Aus dem Präsidentenleben

George W. Bush ist, wie das Fernsehpublikum weiß, stolzer Besitzer einer Ranch im westlichen Texas. Weniger bekannt ist: Dieses telegene Objekt wurde ihm am 8. November 2001 ...

... von politischen Freunden übereignet. Die Anlage, ca. 1,5 Millionen Dollar wert, wurde als Stiftung und somit steuerbegünstigt finanziert. Aber ist es wirklich eine Ranch? Als solche darf nach texanischen Regeln erst ein Landbesitz von mehr als 1 000 Hektar bezeichnet werden. Der Bushbesitz ist nur knapp 100 ha groß. Dennoch hat er sich früher offenbar rentiert, und zwar durch Schweinezucht und -mast. Daran zu erinnern, ist allerdings nicht opportun. Wie würde sich eine Pressemitteilung des Weißen Hauses lesen, in der darüber informiert wird, daß der Präsident wieder einmal auf seiner Schweinefarm weilt.
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Zu seinen Lieblingsbüchern zählt der inzwischen 56jährige George W. Bush "The very hungry caterpillar" von Eric Carle. Er erzählt gern, daß er dieses Buch als Kind immer wieder mit Begeisterung gelesen habe. Bemerkenswert daran ist, daß es erst 1967 erschienen ist.
Mutter Barbara berichtete, George W. habe als Kind besonders eifrig in der Bibel gelesen. Eine Reporterin der New York Times sprach daraufhin den Präsidenten an: Was ihn bei dieser Lektüre beeindruckt habe? Der dementierte seine Mutter. Er könne sich nicht erinnern, in seiner Kindheit jemals die Heilige Schrift studiert zu haben.
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"Ein gesundes Amerika ist ein starkes Amerika" - mit diesem Leitspruch begründete George W. Bush seine neue Initiative "Healthier US". Alle Bürgerinnen und Bürger sollen sich 90 Minuten am Tag der körperlichen Ertüchtigung widmen. Der Präsident selbst will mit gutem Beispiel vorangehen, und die ca.5000 MitarbeiterInnen des Weißen Hauses wurden von ihm angehalten, es ihm gleichzutun. Ein solches Gesundheitstraining wird gewiß auch deshalb seinen Nutzen haben, weil etwa 45 Millionen US-BürgerInnen es sich aus finanziellen Gründen nicht leisten können, einer Krankenkasse anzugehören. Allerdings: fast die Hälfte der ArbeitnehmerInnen in den USA hat mindestens zwei Jobs, weil einer allein den Lebensunterhalt nicht sichern würde, der Lohn ist zu gering. Da könnte die Zeit fürs Training knapp werden, aber ein Mehrfachjob stellt große Anforderungen, und die halten fit.

Ossietzky 14-02