Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft (in der Frage von Krieg und Frieden)

Vortrag von Torsten Bultmann (BdWi), Köln

Gegen die Zivilklausel gibt es von interessierter Seite und auch in den Hochschulen Widerstand. Schon gegen die 68er Bewegung, gegen die Bestrebungen einer Demokratisierung von Hochschule und Gesellschaft konstituierte sich der konservative "Bund Freiheit der Wissenschaft". Der "BFW" wendete die "Wissenschaftsfreiheit" als privates Recht des einzelnen Professors gegen eine Demokratisierung und gesellschaftskritische Ausrichtung der Wissenschaft, die sich an der Verbesserung der Lebensbedingungen orientierte und die bestehenden Herrschaftsverhältnisse in Frage stellte. Heute wird von neoliberaler Seite die "Wissenschaftsfreiheit", die im Grundgesetz als Konsequenz aus dem Faschismus und dem 2. Weltkrieg verankert worden ist, gegen die Zivilklauselbewegung in Feld geführt.

Wessen Freiheit, und Freiheit wozu sollen verteidigt werden, wo diese gegen eine friedliche Ausrichtung der Wissenschaft ins Feld geführt wird? Welches Verhältnis der Wissenschaft zur Gesellschaft soll damit verteidigt werden? Ist Freiheit denkbar, ohne Verantwortung für die Allgemeinheit, für den Frieden mitzudenken? Und ist die Wissenschaftsfreiheit, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben ist, wirklich ein Argument gegen Zivilklauseln, oder soll sie nicht vielmehr als Konsequenz aus dem Faschismus die Unabhängigkeit der Wissenschaft von partikularen Interessen garantieren, um allen zu ermöglichen, für die Verwirklichung von Demokratie, Menschenwürde und Frieden einzugreifen? Welche Voraussetzungen müssen an den Hochschulen geschaffen werden, um eine solche humane und verbessernde wissenschaftliche Praxis zu ermöglichen?

Veranstalter: AK Zivilklausel Uni Köln