Wer bin ich?

Quiz: Das Kommunistische Manifest hilft weiter.

Das Kommunistische Manifest ist auch heute noch ein toller Text: Scharfsinnige Kritik an den Zuständen in Europa, Überlegungen zur Strategie der Linken, Kampf für die Errungenschaften der bürgerlichen Revolutionen bei gleichzeitiger Kritik der bürgerlichen Gesellschaft. Oft überblättert sind die letzten Kapitel, in denen sich Marx mit den linken Strömungen seiner Zeit auseinandersetzt. prager frühling meint: Um die Auseinandersetzungen in und um DIE LINKE zu verstehen, ist ein Studium der letzten Kapitel unumgänglich. DIE LINKE — ein Potpourri aus reaktionären, bürgerlichen und utopischen SozialistInnen? Wir gehen es spielerisch an und fragen: Wer bin ich?

Im Bord-Bistro der deutschen Bahn, der Hunger macht auf sich aufmerksam. Was isst du?

a) Nürnberger Rostbratwürstchen und Weizenbier. Da weiß man, was man hat.
b) Blattsalat mit Joghurtdressing, dazu ein Mineralwasser. Nur eine gesunde Gesellschaft kann irgendwann eine sozialistische Gesellschaft werden.
c) Ich verhandle mit dem Kellner ein ganz neues Gericht, das es noch gar nicht gibt. Der Kellner ignoriert mich, und ich gehe mit leerem Magen zurück ins Abteil.

Thema Rentenpolitik: Welche Rentenpolitik sollte DIE LINKE betreiben?

a) Norbis Rentenformel muss wieder her. So wie’s früher war!
b) Man sollte sich offen den Realitäten stellen: Die Rentenpolitik der LINKEN sollte gegenfinanziert sein, bspw. durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Das hilft auch den Schwächsten!
c) Statt Rente bedingungsloses Grundeinkommen für jede/n — auch für Rentner! Generation Mallorca mal anders: Auf die Insel und Phalanxen gründen!

Der Computer gibt beim Flugblätterschreiben den Geist auf. Was machst du?

a) Mir widerstrebt der Computer sowieso. Wollte eigentlich endlich mal wieder die Schreibmaschine rauskramen und mir dabei Tipp-Ex-Flecken aufs Hemd machen.
b) Ich friemle so lange daran herum, bis das Teil wieder funktioniert.
c) Ich halte inne und stelle mir vor, wie in der besseren Gesellschaft eine funktionierende
Computerinfrastruktur für alle aussehen sollte.

Thema Europa: Wie hältst du’s mit der EU?

a) Im Urlaub ja, sonst nein. Die Mitgliedsstaaten müssen gestärkt werden, sonst ist mir das alles zu komplex. Komplexität ist sowieso ein Trick der Herrschenden.
b) Europa ist toll: Alles — vom Verfassungsvertrag bis zu den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs dient letztlich der ArbeiterInnenklasse.
c) Europa ist mir zu wenig: Wir fordern eine globale Phalanx und fürs globale Wirtschaften Globalwerkstätten.

Wer sind deine Vorbilder?

a) Norbert Blüm, Hugo Chavez, Petra Kelly
b) Tony Blair, Kardinal Ratzinger, RobinHood
c) Rainer Langhans, Subcomandante Marcos, Roland Koch

Wieso sind die Anliegen der Sozialisten berechtigt?

a) Weil sie die ganzen brutalo-kapitalistischen Deformationen wieder zurückdrehen:
Wie schön es früher in Mannheim war, als die Frauen noch nicht
arbeiten gehen wollten.
b) Weil sie die Globalisierung am konsequentesten gestalten und die besten HaushaltskonsolidiererInnen sind: Wer heute spart und die Schulen schließt, nützt den künftigen Generationen oder so.
c) Weil sie über die besseren Wertorientierung verfügt: Die bessere Gesellschaft ist einfach besser, ist besser, ist besser, ist besser und manchmal auch einfach nur: besser!

Wenn du Mitglied der LINKEN wärst und freie Wahl hättest, in welchem Landesverband wärst du gerne Mitglied?

a) NRW
b) Berlin
c) Sachsen
d) Egal, Hauptsache die Post bringt mir
den prager frühling.

Was ist deine lieblings-daily-Soap?

a) Marienhof
b) Verbotene Liebe
c) Das hängt davon ab, welchen Film ich gerade fahre.

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Auswertung

überwiegend a)

Kleinbürgerlicher Sozialismus
Herzlichen Glückwunsch: Du bist ein(e) kleinbürgerliche(r) SozialistIn! Schön zwischen den Klassen, guckst du nostalgisch in die Vergangenheit: „Seinem posititiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozialismus entweder die alten Produktions- und Verkehrsmittel wiederherstellen und mit ihnen die alten Eigentumsverhältnisse und die alte Gesellschaft, oder er will die modernen Produktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der alten Eigentumsverhältnisse, die von ihnen gesprengt wurden, gesprengt werden mußten, gewaltsam wieder einsperren“ (MEW 4: 486). Mit fortschrittlicher Politik und den Realitäten hat das leider wenig zu tun: „In beiden Fällen ist er reaktionär und utopisch zugleich. Zunftwesen in der Manufaktur und patriarchalische Wirtschaft auf dem Lande, das sind seine letzten Worte“ (MEW 4: 485). Prager frühling empfiehlt: Früher war auch nicht alles Gold, was heute glänzt. Wir brauchen keine Links-CSU. Also: Blick nach vorn, mit uns die Zeit!

überwiegend b)

Bourgeoissozialismus
Ganz schön unverfroren, wie du dir die bürgerliche Gesellschaft schön redest: „Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern: Freier Handel! im Interesse der arbeitenden Klasse; Schutzzölle! im Interesse der arbeitenden Klasse; Zellengefängnisse! im Interesse der arbeitenden Klasse; das ist das letzte, das einzige ernstgemeinte Wort des Bourgeoisiesozialismus“ (MEW 4: 489). Eigentlich gefällt dir’s so, wie es ist. Dein Prinzip: „Ein bisschen Mildtätigkeit, aber keine grundsätzlichen Veränderungen: Der Sozialismus der Bourgeoisie besteht eben in der Behauptung, daß die Bourgeois Bourgeois sind — im Interesse der arbeitenden Klasse“ (MEW 4: 489) Am Ende nützt alles der Arbeiterklasse — ist schon klar. prager frühling empfiehlt: Nicht so tun, als würde die Bourgeoisie auf Bourgeoissozialisten warten, die sich im Angekommen- Sein suhlen. Sich mal wieder die Frage stellen: Für und mit wem mache ich eigentlich Politik?

überwiegend c)

Utopisch-kritischer Sozialismus
Die Gedanken schweifen lassen und eine andere Welt herbei sehnen — das sind deine Lieblingsbeschäftigungen. Statt dich mit der Welt zu beschäftigen, wirst du nicht müde ihr den ganz anderen, besseren Entwurf vorzuhalten. Von der Frage wie man zur besseren Gesellschaft kommt, willst du allerdings nichts wissen. So landest du am Ende im Moralismus: „Die träumen noch immer die versuchsweise Verwirklichung ihrer gesellschaftlichen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von Home-Kolonien, Errichtung eines kleinen Ikariens — und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser müssen sie an die Philanthropie der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren“ (MEW 4:491). prager frühling empfiehlt: Weniger Blubb-Blubb, mehr Analyse und mal wieder zum Buch greifen. Wer die Welt verändern will, muss zumindest versuchen, sie zu verstehen.