Bestandsaufnahme auf dem Teller

Dass es keine gv-Lebensmittel in Geschäften und auf Tellern gibt, daran haben wir uns gewöhnt - aber sind unsere Lebensmittel wirklich frei von Gentechnik? Und wenn ja: Bleiben sie es? Eine Bestandsaufnahme.

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GID-Redaktion

 

Die Gen-Detektive - Greenpeace-Freiwillige auf der Suche nach gentechnisch veränderten (gv-) Lebensmitteln - sind seit Jahren aktiv. Und das symbolische Utensil, das den paradigmatischen Detektiv auszeichnet, die Lupe, ist auch bitter nötig:  Gv-Lebensmittel müssen in der Tat mit der Lupe gesucht werden. Das gilt - das können wir mit Fug und Recht annehmen - für Deutschland genauso wie für andere Länder in Europa.

Saatgut-Technologien regulieren?

Schwieriger wird es bei einem Thema, das erst in der jüngeren Vergangenheit prominenter verhandelt wird: Neue Technologien zur Entwicklung von Pflanzensorten, die früher oder später auch auf unseren Tellern landen sollen. Die Technologien werfen die Frage auf, wo in Zukunft die Grenze zwischen Gentechnik und Gentechnikfreiheit gezogen werden soll. Insbesondere beim Saatgut -  Basis eines jeden Essens - stellt sich aufgrund technologischer Neuerungen die Frage, welche Art von Regulierung angemessen ist.

Aber bei dem, was auf unsere Teller gelangt,  geht es nicht nur darum, wo genau die Grenze zwischen Gentechnik und Gentechnikfreiheit liegt. Gerade bei Grundnahrungsmitteln ist die praktische Überschreitung dieser Grenze ein Thema, so zum Beispiel beim Weizen. Keine andere Pflanze wird auf einer größeren Fläche angebaut, Weizen ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel auf der Welt. Warum also gibt es trotzdem bisher keinen gentechnisch veränderten Weizen, der als Nahrungsmittel zugelassen ist? In diesem Zusammenhang spielen auch zwei in den letzten 18 Monaten gefundene Kontaminationen von Weizen auf konventionellen Feldern in den USA eine Rolle. Es stellt sich die Frage, ob die Verunreinigungen als „Kollateralschäden“ der Entwicklung von gv-Weizen gelten müssen.

Auch Kochbananen stellen ein Grundnahrungsmittel dar. An erster Stelle der globalen Produktion und des Konsums steht dabei Uganda. Hier sollen nach den Plänen eines Forschungsteams ab 2020 gv-Bananen angebaut werden. Wie dem Goldenen Reis wird auch den gv-Bananen das Potenzial zugeschrieben, Ernährung und Vitaminversorgung insbesondere von Kindern in dem afrikanischen Land - und womöglich darüber hinaus - zu verbessern. Das Projekt ignoriert nicht nur Ernährungsgewohnheiten.

Und nicht zuletzt beschäftigen wir uns in diesem Schwerpunkt mit einem „alten Bekannten“: Der gentechnisch veränderte Lachs des US-amerikanisch-kanadischen Unternehmens AquaBounty verfolgt uns schon eine Weile - und wir ihn. Das Genehmigungsverfahren wurde schon oft als „fast komplett“, „kurz vor dem Abschluss“ und der Lachs entsprechend als „kurz vor der Zulassung“ bezeichnet. Bei Redaktionsschluss war der Lachs aber immer noch nicht als Lebensmittel zugelassen, nicht in den USA und schon gar nicht in irgendeinem anderen Land.