Bosnien-Herzegowina

Eigengesetzliche Fortentwicklung und Fremdeinwirkung

"So groß das kollektive Leid auf dem Balkan sein mag - einen geschlagenen Schuldigen gibt es nicht.Statt dessen wird das Unrecht, wie üblich, auf der Seite des jeweils anderen gesehen. ...

Eine schlechte Voraussetzung für Friedfertigkeit, die länger dauern soll als die Ermattung des jeweils letzten Krieges."3

I.

Vor rund zehn Jahren, am 6. April 1992, begann der Krieg in Bosnien-Herzegowina. Zwei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen, rund 250.000 Menschen starben in einem Krieg, der Europa vor Augen führte, daß der Zusammenbruch des Poststalinismus kein neues goldenes Zeitalter4 einleiten würde. Vielmehr exemplifizierte die Tragödie Bosnien-Herzegowinas, daß die "neue Weltordnung" (George Bush) auch einen neuen Kriegstypus hervorbrachte. Anders als in der Vergangenheit, wo nationale Bewegungen neue Staaten kreieren wollten, ging es hier um die Zerstörung und Zerstückelung eines Staates, vorgeblich um einzelne seiner Bestandteile heim ins serbische oder kroatische Reich zu führen. Schlimmer noch: Ideologische Grundmuster (Ethnisierung bzw. "Politik der Identität") und Methoden (Liquidierung, Vertreibung oder Versklavung von Nichtkombattanten) des neuen Krieges zielten darauf ab, andere Identitäten zu zerstören, aber auch besetzte Gebiete oder die belagerten Städte systematisch auszupressen (Privatisierung des Krieges).5 Der "Memozid" (Juan Goytisolo), symbolisiert durch die Zerstörung der Bibliothek von Sarajewo am 26. August 1992, in der sich der Reichtum einer jahrhundertealten islamisch-bosniakischen Kultur befand, ist symbolischer Ausdruck dafür, was man als systematische Auslöschung des Anderen bezeichnen kann.
Knapp zehn Jahre später versammelten sich am gleichen Ort des Geschehens die Präsidenten Kroatiens, Serbiens und Montenegros sowie das Dreierpräsidium Bosnien-Herzegowinas zu einem symbolischen Treffen. Noch immer wartet die Welt auf die Entschuldigung eines hochrangigen serbischen Politikers. Doch Präsident Kostunica, von dem behauptet wird, er betrachte Radovan Karadzic als Patrioten, schwieg oder wich aus. So beließ man es bei der Ankündigung, in Fragen der Flüchtlingsrückkehr, beim Kampf gegen das organisierte Verbrechen etc. enger zusammenzuarbeiten. Wie auch immer sich die Beziehungen zwischen den Staaten des ehemaligen Jugoslawien entwickeln mögen, der westliche Balkan als Konflikt-, Wiederaufbau- und Rückkehrregion ist nach dem improvisierten Modus vivendi in Mazedonien vielfach aus dem Blickwinkel geraten. Allenfalls der Machtkampf zwischen Kostunica und Djindjic, die Beziehungen zwischen Montenegro und Serbien oder vereinzelte Meldungen aus dem Kosovo finden in den großen europäischen Zeitungen Erwähnung. Schlagzeilen produziert Bosnien-Herzegowina nur dann, wenn ein Bezug zu islamischen Terrornetzwerken hergestellt werden kann. Arabische "Mujaheddin", die auf Seiten der bosnischen Armee gekämpft und nach dem Krieg teilweise die bosnische Staatsbürgerschaft bekommen haben, schaden nunmehr dem Ruf des Landes, obgleich weder Beweise für Verstrickungen der bosnischen Regierung noch für eine "Talibanisierung" der Gesellschaft vorliegen. Im Gegenteil, die Regierung kooperiert und ließ auf amerikanischen Wunsch eine Gruppe verdächtiger Algerier ausliefern.6 Ferner wurden im März 2002 Büros der islamischen Wohlfahrtsstiftung "Benevolence International Foundation" in Sarajewo und Zenica durchsucht. Dort gefundene Dokumente führten zur Verhaftung von Enaan Arnaout, dem Direktor der Stiftung, dem Kontakte zu bin Ladin bis ins Jahr 1999 nachgesagt werden.7 Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft der Bosnischen Föderation gegen den ehemaligen Geheimdienstchef Bakir Alispahic. Während des Krieges soll er - mit Hilfe des Iran - am Aufbau einer Spezialtruppe für terroristische Einsätze beteiligt gewesen sein.
Für vorübergehende Aufmerksamkeit sorgte auch das peinliche Gezerre um die Verlängerung des UN-Mandats. Einmal mehr offenbarte sich die mangelnde Sensibilität gegenüber dem "Halbprotektorat. "Amerika und seine bosnische Geißel" - dieser Titel bringt es auf den Punkt8: Washingtons Schlacht gegen den Internationalen Strafgerichtshof hat viel Porzellan zerschlagen. So mancher wird sich an das Diktum von Mustafa Ceric, dem Rais der bosnischen Imame, erinnern, der 1992 feststellte: angesichts von ethnischen Säuberungen, Konzentrationslagern und Massenvergewaltigungen, denen der Westen tatenlos zusehe, könne dieser den Bosniaken "in Zukunft keinen Ethikunterricht mehr erteilen".9
Gleichwohl erlangen im wesentlichen westlich geprägte Kodizes in Bosnien-Herzegowina Faktizität und Geltung. Wie sie aufgenommen werden, gilt es angesichts des nachlassenden Interesses der internationalen Staatenwelt wie auchder Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu untersuchen. Ein Indikator dafür ist die zurückgehende finanzielle Unterstützung insbesondere im Kosovo, aber auch in Bosnien-Herzegowina und Mazedonien - was sich zwangsläufig an einem reduzierten humanitären Engagement bemerkbar macht. Auch in Sarajewo ist allenthalben die Abwanderung der sogenannten Internationalen spürbar. Die Mietpreise sinken, der Entlassungsdruck nimmt zu, immer mehr hochqualifizierte Einheimische bewerben sich auf immer weniger Stellen. Man hat die Qual der Wahl, sagt Jürgen Buxbaum, Leiter des Südosteuropabüros des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IBFG) in Sarajewo. Die Zahlungsmoral der Geberländer sinkt seit dem 11. September. Sollte etwa die Rekonstruktion der multiethnischen Gesellschaft im Kosovo daran scheitern, so der Chef der UN-Übergangsverwaltung, Michael Steiner, breche die "humanitäre Rechtfertigung" der Nato-Militärintervention von 1999 in sich zusammen10, womit ein weiterer Glaubwürdigkeitsverlust des Westens auf dem Balkan verbunden wäre.
Dabei verweisen zumindest die Rückkehrerzahlen für Bosnien-Herzegowina (derzeit rund 4 Millionen Einwohner) auf einen positiven Trend. Seit Ende des Krieges sind laut neuesten Zahlen des UN-Flüchtlingskommissars 850.000 Menschen in ihre ehemaligen Wohngebiete zurückgekehrt. Die Zahlen von 2000 und 2001, insgesamt 159.000, geben dem UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) Anlaß zu Optimismus.11 Der Damm scheint gebrochen - ein Eckpfeiler der internationalen Stabilisierungspolitik erweist sich als erfolgreich. Zahlreiche Muslime, zumeist ältere Menschen, kehren nach Nordwest- oder Ostbosnien zurück, wo es, bedingt durch den Krieg, mitunter einen regelrechten Bevölkerungsaustausch gegeben hat.
So ist aus der einst multikulturellen Universitätsstadt Banja Luka "eine fast rein serbische Stadt und eine geistige Einöde geworden"12, in der Armut herrscht. Ein Rundgang durch die Stadt Anfang Juni 2002 betätigt diesen Eindruck. Wenn überhaupt, sitzt in den Cafés und Bars ein eher zahlungskräftiges Publikum - junge Leute mit westlicher Markenkleidung, Typen in Anzügen mit der obligatorischen schwarzen Sonnenbrille.
Die Psychiaterin Diana Djuric bestätigt die Verarmung breiter Bevölkerungskreise. Nur jede 25. Familie lebt oberhalb der Armutsgrenze. Vorherrschend sei in der Republika Srspka (RS) das Gefühl, vom Westen für alle Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht und von vielen Hilfsprojekten ausgeschlossen zu werden. Für Djurics Arbeit mit Kriegstraumatisierten steht kaum Geld zur Verfügung. Ein Patient droht der eigenen Schwester, die einen Kroaten heiraten will, mit dem Abbruch der Beziehungen: "Dafür habe ich nicht meine Beine verloren."
Anders als in Banja Luka wächst im weiter nördlich gelegen Prijedor der Anteil der muslimischen Bosniaken, so daß der fast paritätische Vorkriegsstand bald erreicht sein dürfte. Nicht unweit von beiden Städten, im Dörfchen Micije, kehrten bereits vor vier Jahren die ersten - kroatischen - Flüchtlinge zurück. Nachdem das erste Mißtrauen abgeklungen ist, scheinen sich die serbischen Dorfbewohner mit den "Neuen" arrangiert zu haben. Der Neid auf die durch "Hilfe zur Selbsthilfe" wieder aufgebauten Häuser verblaßt. Die zumeist alten Leute beider Seiten, es gibt im kaum Familien mit Kindern, sind offenkundig freundlich zueinander. Ein serbischer Dorfbewohner bringt es auf den Punkt: "Besser die Kroaten als die Türken."13 Viele Vertriebene wurden durch die verbesserte Sicherheitslage und das Zurückdrängen der Nationalisten seit den Wahlen 2000 zur Rückkehr ermutigt. Die RS erscheint ihnen - trotz lokaler Widerstände und obgleich Vertreter der Serbischen Demokratischen Partei (SDS) auf ihre Chance lauern - nicht mehr per se als Feindesland.
Hier also will der Westen sparen? Positive Signale, wie etwa die Wiedereröffnung der zerstörten Moschee von Srebrenica, dürfen nicht ignoriert werden. Bedenkt man, daß fast genau vor einem Jahr ein serbischer Mob die Grundsteinlegung für die Ferhadija Moschee in Banja Luka, einen der wichtigsten islamischen Sakralbauten auf dem Balkan, den die Serben 1993 in die Luft sprengten, verhindern konnten, wird deutlich, daß das nationalistische Potential wie ein Vulkan ausbrechen kann.14 Insgesamt gilt sowohl für die Politik des Westens als auch für die Bewußtseinslage der bosnischen Bevölkerung: "Jede Rückkehr eines Vertriebenen ist ein Sieg über die ethnischen Säuberungen."15

II.

Vor diesem Hintergrund bleibt die vor zwei Jahren von Stefan Troebst zusammengefaßte Diskussion über die Perspektiven der durch Krieg und Gewalt zerstörten multiethnischen Gesellschaften auf dem Balkan noch immer aktuell. Jene könnten "nicht rekonstruiert, allenfalls bei Vorliegen günstiger Bedingungen langfristig und in neuer Form ganz neu aufgebaut werden". Neben einem Generationswechsel in Staat und Gesellschaft seien ein langer Atem und vor allem "viel Geld" des Westen nötig.16 Damit nahm der Leipziger Historiker eine - auf dem Konzept des Balkanstabilitätspaktes basierende - vermittelnde Position im Streit zweier Denkschulen ein, welche um die Grenzziehung entlang ethnischer Linien und der - von der internationalen Staatenwelt zu garantierenden - Rekonstruktion des Vorkriegsstatuts mittels Rückkehr aller vertriebenen Flüchtlinge kreist.17
Läßt sich rekonstruieren, was vor dem Krieg aufgrund eines Jahrhunderte währenden Lern- und Verständigungsprozesses zum bosnischen Spezifikum werden konnte und was sich teilweise in den Romanen von Ivo Andric widerspiegelt? Die kroatische Philosophin Rada Ivekovic weist auf die Kollision westlicher Modernisierungsvorstellungen mit der traditionellen bosnischen Mentalität hin: "Das bosnische Spezifikum ist die Integration, die Symbiose, die über den Differenzen steht und diese auf ihren eigentlichen Platz zurückverweist, ist die kulturelle Vielfalt und lebendige Verschiedenartigkeit des Zusammenseins. Dieses Zusammensein brauchte nicht konstruiert zu werden, es existiert wie die Frucht einer langen Geschichte des Vermischens und des Austauschens, als eine verdiente Einheit. Durch diesen Krieg wurde es im großen Stil zertrümmert, so daß es wieder aufzubauen galt, was vorher immer schon existierte."18
Eine Voraussetzung, an das von Ivekovic beschriebene ethnische Zusammenleben der Vorkriegszeit wieder anzuknüpfen, wäre die Wiederherstellung einer "Normalität des Gewohnt-Friedlichen" (Karl Otto Hondrich), wo aggressive kollektive Identitäten zugunsten von individuellen Lebenschancen zurückgedrängt und kollektive Lernprozesse ausgelöst werden können. Der dafür erforderliche ökonomische Aufschwung ist jedoch nicht in Sicht. Nach einem Bericht des Institute for War and Peace Reporting liegt die offizielle Arbeitslosigkeit bei 40% - manche gehen von 50% plus x aus; es ist jedenfalls die höchste Arbeitslosenrate in Europa.19 Armut sei das "Leiden der Nation". Bei einem Prokopfeinkommen von 1075 US-$ im Jahr 2001 ist das kein Wunder. Dieser gesellschaftspolitische Skandal korreliert mit einem nach wie vor starkem brain drain und hohen Selbstmordraten. Diana Djuric vermutet, daß 60% der Menschen gerne ins Ausland gehen würden. Nur wenige junge Leute, wie die resolute Rebeka Kotlo vom Human Right Center Mostar, möchten bleiben. Ihr Kollege Drazen Pandza erzählt, daß von den 42 Abiturienten seiner Klasse aus dem Jahre 1992 nur noch fünf in Bosnien wohnen. Der Rest fiel im Krieg oder wanderte aus.
Fehlende ausländische Investitionen, eine starre, auf Klientelbeziehungen beruhende Bürokratie, mangelnde regionale Zusammenarbeit, die verschleppte Privatisierung u.a. Gründe sprechen gegen eine baldige wirtschaftliche Genesung. Einziger Lichtblick ist das Freihandelsabkommen der südosteuropäischen Staaten, das freilich erst langsam anfängt zu greifen. Zana Gojacic, Vertreterin der Außenhandelskammer Sarajewo, berichtet von täglichen Anfragen deutscher Unternehmen und von "Kontakt- und Kooperationsbörsen" in Mostar oder Banja Luka im September.20 Mehr als guten Willen zur Kooperation hat Bosnien jedoch nicht zu bieten, trotz einer verbesserten, durch internationale Hilfsgelder wiederaufgebauten Infrastruktur und einer soliden Facharbeiterschaft. "Die wirtschaftliche Lage ist verzweifelt", konstatiert Jürgen Buxbaum. Seiner Einschätzung nach wird speziell in Bosnien kaum investiert, dafür aber umso mehr konsumiert. Selbst die einst blühende Landwirtschaft betreibe Subsistenzwirtschaft und produziere, wenn überhaupt, nur für den Binnenmarkt. Es gebe nur wenige risikobereite einheimische Unternehmer. Wenn Betriebe entstünden, dann Autowaschanlagen und Bistros. Schnelles Geld und viel Prestige - diese Mentalität findet man auch in anderen südosteuropäischen Staaten.
Während im isolierten Banja Luka oder in Mostar die Touristen ausbleiben, vermittelt das pulsierende, von eleganten Geschäften und Cafes gesäumte Zentrum von Sarajewo den Eindruck von Geschäftigkeit und Wohlstand. Eine "virtuelle Ökonomie", wie IBFG-Mitarbeiter Yasmin Redzepovic feststellt, die auf einem bürokratischen Moloch basiere, wo ohne "Raja" (Beziehungen) oder "Stela" (Schmiergeld) kein behördlicher Stempel zu kriegen ist. Nur so könnten sich beispielsweise unterbezahlte Lehrer und Ärzte am Leben erhalten. Doch das Problem geht noch tiefer. Noch immer läuft beinahe alles (Wohnungszuteilung, eine Operation, selbst Recht oder Unrecht vor den Gerichten) über Raja.21
Den verbreiteten Vorwurf, die von den internationalen Finanzorganisationen empfohlene Schließung vieler unrentabler Betriebe sei Geldvernichtung, statt dessen seien Erhaltungsinvestitionen sinnvoller, weisen die beiden Gewerkschafter zurück: Die Mehrzahl der Betriebe sei sanierungsunwürdig, marode "Scheißhaufen", die man verschrotten könne. Anlaß zur Hoffnung geben indes immer wieder Initiativen von außen. Der vom Regensburger Repro-Unternehmer Frank Bassen zusammen mit dem Kunstprofessor Manfred Dinnes gegründete Deutsch-Bosnisch-Herzegowinische-Wirtschaftclub ist so ein Fall. Die von ihnen lancierte "Aktion Maschinen für den Frieden" fordert Unternehmen auf, gebrauchte oder neue Maschinen zu Freundschaftspreisen in die Region zu verkaufen. Der Verein hilft auch bei Zollformalitäten und anderen Fragen.22
Noch immer prägen Feindbilder oder versteckte Ressentiments die bosnische Gesellschaft: Gern sucht man die Schuld dafür, daß es einem schlecht geht, bei den anderen. Dorfbewohner beneiden zurückgekehrte Flüchtlinge ob ihrer von internationalen Hilfswerken aufgebauten neuen Häuser. Darüber hinaus hat dies auch zu einer ausgeprägten "Nehmermentalität" geführt: "Man nimmt, was geboten wird, und verlangt dafür immer mehr." Beispiele dafür gibt es zuhauf.23 Eine bosnische Anekdote illustriert den Teufelskreislauf ewiger Schuldzuweisungen bei gleichbleibender Untätigkeit: Treffen sich bosnische und serbische Soldaten, dann klagen sie über den ausbleibenden Sold, das hätten die Kroaten zu verantworten. Treffen Kroaten und Bosniaken aufeinander, werden die Serben dafür verantwortlich gemacht. Bei den Serben und Kroaten sind die Bosniaken schuld, kommen hingegen Soldaten aller drei Nationen zusammen, sind sie sich einig, daß die internationale Staatenwelt für den ausbleibenden Sold verantwortlich ist.
Die Politik der internationalen Staatenwelt predigt Reziprozität und Rationalität, stellt Auszahlungsanordnungen und leitet deren Überprüfung ein. In der bosnischen Realität stoßen sie auf Autoritätsgläubigkeit, Korruption, Verdrängung, Lethargie, Schuld und unterbliebene Sühne, aber auch auf Spontaneität und Improvisation, denen Verwaltungsfachleute teilweise nicht gewachsen sind. "Keine Chance für ein lebensfähiges Bosnien", so lautet der vernichtende Befund einer Studie der Soros-Stiftung, die am Post-Dayton-Prozeß kein gutes Haar läßt. Die Gesamthilfe der letzten sechs Jahre, etwa 5 Mrd. US-$, sei in den Sand gesetzt worden. Der vom Westen geförderte "Marktfundamentalismus" und der damit verbundene Aufschwung des organisierten Verbrechens, das Versagen der ausländischen Ratgeber, letzterem das Handwerk zu legen - all das konnte nicht dazu führen, einen lebensfähigen Staat zu schaffen.24 Solche Berichte sind Wasser auf die Mühlen all jener, die an dem Erfolg der Mission zweifeln, einen stabilen multiethnischen Staat zu "rekonstruieren". "Von wegen Gemeinsamkeit", titelte eine große Tageszeitung25: Dayton mit seinen Stolpersteinen, getrennte Kommunikationsnetze, ethnische Lehrpläne in den Schulen, eine ethnisch fragmentierte Ökonomie und Bürokratie etc. Das sind tatsächlich Barrieren für eine erfolgversprechende Transformationsperspektive.26 Ähnlich gespalten sind übrigens teilweise noch immer die Beziehungen zwischen Bosniaken und Kroaten in der Herzegowina. Amelia Bozic, Mitarbeiterin im Büro des Hohen Repräsentanten (OHR) Mostar, berichtete am 6. Juni 2002 wenig Erfreuliches über die geteilte Stadt mit dualen Universitäten, Krankenhäusern, Verwaltungen etc. Selbst bei der Uhrenumstellung sei man sich nicht einig, einheitlich vorzugehen. Die engagierte Kroatin, die im muslimischen Westteil der Stadt wohnt und fließend Deutsch spricht, illustriert die Absurdität der ethnischen Abgrenzung bei gleichzeitigem Beharren auf Gleichberechtigung gerne mit einer bizarren Begebenheit. Die Eindämmung der Rattenplage in der zertrümmerten, von Muslimen bewohnten Altstadt gehörte zu den ersten Amtshandlungen des damaligen EU-Vertreters in Mostar, Hans Koschnick, der zweimal den Attentatsversuchen kroatischer Extremisten entging. Kurze Zeit später beharrte das "kroatische" Mostar auf dem Gleichheitsprinzip. Zur Bekämpfung einer bis dahin unbekannten "Rattenseuche" wurde das gleiche Budget durchgesetzt.

III.

Es gibt eine klare Gesamtperspektive - sieht man von solchen Kalamitäten ab - die, so der ehemalige Statthalter der internationalen Staatenwelt, Wolfgang Petritsch, zu Optimismus verleiten kann: "Bosnien-Herzegowina wird immer mehr zu einem Teil Europas, und Europa nimmt das Land an. Die internationale Gemeinschaft, an ihrer Spitze die EU, arbeitet nicht an einer Strategie des Herausgehens, sondern des Hineinkommens."27
Petritschs Perspektive für ein demokratisches, multiethnisches Bosnien-Herzegowina ist ehrenwert. Das gilt auch für seinen Kampf gegen jene nationalistischen Dinosaurier, den er zwischen 1999 und 2002 führte. Letztes Jahr wurde offen darüber spekuliert, ob die Proklamierung der "Herceg-Bosna" zu einem dritten, diesmal kroatisch geprägten Teilstaat in Bosnien-Herzegowina führen könne. Erst die von Petritsch durchgesetzte Absetzung von Ante Jelavic, Mitglied im bosnischen Staatspräsidium, und die Isolierung der HDZ konnte dies verhindern, ohne indes die Mehrheit der Kroaten in der Westherzegowina für ein gesamtbosnisches Projekt ("Gebilde ohne Kroaten") zu überzeugen.28
Nach zähen Verhandlungen im April 2002 zwang das OHR den bosnischen Akteuren eine weitreichende Verfassungsreform auf. Danach werden Bosniaken, Serben und Kroaten in beiden Entitäten, in der bosniakisch-kroatischen Föderation und in der RS, als konstituierende Völker anerkannt und müssen in allen staatlichen und gesamtstaatlichen Institutionen vertreten sein. Ein verfassungsrechtlich garantierter Minderheitenschutz ist auch deshalb von Bedeutung, weil nur auf dieser Basis die Rückkehr der Vertriebenen in ihre ursprünglichen Wohnorte aussichtsreich sein kann. Darüber hinaus wird damit der Exklusivanspruch der serbischen Nation, der in der Verfassung der RS niedergelegt ist und einen Anschluß an das serbische Kernland vorsieht, hinfällig. Kritiker monieren indes, daß Petritsch die historische Entscheidung des bosnischen Verfassungsgerichts vom Juni 2000 zugunsten der Serben verwässert habe.29 Allein dieser Vorgang verdeutlicht, in welchem Minenfeld sich die von außen kommenden und von oben agierenden Ingenieure einer multiethnischen Gesellschaft bewegen.
Mißtrauisch von allen Seiten beobachtet, schottet sich die Hauptverwaltung des Hohen Repräsentanten in Sarajewo von der Außenwelt ab. Auf die Frage, was von der Äußerung Petritschs zu halten sei, er agiere angesichts der obrigkeitsstaatlich geprägten Mentalität des Landes wie "ein wohlwollender Diktator"30, zuckt der neue Leiter des Sozialdepartements, ein etwas nervöser, auf diplomatische Floskeln und auf die Vermittlung positiver Wirtschaftstrends bedachter Elsässer, zurück. Betretenes Schweigen macht sich im fensterlosen, einem Bunker ähnelnden Konferenzsaal breit, während draußen die Junisonne aufs Dach prallt. Nein, da werde der ehemalige "High Representative" falsch interpretiert, springt ihm ein souveräner Brite bei. Die internationale Verwaltung mische sich nicht in die Belange der bosnischen Akteure ein. Ihr Auftrag bestehe darin, zu beobachten und zu beraten und eine Dialogplattform, etwa für die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, zu bieten. Letzteres, kritisiert der IBFG, geschehe viel zu wenig, auch sei der OHR viel zu zimperlich bei der Entlassung korrupter Fabrikdirektoren.31 Bei solchen Begegnungen kann der - auch von Praktikern vor Ort lancierte - Eindruck entstehen, im OHR-Büro, aber auch anderswo in Sarajewo, sitzen gelangweilte Bürokraten, denen es darum geht, ihre zwei Jahre abzusitzen - und das bei Durchschnittsgehältern von 7.500 Euro monatlich. Schlimmer noch: man schmort im eigenen Saft und ist von der Wirklichkeit weit entfernt.
Petritschs Politik, die Paddy Ashdon ("Paddy der Letzte"32) wohl fortzusetzen gedenkt, beruht auf zwei Fundamenten: Etablierung einer funktionierenden Marktwirtschaft und ihres politischen Überbaus. Doch diese Perspektive mit ihren politischen und ökonomischen Implikationen, von außen durch Dayton und den Post-Dayton-Prozeß determiniert, berücksichtigt - trotz aller gegenteiligen Beteuerungen - zu wenig die eigengesetzliche Fortentwicklung der bosnischen Gesellschaft, die im wesentlichen auf ethnopluralen Interaktionen beruht. Nicht nur der ökonomische Wiederaufbau ist das Schicksal, sondern auch die - damit verbundene - friedliche Koexistenz der Nationalitäten. Letztere kann nur gelingen, wenn man zur Versöhnung und zur Vergebung bereit ist. Wie kann das angesichts des Grauens geschehen? Der Krieg entblößte die Grenzen des interenthnischen Zusammenseins, des kulturellen Lernens, kurz: des bosnischen Spezifikums. Wenn auch nicht in dieser erschreckenden Brutalität - Srebrenica war zwischen 1992 und 1995 in allen Teilen Bosniens. Es ist noch keine zehn Jahre her, da massakrierten beispielsweise kroatisch-bosnische Spezialeinheiten mindestens 104 Bewohner des 500-Seelen-Dorfes Ahmici. Die Kreuzigung des örtlichen Imams am Portal seiner Moschee war der traurige Höhepunkt dieser Gewaltorgie. Für den Imam von Zenica, Ejub Dautovic, offenbart sich darin ein "so abgrundtiefer und psychopathischer Haß" gegen den Islam, gegen das kulturell andere überhaupt, der nicht mehr erklärbar scheint.33 Demgegenüber wurden noch 1998 im mittlerweile muslimisch geprägten Travnik fünf bosnische Kroaten ermordet, ohne daß die - offensichtlich bekannten - Übeltäter verhaftet worden wären.34 Vergebung, als ein Bestandteil von Versöhnungsarbeit, richtet sich nach Ansicht der Psychoanalytikerin Julia Kristeva an die Täter, nicht auf die Tat.35 Insofern sei diese Art der Vergebung eine eminent persönliche Angelegenheit, unabhängig von der Herkunft. Hier liegt ein weiterer Schlüssel für die Rekonstruktion einer beschädigten multiethnischen Gesellschaft. Hier leisten westliche NGOs und ihre einheimischen Mitarbeiter/innen, aber auch Initiativen wie das "Erzählcafé" in Novi Grad, eine knappe Stunde von Banja Luka entfernt, wo zurückgekehrte Flüchtlinge über ihre Kriegserlebnisse berichten können, eminent wichtige Vorarbeiten. Bausteine auf den Weg zu einer versöhnten Gesellschaft?

IV.

In seinem repräsentativen Amtssitz inmitten Sarajewos, wo die Koexistenz der Kulturen bis 1992 den Alltag prägte, äußert einer der ranghöchsten Führer der islamischen Gemeinde Bosniens, Ismet Spalic36, folgende Erwartungen an einen nutzbringenden interkulturellen Dialog37, der zur Versöhnung beitragen könne: Rund 1.200 Moscheen seien zerstört, 80 Imame getötet worden. Es sei an der Zeit, daß sich Kroaten und Serben dafür entschuldigten und den Vorschlag aufgriffen, jede zerstörte Moschee wieder aufzubauen. Die Bosniaken hätten keine Kirche zerstört und warteten auf eine Geste.
Über die anhaltende Terrorismushysterie der internationalen Sicherheitskräfte - erst Anfang Juni wurde auf spektakuläre Art und Weise ein verdächtiges saudiarabisches Hilfswerk in Travnik durchsucht - kann Spalic, der im Krieg seine engsten Angehörigen verlor38, nur bittere Worte finden: Heute sei jeder Moslem ein potentieller Terrorist. "Was heißt islamischer Terror? Redet jemand über christlichen Terror, wenn in Nordirland oder im Baskenland Bomben explodieren?" Die bosnisch-muslimische Identität wäre ohne die Solidarität der islamischen Welt während des Krieges (Waffenhilfe) und danach (Aufbau der Moscheen) längst am Ende. Also, was solle das Gerede. Auf diese spezifische Identität einer der größten laizistisch geprägten Gemeinden der Welt, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen, hat jüngst Predrag Matvejevic hingewiesen.39 Sie bestünde in ihrem Hin- und Hergerissensein zwischen der eigenen Religion und dem Austausch mit der christlich-abendländischen Kultur. Die zumindest fließenden Übergänge zwischen den Kulturen im Alltag - man denke an die orientalisch anmutenden Ornamente an einigen Hauswänden, wenn man durchs Land reist, an den bosnischen Kaffee, der überall und von allen gereicht wird oder an die sich ähnelnde Musik etc. - sind der Schlüssel zur Wiederversöhnung, die bisher zweifach zu funktionieren beginnt: pragmatisch und reflexiv. So wie in Turovoi, unweit von Sarajewo, wo Bosniaken und Serben schon seit Generationen zusammenleben und man die Meinung vertritt, von den Politikern verraten worden zu sein. Frage: "Könnte der Krieg wieder losbrechen?" Antwort: "Nein", sagt der serbische Hausherr zum Reporter, "nicht, solange wir leben. Wir haben unsere Lektion gelernt".40 Pragmatisch ist auch der Ansatz von Natasa Tesanovic. Die Direktorin des Alternativna Televizija in Banja Luka will nationalistische Denkstrukturen durch die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen überwinden. Durch "professional reporting", etwa über den Milosevic-Prozeß, sei es gelungen, Teile der gleichgültigen Bevölkerung aufzurütteln. Pragmatisch geben sich auch die Jugendvertreter des SDS Anfang Juni in Banja Luka, die Kontakte zur Konrad-Adenauer-Stiftung unterhalten und auf Kooperation mit dem OHR bei gleichzeitiger Wahrung der "serbischen Identität" setzen. Während die Fernsehmacherin offensiv aufklären will, will der SDS-Nachwuchs überwintern, ohne zu versöhnen. Vielmehr beließ man es bei Relativierungen. Karadzic? Von dem habe man sich schon längst getrennt. Kriegsverbrechen seien auch an Serben begangen worden. Ohne öffentliche Proteste - auch von bosniakisch-muslimischer Seite fanden keine Demonstrationen statt - wurde übrigens Karadzics neues Buch am 26. Mai in Sarajewo vorgestellt. Es blieb seiner Frau vorbehalten, seine Komödie Sitovacija vorzustellen, in der er sich u.a. über das von der internationalen Staatenwelt verordnete multiethnische Zusammenleben ausläßt. In einem fiktiven Dialog heißt es:
"Edi: Du lernst Zusammenleben!
Radojca: Man lernt ein Leben lang. Wir lernen das schon 500 Jahre, sind aber noch in der ersten Klasse.
Edi: Dann schlechtes Lehrer. Wir gutes Lehrer. Wir Dich befördern ...
Radjca: Ins Haag?
Edi: Nein, dahin Du selbst gehen (...)."41
Reflexive Versöhnung findet dagegen in Travnik statt, wo das Kulturzentrum Kaleidoskop die bosnische Kultur revitalisieren will. Die Zauberformel heißt "Kultur + Jugend + Tradition jenseits ethnischer Grenzen" und setzt auf wiederzuentdeckende kulturelle Identitäten in der Geburtsstadt Ivo Andrics. Das kann mittelalterliche Tatoos von Frauen, die künstlerisch dargestellt werden, oder das einst praktizierte Goldwaschen betreffen. Namentlich die Aufführung alter Lieder mit dazu passenden, fachgerecht hergestellten Instrumenten und den entsprechenden Kostümen durch die örtliche Musikgruppe "Ultra Red Orchester" an "authentischen Orten" sind bei jungen Leuten der Renner. Sanela und Enes, die Motoren von Kaleidoskop, sind trotz Geldmangels hoffnungsvoll. Ihr erstelltes "Inventar des Verschwindens", wie überhaupt ihr Konzept einer kulturellen Begegnungsstätte, fand Anklang bei der Schweizer Stiftung Pro Helvetia. Sie finanzierte die baulichen Maßnahmen. Es entstand eine Oase der Spiritualität mitten in Travnik. Dieses Projekt mit bogumilisch-kritischem Touch verdient Nachahmer. In Bosnien gibt es noch Pioniere des kulturellen Zusammenlebens.
Pragmatisches Fazit: Als bedeutsam für den komplizierten Versöhnungsprozeß könnte sich der Start der gesamtbosnischen Fußballliga erweisen, die erstmals seit Kriegausbruch im August 2002 ihren Spielbetrieb aufnimmt. Möglicherweise fördert dies die Bildung einer nationalen - man kann auch sagen: kollektiven - Identität, zumal bosnische Fußballfreunde, gleich welcher Herkunft, die Erfolge benachbarter Nationalmannschaften (die kroatische Nationalmannschaft hat immerhin das WM-Viertelfinale erreicht) mit einem gewissen Frust verfolgen.
Die Diffusion von äußeren Einflüssen mit endogenen Faktoren, die Dialektik von Fremdfaktoren und -bestimmung einerseits und eigengesetzlichen Entwicklungspotentialen andererseits, ist in Bosnien-Herzegowina noch lange nicht abgeschlossen. "Alles Gewordene ist - das ist sein Vorzug vor allem Gedachten - eine geglückte Kombination." Man darf gespannt sein, ob sich diese Prognose des Südosteuropahistorikers Walter Markov erfüllen wird.42

Anmerkungen
1 Wichtige Gespräche fanden auf einer Reise durch Bosnien-Herzegowina im Rahmen des Projekts "Migration, Minderheitenpolitik und Separatismus in Südosteuropa" der Hans-Böckler-Stiftung (31.5.-9.6.2002) statt.
[Die korrekte Bezeichnung ist "Bosnien und Herzegowina"; hier wurde aus praktischen Gründen die gebräuchliche Schreibung mit Bindestrich beibehalten - Anm. d. Red.]
2 Geschichte, so der Südosteuropahistoriker Walter Markov, beruht auf der "Bipolarität von eigengesetzlicher Fortentwicklung und Fremdeinwirkung. Jede Gesellschaft entfaltet die ihren substantiellen Grundlagen entspringende Tendenz insoweit und insolang, als sie nicht auf den Widerstand ihrer von anderen Voraussetzungen geleiteten Umgebung stößt. Es kann sein, daß der jeder Gesellschaftsordnung innewohnende eigene dialektische Widerspruch ihre Zukunft bestimmt. Ebenso ist es möglich, daß ihr dieselbe ausschlaggebend von außen zudiktiert wird. In diesem Falle projizieren sich die quantitativ überlegenen, nicht unbedingt schon in Qualität umschlagenden sozioökonomischen Verhältnisse einer anderen Gesellschaft auf ihre schwächeren Nachbarn." Walter Markov: Grundzüge der Balkandiplomatie. Ein Beitrag zur Geschichte der Abhängigkeitsverhältnisse, hg. von Fritz Klein und Irene Markov, Leipzig 1999, S. 72.
3 Karl Otto Hondrich: Grenzen des Lernens (1995), in: Ders., Wieder Krieg, Frankfurt am Main 2002, S. 95.
4 Eric Hobsbawm: Age of Extremities. The Short Twentieth Century 1914-1991, London 1995, prägte diese Formel für die 1960er und 1970er Jahre.
5 Vgl. dazu grundlegend: Mary Kaldor: New & Old Wars. Organized Violence in a Global Era, Stanford University Press 1999.
6 Vgl. dazu Wolf Oschlies: Bosnien-Herzegowina. Stagnation mit Pyrrhus-Siegen, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 5/2002, S. 589-593. Noch grundlegender: Achim Beinsen: Muslimanstvo and ,Bosniakdom‘: Islam in the Discourse of Muslims in Bosnia-Herzegowina, in: South East Europe Review (SEER), 1/2002, pp. 17-26.
7 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 6.5.2001.
8 Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 30.6.2002.
9 Zitiert nach Juan Goytisolo: Notizen aus Sarajewo, Frankfurt am Main 1993, S. 105. Immerhin hat die spontane Bereitschaft der EU, die gefährdete Polizeimission zu übernehmen, wenigstens teilweise die Glaubwürdigkeit des Westens gerettet, denn die Ausbildung ethnisch gemischter Polizeikräfte gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen multiethnischen Staat.
10 Frankfurter Rundschau (FR) vom 28.6.2002.
11 Vgl. NZZ vom 28.6.2002.
12 Matthias Rüb: Balkan Transit. Das Erbe Jugoslawiens, Wien 1998, S. 115.
13 Zit. nach NZZ vom 17.3.2001.
14 30 Menschen wurden durch Steinwürfe verletzt, darunter 18 muslimische Rückkehrer.
15 So Werner Blatter vom UNHCR. Zit. n. NZZ vom 7.2.2002.
16 Stefan Troebst: Ist multiethnische Gesellschaft rekonstruierbar? Von den Kriegen in Jugoslawien zum Stabilitätspakt für Südosteuropa, in: Kommune 9/2000, S. 49.
17 Vgl. zusammenfassend: ebd., S. 44.
18 Rada Ivekovic: Autopsie des Balkans. Ein psychopolitischer Essay, Graz, Wien S.165.
19 Nachzulesen unter: http:// www. iwpr.net/index.pl?archive/bcr2/bcr2_20020322_4_eng.txt
20 So die FAZ vom 24.6.2002.
21 Vgl. Kristof Gosztonyi und Rüdiger Rossig: Ohne Raja geht noch wenig, in: OST-WEST-Gegeninformationen, 4/1998, S. 10f.
22 Vgl. Maschinen für den Frieden, FR vom 30.1.2002.
23 Zit. nach NZZ vom 17.3.2001 und 26.3.2001.
24 FAZ vom 14.3.2002.
25 FR vom 21.11.2000.
26 Vgl. auch Salih Foco, The political-economic and social status of Bosnia and Herzegovina, in: SEER, 2/2001, p. 50.
27 "As Bosnia and Herzegowina becomes increasingly European, Europe is embracing the country. Instead of working on an exit strategy, the International Community with the EU in the lead is implementing an entry strategy." Zit. nach ONASA, Independent News Agency, 9.5.2002
28 Vgl. FAZ vom 3.3.2001; NZZ vom 5.3.2001.
29 Vgl. hierzu die harsche Kritik von Dunja Melcic: Ein historisches Urteil mit schäbigem Nachspiel. Wie die bosnische Verfassungsreform verspielt wurde, in: Kommune, 7/2002, S. 34-37. Darin prangert sie eine einseitige Bevorzugung der serbischen Volksgruppe seitens des Hohen Repräsentanten an, der maßgeblichen Vorgaben des obersten Verfassungsgerichts, das den Entitäten den Staatscharakter ab- und Bosnien-Herzegowina als staatlichem Subjekt zusprach, nicht folgte.
30 Vgl. NZZ vom 27.5.2002.
31 "Es war nicht wichtig, wer fähig war, ein Unternehmen zu führen," bemerkt der Minister für Wiederaufbau und Entwicklung, Gavrilo Grahovac, "sondern welcher Nationalität jemand angehörte" (zit. n. FAZ vom 24.6.2002). Dieses Prinzip ist noch immer nicht durchbrochen, bestätigen Buxbaum und sein Mitarbeiter.
32 Viele Beobachter gehen derzeit davon aus, daß nach Auslaufen von Ashdons Amtszeit kein Nachfolger mehr ernannt wird.
33 Erich Rathfelder: Sarajewo und danach. Sechs Jahre Reporter im ehemaligen Jugoslawien, München 1998, S. 118ff., bes. S. 125f.
34 Margaret Vandiver: Reclaiming Kozarac. Accompanying Returning Refugees, in: Reconstructing Muliethnic Societies: The Case of BiH, edited by Dzemal Sokolovic and Florian Bieber, Ashgate Publishers 2001, p. 174.
35 Siehe dazu Julia Kristeva: Hannah Arendt. Das weibliche Genie, Berlin 2001.
36 Das Gespräch fand am 7. Juni 2002 statt.
37 Derzeit gibt es einen interreligiösen Dialog mit den christlichen Konfessionen.
38 Beim Wasserholen explodierte eine bosnisch-serbische Granate.
39 Vgl. ders.: Ein Fluß ohne Strömung und Mündung. Vor 10 Jahren begann der Krieg in Bosnien, in: FR vom 6.4.2002.
40 Zit. n. NZZ vom 7.2.2002.
41 Zit. nach Wolf Oschlies, Der Kriegsverbrecher als Komödiant, in: Die Zeit, Nr. 25 (13.6.2002), S. 36.
42 Markov (Anm. 2), S. 72.

Dr. Jens Becker, Sozialwissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt am Main

aus: Berliner Debatte INITIAL 13 (2002) 5/6 S. 174-181