Es geht darum, das Volk per Medienbegleitung zum Gehorsam zu erziehen. Georgien ist schon auf unserer Seite, das Baltikum ehrt die Waffen-SS. In Polen fürchtet man Stalins Russen im Osten und Frau Steinbach im Westen. Schicken wir die Vertriebenen-Vorsitzende als Botschafterin nach Warschau, dann holen die Polen sich ihre an Rußland verlorenen Ostgebiete wie wir unsere an Polen verlorenen Ostgebiete zurück – und schon könnten alle zufrieden sein als Sieger im 3. Weltbürgerkrieg.
Voraussetzung ist natürlich, daß wir gemeinsam unsere Vergangenheiten vergessen. Am besten gründen wir dazu eine europäische Alzheimer-Partei. An christlichen Führern ist kein Mangel.
Neuerdings grenzt Gorbatschow sich enttäuscht von seinen US-amerikanischen Freunden ab. Man könne den USA nicht trauen, weil die Politiker ihr Wort nicht hielten, teilte er mit, was von deutschen Medien kaum gemeldet wurde, obwohl Gorbi damit seinen russischen Weg des Machtwechsels verwirft. Als effektiver erweist sich das chinesische Vorgehen bei der Liberalisierung der Wirtschaft, was die Partei an der Macht beließ, worauf ein bis dahin nicht vorstellbarer Aufschwung erfolgte, der offenbar den Lauf der Welt zu verändern vermag.
Chruschtschow, der 1956 den 20. Parteitag der KPdSU zum Bruch mit Stalin zu nutzen suchte, brachte einen vergleichbaren Paradigmen-Wechsel nicht zustande, die KPdSU war bereits verkrebst. Daran ging 1989/90 erst die DDR, dann die SU zugrunde. Das hat schwerwiegende Folgen für Deutschland, dessen Bonn-Berliner Elite das Ende der Sowjets als gerechten, wenn auch späten Sieg über den Kreml mißverstand und keine Linke im Parlament dulden will. Man hat schließlich die Moskauer und Ostberliner Sozialismus-Versuche bezwungen und die geografischen Verluste mit Einfluß zugewinnen per EU, EURO und NATO ausgeglichen. Nun soll die Bundeswehr in Afghanistan siegen helfen, wo sowjetische Truppen hoffnungslos unterlagen und heute die US-Armee das Verlieren übt. Deutschland wurde 1945 besiegt? Es kehrt als EU und NATO wieder.
Innenpolitisch gilt es, die Linke weiter personell zu schwächen. Stolpe, Heym, Porsch, Gysi – noch im Jahr 3000 werden Gauck-Birthler-Papiere auftauchen und die Linke bis in ins vierte, fünfte und sechste Glied strafen. Deutschland braucht keine Linke. Es sei denn, sie fällt wie die SPD ab 1914 um, betreibt die Geschäfte der Rechten, läßt sich wie 1933 abservieren und gefällt sich wie nach 1945 in Wiederholungen. Da kann Kurt Beck nur die Fliege machen.
Momentan findet eine gemischte Lafontaine-Gysi-Linke Zulauf. Das stört bei der Herrschaftsausübung. Man ist doch von 1933 bis 1945 auch ohne Linke ausgekommen und hat ab 1945 Restbestände ausgebootet. Soll jetzt der rote Ärger wieder neu beginnen?
Lafontaine, wird erklärt, wolle nur eine Bebelsche Sozialdemokratie. Das seien doch keine Kommunisten und Bolschewisten, die natürlich verfolgbar wären wie unter Kaiser Wilhelm, Ebert, Hitler, Adenauer. Ja und? Wer links ist, bestimmt die Herrschaft. Das walte der Besitz. Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen? Dreimal beim selben Krieg kann man schon einsteigen. Mit dem Deutschlandlied auf den Lippen. Als Europa abgetarnt. Wir sind Fußball, Papst, Europa und Sieger im Dritten Weltbürgerkrieg, den die US-Armee nicht ohne uns gewinnen kann. Vorwärts zum heiligen Armageddon der Christen-Fundis.
Die SPD besteht aus zwei Flügeln. Sie fallen auseinander und der Rest auf die Nase, falls sich der Ypsilanti-Nahles-Linksflügel auf Lafontaine-Gysi verständigen sollte. Eine Linkspartei dieses neuen Formats brächte die Betonköpfe zum Tanzen, und die konservativen Revolutionäre besetzten die Barrikaden, wie Fernseh-Professor Baring es einst vorschlug. Sollten die Sozis den Dalai Lama als Bundespräsidenten vorschlagen, so wie Gysi listigerweise Israel als Altersruhesitz ins Auge faßt, um vor Birthler-Nachstellungen sicher zu sein? Die Satire lebt in der Realität. Das werte Publikum wird sich vor Begeisterung in diesem Staatskabarett noch totlachen.
Aber Obama? Entweder geht er in die Mussolinikurve, links unten begonnen, rechts oben geendet, oder das besitzende Finanzkapital erinnert sich der Kennedy-Lösung, von Martin Luther King nicht zu reden, der auch mal einen amerikanischen Traum hatte.
Weltkriege, Revolutionen, Konterrevolutionen kennzeichnen das 20. Jahrhundert. Die Fortschritt genannte Barbarei setzt sich im 21. Jahrhundert als parodierendes Trauerspiel fort. Die USA führen Krieg, wo ihr Präsident es will. Georgien führt Krieg über Nacht und soll zum Dank in die NATO, damit die Bundeswehr demnächst rechtlich einwandfrei mit gegen Rußland marschieren kann. Sind die alle verrückt? Nein, Professor Baring hatte schon vor langer Zeit Wroclaw/Breslau gegen Moskau zu verteidigen erwogen, aber Georgien liegt näher an Stalingrad. Politiker, die tapfer auf Bild-Zeitungsniveau mitziehen, zwingen die Russen zum 3. Vaterländischen Krieg.
2014 wird der Beginn des 1. Weltkriegs glatte hundert Jahre zurückliegen. Die Völker wollen keinen dritten. Doch herrschen die Augenwischer, Waffenproduzenten, gehorsamen Generäle und Gladiatoren. Man ist von Kopf bis Fuß auf Kriege eingestellt.
Am Ende wird man zu Tucholskys Weisheit zurückfinden: Soldaten sind – nein: waren Mörder.
In Franz Kafkas Erzählung von der Strafkolonie lobt ein Offizier den Kommandanten, weil der eine perfekte Foltermaschine erfunden habe. »Bis jetzt war noch Händearbeit nötig, von jetzt an aber arbeitet der Apparat ganz allein, rühmt der Offizier die mörderische Automatik.« Die NATO liefert jetzt dazu den Über-Kafka: Georgien wird Mitglied, und alle ziehen automatisch in den Krieg gegen die Russen, wenn Saakaschwili es will. Amen.