1. EinführungDieser Aufsatz untersucht die ökonomischen und politischen Strategien, die seit den 1980er Jahren den High-Tech-Kapitalismus in den Neuen Industrialisierten Ländern (NICs) Ostasiens ..
... befördert haben. Ein wichtiger Aspekt dieser erneuerten der zwischenzeitlich von Japan und Europa bedrohten ökonomischen US-Hegemonie ist die sowohl symbolische als auch materielle Signifikanz des Silicon Valley als Beispiel für die Wettbewerbsstärke Amerikas in der neuen knowledge-based economy. Diese prägte seit den späten 1980er Jahren zunehmend die ökonomischen und politischen Strategien nicht nur der postfordistischen Regimes des entwickelten Kapitalismus, sondern auch anderer Ökonomien innerhalb der globalen Arbeitsteilung. Sie ist eine favorisierte Strategie der führenden internationalen Organisationen (wie OECD, UNCTAD, Weltbank, EU, APEC und ASEAN) und hat allmählich den Status eines techno-ökonomischen Wahrheitsregimes erworben, analog zum -- aber verschieden vom -- Washingtoner Konsens. Dieses neue Wahrheitsregime spiegelt sich in einer globalen >SiliconwelleHigh-Tech-Nabel der WeltBeeinflusst durch diese neue große Erzählung haben führende ökonomische und politische Kräfte in den NICs ihre High-Tech-Zukunft hinsichtlich des Silicon Valley-Modells neu konzipiert. Öffentliche und private Institutionen/Akteure produzieren Diskurse, Strategien, Politiken und materielle Praktiken, durch die dieses hegemoniale High-Tech-Paradigma im nationalen und transnationalen Rahmen befördert, ergänzt, ausgeweitet und eingebettet wird, wie etwa . Singapurs Versuche , ein >Intelligent IslandSiliconizationIn Ostasien hat diese Strategie drei Hauptmerkmale: (a) Das Silicon Valley-Modell im Besonderen und die knowledge-based economy-Diskurse im Allgemeinen als den Weg vorwärts für die NICs zu privilegieren; (b) in der Umformung der techno-ökonomischen Subjektivitäten Produktions- und Konsumtionsnormen zu etablieren, die vorteilhaft für den High-Tech-Kapitalismus sind; und (c) die materiellen Praktiken und gesellschaftlichen Verhältnisse im globalen, regionalen und nationalen Maßstab neu zu ordnen, um das Entstehen neuer Akkumulationsregime zu optimieren. Ich möchte zunächst die allgemeine Situation in den ostasiatischen NICs darstellen und dann die Hauptmerkmale der >SiliconizationSilicon ValleyDie meisten Untersuchungen zum Silicon Valley interpretieren die Region als ein flexibel spezialisiertes High-Tech-Konglomerat mit einer dichten Konzentration von internetbezogenen und anderen computerbasierten Aktivitäten (Saxenian 1994). Lee u.a. (2000) beschreiben es als einen Lebensraum, der Menschen, Firmen, Institutionen und deren Netzwerke und Interaktionsweisen einschließt. Solche High-Tech-Netzwerke wurden von Kapitalbeteiligungsgesellschaften, fachlich spezialisierten Firmen, Universitäten und Forschungscentern geschaffen, die einer unternehmerischen Ethik anhängen und auf einem hohen Niveau zur Zusammenarbeit bereit sind. Mit dem Erfolg Beteiligter wie Intel, Cisco Systems und Hewlett-Packard ist Silicon Valley nicht mehr nur ein reales High-Tech-Cluster in Kalifornien, es ist auch ein neues Entwicklungsmodell, das von Business-Journalisten, Management-School-Akademikern, Think Tanks und staatlichen Technokraten angepriesen wird. Dieses Modell wird mit dem folgenden techno-ökonomischen Wahrheitsregime in Verbindung gebracht: a) dem Glaube ans Unternehmertum; b) einer wichtige Rolle für Beteiligungskapital; c) der kritischen Beteiligung von Forschungsuniversitäten; d) einem soliden Angebot von hochqualifizierten Forschern; e) dem Nutzen von sich formenden, aneinandergereihten Firmen (agglomeration economies); und f) dem >EingebettetseinDas Aufkommen dieses Wahrheitsregimes war eng verbunden mit den strukturellen Grenzen, mit denen die exportorientierte Wachstumsweise der NICs in den 1980ern konfrontiert war (Sum 1997): etwa ihren gestiegenen Produktionskosten und dem Aufstieg der postsozialistischen Länder, hier vor allem China und Vietnam, die in der Lage waren, billiger für die globalen Märkte zu produzieren. Bereits vor der >AsienkriseAngebot billiger ArbeitskraftAusbau von Technologie und InfrastrukturSiliconizationDie Strategie der >SiliconizationerfindenSiliconwelleGreen Silicon IslandIntelligent IslandSilicon Valley of the MindSiliconwelleSiliconwelleUnternehmertumMedia ValleyKoreas Silicon ValleyCyberportInternet-NabelIn verschiedener Hinsicht besetzten die Silicon Valley-Diskurse in den späten 1980ern und 1990ern die Vorstellungskraft vieler führender Figuren und Kräfte in den ostasiatischen NICs. Obwohl das >PlatzenTechnologieblaseChinas Silicon Valley3.1. Produktionsform
Wir können eine Reorganisierung der Arbeitsteilung in der Produktion durch die Emergenz von Netzwerken beobachten, die das ursprüngliche Silicon Valley mit analogen Clusters anderswo verbinden. So hat zum Beispiel Singapur gute Verbindungen zum Silicon Valley etabliert, Bangalore in Indien und CyberCity in Shenzhen. Ähnlich hat Hong Kong die Hong-Kong-Silicon-Valley-Assoziation 1999 ins Leben gerufen, um den Austausch von Wissen, Kompetenz und Arbeitskraft zwischen beiden Seiten zu verbessern. Südkorea gab 2001 die Gründung eines >Bio ValleyBei der Silicon Valley-Hsinchu Verbindung vermittelten Techniker und Kapitalgeber aus der chinesischen Diaspora, die dort schon seit über einer Dekade studiert und gearbeitet haben. Viele von ihnen sind im Rahmen eines umgekehrten brain drain zu Rückkehrern geworden und brachten dabei technische Fähigkeiten, Manager-Wissen, unternehmerische Erfahrungen und Verbindungen zu ICT-Märkten in den USA mit. Saxenian (2001) argumentiert, dass Hsinchu ebenso wie das Silicon Valley charakterisiert ist durch intensiven Wettbewerb und Zusammenarbeit zwischen Firmen kleiner und mittlerer Größe sowie Abteilungen größerer Unternehmen. Zusammen stellen sie die Komponenten und den Design-Service, der benötigt wird, um Desktop-Computer, Notebooks und andere Informationsgeräte und elektronische Systeme zu produzieren -- Monitore, Scanner, Mäuse, Stromversorgung, Drucker, Karten und Peripheriegeräte. In dieser Hinsicht obliegt die Organisation der Produktion einem lokalen Cluster von spezialisierten Produzenten mit engen ökonomischen Verbindungen untereinander, aber auch zum ursprünglichen Silicon Valley. Man kann dies als ein System vertikal desintegrierter Firmen betrachten, die nationale Grenzen überschneiden. Die spezialisierten Produzenten sind in dichte Netzwerke von Konsortien, Joint-Ventures und Partnerschaften einbezogen. In der entstehenden Arbeitsteilung setzt Hsinchu schwerpunktmäßig auf die Fertigung von PCs und Notebooks sowie auf Herstellungsgeräte und Logistik; umgekehrt behält das Silicon Valley in Kalifornien seine Rolle als ein Zentrum neuer Produktdefinition und durchschlagenden Innovationen.
In den 1990ern wurde es noch reizvoller, die grenzüberschreitenden Produktionsverbindungen mit dem Silicon Valley in Kalifornien aufrechtzuerhalten. Dies war auf folgende Faktoren zurückzuführen: a) drastische Lohnerhöhungen in Taiwan, b) die Wertsteigerung des taiwanesischen Dollars im Vergleich zum US-Dollar, c) die Annahme strengerer Umweltverordnungen in Taiwan, und d) die Herausforderungen und Gelegenheiten, die der Öffnung Chinas und des ASEAN für Auslandsinvestitionen folgten. Teile der spezialisierten Produktion in dem Hsinchu-Cluster wurde angesichts billiger (un-)ausgebildeter Arbeitskräfte, günstiger Steuern, flexibler Gesetze, eines ständigen Angebots von Produkten und eines großen Marktpotenzials nach China verlegt. Beispielweise wurde zu Beginn der 1990er die Produktion von einfachen Geräten wie Keyboards, Mäusen, Monitoren und die Konstruktion von Desktop-PCs an lokale Standorte wie die Shenzhen- und Dongguan-Gegenden in Südchina verlegt. Anfang 1999 setzte in Nordchina, etwa in Shanghai, die Herstellung von hochwertigen Produkten wie Motherboards, Videokarten, Notebooks und integrated circuits ein.
Diese Form der transnationalen Produktion ist durch Flexibilität und Geschwindigkeit charakterisiert. Ihre dezentralisierte Struktur erhöht die Flexibilität, denn sie ermutigt das Experimentieren mit verschiedenen Produktionsformen und Koordinationsmustern zwischen unterschiedlichen Firmen innerhalb der jeweiligen Cluster und über sie hinaus. Hinzu kommt, dass sowohl den einzelnen Firmen als auch dem Cluster als Ganzem durch die wichtige Rolle von Operationen kleinerer und mittlerer Reichweite ermöglicht wird, durchschlagende Innovationen im Silicon Valley in kommerzielle Produkte in Hsinchu umzumünzen. Zugleich wird die Herstellung von Produkten, die nicht das cutting edge der Produktion bedeuten, wie z.B. 8 Inch Wafers, von Hsinchu weg zu Partnern nach Shanghai, Dongguan oder Kunshan in China verlegt.
3.2. Der Arbeitsprozess
Diese Organisation der Arbeitsteilung in der Produktion hat Implikationen für den ganzen Arbeitsprozess. Angesichts der engen Verbindungen des High-Tech-Clusters in Hsinchu mit dem Silicon Valley treten neue Formen transnationaler Arbeit besonders für das höhere Management auf. Wissensarbeiter, die auch als >Astronautenflexibelinnovativmobilzeitbewusstinformations- und gelegenheitssensitivlebenslanges LerneninnovativerkreativerinformationssensitiverUnternehmerAngestellterAngestelltenTalenteTalenteTalenteAdmission of Talent Scheme3.3. Staats-/Regimeformen
Um zu wissensökonomischen Staats- und Regimeformen zu kommen, vollziehen die ostasiatischen NICs einen Wandel von einem ricardianischen/listianischen Workfare-Regime, das von einer simplen Niedrigkostenproduktion geprägt war, hin zu einem schumpeterianischen Workfare-Regime, das der High-Tech-Produktion in einer neoliberalen globalen Ökonomie angemessener ist. Weil diese Begriffe nicht jedem vertraut sein mögen, werde ich sie hier kurz vorstellen. Sie beabsichtigen die spezifischen ökonomischen und sozialen Politiken herauszustreichen, die der Staat einsetzt, um zentrale Bedingungen für die profitable Expansion von privatem Kapital und die soziale Reproduktion von Arbeitskraft als fiktive Ware herzustellen (Sum 1994 und 1998; Jessop 1999, 2002). Staatsformen richten sich nicht nur nach der Beschaffenheit des Akkumulationsregimes und seiner Regulationsweise, sondern auch nach der Position der relevanten Ökonomien innerhalb der globalen Arbeitsteilung und nach den spezifischen Strategien, die entwickelt wurden, um diese Position aufrechtzuerhalten oder zu transformieren.
Hong Kong ist mit seinem kolonialen Status, seiner Rolle als Umschlaghafen und seinem exportgeführten Wachstum auf der Basis von Niedrigkosten ein gutes Beispiel für die ricardianische Regulationsweise. Allgemein beinhaltet das ricardianische Workfare-Regime idealtypischerweise a) öffentlich-private Netzwerke mit der Kapazität, den Arbeitsmarkt durch flexible Löhne, flexible Zeit und flexible Räume den globalen Wettbewerbschancen anzupassen (z.B. durch Hausfrauenarbeit); b) spontan organisierte Netzwerke von Firmen, die auf Grundlage internationaler Subverträge und einem dementsprechend gebundenen Managment organisiert sind; und c) eine Kooperation zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor, in der versucht wird, Niedriglohnarbeitskraft durch subventionierte Löhne indirekte Subventionen wie öffentlichen Wohnungsbau und Bildung zu reproduzieren.
Südkorea und Taiwan (und bis zu einem gewissen Grad Singapur) haben im Kalten Krieg exportorientierte und importsubstituierende Strategien kombiniert, um die ökonomische Entwicklung unter dem Einfluss nationaler Sicherheitserwägungen voranzubringen. Dies wurde mit einem listianischen Workfare-Regime verbunden. Allgemein besteht ein solches Regime darin, die nationale ökonomische Entwicklung durch merkantilistische Staatsinterventionen voranzubringen; es beinhaltet idealtypischerweise Subventionen für entstehende Idustrien, Importkontrollen und die Ausbildung von >MarktintelligenzMarktintelligenzWissenschaftsinselAbgesehen von ihrer Bemühung, Taiwans technologische Infrastruktur zu stärken, bietet die Regierung auch substanzielle Anreize, um ausländische, einheimische und >rückkehrendeNationale Entwicklungskonferenzen4. Abschließende Bemerkungen Die neue Identität der wissensbasierten Arbeiter und der abhängige Charakter der Arbeit mit nur niedrigem Ausbildungsniveau haben Implikationen für den institutionalisierten Kompromiss zwischen Kapital und Arbeit, von dem das Modell abhängt. Hier lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Veränderungen in der Produktionsweise, in den Arbeitsprozessen und der Staats-/Regimeform sich konsolidieren, d.h. eine strukturierte Kohärenz annehmen werden, die mit nachhaltiger Akkumulation kompatibel ist und die Basis für einen neuen institutionalisierten Kompromiss schaffen wird. Dabei ist besonders wichtig, in dieser Hinsicht vorsichtig zu sein -- wegen der fortwährenden Turbulenzen in der Weltökonomie ebenso wie wegen der politisch-militärischen Instabilität der >Neuen Weltordnung^Creating a >Silicon Valley of the Mind