Endet die Dollar-Hegemonie?

In diesem März trifft der Präsident der Volksrepublik China, Hu Jintao, den iranischen Präsidenten Ahmadi-Nedjad. Nicht der Atomstreit zwischen den USA und Iran wird im Mittelpunkt der Gespräche

stehen. Hauptthema sind iranische Ölverkäufe an China unter Verzicht auf Mitwirkung der International Petroleum Exchange (IPE), der auf Dollarbasis arbeitenden Ölbörse. Iran wünscht Bezahlung in Euro. Zu diesem Zweck müßte der Ölpreis jedoch neu bestimmt werden.

Ist das nun schon die von vielen Wissenschaftlern, Ökonomen und Politikern erwartete Eröffnung eines Welt-Ölmarktes auf Eurobasis? Verliert der US-Dollar seine Rolle als Leitwährung? Ist der iranische Vorstoß das wahre Motiv für das kriegerische Geschrei aus Washington?

Der benachbarte Irak begann Ende 2000, Öl gegen Euro zu verkaufen. Die USA bekriegten und besetzten das Land. Seither gibt es irakisches Öl wieder nur gegen Dollar.

Auch Venezuela erwägt nun, sein "schwarzes Gold" nur noch gegen Euro zu verkaufen. Seither wird Präsident Chavez massiv von Washington bedroht.

Norwegens König Olaf und der Direktor der Osloer Börse, Sven A. Andersen, haben vorgeschlagen, eine skandinavische Börse für Nordsee-Öl auf Eurobasis einzurichten.

Jahr für Jahr erwirtschaften die USA Handelsdefizite von mehr als 700 Milliarden Dollar. Die Staatsschulden erreichen bald neun Billionen Dollar, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. In den Staatsbanken Chinas, Japans und Taiwans (diese drei halten die weltweit größten Devisenreserven) sowie der meisten Exportländer der Welt wachsen die Berge inflationskranker Dollar. Washington will und kann seine Schulden nicht mehr im Wert der dafür bezogenen Waren begleichen. Es läßt den Dollar vom Öl stützen (das ihm nicht gehört). Und von seinen überlegenen Streitkräften.So verstärkt sich der Fäulnisgestank über dem Credo der kapitalistischen Wirtschaft: Angebot und Nachfrage seien preisbestimmend. Weder sagt der Satz etwas über die Qualität des Zahlungsmittels. Noch richtet sich beispielsweise der Ölmarkt nach diesem Glaubenssatz.

In Englisch und Spanisch, auch in Französisch und Chinesisch wird derzeit lebhaft über diese Fragen diskutiert - bisher nur wenig in Deutsch. Wir sollten uns daran beteiligen.