Lateinamerikas koloniales Gedächtnis: Vom Ende der Ressourcen, so wie wir sie kennen

Internationale Konferenz

Freitag, den 15. und Samstag, den 16. Oktober 2010 Berlin

Ein Programm des Theaters Hebbel am Ufer und des Goethe-Instituts Buenos Aires in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung

Die drei Segelschiffe von Kolumbus brachen vor mehr als 500 Jahren von der Küste Spaniens auf, um eine alternative Route nach Asien zu suchen und sich damit eine sichere Quelle für die Ressourcen von damals zu sichern: Gold und Gewürze.

Lateinamerika war während der spanischen Kolonialzeit - aber auch nach der Gründung der Nationalstaaten um 1810 - einer der weltweit wichtigsten Rohstofflieferanten der Industrieländer. Die Region war ausschlaggebend für die gesamte Entwicklung des Kapitalismus. Damals standen die Edelmetalle Gold und Silber im Mittelpunkt, danach Zinn. Heute hat sich wenig geändert: Lateinamerika öffnet weiterhin seine Adern und liefert Edelmetalle und Erdöl, seltene Erden und Erdgas, Holz, Kautschuk, Fleisch und Weizen, Soja, Palmöl, Mais und Zucker. Die mineralischen und agrarischen Rohstoffe liefern immer noch den wichtigsten Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum auf dem Subkontinent. Doch trotz Wachstum ist das Gefälle zwischen arm und reich nicht kleiner geworden, im Gegenteil. Nirgendwo auf der Welt ist es größer als in Lateinamerika.

Das in den vergangenen zwei Jahrhunderten lateinamerikanischer Nationalstaaten und in der kolonialen Zeit davor entstandene Exportmodell hat keine Zukunft. Die Ressourcen sind begrenzt, der Raubbau an der Natur lässt sich nicht ungebremst fortsetzen. Dennoch wollen Regierungen und internationale Konzerne die epochale Trendwende nicht wahrnehmen.

Wie soll die Erde eine steigende Anzahl an Menschen verkraften, die wachsenden Wohlstand beanspruchen? (Wie) Ist der auf Plünderung der Natur beruhende Wohlstand demokratisierbar, ohne die Biosphäre zu zerstören oder den Klimawandel weiterhin voranzutreiben?

Mit diesen und weiteren Fragen wird sich ein mehrtägiges Kolloquium von Experten und Vertretern aus der politischen Praxis auseinandersetzen, bei dem u.a. Fernando Coronil (Venezuela/USA), Luis Tapia (Bolivien), Javier Ponce (Ecuador), Ana Esther Ceceña (Mexiko), Chacho Liempe (Territorio Mapuche/Argentinien), Stefan Schmalz, Elmar Altvater (D) und Klaus Schenk (D) die verheerenden Folgen der fortdauernden Ressourcenausbeutung diskutieren und versuchen, mögliche Alternativen aufzuzeigen.

Ort: Hebbel am Ufer (HAU 3), Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin

Hebbel am Ufer, Berlin und Goethe-Institut Buenos Aires In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung

Mit Simultanübersetzung

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1. Die Grenzen des Ressourcen-Ausverkaufs

 

* Die Konsequenzen von Monokulturen

* Ernährungssicherheit

* Akkumulation durch Enteignung in Lateinamerika

* Peak Oil, Peak Soil und Peak World. Konkrete Erfahrung aus den Bewegungen

 

Mit:

- Eduardo Molinari (RA)

- Raúl Zibechi (U)

- Gipi Fernández (RA)

- Elmar Altvater (D)

Moderation: Benny Härlin (D)

 

Freitag, 15.10., 18.00 bis 20.30 Uhr

 

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2. Die offenen Adern Lateinamerikas

 

* Der neue Bergbau-Boom in Lateinamerika als soziales Konfliktfeld

* 'indigene' Modelle der Naturerhaltung versus ausbeuterische Produktionsmatrix

* Natur als Rechtssubjekt in Ecuador

* Konkrete Erfahrungen aus den Bewegungen gegen Tagebaue

 

Mit:

- Maristella Svampa (RA)

- Javier Ponce (Ecuador)

- Gabriela Romano (RA)

- Mirta Antonelli (RA)

Moderation: Klaus Schenk (D)

 

Samstag, 16.10., 14.30 bis 16.30 Uhr

 

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3. Jenseits des Eurozentrismus

 

* Lateinamerikanische Versuche alternativer Staatsmodelle

* der Fall Evo Morales: zwischen Indigenismo und Exportzwang

* Hugo Chavez' bolivarianische Revolution

* Neokolonialismus/Postkolonialismus: die Idee von Lateinamerika

* konkrete Erfahrungen aus den Bewegungen

 

Mit:

- Luis Tapia (Bolivien)

- Fernando Coronil (Venezuela)

- Chacho Liempe (Mapuche)

Moderation: Gabriela Massuh (RA)

 

Samstag, 16.10., 20 bis 22 Uhr

 

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4. Lateinamerika in der globalen geopolitischen und ökologischen Dynamik

 

* Lateinamerika innerhalb der neuen imperialistischen Weltordnung

* Ressourcen, Militarisierung und soziale Bewegungen: Das IIRSA und die Beschleunigung des Wettbewerbs in Lateinamerika

* Peak Soil - Die globale Jagd nach Land und die aufgezwungene Korruption lokaler Regierungen

* die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Gegner

 

Mit:

- Stefan Schmalz (D)

- Ana Esther Ceceña (Mexiko)

- Thomas Fritz (D),

Moderation: Peter Birle (D)

 

(2 Std.) Samstag, 16.10., 17 bis 19 Uhr