Low Intensity Nuclear War

Die Auswirkungen von abgereichertem Uran auf die Zivilbevölkerung des Balkans

Dieser Beitrag, den wir mit freundlicher Genehmigung des Heise-Verlages aus der online-Zeitschrift telepolis übersetzt haben, ist vom 15.01.2001 (www.telepolis.de/english/inhalt/co/4690/1.html).

Der Leukämietod von acht italienischen Soldaten, die in Bosnien und im Kosovo stationiert waren, führte zu Tumulten im Italienischen Parlament, nachdem der Zeitung La Republicca geheime militärische Dokumente zugespielt worden waren. Das portugiesische Verteidigungsministerium beteiligte sich an der Vertuschung der Todesursache eines portugiesischen "Friedenssoldaten", Coporal Hugo Paulino. Als Todesursache wurde eine Herpesinfektion angegeben und der Familie die Genehmigung zur Exhumierung und Untersuchung der Todesursache verweigert. Der portugiesische Verteidigungsminister Julio Castro Caldas sah sich im November aufgrund des steigenden politischen Drucks genötigt, dem NATO Hauptquartier mitzuteilen, dass er seine Truppenteile aus dem Kosovo zurückziehe: "Sie sind nicht da, um Uran-Futter zu werden", sagte er.

Durch das Bekanntwerden von immer mehr Krebserkrankungen unter den "Friedenstruppen" auf dem Balkan begann die NATO-Vertuschungsstrategie sich aufzulösen. Verschiedene europäische Regierungen sahen sich gezwungen, die Öffentlichkeit über "mögliche Gesundheitsrisiken" durch die von der US-Amerikanischen Luftwaffe in den 78 Tagen NATO-Krieg gegen Jugoslawien verwendete DU-Munition zu informieren.

Die westliche Presse verweist jetzt auf eine offensichtliche "Spaltung" innerhalb der Militärallianz. In Wahrheit gab es zwischen Washington und seinen europäischen Partner bis zu dem Zeitpunkt keine Unstimmigkeiten oder gar Streitigkeiten, bis der Skandal ans Licht kam.

Italien, Portugal, Frankreich und Belgien waren sich vollständig darüber im Klaren, dass DU-Munition benutzt wurde. Den europäischen Regierungen waren die Gesundheitsrisiken bekannt, einschliesslich jeder Menge diesbezüglicher wissenschaftlicher Untersuchungen. An der Planung der A-10-Panzerabwehr-Einsätze mit DU-Munition von den Luftwaffenbasen Aviano und Gioia del Colle war Italien direkt beteiligt, beide Stützpunkte standen unter direkter Kontrolle des italienischen Verteidigungsministerium.

Washingtons europäische NATO-Partner Großbritannien, Frankreich, Türkei und Griechenland haben selber DU-Munition in ihren Arsenalen, Kanada ist einer der Hauptlieferanten für abgereichertes Uran. Die NATO-Staaten tragen die Verantwortung für die Verwendung von Waffen, die durch die Genfer und Haager Konvention sowie das Nürnberger Abkommenn über Kriegsverbrechen von 1945 geächtet sind, uneingeschränkt mit.

Nur Soldaten atmen?

Mit der schweigenden Billigung seiner NATO-Partner vertuschte Washington seit dem Irak-Krieg die gesundheitlichen Folgen der Verwendung von DU-Munition ("Golfkriegssyndrom").

Während die NATO bis vor Kurzem die Verwendung von DU-Munition im Jugoslawien-Krieg dementierte, wird nun zwar zugegeben, DU-Munition verwendet zu haben, aber nun sollen die Geschosse nur eine "vernachlässigbare Radioaktivität aufweisen ... und alle Rückstände, die eine mögliche Gefährdung darstellen, lösen sich kurz nach dem Einschlag auf." Obwohl jeder Zusammenhang zwischen Todesfällen und abgereichertem Uran bestritten wird, gibt das Pentagon zu, dass "die Hauptgefährdung durch abgereichertes Uran durch Einatmen entsteht". Ein eindeutig zweideutiges Statement.

Und wer atmet den radioaktiven Staub ein, wenn er sich über das Land verteilt hat?

Die nebulösen Stellungnahmen europäischer Regierungen verbreiten die beunruhigende Illusion, dass ausschließlich Militär- und ausländisches Zivilpersonal durch das Einatmen von radoaktiven Partikeln gefährdet sein könnten, als ob sonst niemand auf dem Balkan betroffen wäre. Die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung werden nicht erwähnt.

Ein neuer Konsens der Mainstream-Medien übt sich, ohne weiteres Hinterfragen, ob denn nur "Friedensschützer" atmen, in sanfter Mittäterschaft. Was ist aber mit allen anderen? Etwa 2 Millionen ZivilistInnen (Männer, Frauen, Kinder) wurden allein im Kosovo seit Beginn der Bombardierung im März 1999 dem radioaktiven Fallout ausgesetzt. Uber 20 Millionen Menschen im Balkan sind möglicherweise gefährdet.

"Das Risiko im Kosovo und auf dem ganzen Balkan wird erhöht durch die Ungewissheit, wo und in welcher Form DU eingebracht worden ist und wie es sich mit dem Wind und dem Oberflächenwasser weiter verteilt. Feldarbeiten, Spazierengehen, einfach nur dort sein, Dinge berühren, atmen, Wasser trinken - alles ist gefährlich. Britische Experten sagen voraus, dass auf dem Balkan tausende von Menschen an den Auswirkungen von AU erkranken werden. Die radioaktiven und giftigen DU-Oxyde zerfallen nicht. Sie sind permanent."

Zu beachten ist, dass die schwer bewaffneten "Friedenstruppen" zusammen mit UNO-Personal und Zivilpersonal der "humanitären" Organisationen erst im Juni 1999 den Kosovo betreten haben. Die Ausbreitung des radioaktiven Staubs begann aber schon am "Tag Eins" des 78-tägigen Bombardements Jugoslaviens. Mit Ausnahme der NATO-Spezial-Einheiten, die die Kosovo-Befreiungsarmee UNC (Nachsehen!) am Boden unterstützten, war kein NATO-Personal auf dem Schlachtfeld. Mit anderen Worten: Während der "heißen" Phase des Luftkrieges wurden keine NATO Truppen radioaktivem Material ausgesetzt. Daher ist die jugoslavische Zivilbevölkerung in einem viel stärkeren Maße gefährdet, da sie schon während des Bombardements dem radioaktiven Fallout ausgesetzt waren, nicht nur nach dem Krieg. Bisher wird in offiziellen Stellungnahmen jedoch davon ausgegangen, dass nur KFOR-Truppen und ausländisches Personal "möglicherweise gefährdet" sein könnten, was impliziert, dass die lokale Zivilbevölkerung unwichtig ist. Nur die eigenen Soldaten und ausländisches Personal wurden bisher auf mögliche radioaktive Kontaminierung getestet.

Erste Anzeichen einer Verstrahlung von Kindern, Herpes im Mundbereich, Ausschlag im Rücken- und Beinbereich, wurden im Kosovo beobachtet. Im Norden des Kosovo, der am wenigsten von DU-Geschossen betroffen war, werden bereits 160 Personen mit Krebserkrankungen behandelt. Seit den NATO Luftangriffen ist dort die Leukämierate um 200% angestiegen, Kinder kamen mit Mißbildungen auf die Welt. Diese Informationen bezüglich ziviler Opfer, deren Veröffentlichung von der United Nations Mission in Kosovo (UNMIK) sorgfältig vermieden wurde, wiederlegen die zentrale "Annahme" der NATO, dass der radioaktive Staub sich nicht über die eigentlichen Zielgebiete, die zum größten Teil im südwestlichen oder südlichen Teil des Landes an der mazedonischen und albanischen Grenze liegen, verbreiten würde.

Diese Befunde decken sich mit denen aus dem Irak, wo die Verwendung von DU-Munition zu einem "Anstieg von Krebs und Leukämie bei Kindern, Lymphdrüsenkrebs und Geschwüre, Mißbildungen an Foeten und Neugeborenen, körperlichen Missbildungen und genetischen Abweichungen" geführt hat. Untersuchungen an irakischen Kindern bestätigen, dass."Leukämieerkrankungen bei Kindern in den Gebieten [des Irak] wo DU-Munition benutzt wurde um 600% angestiegen (sind). Todgeburten, Geburten oder Abgänge von Föten mit monströsen Abnormitäten und verschiedene Krebsarten bei Kindern sind seit (dem Golf Krieg von) 1991 gefunden worden."

Vertuschungskampagne

UNEP und WHO haben sich stillschweigend die Ansichten von NATO und Pentagon zu den gesundheitlichen Risiken von abgereichertem Uranzu eigen gemacht. Für die erste von der UNEP angeleitete Untersuchung über DU-Strahlenbelastungen verweigerte die NATO die Herausgabe von Kartenmaterial, in dem die "betroffenen Gebiete" (wo DU-Munition eingeschlagen ist) eingezeichnet waren.

Mit der Ausrede, es gäbe nur ungenügendes Material für zuverlässige Untersuchungen der Auswirkung von DU-Munition, produzierte die UNEP eine wenig überzeugende und unverbindliche Theoriestudie, die dem 1999er Balkans Task Force Report (BTF) über die Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt beigefügt wurde. Die Studie verwies auf die "mögliche Verwendung von DU", womit unterstellt wurde, es sei nicht geklärt, ob überhaupt DU-Munition verwendet worden sei.

Dieses Ausweichen der UNEP - mit dem Verweis auf ungenügendes Datenmaterial - trug dazu bei, die bei Beginn der Bombardierung enstandene öffentliche Besorgnis zu zerstreuen. Oder allgemeiner ausgedrückt: Der UNEP-UNCHS Balkans Task Force Report spielte die Ernsthaftigkeit der von der NATO verursachten Umweltkatastrophe herunter, obwohl überreichlich dokumentiert ist, dass diese Katastrophe das Resultat sorgfältiger militärischer Planung war.

Für eine Studie von UNEP und WHO über die gesundheitlichen Auswirkungen von abgereichertem Uran wären gar keine NATO Karten mit eingetragenen Zielgebieten notwendig gewesen. Eine solche Untersuchung, die notwendigerweise eine Zusammenarbeit von medizinischem Fachpersonal (Pädiatrie und Krebsforschung) mit SpezialistInnen für Strahlenkrankheiten erfordert hätte, wurde niedurchgeführt. In Wahrheit verbreitete die UNEP "wissenschaftliche" Behauptungen, um sich der Aufgabe einer tatsächlichen Untersuchung zu entziehen.

Nach Angaben der UNEP "sind die Effekte von DU weitgehend an die Orte gebunden, an denen DU eingesetzt wurde und die betroffenen Gebiete sind wahrscheinlich klein."

Diese These (ohne wissenschaftliche Beweise) wird auch von der UNEP Schwesterorganisation WHO geteilt:

"Sie müssten schon sehr nahe an einem zerstörten Panzer sein und das innerhalb von Sekunden nachdem er getroffen wurde... Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Soldaten Strahlung ausgesetzt waren".

Diese Stellungnahmen von UN-Körperschaften (die von NATO und dem Pentagon zur Rechtfertigung des Einsatzes von DU-Waffen zitiert werden) sind Teile und Bausteine der Tarnung. Sie befördern die Illusion, dass die Gesundheitsgefahren für Soldaten und Zivilbevölkerung durch Absperren und "Säubern" der "Zielgebiete" leicht zu beherrschen sind.

In diesem Zusammenhang warnte die WHO, dass Kinder, die in diesen Gebieten spielen, durch abgereichertes Urans gefährdet sein könnten, "weil Kinder... dazu tendieren, Dreck in die Hand zu nehmen oder ihre Spielzeuge in den Mund zu stecken." Die WHO verschwieg jedoch, dass der radioaktive Staub bereits über die Zielgebiete hinaus verbreitet worden war, was bedeutet, dass alle Kinder im gesamten Kosovo gefährdet sind.

Diese stillschweigende Komplizenschaft von UN-Unterorganisationen ist ein weiteres Zeichen für den Verfall des UN-Systems, das sich unter der Hand an der Vertuschung von NATO-Kriegsverbrechen beteiligt. Seit dem Golfkrieg ist die WHO ein Instrument zur Verhinderung von aussagekräftigen Untersuchungen über die gesunheitlichen Auswirkungen von abgereichertem Uran auf irakische Kinder, mit der Begründung "es fehle das Datenmaterial, um eine eingehendere Untersuchung durchzuführen".

Vereinte UNEP und NATO

Während die öffentliche Empörung und die Beweise für Krebserkrankungen von Balkan-Militärpersonal zunahmen, führte die UNEP im November 2000 eine zweite Untesuchung durch, die auch vor-Ort-Messungen von Beta- und Gamma-Strahlung in sogenannten "betroffenen Gebieten" des Kosovo einschloss.

Entgegen ihrer früheren Ablehnung einer Zusammenarbeit ziehen NATO und UNEP gegenwärtig an einem Strang. Die Zusammensetzung dieser Mission wurde in Abstimmung mit der NATO festgelegt, der Vertreter von Greenpeace (der an der Studie von 1999 beteiligt war), wurde ausgeschlossen. NATO-Karten waren problemlos verfügbar und die Untersuchung konzentrierte sich sehr eingeschränkt auf die Entnahme von Wasser- und Bodenproben an 11 von ca. 72 ausgewählten Standorten im Kosovo.

Die Betrachtung von weiterreichenden Gesundheitsaspekten war nicht Bestandteil dieser Untersuchung. Die zwei von der WHO im Jahre 1999 (als Teil der Theoriestudie) entsandten Medizinforscher wurden durch Experten des US Army Center for Health Promotion and Preventive Medicine[Fußnote 2 des ges. Text] und des AC Laboratoriums Spiez (ACLS), einer Fachstelle der Gruppe Rüstung im Eidgenössischen Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport.

Das Schweizer ACLS hatte aktiv an den Chemiewaffen-Inspektionen im Irak mitgearbeitet. Unter dem Deckmantel der Schweizer Neutralität betätigte sich das ACLS als informelles Sprachrohr der NATO. Finanziert von der Schweizer Regierung als deren Beitrag für die NATO Initiative Partnership for Peace war das ACLS also gleichzeitig bei der NATO unter Vertrag.

Obgleich die November-Mission immer noch unter der Schirmherrschaft der UNEP stattfand, übernahm die Schweizer Regierung die Finanzierung für den größten Teil der Felduntersuchungen durch die ACLS (eine Abteilung des Schweizer Militärs) und übernahm damit eine zentrale Rolle. Diese Mission, die sich aus mit dem militärischen Establishment verbundenen Vertretern zusammensetzte, arbeitete mit der Grundannahme (ausführlich dargelegt auf der ACLS-website), dass radioaktiver DU-Staub sich nicht (unter gar keinen Umständen) über den Ort der Freisetzung hinaus verbreitet.

Die Ergebnisse der Untersuchung, die im März 2001 veröffentlicht werden sollen, stehen schon von vorneherein fest. Sie konzentrieren sich auf die Strahlenbelastung in der unmittelbaren Nähe der Zielpunkte. Dem "back to office report" vom Januar 2001 zufolge kann "bereits zu diesem Zeitpunkt (kann) das Team feststellen, dass das Strahlungsniveau bei einigen DU-Fundorten an vereinzelten Punkten geringfügig höher als normal ist. Es wäre daher ein unnötiges Risiko für die Bevölkerung, mit Resten von DU-Munition oder den Stellen, wo sie gefunden wurden, in direkten Kontakt zu kommen."

Zweierlei Maß

Wenn sich die Radioaktivität auf so "vereinzelte Punkte" beschränkt, warum wurden dann die KFOR-Truppen von ihren Regierungen angewiesen, "keine lokalen Produkte zu essen... das Trinkwasser einfliegen zu lassen... und dass die Kleidung beim Verlassen des Landes zerstört und die Fahrzeuge dekontaminiert werden müssen." Dem Direktor des National Gulf War Resource Center, Paul Sullivan, zufolge kann das abgereicherte Uran in Jugoslawien sich schädlich auf "landwirtschaftlich genutzte Gebiete, wo Vieh grast und Ackerfrüchte wachsen, wodurch das Schreckgespenst einer möglichen Verseuchung der Nahrungskette hervorgerufen werden kann." (Im November 2000 erhoben Golfkriegsveteranen, die unter den Auswirkungen von DU leiden, eine Gemeinschaftsklage gegen die US Regierung.)

Laut NATO-Quellen wurden etwa 112 Ziele in Jugoslavien (von denen 72 im Kosovo liegen) im Krieg mit DU-Panzerabwehrgeschossen angegriffen. Zwischen 30.000 und 50.000 Schuß DU-Munition wurden abgefeuert.

Eine mehr als hinreichende Anzahl von wissenschaftlichen Ergebnissen belegen, dass radioaktive DU-Aerosole sich vom "Punkt der Freisetzung" aus über eine grosse Fläche ausbreiten, was bedeutet, dass grosse Teile der Provinz Kosovo verseucht sind. "Radioaktive Derivate können sich für Monate in der Luft halten... Ein einziger Partikel in der Lunge reicht aus ... ein einzelner Partikel kann bis zu den Lymphknoten wandern, wo die Radioaktivität die Abwehrkräfte gegen Lymphomase und Leukämie herabsetzen kann."

Laut den Aussagen der weltweit anerkannten Radiologin Dr. Rosalie Bertell "fängt abgereichertes Uran (DU) bei der Verwendung als Geschoss Feuer und setzt ein tödliches radioaktives Uran-Aerosol frei, das mit nichts Bekanntem vergleichbar ist. Es kann alle im Panzer umbringen. Dieses keramische Aerolsol ist leichter als Uranstaub. Es kann sich in der Luft mehrere zehn Kilometer über den Ort der Freisetzung hinaus ausbreiten, oder sich mit Staub vermischen und durch Wind oder menschliche Bewegungen wieder aufgewirbelt werden. Die Partikel sind sehr klein und können von jedem eingeatmet werden: von Babies, schwangeren Frauen, älteren Menschen und Kranken. Die radioaktiven Keramikteilchen können jahrelang in der Lunge bleiben, das Gewebe mit energiereichen Alphastrahlen in einem Umkreis von 30 Micron verstrahlen, was Emphyseme und/oder Fibrose hervorrufen kann. die Keramik kann auch verschluckt werden und Schädigungen des Verdauungstrakts und der inneren Organe hervorrufen. Mit der Zeit durchdringt es das Lungengewebe und gerät in den Blutkreislauf... Es kann Krebs auslösen oder Krebs fördern, der von anderen karzinogenen Substanzen verursacht wurde."

Obwohl sich die Zielgebiete im Kosovo auf die süd-westliche Grenze konzentrieren, sind sie über die gesamte Provinz verteilt. die meisten Städte und Dörfer, einschließlich Pristina, Prizren und Pec liegen innerhalb eines Radius von weniger als 20 km um die 72 DU-Zielgebiete, was bestätigt, dass die gesamte Provinz verseucht ist.

Kriegsverbrechen der NATO

Die Bombardierung Jugoslawiens lässt sich am treffendsten als "Atomkrieg niedriger Intensität" unter Benutzung von giftigen und radioaktiven Geschossen und Waffen beschreiben. Es ist mehr als hinreichend dokumentiert, dass der radioaktive Fall-Out vermutlich Millionen Menschen auf gesamten Balkan gesundheitlichen Risiken aussetzt.

Im März 1999 hatte die NATO die Luftangriffe mit dem Verweis auf übergreifende humanitäre Prinzipien und Ideale gestartet. Die NATO kam angeblich zur "Rettung" der Kosovo-AlbanerInnen aufgrund der Behauptung, diese würden von Serbischen Truppen massakriert. Die forensischen Untersuchungen von FBI und Europol bestätigen, dass diese Massaker nicht stattgefunden haben. In grausamer Ironie sind nun die Kosovo-Albanischen ZivilistInnen unter den Haupt-Opfergruppen von DU-Strahlung.

Um die Vertuschung insgesamt aufrechtzuerhalten ist die NATO jetzt bereit, einen Bruchteil der Wahrheit zu enthüllen. Das Militärbündnis - in Zusammenarbeit mit den Regierungen der NATO-Staaten - will um jeden Preis die "Friedenstruppen" im Zentrum der Aufmerksamkeit halten und die lokale Zivilbevölkerung ausserhalb des Bildes lassen, denn wenn die ganze Wahrheit ans Licht käme, könnten in der Öffentlichkeit Fragen aufgeworfen werden in der Art: "Wieso sind die Kosovo-AlbanerInnen, die wir doch angeblich retten wollten, nun die Opfer des Krieges?" Die UN hat sowohl im Kosovo als auch in Bosnien sorgfältig vermieden, Krebserkrankungen in der Zivilbevölkerung zu dokumentieren. Der eingeengte Blick auf die "Friedenstruppen" ist Teil der Vertuschungsstrategie, da er die Öffentlichkeit von dem grösseren Thema der zivilen Opfer ablenkt.

Die Hauptopfer der DU-Waffen sind Kinder, wodurch ihr Einsatz zu einem "Kriegsverbrechen gegen Kinder* wird. Der Einsatz von abgereichertem Uran ist jedoch nur eines von mehreren Kriegsverbrechen der NATO im Irak und auf dem Balkan.

Nach offiziellen Berichten leiden ca. 1800 Angehörigen von Friedenstruppen aus den Balkanstaaten (Bosnien, Kroatien und Kosovo) unter gesundheitlichen Problemen infolge von DU-Strahlung. Wenn der selbe Risikofaktor (prozentual zur Bevölkerung) zugrundegelegt wird, muss davon ausgegangen werden, dass die Zahl der ZivilistInnen im ehemaligen Jugoslawien, die an DU-Folgeerkrankungen leiden werden, in die Zehntausende gehen wird. Der britische Wissenschaftler Roger Coghill geht diesbezüglich davon aus, dass "es in der gesamten Balkan-Region 10.150 zusätzliche Todesfälle durch Krebs infolge des Einsatzes von DU geben wird. Das schliesst die lokale Bevölkerung, K-FOR-Personal, Hilfsorganisationen und alle anderen ein." Darüberhinaus werden sich nach einem während des Krieges in Athen veröffentlichten Bericht die Auswirkungen des abgereicherten Urans sehr wahrscheinlich über den Balkan, Albanien und Mazedonien hinaus ausbreiten. Auch Griechenland, Italien, Österreich und Ungarn sehen sich einer möglichen Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch den Einsatz von radioaktivem abgereichertem Uran im 1999er Krieg gegenüber.

Obwohl keine umfassenden Daten über Todesfälle unter ZivilistInnen erhoben worden sind, beweisen bereits Teil-Erhebungen, dass seit dem Bosnien-Krieg bereits eine grosse Zahl von ZivilistInnen an den Folgen des DU-Einsatzes gestorben sind:

"DU-Strahlung und der offensichtliche Einsatz von Entlaubungsmitteln durch die US/NATO-Truppen gegen das Serbisches Land und die Bevölkerung (in Bosnien) haben zahlreiche Geburtsfehler bei Babies hervorgerufen, die nach dem US/NATO-Bombardement und der Besetzung geboren wurden; das Ausmass des Problems hat Serbische Mediziner sprachlos gemacht und Panik in der Bevölkerung ausgelöst."

Ein aktueller Bericht verweist auf Hunderte von Todesfällen unter der Zivilbevölkerung in einem einzigen Dorf:

"Das Dorf ist leer, der Friedhof voll. Bald wird es keinen Platz mehr für die Toten geben. Unter den Flüchtlingsfamilien, die von Hadzici (in den Aussenbezirken von Sarajewo) nach Bratunac gekommen sind, gibt es kaum einen Haushalt, in dem nicht Trauer getragen wird ... Auf ihnen sind frische Kränze, deren Blumen noch nicht verwelkt sind. Auf den Kreuzen sind die Todesjahre 1998, 1999 und 2000 zu lesen und die zwanzigjährige Frau am Ende der Reihe ist erst vor ein paar Tagen gestorben ... Niemand hat sich je vorgestellt, das der zivile Teil des Friedhofes in nur ein oder zwei Jahren überfüllt sein würde ... Es passiert oft, das Leute aus Hadzici sterben. Oder sie reisen nach Belgrad zu einem Arzt und wenn sie zurückkommen, erzählen uns die Verwandten, dass die an Krebs sterben. (D)ie Chefärztin Slavica Jovanovic ... hat eine Untersuchung durchgeführt und bewiesen, dass 1998 die Sterblichkeitsrate die Geburtenrate weit übertroffen hat. Sie erklärte uns, dass das keine Frage des Schicksals sei, sondern etwas sehr viel Ernsteres ... Zoran Stankovic, ein renommierter Pathologe vom der Medizinischen Militärakademie VMA ist sicher, das mehr als 200 seiner PatientInnen aus diesem Gebiet an Krebs gestorben sind, der sehr wahrscheinlich eine Folge des Abwurfs von abgereichertem Uran in Bomben ist, die die NATO dort vor fünf Jahren abgeworfen hat. Aber irgendjemand hat die Öffentlichkeit schnell zum Schweigen gebracht und alles wurde vertuscht. Sehen Sie, unser Friedhof ist voll mit frischen Gräbern, während die Leute von Vinca (ein Kernforschungsinstitut) uns sagen, Uran sei nicht gefährlich. Was für einen Beweis brauchen Sie noch, wenn die Leute sterben? (...) Die Flüchtlinge aus Hadzici waren sehr viele, als sie in Bratunac ankamen. Es waren fast 5000. Allein in den Sammelstellen wurden 1000 gezählt. Jetzt sagt Zelenovic, dass nur noch 600 von ihnen übrig sind. Und sie hatten nichts anderes, wo sie hätten hingehen können ... Jeden dritten Tag stirbt irgendjemand an Krebs, es gibt keinen Platz mehr auf den Friedhöfen."

Michael Chossudovsky ist Professor für Ökonomie an der Universität Ottawa

(Forum Wissenschaft 1/2001)