist, sondern überall, wo er auftritt – vor allem im Interesse der Bindung von Massen und ihres Missbrauchs zur Durchsetzung imperialistischer Politik –, systematisch ausgeübten Terror mit skrupelloser sozialer Demagogie kombiniert.
Drittens werden extremer Nationalismus und die Verherrlichung des bürgerlichen Staates – und zwar in seiner autoritären Form – als weitere, für faschistische Bewegungen und Tendenzen bis heute typische, eng miteinander verknüpfte Bestandteile faschistischer Ideologie und Politik erfasst.
Viertens. Scharf unterschieden vom Klassencharakter des Faschismus wird seine Massenbasis: das Kleinbürgertum, Teile der Intelligenz und deklassierte Elemente aller Schichten. Diese Abgrenzung war schon deshalb außerordentlich wichtig, weil die Massenbasis des Faschismus von bürgerlichen Ideologen immer wieder dazu benutzt wird, seinen Klassencharakter zu vernebeln und zu verfälschen, indem sie sein großbürgerliches, imperialistisches Wesen negieren.
Fünftens wird das Augenmerk auf den Widerspruch zwischen der Klassenfunktion und der Massenbasis des Faschismus gelenkt, der dessen Achillesferse darstellt. Diese kann und muss insbesondere durch eine konsequente Bündnispolitik gegenüber den Mittelschichten, nicht zuletzt der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Intelligenz, getroffen werden.
Mit dieser klaren marxistischen Verortung des neuen historischen Phänomens »Faschismus« in Politik und Gesellschaft lieferte Clara Zetkin einen soliden Ausgangspunkt für die stufenweise Erarbeitung der Problematik durch Komintern und KPD.
Die Gefährlichkeit des Faschismus veranlasste Clara Zetkin, für den wehrhaften Massenkampf gegen den Faschismus auf der Grundlage einer breiten antifaschistischen Einheitsfront einzutreten. In der gemeinsamen Abwehr des faschistischen Terrors erblickte sie »eine der stärksten Triebkräfte«17 zur Entwicklung der proletarischen Einheitsfront. Sie wandte sich jedoch entschieden gegen eine einseitige, nur auf die gewaltsame Abwehr des Terrors gerichtete Führung des antifaschistischen Kampfes und unterstrich die ausschlaggebende Rolle des ideologischen und politischen Kampfes.

Zur Revolutions- und Sozialismustheorie

Clara Zetkins Beitrag zur marxistischen Analyse und Verallgemeinerung der durch die Oktoberrevolution ausgelösten Prozesse ist herausragend und von außerordentlichem Gewicht. In der deutschen Arbeiterbewegung gab sie die frühesten, aber auch die klarsten öffentlichen Stellungnahmen zur Oktoberrevolution und zur Entwicklung der Sowjetmacht ab.18
Ende 1921/ Anfang 1922 verfasste Clara Zetkin eine ihrer umfangreichsten Arbeiten (ein Buch von über 200 Seiten): Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution.
Anlass war, dass Paul Levi (von Dezember 1920 bis Februar 1921 einer der Vorsitzenden der Vereinigten KPD) Ende 1921 Rosa Luxemburgs Gedanken »Zur russischen Revolution« publizierte, die sie im September/ Oktober 1918 im Gefängnis niedergeschrieben hatte. Levi versah sie mit einer Einleitung, die länger war als der Luxemburg-Text und seine Absicht deutlich werden ließ. Sie war eine demagogische Denunziation der seit dem Frühjahr 1921 in Sowjetrussland durchgeführten Neuen Ökonomischen Politik (NÖP)…
Levi beschwor Rosa Luxemburg als Kronzeugin für seine von plattem Dogmatismus getragenen Angriffe auf die KPR und behauptete, dass ihre Darlegungen von 1918 »ihr Urteil auch über die jetzige Politik der Bolschewiki ahnen lassen« (S. 181). Clara Zetkin bemerkte dazu sarkastisch: »Zum ›Ahnenlassen‹ als entscheidendes Moment geschichtlicher Einschätzung fehlen uns noch Tischklopfen und Aussprüche eines Mediums als Äußerungen Luxemburgischen Geistes. Lebte Rosa noch, so würde sie sich derartigen politischen Spiritismus sehr unwirsch verbitten.«19
Im Vorwort ihrer Broschüre erläuterte sie: »Probleme der proletarischen Revolution bilden den Inhalt meiner Darlegungen.… Sie tragen nach meiner Ansicht dazu bei, die grundsätzlichen Unterschiede der politischen Einstellung zwischen kleinbürgerlich-demokratischen Reformsozialisten und revolutionären Kommunisten scharf hervortreten zu lassen.«20 In ihrer Schrift unterstrich sie Rosa Luxemburgs grundsätzliches Bekenntnis zur Politik der Bolschewiki. Sie hob hervor, dass Rosa sich in der Frage der Konstituante völlig revidiert hatte und verwahrte sich gegen Levis Bestreben, Rosas falsche Auffassungen in der Agrar- und Bündnispolitik gegen die Bolschewiki auszuspielen. Levis methodologischer Grundfehler sei das unhistorische, undialektische Herangehen: Er »hat die bolschewistische Agrarpolitik als ›Ding an und für sich‹ behandelt, ohne nach dem geschichtlichen Boden zu fragen, auf dem sie sich durchsetzen muß.«21

Erfahrungen und Lehren des ersten Versuchs

Die Bedeutung dieser Schrift liegt vor allem darin, dass Clara Zetkin sich nicht damit begnügte, Paul Levis Anwürfe und Missdeutungen zu widerlegen, das Zustandekommen irriger Vorstellungen Rosa Luxemburgs zu erklären, sondern dass sie zu Kernfragen der gesellschaftlichen Entwicklung in Sowjetrussland Stellung nahm und diese im Zusammenhang mit der allgemeinen Problematik des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus erörterte. Dabei zeigte sich eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit Lenin sowohl im Herangehen an diese Probleme als
auch in deren Einschätzung.
Die in dieser Schrift entwickelten Gedanken wurden von Zetkin noch 1922 in ihrem Referat »Fünf Jahre russische Revolution und die Perspektiven der Weltrevolution« auf dem IV. Weltkongress der KI (und in ihrem diesbezüglichen Meinungsaustausch mit Lenin) sowie in mehreren Arbeiten Mitte der 20er Jahre präzisiert, vertieft und weiter ausgeführt.
Ihr prinzipieller, methodologischer Ausgangspunkt ist, dass der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus kein »konsequent durchgeführter Plan«, sondern nur »ein historisches Werden«22 sein könne. Die bolschewistische Politik sei »der erste Versuch größten weltgeschichtlichen Stils, ›marxistische Politik‹ zu treiben, das gesellschaftliche Leben und seine Entwicklung zu erheben von einem Spiel blind, anarchisch wirkender Kräfte zu einem Werk der Wissenschaft, bewußten Willen«.23 Sie kommt zu der überaus wichtigen Erkenntnis – einer Kernfrage der marxistischen Revolutionstheorie (und höchst aktuell!) –, dass das sozialistische Ziel nicht in »eine(m) Sprung«, sondern »nur etappenweise erreicht werden« kann.24 Deshalb verteidigte Clara Zetkin mit aller Entschiedenheit die NÖP als einen schrittweisen, realistischen Zugang in Richtung Sozialismus. Mehr als das! In ihrem Brief an Lenin Anfang November 1922 konstatiert sie ihre Allgemeingültigkeit, ihren internationalen Charakter: »Die ›neue Politik‹ ist nicht nur unter den in Rußland gegebenen Umständen unvermeidlich … Mutatis mutandis wird das Proletariat auch in anderen Ländern nach der Eroberung der politischen Macht den sauren Weg der ›neuen Politik‹ gehen müssen.«25
So äußerte sich Clara Zetkin in ihrem Bemühen, den Weg der Oktoberrevolution zu analysieren, seine Erfahrungen für die internationale revolutionäre Bewegung auszuwerten, auch ausdrücklich zum Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem im Komplex dieser Erfahrungen. Sie betonte: »In der geschichtlichen Rechtfertigung der bolschewistischen Politik – in ihrer großen allgemeinen Linie – liegt gleichzeitig ihre Begrenzung.«26 Die russische Revolution habe wesentliche Züge des Kampfes der Klassen um den Sozialismus herausgearbeitet. »Jedoch das Wie ihrer Durchsetzung wird zweifellos sehr verschieden sein. Es hängt ab von dem großen Komplex vielgestaltiger und vielverschlungener Umstände, die in den einzelnen Ländern nebeneinander liegen, gegeneinander streiten und höchste geschichtliche Aktivität erlangen, wenn der Hammerschlag der Revolution die überkommenen sozialen Normen und Bindungen zerstört. Es wird nicht zuletzt bestimmt werden von dem Reifegrad der kapitalistischen Wirtschaft für den Kommunismus und durch das Kräfteverhältnis der miteinander ringenden Klassen.«27
Als wichtigste Lehre der Oktoberrevolution und der folgenden sowjetischen Entwicklung für die internationale Arbeiterbewegung betrachtete Clara Zetkin die Lösung der Machtfrage als unumgänglichen Durchgangspunkt auf dem Wege zum Sozialismus. Um »den Sieg der proletarischen Revolution, ihr Fortdauern, ihr Weitertreiben sicher zu stellen«, ist entscheidend »die Behauptung der Staatsgewalt «,28 »daß die politische Macht des russischen Proletariats erhalten bleibt, sich festigt und wächst«.29 Deshalb müssten Kommunisten sich vor allem – so vertiefte sie in ihrem
Referat auf dem IV. Weltkongress diesen Gedanken – »über das Zentralproblem klarbleiben. Das Zentralproblem ist die Eroberung und Bewahrung der politischen Macht, ist die Staatsgewalt in den Händen des Proletariats. Mit ihr steht und fällt die Möglichkeit, die Gesellschaft zum Kommunismus umzuwälzen, und das als Werk des Proletariats selbst. Der Behauptung der Staatsmacht durch das Proletariat und für das Proletariat sind alle anderen Erwägungen unterzuordnen.«30
Sie erläuterte diesen Kerngedanken durch den Vergleich der Erfahrungen in Russland und in Deutschland seit 1917/18.

»… schwierigste Probleme …«

Für Clara Zetkin stand es außer Frage, dass die sozialistische Umgestaltung der Sowjetunion eine reale Möglichkeit war. Zugleich war sie bemüht, die ungünstigen, die sozialistische Perspektive gefährdenden Momente und die Bedingungen ihrer Überwindung zu erfassen. Hier verwies sie vor allem auf die ökonomische und technische Zurückgebliebenheit des Landes und »in Verbindung damit die verhältnismäßige Schwäche, Unerfahrenheit, mangelnde Schulung und geringe Arbeitsdisziplin des Industrieproletariats, die in der Vergangenheit verwurzelte Betriebsweise, Mentalität und Kulturarmut der ungeheuren Mehrzahl der schaffenden Massen überhaupt«.31 Im Widerspruch zwischen dem Streben nach Verwirklichung des Sozialismus und den außerordentlich ungünstigen objektiven und subjektiven Voraussetzungen dafür erblickte Clara Zetkin eine »ungeheure Tragik des Geschehens«,32 »die Tragik der Bolschewiki, daß sie die Revolution unter den ›unmittelbar vorgefundenen Umständen‹ machen müssen«.33 Sie verglich die sowjetische Gesellschaft der zwanziger Jahre mit »einer auf die Spitze gestellten Pyramide … Unten … eine junge, gering entfaltete, noch nicht völlig bodenständig gewordene Großindustrie und ein junges, ziffernmäßig wie seiner ganzen Entwickelung nach schwaches Proletariat, Darüber aber die massiven Schichten einer kleinbäuerlichen und handwerklichen Wirtschaft – eine riesenhafte Sammlung aller möglichen rückständigen und rückständigsten Betriebsweisen«.34 Es wäre ein Wunder, »daß die Pyramide auf ihrer Spitze stehen blieb, während der Bürgerkrieg und der Ansturm der internationalen Gegenrevolutionäre an ihr rüttelten. Allein auf die Dauer« wäre dieser Zustand unhaltbar.35
Unter den Widersprüchen der Sowjetgesellschaft erachtete sie den zwischen sozialisierter Großindustrie und »der ganz überwiegend primitiven Landwirtschaft«36 als von besonderer Tragweite. Die private Bauernwirtschaft konserviere die niedrige Produktivität; zugleich erzeuge sie Kapitalismus und fördere die soziale Differenzierung. »Nebeneinander, sich kreuzend und verschlingend, laufen sozialistische und kapitalistische Entwicklungstendenzen.«37 Im agrarischen Charakter des Landes, in der Schlüsselrolle der Getreideernte und ihres möglichen Exportanteils für die Akkumulationskraft sah Clara Zetkin »schwierigste Probleme …, die die Gefahr starker wirtschaftlicher, politischer und sozialer Krisen, das Abdrängen von kommunistischen Zielen in sich bergen«.38 Ein Ausweg aus dieser überaus komplizierten Situation eröffnete sich nach Zetkin nur, wenn entweder die industrielle und proletarische Basis der »Pyramide« quantitativ und qualitativ entscheidend gestärkt würde oder aber von außen, durch neue Räterepubliken »mit höchster wirtschaftlicher Entwicklung und höchster Kultur«39 Unterstützung käme.
Ein zweiter Aspekt, den Clara Zetkin ansprach, sollte sich als äußerst folgenschwer erweisen. Sie warnte davor, die Lösung der Machtfrage, so entscheidend sie auch sei, zu überschätzen, sie mit der sozialistischen Umwälzung selbst zu verwechseln, zu verkennen, dass sie nur an deren Aufgaben heranführe, nur Voraussetzungen zu ihrer Lösung schaffe. 40 »Die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat … ist nur der Anfang dieser Revolution …, aber nicht der Endsieg über den Kapitalismus. Dieser ist erst erstritten, wenn die wirtschaftlichen Grundmauern der kommunistischen Ordnung soweit emporgestiegen und so festgefügt sind, daß kein Rütteln und Stürmen der kapitalistischen Gewalten sie auseinanderzureißen und umzustürzen vermag.«41 Dahin müsse man »durch die Gesamtpolitik und namentlich durch die Wirtschaftspolitik«42 gelangen. Dabei gelte es, schwierige Probleme zu lösen, insbesondere das Verhältnis zwischen Stadt und Land, die Beziehungen zwischen dem Sowjetstaat und den wirtschaftlichen Organisationen der Werktätigen, den Gewerkschaften und Genossenschaften, »zwischen den produzierenden Arbeitern auf der einen Seite und den Angestellten, Beamten in den Betrieben auf der anderen, der Bürokratie in den zentralen und lokalen Sowjetämtern«.43 Wie Lenin warnte sie vor der Bürokratisierung als einer großen, konsequent zu bekämpfenden Gefahr. 44
In diesem Zusammenhang entwickelte Clara Zetkin (zuerst in ihrem Brief an Lenin vom November 192245) den wichtigen Gedanken, dass die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft als »eine wirklich umwälzende Sozialreform« vollzogen werden könne. Ihre Basis ist »der Staat der fortgeschrittensten Arbeiterschutzgesetzgebung und sozialen Fürsorge«, ihre Träger, bewegenden Kräfte sind Gewerkschaften und Genossenschaften. Diese »haben in Verbindung mit den Sowjetorganen die Durchführung der Arbeitsgesetzgebung
und sozialen Fürsorge zu überwachen und ihre weitere, bessere Ausgestaltung zu bewirken«.46 Später präzisierte sie diesen Gedanken durch die These, dass »nach der Machteroberung … Reformen und Demokratie zu Bausteinen der sozialistischen Ordnung«47 werden. Diese Überlegungen korrespondierten mit Lenins Vorstellungen über die notwendige Entwicklung einer lebendigen sozialistischen Demokratie und über die Rolle des Genossenschaftswesens als einer Schlüsselfrage des sozialistischen Aufbaus, die er von der Gewerkschaftsdiskussion Ende 1920 bis zu seinen letzten Artikeln und Notizen 1923 immer nachdrücklicher vorgetragen hatte. Diese von Clara Zetkin offensichtlich geteilten Vorstellungen wiesen den – nach Lenins Tod nur sehr inkonsequent, mit ganz wesentlichen Abstrichen und teilweise deformiert weiter gegangenen – Weg einer schrittweisen, realistischen, wissenschaftlich begründeten sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft.

Um die sozialistische Perspektive

1922 – noch vor dem Aufschwung der revolutionären Bewegung in Deutschland, Bulgarien und anderen Ländern 1923 – wurde mit deren Fortschreiten und einer Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses zugunsten der Sowjetrepubliken gerechnet und die sozialistische
Perspektive mit dieser Erwartung verknüpft. Durch die 1924 einsetzende, sich rasch ausbreitende kapitalistische Stabilisierung aber gewann die Frage der Perspektive des sozialistischen Aufbaus erneut an Brisanz, spitzten sich die Debatten darüber jäh zu.48
Die Mehrheit der KPR{B), repräsentiert durch Lenins Stellvertreter und Nachfolger als Regierungschef, Alexej Rykow, den angesehensten Theoretiker der Partei und der Komintern, Nikolai Bucharin, den Generalsekretär des ZK, Josef Stalin, das Staatsoberhaupt, Michail Kalinin, und den Gewerkschaftsvorsitzenden, Michail Tomski, trat unter diesen konkreten historischen Bedingungen für den fortschreitenden Aufbau des Sozialismus im Rahmen der UdSSR ein. Als wichtigste innen- und außenpolitische Bedingungen erachtete sie die Weiterführung der NÖP, insbesondere die Erhaltung und Festigung des Bündnisses mit den werktätigen Bauern, und »normale« Beziehungen zu den kapitalistischen Staaten.
Eine Minderheit, repräsentiert durch die Politbüromitglieder Lew Kamenew (bis Dezember 1925 Vorsitzender des Politbüros des ZK), Grigorij Sinowjew (bis Herbst 1926 Vorsitzender der Kl) und Leo Trotzki (bis Januar 1925 Volkskommissar für Militär- und Marinewesen und Vorsitzender des Revolutionären Kriegsrats der UdSSR) verstand sich als linke Opposition. Sie stigmatisierte das Konzept der Mehrheit als »Ersetzung der internationalen revolutionären Perspektive« durch eine »nationalreformistische Perspektive«.49
Am spektakulärsten prallten die divergierenden Positionen auf dem VII. Erweiterten EKKI-Plenum (November/ Dezember 1926) aufeinander.50 Wie die große Mehrheit der EKKI- Mitglieder unterstützte Clara Zetkin mit Nachdruck den Standpunkt der KPdSU(B)- Mehrheit und verurteilte das Auftreten der Opposition.
In ihrer beeindruckenden Diskussionsrede entwickelte sie vor allem zwei grundlegende Gedanken. Vor allem bestimmte sie unzweideutig den konkreten historischen Platz der laufenden Debatte. Es gehe überhaupt nicht mehr um »die abstrakte Frage: Ist der Sozialismus in einem Lande möglich, ohne daß ihm die Revolution in einigen hochentwickelten kapitalistischen Ländern in Gestalt von Sowjetstaaten Bundesgenossen an die Seite stellt?«51 Diese Frage sei schon überholt, durch die Geschichte – die erfolgreiche Entwicklung des Sowjetstaates in den vergangenen Jahren – längst beantwortet. Durch die Oktoberrevolution und die Behauptung der Sowjetmacht sei eine ganz andere, »lebensstrotzende Frage … auf die Tagesordnung der Geschichte gestellt«: Die »Aufrechterhaltung und Weiterführung des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion …«52 Jetzt gehe es um das Wie des sozialistischen Aufbaus und die Mobilisierung der Kräfte für ihn.
Zum anderen polemisierte Clara Zetkin gegen die von den Oppositionellen53 vorgenommene undialektische Gegenüberstellung »internationale sozialistische Weltrevolution oder aber nationale, reformistische Entwicklung«,54 durch die der internationale und der nationale Faktor, das Allgemeine und das Besondere des revolutionären Prozesses auseinandergerissen, ja entgegengesetzt werden, die in der Realität eine untrennbare Einheit bilden. Jede Unterschätzung des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion schade dem revolutionären Weltprozess, denn »für die proletarische Weltrevolution ist der fortschreitende sozialistische Aufbau in der Sowjetunion eine der allerstärksten, treibenden und Sieg verheißenden Kräfte«.55 Und »jede Stockung, jedes Zurückweichen« dabei »wird lähmend zurückwirken«56 auf das internationale Proletariat.
Natürlich vollziehe sich der sozialistische Aufbau in der UdSSR unter dem ständigen Druck der kapitalistischen Umwelt. Aber: »Wie die politische, wird auch die wirtschaftliche Einheitsfront der kapitalistischen Länder gegen die Sowjetunion durch die kapitalistische Profitgier immer wieder zerrissen.«57 Der Sowjetstaat könne, gestützt auf das Staatsmonopol des Außenhandels, die Konkurrenz der Kapitalisten untereinander ausnutzen.
Clara Zetkin verwies auch auf zwei gewichtige objektive Faktoren, die den sozialistischen Aufbau in der UdSSR begünstigen würden: ihre gewaltige Ausdehnung und ihren Reichtum an natürlichen Ressourcen.58
Als überaus schädlich und gefährlich erachtete Clara Zetkin die Neigung der Oppositionellen, sich »in Wunschvorstellungen über die proletarische Weltrevolution [zu] flüchten, die mit einem Schlag alle Probleme und Aufgaben lösen und alle Schwierigkeiten beseitigen wird«.59 Nicht nur, weil das – und die Geschichte hat ihr Recht gegeben – irreal war, oder weil eine Einstellung, die »die Sicherstellung des sozialistischen Aufbaues in der Sowjetunion vom baldigen Ausbruch von Revolutionen in einzelnen kapitalistischen Ländern abhängig macht«,60 gefährliches politisches Abenteurertum befördert. Vor allem auch, weil ein solcher Fatalismus die Entwicklung des subjektiven Faktors hemme.
Von nicht geringerer grundsätzlicher Bedeutung war auch ihre Verurteilung all jener, »die sich mit Eifer auf die russische Frage stürzten, um dadurch zu verdecken, daß ihnen vollständig die politische Fähigkeit fehlt, die Probleme und Aufgaben der kommunistischen Partei im eigenen Lande auch nur richtig zu sehen und zu formulieren, geschweige denn zu lösen«.61
Clara Zetkins Reflexionen über die gesellschaftliche Entwicklung in der jungen Sowjetunion waren ein wesentlicher Beitrag, um die reale Problematik der Übergangsperiode zum Sozialismus zu erfassen.
Sie gehören ebenso wie ihre Faschismus- Analyse und ihre Betrachtungen zur Einheitsfrontpolitik zu den Seiten ihres theoretischen Schaffens, die ein besonderes Interesse – auch unter aktuellem Aspekt – beanspruchen können.

 

1 F. Mehring: Gesammelte Schriften, Bd. 4, Berlin 1963, S. 506.
2 Briefe Deutscher an Lenin, 1917-1923, Berlin 1990, S. 216.
3 C. Zetkin: Die Arbeiterregierung. In: dies., Zur Theorie und Taktik der kommunistischen Bewegung, Leipzig 1974, S. 155.
4 Ebenda.
5 Bundesarchiv, SAPMO, RY 1/1, 1/8/1, Bl. 73/74.
6 C. Zetkin: Die Arbeiterregierung, S. 161.
7 C. Zetkin: Diskussionsrede auf dem V. Erweiterten EKKI-Plenum. In: Zur Theorie und Taktik der kommunistischen Bewegung, S. 201.
8 C. Zetkin: Diskussionsrede auf dem V. Kongress der KI, ebenda, S. 197.
9 Ebenda, S. 192/193.
10 Bundesarchiv, SAPMO-Barch, NY 4005/49, Bl. 88 u. 93.
11 Ebenda, Bl. 93.
12 Ebenda, NY 4036/521, Bl. 103.
13 C. Zetkin: Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. II, Berlin 1960, S. 496.
14 Ebenda, S. 535.
15 Ebenda.
16 Ebenda, S. 689.
17 Ebenda, S. 728.
18 Vgl. Heinz Karl: Clara Zetkin über die Oktoberrevolution und die sozialistische Perspektive. In: GeschichtsKorrespondenz, April 2007, S. 6/7.
19 C. Zetkin: Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution, Hamburg 1922, S. 132/133.
20 C. Zetkin: Um Rosa Luxemburgs Stellung, S. XIV.
21 Ebenda, S. 162.
22 Ebenda, S. 216.
23 Ebenda, S. 224.
24 Ebenda, S. 144.
25 C. Zetkin: Brief an W.I. Lenin. In: Für die Sowjetmacht. Artikel, Reden und Briefe 1917-1933, Berlin 1977, S. 243/244.
26 C. Zetkin: Um R. Luxemburgs Stellung, S. 217.
27 Ebenda.
28 Ebenda, S. 152.
29 Ebenda, S. 178.
30 C. Zetkin: Fünf Jahre russische Revolution und die Perspektiven der Weltrevolution. Referat auf dem IV. Weltkongress der KI. In: Für die Sowjetmacht, S. 291.
31 C. Zetkin: Die russische Revolution auf dem IV. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale. In: Die Kommunistische Internationale, 4. Jg., H. 24/25, S. 11.
32 Zetkin: Um R. Luxemburgs Stellung, S. 140.
33 Ebenda, S. 213.
34 Ebenda, S. 142.
35 Ebenda, S. 143.
36 C. Zetkin: Die Bedeutung der aufbauenden Sowjetunion für die deutsche Arbeiterklasse, Berlin 1926, S. 7.
37 Ebenda.
38 Ebenda.
39 Zetkin: Fünf Jahre russische Revolution, S. 273.
40 Vgl. C. Zetkin: Die weltgeschichtliche Bedeutung des ersten Arbeiterstaates. In: Für die Sowjetmacht, S. 424.
41 Zetkin: Um R. Luxemburgs Stellung, S. 177.
42 Zetkin: Fünf Jahre russische Revolution, S. 290.
43 Ebenda.
44 Vgl. Zetkin: Um R. Luxemburgs Stellung, S. 55.
45 Zetkin: Brief an W.l. Lenin, S. 243.
46 Zetkin: Fünf Jahre russische Revolution, S. 289.
47 Zetkin: Die weltgeschichtliche Bedeutung des ersten Arbeiterstaates, S. 424.
48 Vgl. H. Karl: C. Zetkin über die Oktoberrevolution, S. 10.
49 Protokoll. Erweiterte Exekutive der Kommunistischen Internationale, Moskau, 22. November-16. Dezember 1926, (Hamburg 1927), S. 685 (L. Kamenew).
50 Vgl. H. Karl: Zetkin über die Oktoberevolution, S. 10/11.
51 C. Zetkin: Diskussionsrede auf dem VII. Erweiterten EKKI-Plenum, 13. Dezember 1926. In: Für die Sowjetmacht, S. 394.
52 Ebenda.
53 Vgl. Anm. 49.
54 Zetkin: VII. Erweitertes EKKI-Plenum. S. 392.
55 Ebenda, S, 403.
56 Ebenda.
57 Ebenda, S. 398.
58 Vgl. ebenda, S. 399.
59 Ebenda, S. 401.
60 Ebenda, S. 402.
61 Ebenda, S. 392.