Der deutsche Logistikkonzern DHL - ein vollständiges Tochterunternehmen der Deutschen Post - ist weltweiter Marktführer für internationalen Expressversand, Überlandtransport sowie die internationale Luft- und Seefrachtbeförderung. Ein Service, den nun auch die Bundeswehr wahrnehmen möchte. Aber Widerstand regt sich.
„In der Nacht zum 19.1.09 entzündete sich unsere Wut über die bestehenden Verhältnisse an einem Transporter der Deutschen Heeres Logistik (DHL)", heißt es in einem Bekennerschreiben zum Brand eines Transporters des Konzerns DHL im Berliner Stadtteil Neukölln. „In der Nacht vom 27. auf den 28. Januar haben wir im ganzen Wuppertaler Stadtgebiet Briefkästen olivgrün gefärbt", ist im Bekennerschreiben einer weiteren Aktion gegen das militärische Engagement des Logistikunternehmens zu lesen. Für den 7. Februar und den 14. März 2009 wird bundesweit zu dezentralen Aktionen gegen den Kriegsdienstleister DHL - dessen Kürzel sich eigentlich aus dem jeweiligen Anfangsbuchstaben des Nachnamen der drei Unternehmensgründer (Dalsey, Hillblom, Lynn) zusammensetzt - aufgerufen.
Werden Bundeswehr-Kampfjets bald von DHL gelieferte Bomben werfen?
Bereits 2005 hatte die Bundeswehr angekündigt, Teile ihrer Militärlogistik an private Firmen auszulagern. Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung schrieb den zu vergebenden Auftrag - der laut Insider-Kreisen ein Volumen von vier bis fünf Milliarden Euro hat - jedoch erst im Juli 2008 aus. Die Bewerbungsfrist endete im vergangenen September. Zu den Bewerberinnen gehören neben der Post-Tochter DHL auch die Bahn-Speditionstochter Schenker, die Dienstleistungsfirma Arvato aus der Bertelsmann-Gruppe und ein Konsortium aus der Bremer Hellmann Logistics, dem Rüstungskonzern EADS sowie der Beraterfirma Accenture. Obwohl die Entscheidung des Bundesamtes noch bevorsteht, gilt DHL als unangefochtener Favorit, die neue Militärlogistikerin der Bundeswehr zu werden.
Die Deutsche Post und ihr Tochterunternehmen DHL haben bereits umfassende Erfahrung mit der Logistik des Militärs: Seit 2002 übernimmt die Deutsche Post den nationalen und internationalen Versand von eiligen militärischen Dokumenten, sowie militärischer Ausrüstungs- und Verbrauchsgüter bis 50 kg. Nach Aufhebung der UN-Wirtschaftssanktionen gegen den Irak im Mai 2003 war wiederum DHL das erste Unternehmen, das in dem Land Logistikdienstleistungen anbot. Das US-Militär ist Hauptkunde der DHL im Irak. Somit hat das deutsche Unternehmen massiv vom dortigen völkerrechtswidrigen Krieg profitiert. Diese Strategie soll nun ausgeweitet werden - ob die antimilitaristische DHL-Kampagne den Konzern stoppen kann, bleibt abzuwarten. Wer aber ein Päckchen mit DHL versenden will, sollte sich darüber bewusst sein, damit einem Konzern sein Geld zu geben, der wissentlich von gewalttätigen Konflikten profitiert.
Weitere Informationen: http://dhl.blogsport.de/ oder auf einem Flugblatt gegen DHL.
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