Archiv

»Wir erleben ein Klima des Hasses«

Interview mit Ezgi Kırış und Can Büyükbay über die polarisierte Türkei

Im Sommer 2013 weitete sich der Protest zur Erhaltung des Gezi-Parks zu landesweiten Demonstrationen gegen die autoritäre Regierungsweise des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan aus (siehe iz3w 342). Die Gezi-Bewegung wurde als Beginn eines »türkischen Frühlings« bezeichnet. Heute ist die Stimmung in der Türkei vom wachsenden Autoritarismus der wiedergewählten AKP-Regierung und von Terroranschlägen bestimmt. Was ist vom Geist der Protestbewegung geblieben?

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»Wir werden als radikal abgestempelt«

Interview mit Rex Osa über die Selbstorganisierung von Refugees

iz3w: Was bedeutet Selbstorganisation für Dich?

Rex Osa: Praktischer Ausdruck von Selbstorganisation war die Dynamik der Flüchtlingsbewegung 2012. Iranische Flüchtlinge stellten sich entschlossen gegen die Isolation, die zum Tod einer ihrer Freunde geführt hatte und prangerten sie durch ihre Protestzeltaktion an, die sich dann zu einem Marsch nach Berlin entwickelte. Dabei mussten sie einsehen, dass die Selbstbestimmung der Betroffenen mit der antirassistischen Bewegung in Deutschland kollidierte. The VOICE Refugee Forum fordert die antirassistische Solidarität seit zwei Jahrzehnten dazu heraus, paternalistische Solidaritätskultur kritisch zu reflektieren, anstatt irreführenderweise zu unterstellen, man werde unterminiert.

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Here We Are!

Editorial zum Themenschwerpunkt der iz3w 352 (Januar/Februar 2016)

Refugees welcome! Mit diesen Worten setzte die flüchtlingssolidarische Bewegung ein Zeichen gegen das Ausgrenzungssystem, mit dem Geflüchtete auf dem Weg nach Europa konfrontiert sind. Selbst wenn sie das feinmaschige Kontrollsystem überwunden haben, bekommen sie in Erstaufnahmelagern, in Asylheimen oder in der Klandestinität vermittelt, nicht erwünscht zu sein. Refugees welcome: Die UrheberInnen dieser Geste der Solidarität wollten der Schaffung einer gespaltenen Gesellschaft etwas Grenzüberschreitendes entgegenhalten.

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Entgrenzte Vernichtungswut

Hefteditorial iz3w 352 (Jan./Feb. 2016)

Im Mai 2015 sprengte sich der 23-jährige Yannick N. im irakischen Baidschi in einem mit Sprengstoff beladenen LKW in die Luft. Dutzende Menschen starben mit ihm. Yannick N. führte den Anschlag im Rahmen der dschihadistischen Kriegsstrategie des Islamischen Staates (IS) aus. Bis Mitte 2014 hatte er in Freiburg gelebt. Wegen seiner Entwicklungsstörung und weil er obdachlos war, benötigte er die Unterstützung der Freiburger Straßenschule. Im Frühsommer 2014 beobachteten SozialarbeiterInnen, dass Yannick N. sich in kürzester Zeit radikalisierte und einer islamistischen Gruppe zuwandte. Seine Bekannten gehen davon aus, dass er gezielt von Angehörigen des IS angeworben wurde – in einer für ihn schwierigen Zeit, in der er verzweifelt nach Anerkennung und Gemeinschaft suchte.

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Happy Season für Mönche

In Myanmar werden muslimische Rohingya durch Buddhisten bedroht

Seit dem Einlenken der Militärdiktatur und dem Antritt einer zivilen Regierung 2011 hofften viele in Myanmar auf Demokratie und Menschenrechte. Doch die politischen Verhältnisse bleiben autoritär und menschenverachtend: Willkür und Gewalt wenden sich im weitgehend buddhistischen Myanmar nun vor allem gegen die muslimische Minderheit der Rohingya. Die wirtschaftliche Liberalisierung des Landes wird dies noch verstärken.

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Sexarbeit: eine globe Debatte

Themenschwerpunkteditorial iz3w 351 (Nov./Dez. 2015)

»Als Hure biete ich mehr als einen schnellen Fick oder einen Blowjob. Ich biete Akzeptanz und Offenheit, Sexunterricht und Anatomiestunden. Ich stelle einen Raum, in dem sich Leute sexy fühlen können.« Und weiter: »Für mich ist die Schaffung eines solchen Raumes ein feministischer Akt.« Dass solche Aussagen einmal in der iz3w gedruckt werden, wäre noch vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen. Wie in der gesamten linken, feministischen und antirassistischen Szene dominierte auch im iz3w-Umfeld jahrzehntelang die Ansicht, dass Prostitution einer der schlimmsten Auswüchse patriarchaler Herrschaft ist und abgeschafft werden muss. Nur so könne der sexuellen Ausbeutung von (oftmals migrantischen) Frauen und dem dominierenden Zwangscharakter von Prostitution – und im weiteren auch von Sexualität – ein Ende bereitet werden.

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Bitterer Beigeschmack

Hefteditorial iz3w 351 (Nov./Dez. 2015)

Sorgen, Sorgen, Sorgen. In diesen Tagen machen sich so viele Menschen Sorgen. Wie beispielsweise Winfried Ex aus dem beschaulichen Kurort Badenweiler. Er schreibt in einem Leserbrief an die Badische Zeitung: »So genannte Wirtschaftsflüchtlinge haben keinen Platz hier, rauben den wirklich Bedürftigen den Raum und sollten unverzüglich ‚rückgeführt’ werden. Die uns Regierenden haben geschworen, ‚Schaden vom deutschen Volk abzuwenden’. Die derzeitig geübte Lock-/Willkommenskultur bewirkt genau das Gegenteil.«

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Editorial zum Dossier: Grenzüberschreitend - Anti-Rassismus im Süden (Sept./Okt. 2015)

Entgrenzt & grenzüberschreitend

Die Fotos auf dem Titelbild des Dossiers zeigen Opfer des Genozids in Ruanda. Erklärungsversuche für Gräueltaten wie dieser sprechen gerne von entgrenzter Gewalt. Tatsächlich ziehen Ausgrenzung, Diskriminierung, Xenophobie und Rassismus gewaltsam Grenzen zwischen Menschen und machen doch selber vor keinen Grenzen halt. Schon deshalb kann ihnen nur mit grenzüberschreitender Solidarität begegnet werden.

Unser Dossier zu Anti-Rassismus im Süden zeigt anhand einiger Beispiele, wie Menschen Gewalt erfahren, einfach weil sie konstruierten Kategorien zugeordnet werden. Dabei verflechten sich historische und aktuelle Formen der Fremddefinition und Ausgrenzung, der institutionalisierten Gewalt und gewaltvollen Sprache. Jede verübte Gewalt im Hier und Jetzt hat eine (Vor-)Geschichte.

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»Solange wir streiten, sind wir auf dem richtigen Weg!«

Gespräch mit María do Mar Castro Varela, Rirhandu Mageza-Barthel und Albert Scherr (Langfassung)

Wenn es in westeuropäischen Medien um gewaltsame Ausschreitungen oder Bürgerkriege auf dem afrikanischen oder asiatischen Kontinent geht, wird oftmals von „ethnischen Konflikten“ und „Tribalismus“ berichtet. Spätestens seit dem Ende der Stellvertreterkriege werden immer seltener politische Lager benannt, immer seltener werden komplexe materielle Verhältnisse und Verteilungsfragen hinter den Konflikten thematisiert. Immer häufiger liest man von ethnischem Divisionismus.

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Iran: Die Brückenbauer

Die Bundesregierung wirbt im Iran für deutsche Unternehmen - von Jörn Schulz

»Die Bundesrepublik hat manchen Vorteil als Brückenbauer«, resümierte DIE ZEIT, und bescheinigte »eine besondere Rolle im Iran, die gerade in Krisen nützlich sein kann«. Über den Besuch des deutschen Ministers hieß es: »Er demonstrierte Einsatz für die Interessen der deutschen Wirtschaft an einem politisch schwierigen Ort.« Die Prioritätensetzung der deutschen Delegation auf den Punkt bringend, berichtete DIE ZEIT weiter: »Der zweite Teil des Besuchspensums galt der Frage der Menschenrechte.« Diese Zitate stammen nicht vom Besuch des Wirtschaftministers Sigmar Gabriel im Juli 2015, sondern von der Iranreise des westdeutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher 1984.

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"Nicht nur zugeschaut"

Interview mit Jürgen Gottschlich über die deutsche Beihilfe zum Armeniengenozid

Vor hundert Jahren wurde während des Ersten Weltkrieges ein systematischer Genozid an ArmenierInnen verübt: 1915 und 1916 fielen ihm durch Massaker und Todesmärsche mindestens 300.000 Menschen zum Opfer, nach manchen Schätzungen sogar bis zu 1,5 Millionen Menschen. Verantwortlich für den Völkermord war die Regierung des Osmanischen Reiches, die von der nationalistischen Bewegung der Jungtürken gebildet wurde. Ihnen galten die christlichen ArmenierInnen als »Verräter«, die mit dem russischen Feind kollaborierten.

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Zwei, drei, viele Hoffmanns?

Hefteditorial iz3w 348 (Mai/Juni 2015)

»Es war wohl die schönste Meldung der letzten Zeit. Kobane ist frei! Nach über vier Monaten Belagerung durch den Islamischen Staat haben die mutigen Kämpfer_innen der Selbstverteidigungskräfte YPG, der Fraueneinheiten YPJ und weitere Gruppen die Stadt befreit und dem IS seine erste große Niederlage zugefügt.« Tierra y Libertad, die »Zeitschrift für Solidarität und Rebellion«, überschlägt sich fast vor Begeisterung.

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