Trashy film revisited
Wir schreiben das Jahr 1966. Frauen im Kino sind brav und sorgen sich um Männer, die nicht anrufen oder nicht nach Hause kommen. Zu diesem Zeitpunkt dreht eine kleine Crew in der Mojave Wüste hinter Las Vegas einen Film über prügelnde und mordende Frauen, die schnelle Autos fahren und sich nehmen, was sie brauchen. Der Film heißt zunächst „The Leather Girls“ und erhält später den legendären Titel: „Faster, Pussycat! Kill! Kill!“
Die Handlung ist mehr als ungewöhnlich für die Zeit. Drei Showtänzerinnen, laut, grell und mit lesbischen Untertönen, treffen bei ihrem Feierabend-Ausritt ein naives heterosexuelles Pärchen. Die Anführerin, Varla, tötet bei einem Streit den jungen Mann, indem sie ihm das Genick bricht, und nimmt die Frau, Linda, mit. Die Gang schleicht sich bei einem alten Farmer und seinen beiden Söhnen ein, um an sein Geld zu kommen. Der Drei-Männer-Haushalt ist durch und durch kaputt: Der Alte, der seit einem Zugunfall im Rollstuhl sitzt, als er ein Mädchen von den Gleisen rettete, hasst Frauen und schickt seinen einfältigen jüngeren Sohn gelegentlich auf Frauenjagd. Im weiteren Verlauf trachten alle einander nach dem Leben, nachdem sie einander in verschiedenen Konstellationen begehrt haben. Am Ende überfährt Linda Varla und fährt mit dem älteren Sohn des Farmers davon, die einzigen beiden Überlebenden.
Bis heute ist der Film ein Schlag ins Gesicht aller, die von Professionalität faseln und glauben, man könnte sich die Zutaten zur Revolution auf dem freien Markt für Dienstleistungen zusammenkaufen. Russ Meyer, das ewige Schmuddelkind Hollywoods, drehte mit einem Budget von 46.000 Dollar und in Schwarzweiß („Damals sparte man, wo man konnte“). Der Drehbuchautor, Jack Moran, schloss sich vier Tage in ein Hotelzimmer ein, um das Skript zu schreiben. Der schwarze Porsche 365 C, mit dem die Hauptdarstellerin Tura Satana als Anführerin der Frauengang durch die Wüste rast, war Meyers eigenes Auto. Und niemand würde den Film heute kennen, wenn er auf dem klassisch-hierarchischen Verhältnis von Regisseur und Darstellerinnen beruht hätte.
Meyer erklärte später freimütig, Pussycat sei mindestens ebenso sehr Tura Satanas Film wie sein eigener. Tura prägte Styling, Dialoge und Kampfszenen und stritt sich beständig mit Meyer über die Inszenierung. Die Figur der autonomen, exzessiven, lasziven und gewalttätigen Varla bezog ihre Authentizität aus ihrer Darstellerin. Tura Satana hatte als Showtänzerin und als Bodyguard gearbeitet, war Anführerin einer Mädchengang in Chicago gewesen und kannte sexuelle Gewalt und das Bedürfnis, zurückzuschlagen, aus ihrer eigenen Biographie. (Außerdem hatte sie mal was mit Elvis, dessen Heiratsantrag sie aber ablehnte.)
Die Figur der souveränen, gefährlichen Frau, die sich ungehindert bewegt, aber nicht aus Verbitterung handelt, ist das zentrale Statement des Films („I never try anything. I just do it.“). Es ist das Statement einer proletarischen Frauenbefreiung, die mit politischer Korrektheit wenig zu tun hat. „Faster, Pussycat“ erinnert bis heute daran, dass 68 auch eine proletarische Revolution war, eine Kulturrevolution des Alltags, und eine Frauenrevolution. Wer sich für einen proletarischen Feminismus interessiert, der sich nicht in der bürgerlichen Gleichberechtigungsgesellschaft erschöpft, muss hier danach suchen, was verschüttet wurde. „We don’t like anything soft. We are hot.“
Die Handlung ist mehr als ungewöhnlich für die Zeit. Drei Showtänzerinnen, laut, grell und mit lesbischen Untertönen, treffen bei ihrem Feierabend-Ausritt ein naives heterosexuelles Pärchen. Die Anführerin, Varla, tötet bei einem Streit den jungen Mann, indem sie ihm das Genick bricht, und nimmt die Frau, Linda, mit. Die Gang schleicht sich bei einem alten Farmer und seinen beiden Söhnen ein, um an sein Geld zu kommen. Der Drei-Männer-Haushalt ist durch und durch kaputt: Der Alte, der seit einem Zugunfall im Rollstuhl sitzt, als er ein Mädchen von den Gleisen rettete, hasst Frauen und schickt seinen einfältigen jüngeren Sohn gelegentlich auf Frauenjagd. Im weiteren Verlauf trachten alle einander nach dem Leben, nachdem sie einander in verschiedenen Konstellationen begehrt haben. Am Ende überfährt Linda Varla und fährt mit dem älteren Sohn des Farmers davon, die einzigen beiden Überlebenden.
Bis heute ist der Film ein Schlag ins Gesicht aller, die von Professionalität faseln und glauben, man könnte sich die Zutaten zur Revolution auf dem freien Markt für Dienstleistungen zusammenkaufen. Russ Meyer, das ewige Schmuddelkind Hollywoods, drehte mit einem Budget von 46.000 Dollar und in Schwarzweiß („Damals sparte man, wo man konnte“). Der Drehbuchautor, Jack Moran, schloss sich vier Tage in ein Hotelzimmer ein, um das Skript zu schreiben. Der schwarze Porsche 365 C, mit dem die Hauptdarstellerin Tura Satana als Anführerin der Frauengang durch die Wüste rast, war Meyers eigenes Auto. Und niemand würde den Film heute kennen, wenn er auf dem klassisch-hierarchischen Verhältnis von Regisseur und Darstellerinnen beruht hätte.
Meyer erklärte später freimütig, Pussycat sei mindestens ebenso sehr Tura Satanas Film wie sein eigener. Tura prägte Styling, Dialoge und Kampfszenen und stritt sich beständig mit Meyer über die Inszenierung. Die Figur der autonomen, exzessiven, lasziven und gewalttätigen Varla bezog ihre Authentizität aus ihrer Darstellerin. Tura Satana hatte als Showtänzerin und als Bodyguard gearbeitet, war Anführerin einer Mädchengang in Chicago gewesen und kannte sexuelle Gewalt und das Bedürfnis, zurückzuschlagen, aus ihrer eigenen Biographie. (Außerdem hatte sie mal was mit Elvis, dessen Heiratsantrag sie aber ablehnte.)
Die Figur der souveränen, gefährlichen Frau, die sich ungehindert bewegt, aber nicht aus Verbitterung handelt, ist das zentrale Statement des Films („I never try anything. I just do it.“). Es ist das Statement einer proletarischen Frauenbefreiung, die mit politischer Korrektheit wenig zu tun hat. „Faster, Pussycat“ erinnert bis heute daran, dass 68 auch eine proletarische Revolution war, eine Kulturrevolution des Alltags, und eine Frauenrevolution. Wer sich für einen proletarischen Feminismus interessiert, der sich nicht in der bürgerlichen Gleichberechtigungsgesellschaft erschöpft, muss hier danach suchen, was verschüttet wurde. „We don’t like anything soft. We are hot.“