Archiv

Unsichtbare Zeitlichkeit

Ein Gewalt-Analyserahmen für Friedenspraxis in Zeiten der Polykrise

Die wachsende Militarisierung und die allgegenwärtige Berichterstattung über Krieg prägen unseren Blick auf gewaltvolle Konflikte und deren Folgen − doch was bleibt dabei unsichtbar? Während Gewaltverständnisse im Kontext von Krieg oft auf akute Zerstörung fokussiert sind, entfalten sich viele Formen von Gewalt auch zeitlich versetzt und langsamer. Wir erweitern den Ansatz der »langsamen Gewalt« von Rob Nixon hier in zweierlei Hinsicht: Durch eine neue Analysekategorie der synchronen und asynchronen Gewalt und durch einen zeitlich und räumlich differenzierten Gewaltbegriff.

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Ein Angriff Russlands auf die NATO?

Überlegungen zu einem viel debattierten Szenario

Zwei Konstanten der europäischen Sicherheitspolitik sind weggebrochen. Zum einen ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Die russische Aggression gegen die Ukraine hat die fragile europäische Sicherheitsarchitektur zerstört. Zum zweiten beschädigte die erratische Politik US-Präsident Trumps die engen transatlantischen Bindungen nachhaltig. Die europäischen Reaktionen hierauf: Drastische Erhöhungen der Militärausgaben, ohne die Fehleinschätzungen der Vergangenheit wirklich gründlich zu analysieren.

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Eine neue Ära der Aufrüstung?

In Europa hat sie bereits begonnen

Nicht erst seit der im Februar 2022 konstatierten »Zeitenwende« sind Teile der Welt in einer Phase beschleunigter Aufrüstung. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem kurzen »Jahrzehnt der Abrüstung« sind bis heute zwei Aufrüstungsphasen zu verzeichnen. Die erste ist mit dem »War on Terror« im Gefolge der Anschläge vom 11. September 2001 verbunden. Die aktuelle globale Aufrüstungsphase ist die zweite des 21. Jahrhunderts, an der aber nicht alle Staaten und Weltregionen teilnehmen.

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Friedensphantasie entwickeln

Anregungen zur Förderung kriegskritischen Denkens

Friedenssicherung beginnt in den Köpfen der Menschen und verlangt nach reflektierter Kriegsskepsis, Friedensphantasie und pazifistischem Denken. Ein solcher »reflektierter Pazifismus« zielt auf Kriegsprävention und insistiert darauf, dass Kriege nie alternativlos sind. Die nachfolgenden Ausführungen erläutern den Hintergrund dieser Option und zeigen auf, wie eine korrespondierende Friedensbildung angelegt werden kann, welchen Grundmaximen sie folgt und welche methodischen Zugänge mit ihr verknüpft sind.

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Hoffnung und Widerstand


Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
Hölderlin

»Wenn es Mitternacht wird im Jahrhundert« war der Titel eines Romans des Freigeists, Revolutionärs und sowjetischen Dissidenten Victor Serge, den er 1939, in einem der düstersten Momente des Jahrhunderts, verfasst hat. Der Roman, der die Exzesse des Stalinismus zum Gegenstand hat, erschien zum Zeitpunkt des Hitler-Stalin-Pakts, als der von den Nazis ausgelöste Weltkrieg bereits unmittelbar bevorstand.

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Nachgefragt: Syrien nach der Diktatur?

Interview mit Sophie Bischoff, Adopt a Revolution

Im Dezember 2024 fiel das Regime al-Assad. Eine über 50 Jahre währende Diktatur in Syrien wurde damit beendet. Zum ersten Mal seit vielen Jahren können Syrer*innen weltweit aufatmen. Viele kehren nun aus dem Exil in ihre Heimat zurück, und sei es nur für einen ersten Besuch. Aber auch solidarische Aktivist*innen, die seit über einem Jahrzehnt versuchen, die Arbeit der syrischen Zivilgesellschaft trotz Diktatur und Krieg aus dem Ausland zu unterstützen, konnten erstmals einreisen.

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Unterlassene Hilfeleistung?

Die internationale Gemeinschaft und ein möglicher Völkermord im Sudan

Vergangene Gewaltexzesse gegen einzelne Bevölkerungsgruppen machen eine Gesellschaft besonders anfällig für einen erneuten Ausbruch von Massengewalt. Dieses Risiko von Gräueltaten steigt im Kontext eines bewaffneten Konfliktes noch einmal signifikant an. Der brutale Krieg im Sudan ist vor diesem Hintergrund mehr als nur ein »vergessener Konflikt«. Die verfehlte Politik der Staatengemeinschaft hat zentral zur Konflikteskalation und humanitären Katastrophe im Sudan beigetragen – rund 20 Jahre nach dem Völkermord von Darfur drohen erneut genozidale Massenverbrechen im Westen des Landes.

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Westpapua

Am Rande Indonesiens, abseits der Nachrichten

Der Konflikt in Westpapua ist seit über 60 Jahren ein vergessener Konflikt. Eine fortgeführte Kolonialisierung, ein Versagen der internationalen Politik und geopolitische sowie ökonomische Interessen steuern die (Un-)Sichtbarkeit des Konflikts. Verbunden ist dies alles mit nationaler politischer Propaganda und der Kontrolle über Informationen, Medien und dem durch die indonesische Regierung erschwerten physischen Zugang in die Region – auch unter Anwendung von Druck und Gewalt sowie der Steuerung der lokalen Politik.

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