Generalstreiks sind in Deutschland noch Zukunftsmusik. SyndikalistInnen übten dennoch Solidarität
Am 14. November kam es in Griechenland, Spanien, Portugal, in Teilen Italiens und Belgiens, auf Malta und auf Zypern zu einem gemeinsamen Generalstreik. Hunderttausende beteiligten sich. In Deutschland reichte es leider nicht mehr als zu einem Aktionstag: www.fau.org berichtete über kleinere Aktionen u.a. in Berlin, Bochum, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Köln, Hannover, Stuttgart und Münster. Das Allgemeine Syndikat Dresden organisierte eine Demonstration, die FAU Berlin rief zur Teilnahme an einer Bündnisdemonstration auf. In Berlin hatte zuvor auch der DGB zur Solidaritätskundgebung geladen, an der sich ca. 400 KollegInnen beteiligten.
… in Dresden: Präsenz erzeugen
Das FAU-Syndikat Dresden solidarisierte sich im Oktober und November durch insgesamt fünf Aktionen mit dem europäischen Aktionstag 14N und den Generalstreiks in Südeuropa.
Am 31. Oktober fand in Dresden eine FAU-Demonstration unter dem Motto „Wir haben eine Würde zu verteidigen! – Globale Solidarität gegen Sozialkahlschlag und Ausbeutung” statt. Nach einer Kundgebung auf dem Hauptbahnhof zogen die ca. 150 Demonstrierenden vier Stunden lang durch die Stadt. In Redebeiträgen wurde die aktuelle Rezession von verschiedener Seite beleuchtet, das Konzept der FAU vermittelt und auf den Aktionstag 14N aufmerksam gemacht. Begleitet wurde die Demonstration von einem Transparent-Workshop, einem Auswertungstreffen und einer gut besuchten FAU-Vorstellung.
Am 14. November waren FAU-Aktive erneut seit dem frühen Morgen in der Stadt unterwegs und verteilten Solidaritätsflugblätter. Am Vormittag besuchten sie eine Kundgebung der streikenden LehrerInnen im Bezirk. Bis 22 Uhr hatten die GewerkschafterInnen in 10 Stadtteilen mehr als 15.000 Flugblätter ausgegeben und weitere 5.000 per Postwurf verteilt. Die positive Resonanz auf die Solidaritätsaktionen waren auch ein lokaler Erfolg für das Syndikat das sich nun über an einem breiten Interesse an seiner Arbeit erfreuen kann.
… in Berlin: für kämpferische Gewerkschaften überall!
Zwischen 700 - 1000 Teilnehmende zogen in einer eigenen Demonstration nach einer zuvor beendeten Kundgebung des DGB am Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz, zu der verschiedenste kämpferische Organisationen aus Berlin aufgerufen hatten. Davon schlossen sich mindestens 150 Leute dem schwarz-roten Block um die anarchosyndikalistische Jugend (ASJ) und die FAU Berlin an, der unter dem Motto „Runter vom Sofa – rin in die Kartoffeln!“ innerhalb der Demonstration präsent war. Auf vielsprachigen Transparenten bekundeten die Demonstrierenden ihre Solidarität mit dem Arbeitskampf der Streikenden in Südeuropa, wobei insbesondere die Situation in Spanien im Vordergrund stand.
Gleichzeitig erinnerten die Demonstrierenden daran, dass es ein ruhiges Hinterland im Zentrum der Eurozone nicht geben soll. Nicht nur die Solidarität mit der Arbeiterklasse in anderen Ländern gebietet dies, sondern auch und gerade eigene Interessen. Schließlich werden auch hier in Deutschland seit Jahren Löhne gedrückt, Arbeitsverhältnisse verschlechtert und immer wieder leider erfolgreiche Angriffe auf die Sozialsysteme gestartet.
Kämpferische Gewerkschaftsarbeit, die sich nicht im kurzfristigen Protest, den Ritualen linker Bewegungen oder der Arbeit in Institutionen erschöpft, ist notwendig, wenn wir dem ernsthaft etwas entgegensetzen wollen. Protest kann ein Anfang oder auch ein Zwischenschritt sein, reicht aber alleine nicht aus: Organisierung und Planung konkreter gegenseitiger Unterstützung und vor allen Dingen ein langer Atem sind notwendig, um die Voraussetzungen für wirkliche Veränderungen zu schaffen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Direkten Aktion #215 - Januar / Februar 2013