Bei dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 sorgte die etwas andere Armee zum ersten Mal in Deutschland für größeres Aufsehen. Anstatt mit Waffen zu kämpfen, demonstrieren sie mit provokantem Verhalten und ihrem kreativen Aussehen. Mit bunten Clownsanzügen, roten Nasen und geschminkten Gesichtern setzt die Clowns Army auf gewaltfreie Proteste. Im Gegensatz zu anderen Aktionsformen zieht sie das Kritisierte ins Lächerliche. Die Spaßvögel bepusten zum Beispiel Polizeiketten mit Seifenblasen oder machen die Polizisten und ihre Autos mit Klobürsten und Staubwedel sauber. Mit diesen phantasievollen Aktionen und Protesten gelangt so manche Polizeieinheit in einen Konflikt, da sich die Clowns haarscharf an der Grenze des Gesetzes bewegen. Ob Clownskostüme und das geschminkte Gesicht mit Perücken gegen das Vermummungsverbot verstoßen, ist oft diskutiert worden. In vielen Protestforen wird sogar dazu aufgerufen, es zu einer Festnahme der Clowns kommen zu lassen, sollte viel Presse anwesend sein. Denn Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ist das Ziel der Clowns, damit möglichst viele Menschen von ihrer gewaltfreien Protestform erfahren. Wenn dabei die Polizei in spöttischem Gelächter versinkt, ist ihnen das nur recht.
Ana Mari M.
F wie Front Deutscher Äpfel
Satire ist die beste Waffe: Die Front Deutscher Äpfel ist eine
Organisation, die sich 2004 gegründet hat und mit satirischen Aktionen
rechtsextreme Verbände und Parteien, vor allem die
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) nachahmt und sie somit
ins Lächerliche zieht. Die Aktivistinnen und Aktivisten des
Äpfel-Vereins übertragen die Propaganda der rechten Verbände auf Obst.
Ihre Forderungen beinhalten die Reinhaltung des deutschen
Obstbestandes, wofür die Grenzen für Fremdobst geschlossen werden
müssten. Zudem rufen sie dafür auf, dass faules Fallobst einem
nützlichem Zwecke für die Volkgemeinschaft zugeführt werden müsse und
zu Mus verarbeitet werden solle. Auf ihrer Fahne in den Farben der
Reichsflagge, tragen sie das Logo eines Apfels, der für die “Reinheit
des deutschen Volkes“ stehen soll.
Bei Neonaziaufmärschen demonstrieren die Mitglieder der FDÄ meist in
Anzügen unter ihrer Fahne. Dabei tragen sie Armbinden mit dem
Apfellogo, welche stark an die Armbinden mit dem Hakenkreuz aus der
Zeit des Nationalsozialismus erinnern.
Manchmal werden ihre Parodien falsch verstanden und lösen Irritationen
aus, doch das ist gewünscht. Solche Aktionen sollen auf das Problem
aufmerksam machen, dass rechtsradikale Gruppierungen immer häufiger auf
linke Symbole oder Erkennungsmerkmale zurückgreifen.
Ana Mari M.
K wie Kreativ gegen Kriegspropaganda
Die Bundeswehr ist nicht mehr nur auf den Kriegsschauplätzen der Welt zu finden, sondern immer öfter auch in Schulen, Arbeitsagenturen, auf Messen oder Marktplätzen. Mit ihren Jugendoffizieren und Propagandaveranstaltungen wie Konzerten der Bundeswehr-Bigband versucht die Bundeswehr Nachwuchs für ihre Kriegseinsätze zu ködern und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern. Die neue Kampagne „kehrt marsch" hat sich vorgenommen „Den Bundeswehr Werbefeldzug [zu] stoppen!"
Auf ihrer Website veröffentlichen die AntimilitaristInnen rund 2000 Propagandatermine des Militärs. Mit wenigen Klicken kann man sich dort in einer interaktiven Landkarte anzeigen lassen, ob und wann die Häscher der Bundeswehr in der eigenen Stadt sind.
Außerdem stellen die AktivistInnen kreative Aktionsideen vor und stellen Materialien zum Download bereit.
Infos: http://www.kehrt-marsch.de
O wie Online-Protest
Alles wird digital – auch der Protest. Längst gibt es Online-Demos,
E-Mail-Aktionen und elektronische Petitionen. Das Online-Netzwerk
„campact“ hat sich auf Protestschreiben im Netz spezialisiert und
möchte damit Bürgerinnen und Bürgern eine Stimme geben. Einmal
angemeldet, reichen ein paar Klicks und die verantwortlichen
Politikerinnen und Politiker haben eine Protest-E-Mail im Posteingang.
Die Themen reichen von Bahnprivatisierung bis Gentechnik, eine Kampagne
wird immer dann gestartet, wenn eine wirkliche Veränderung realistisch
scheint. Mitmachen sollen vor allem diejenigen, die kaum Zeit für
politisches Engagement haben, aber trotzdem ihren Protest kundtun
möchten. Für alle anderen gibt „campact“ aber auch Hinweise, wie man
sich über das Internet hinaus engagieren kann.
Die Idee kommt anscheinend gut an: Über 100.000 Menschen erhalten den
Newsletter von „campact“, in dem über die neuesten Kampagnen informiert
wird. Der Appell „Atomkraftwerke jetzt abschalten“ wurde bereits über
60.000 Mal unterzeichnet.
Infos: http://www.campact.de
Felix Werdermann
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