Rechter "Feminismus"

Rechtsextremismus

in (30.05.2007)

Im Herbst letzten Jahres gründete sich die erste bundesweite Frauenorganisation der NPD. Der "Ring Nationaler Frauen" (RNF) will "nationale Frauen" aktivieren und sich gleichzeitig "dem Feminismuswahnsinn in den Weg stellen" - ohne dabei einen Widerspruch zu sehen.

Ist dies nun eine neue Strategie der Rechten oder bloß eine PR-Kampagne? Zunächst einmal bleibt festzustellen: In der rechtsextremen Szene haben Frauen immer schon eine aktive Rolle gespielt. Nichtsdestotrotz wurden über Jahrzehnte diese Frauen zumeist als Mitläuferinnen abgetan. Schon das Bild der Frauenrolle in der Nazipropaganda, die schweigend erduldende Mutter, entsprach kaum der Realität engagierter Nationalsozialistinnen, von den Frauen der SS-Männer bis zu KZ-Aufseherinnen. Erst Anfang der 90er entdeckte die Frauenforschung im Rechtsextremismus neben männlichen Funktionären und prügelnden Nazi-Skins auch Mädchen und Frauen, die mehr waren als "Opfer".

Von rechten "Emanzen" und Skingirls

Die meisten Aktivistinnen der rechten Szene treten selten offensiv und provokativ auf, weswegen sie auch heute noch in klischeehaften Darstellungen, vom einschlägigen Deutschpunk bis zum Tatort kaum auftauchen. Den je nach Region und Organisation 10-30% weiblichen Rechtsextremen wird das aber kaum gerecht.
So wie es nicht den Rechtsextremismus gibt, gibt es auch nicht das Frauenbild. Während sich die Mädchen und Frauen in neonazistischen Jugendcliquen gegen den krassen Chauvinismus der männlichen Kameraden nur durch Aneignung eben dieser Frauenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft Respekt verschaffen können, haben Autorinnen der Neuen Rechten keine Probleme, rechte Ideologie einerseits und eine weitgehend autonome "Selbstbestimmung" andererseits unter einen Hut zu bringen.
In der rechten Szene hat sich schon seit längerem herumgesprochen, dass Frauen besser von Frauen politisiert werden, dass Frauen deeskalierend auf PolizistInnen wie antifaschistische DemonstrantInnen wirken, leichter Räume anmieten können, und schließlich wesentlich effizienter als "Anti-Antifas" in der linken Szene spitzeln als ihre männlichen Kameraden.
Auf der anderen Seite kann der RNF auch als Versuch der NPD verstanden werden, sich nach außen möglichst anderen Parteien anzugleichen. Schließlich existieren Frauenorganisationen in allen großen Parteien, in denen die Anzahl der weiblichen Mitglieder mit 20-30% kaum besser ausfällt.

"Wir werden keine Mutter-Kind-Gruppe
der Partei sein"

Während im Muttermythos der nationalsozialistischen Propaganda die Aufgabe der Frau allein in Gebären und Aufzucht neuer Generationen besteht, beanspruchen die "modernen" rechten Frauen das Recht auf eigenständige "Meinungsbildung" und politische Mitgestaltung neben ihren männlichen Kameraden. Gleichwohl wird die Idee der "naturgemäßen Aufgaben und Pflichten" der Geschlechter damit nicht verworfen. So stellt die Pressesprecherin des RNF, Petra Palau, denn auch fest, dass der Feminismus der 68er einen Keil zwischen die Geschlechter getrieben habe - ausgerechnet in einem Artikel zum Internationalen Frauentag.