Als die ersten Amerikaner mit ihren Kanus mehr aus Versehen im Nebel an der Nordseeküste landeten, dachten sie in Asien angekommen zu sein. Daher nannten sie die Europäer
fortan Asiaten oder Asis. Sie steckten eine Stange mit ihrer Fahne in den Schlick und beschlagnahmten das Land, soweit sie sehen konnten.
Zwar lebten dort die Ostfriesen, ein Stamm germanischen Ursprungs, doch die wurden nicht ernst genommen, denn sie waren arm und brachten nur ein paar dürftige Geschenke wie Grünkohl und Buttermilch. Bald machte unter den Ankömmlingen ein Witz die Runde: Das Wasser des Meeres ziehe sich vor Schreck zurück, sobald es an der Küste angekommen sei und die Ostfriesen sehe; deshalb gebe es nach der Flut die Ebbe.
Die Seefahrer aus Amerika, von den Ureinwohnern auch Big Brothers oder Aliens genannt, hatten mächtigen Hunger. Also schlachteten sie nach und nach alle Kühe, derer sie habhaft werden konnten, und verarbeiteten sie zu Hamburgern und Steaks, die schon bald in McDonalds-Schnellspeisungslokalen verkauft wurden. An der Küste ließen sie ein erstes Fort bauen, das sich in kurzer Zeit zu einer Metropole entwickelte, nach einem ihrer Häuptlinge Bush City genannt. Denn in Amerika, der Heimat der Aliens, sprach sich in Windeseile herum, daß man ein neues Land entdeckt habe, in dem es sich gut leben lasse, und daraufhin landeten fast jeden Tag neue Kanus mit Aliens an der Nordseeküste.
Auch die Bevölkerung im Landesinnern mußte jetzt für die ersten Amerikaner arbeiten. Wer sich weigerte, und das waren anfangs nicht wenige, wurde erschlagen, gefoltert oder auf einem elektrischen Stuhl geröstet. Die Asis, so meinten die ersten Amerikaner, seien gar keine richtigen Menschen, sondern nur unzivilisierte Wilde. Ursprünglich aßen sie nämlich weder Hamburger noch Steaks, noch tranken sie Coca-Cola, und erst recht suchten sie nicht ständig nach Gold.
Geld und Gold waren der Grund, weshalb die ersten Amerikaner schon bald mit ihren Kanus den Rhein hinauf in die Schweiz fuhren, die für sie Eldorado hieß. Unterwegs rotteten sie so nebenbei jeden aus, der sich ihnen in den Weg stellte: Holländer, Belgier, Westfalen, Rheinländer, Hessen, Schwaben, Badenser, Württemberger, Pfälzer, Elsässer. Später gab es noch blutige Kriege mit den Bayern, die sich nicht ohne weiteres unterwerfen und die ersten Amerikaner nicht durch ihr Land führen und mit Lebensmitteln versorgen wollten.
In der Schweiz nannten sie das Matterhorn erst einmal Mount McKinley und den Pilatus Kennedy Peak, nachdem sie den Rhein bereits in Disney River umbenannt hatten. Der Bodensee hieß nun Big Water, der Vierwaldstätter See Lake Marilyn nach einer ihrer Berühmtheiten.
Als die ersten, die zweiten, dritten und folgenden Amerikaner dies alles getan und die meisten Europäer, die sie nach wie vor Asis nannten, umgebracht hatten, wenn sie nicht schon vorher an dem eingeschleppten Fieber, auch als amerikanische Krankheit bekannt, gestorben waren, widmeten sie sich umgehend den Schweizer Banken. Erst einmal wurden alle Banken amerikanisiert. Anschließend wurden das Geld und das Gold unverzüglich nach Amerika in einen Ort namens New York abtransportiert und dann in einer Fort Knox genannten Festung eingelagert.
Daß viele goldbeladene Lastenkanus unterwegs in den Atlantikstürmen sanken oder sich verirrten, war halb so schlimm. Man hatte ja in den Schweizer Banken genug Geld und Gold gefunden, um Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, weltweit damit wuchern zu können. Außerdem entwickelte sich unter den Wucherern, die ausgesorgt hatten und nicht mehr arbeiten mußten, ein Hobby: Sie begannen nach gesunkenen Lastenkanus zu tauchen und auf der ganzen Welt nach verirrten Kanus zu fahnden.
Auf diese Weise hatten alle etwas zu tun, auch die Multimillionäre und Milliardäre, von denen es in den Vereinigten Staaten von Amerika immer mehr gab. In ganz Europa wurden nun die amerikanische Sprache, der "american way of life", Coca-Cola sowie der Dollar eingeführt, und alle trugen fortan Jeans. So begann es auch den Europäern, die jetzt Asis hießen, immer besser zu gehen. Und wenn sie nicht umgebracht worden sind, dann geht es ihnen immer noch gut, vor allem wenn sie Sklaven sind. Dann haben sie nämlich ein bequemes Leben: Ihre Herren müssen für sie sorgen - wenn sie es sich nicht anders überlegen.